Du weichst meiner Frage aus. Wie soll ein rocktagender Ehemann mit der Angst seiner Frau umgehen?
Wenn du den Eindruck hast, ich würde deiner Frage ausweichen, so hast du nicht ganz unrecht. Allerdings sehe ich deine Frage nicht zu meinem eigentlichen Anliegen passend. Wie wäre es, dafür einen neuen Thread aufzumachen?
Mein Anliegen war es, nicht die Einflüsse von einer Handvoll von Personen aufzugreifen und als Meinung der Gesellschaft anzusehen, die dann Druck ausübt. Die Gesellschaft tut einem nicht weh, macht nichts, "gesellschaftlicher Druck" ist eine Chimäre. Eine Verallgemeinerung auf Grundlage der Ansichten einiger weniger ist unseriös, sie passt aber gut in die Thematik moralinsaures Schwarz-Weiß- oder Schubladendenken.
Gruß
Matthias
Lieber Matthias,
ich glaube, den Grund des Aneinandervorbeiredens erkannt zu haben.
Wenn Du "die Gesellschaft" sagst, meinst Du die ganze Gesellschaft und zwar als aktiv handelndes Subjekt, von dem Du mir Recht sagst, dass es das so nicht gibt.
Wenn ich "die Gesellschaft" sage, meine ich andere Menschen, die Teile der Gesellschaft sind und eben auch aktiv handelnde Subjekte. Ihr Handeln kann z.B. darin bestehen, dass sie einem ihre Meinung sagen oder dass sie als Eltern oder Erzieher einem Werte beibringen. Man kann dann vielleicht irgendwann zu dem Ergebnis kommen, dass man einzelnde Werte nicht mehr teilt, und sich trotzdem nicht trauen, ihnen offen zu widersprechen. Das empfindet man dann als gesellschaftlichen Druck. Und wenn man selbst ihnen widerspricht und auch ihnen entegegen handelt, aber andere einem wichtige Personen haben Angst, mitzuziehen, dann haben sie in diesen anderen einem wichtigen Personen auch wieder aktiv handelnde Teile der Gesellschaft.
Sicher ist die Gesellschaft ein Produkt einzelner Menschen, ein externalisiertes Konstrukt, das zu einer sozialen Tatsache wird und das wiederum einwirkt auf die Konstrukte, die jeder einzelne während der Sozialisation aufbaut, so dass man auch von der gesellschaftlichen Konstruktion der Wirklichkeit spricht (also in der Wissenssoziologie).
Wenn Du gesellschaftliche Konstrukte als Chimären bezeichnest, hast Du Dich von Ihnen unabhängig gemacht, hast sie überwunden. Sicher hast Du aber andere Konstrukte in Dir, die Dir wichtig sind und die Dir wirklich erscheinen, die für andere Menschen unwichtig und unwirklich sind.
Wir sind alle ständig dabei, zu konstruieren und zu dekonstruieren und so Wirklichkeit von Unwirklichkeit und Wichtigkeit von Unwichtigkeit zu unterscheiden versuchen.
Wir können uns das Bild konstruieren, dass Rock tragen nichts mit Gender zu tun hat, sondern einfach nur das Tragen eines einröhrigen Beinkleides, oder wie Juliane, dass Rock tragen der Ausdruck der Sehnsucht nach mehr Schönheit ist, die frecherweise die Frauen für sich alleine beanspruchen. Allles Vorstellungen, die wir auf ihre Lebenstauglichkeit überprüfen, dabei aber nicht unbedingt zu denselben Antworten kommen.
So, ich muss los, habe gleich einen Termin.
Aber was denkst Du über meine Festestellungen?
LG, Micha