Autor Thema: Im Rock auf der Arbeit  (Gelesen 78216 mal)

Offline Yoshi

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Antw:Im Rock auf der Arbeit
« Antwort #855 am: 08.03.2024 17:42 »
Ich sehe hier immer noch niemanden, der etwas gegen die LGBT-Community hat.
Nur gegen die sehr aufdringliche Pseudo-Vielfalts-Propaganda.
Aber habt ihr euch schonmal mit der Möglichkeit auseinandergesetzt, daß diese Propaganda NICHT von der LGBT-Community selber, sondern von ganz anderen Kräften initiiert wird? Und damit kontraproduktiv wird, möglicherweise in voller Absicht? Wer mal wirklich die Augen aufmacht und hinguckt, den springt das förmlich an ...

Wie könnte man stattdessen über "echte" Vielfalt und queere Rechte aufklären? Welche Inhalte sollte eine "alternative" queere Bewegung verfolgen? Wer sollte diese unterstützen und fördern?

Offline hirti

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Antw:Im Rock auf der Arbeit
« Antwort #856 am: 27.03.2024 08:22 »
Gestern war ich wieder mit Rock in der Arbeit.
Einmal mehr ist es mein Faltenrock im Kilt-Stil von More & More geworden. Ich kann nur jedem empfehlen, sich so etwas zuzulegen der mit Rock in die Arbeit möchte, dem das als Mann wahrgenommen werden aber trotzdem wichtig ist. Ich finde den Rock einfach eine stilsichere Nummer und mache mir mittlerweile kaum mehr Gedanken, darin einem Kunden gegenüberzutreten.
Man sollte sich trotzdem nicht täuschen lassen - selbst dieser Rock mit Strumpfhose ist und bleibt für normale Menschen, die unsereins im Rock noch nie gesehen haben, eine ziemlich irritierende Überraschung.

Der Leder-Blazer ist ebenfalls so eine Allzweckwaffe die ich jedem nur empfehlen kann, der diesen Stil mag. Er ist nicht so lang wie Herrenjacken (die für mich zu Rock und Kleid ungünstige Proportionen erzeugen), aber auch nicht taillenkurz. Ich habe zwar auch taillenkurze Jacken, die sind mir aber für die Arbeit irgendwie zu feminin außerdem muss man ein glückliches Händchen beweisen um eine zu wählen die nicht gerade den Bauch betont (weil Taille iss ja nich, zumindest bei mir).
Nachhaltig ist der Blazer auch - ich hab ihn vor 10 oder 15 Jahren gebraucht gekauft. Gutes echtes Leder hält locker so lange, trägt sich gut und ist pflegeleicht und der Schnitt ist zeitlos.

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Online high4all

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Antw:Im Rock auf der Arbeit
« Antwort #857 am: 27.03.2024 09:10 »
So einen Look würde ich auch tragen! :)
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Offline JoHa

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Antw:Im Rock auf der Arbeit
« Antwort #858 am: 27.03.2024 09:53 »
Ich auch!
Ich würde nicht nur, sondern ich habe es tragbereit im Schrank.
Nicht Johannes. Joachim!


Offline cephalus

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Antw:Im Rock auf der Arbeit
« Antwort #859 am: 27.03.2024 12:16 »
Wie immer, Hirti 👍

Offline Yoshi

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Antw:Im Rock auf der Arbeit
« Antwort #860 am: 27.03.2024 18:36 »
Ich arbeite nun seit fast einem Monat in meiner neuen Einrichtung. Es ist wirklich ein himmelweiter Unterschied und eine Befreiung. Eltern reagieren sehr offen und positiv auf mich, ich wurde mit warmen und herzlichen Worten empfangen und gerade der Umstand, dass ich ein männlicher Erzieher bin ist für viele ein Grund zur Freude.
Ich war schon häufiger in Röcken auf der Arbeit, Nagellack trage ich sowieso immer und ich habe auch Pullover oder Hosen getragen, die eindeutig als Damenkleidung zu erkennen sind. Am Verhalten der Eltern hat das nichts geändert, kein passiv-aggressives Verhalten, keine negativen Schwingungen, keine abwertenden Blicke, keine Kontaktvermeidung oder ähnliches. Was hinter meinem Rücken gesprochen wird, weiß ich natürlich nicht, aber es sind alles Anzeichen, dass es für die Eltern nicht problematisch zu sein scheint. Jedenfalls gab es bisher keine Beschwerden beim Team. Was so ein Wechsel bewirken kann und wie unterschiedlich Familien auf Männer in Kitas und Männer in Röcken reagieren können. Drüben war es ein Cocktail von den übelsten sexistischen Anfeindungen, hier ist mein Geschlecht sogar ein positiv, fast schon euphorisch gewerteter Umstand, der mich zu einer Besonderheit macht.

Die Kinder sind mittlerweile weitestgehend an meinen besonderen Kleidungsstil gewöhnt. Meine Motive oder Muster, der Nagellack, die Leggings und die Röcke sorgen oft in positiver Weise für Gesprächsstoff. Die Kinder finden mich cool und mögen mich. Heute war ich sogar im Hortbereich aushelfen. Die Kinder dort bekommen mich nur selten zu Gesicht, weil sie in einem anderen Stockwerk sind. Sie warfen mir nur neugierige Blicke zu und kamen mit mir gleich ins Gespräch, wobei es da nicht um meine Kleidung ging. Schließlich hatten sie mich beim ersten Aufeinandertreffen gefragt, warum ich einen Rock trage und mit meiner Antwort war das Thema für sie erledigt. Es erinnert mich alles sehr stark an eine andere Einrichtung, in der ich mal im gleichen Stadtteil gearbeitet habe. Meine Kolleginnen sprechen mich mittlerweile auch auf meine Kleidung an und sind immer sehr fasziniert von meinen Outfits. Beispielhaft möchte ich mal anhand meines heutigen Outfits berichten, wie die Reaktionen darauf waren.

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Ich betrat mit diesem Outfit heute morgen unsere Einrichtung. Unsere Köchin erspähte mich als Erstes und stieß ein lautes, staunendes: "WOW!" heraus und rief "Kinder, schaut mal!" Zwei Erzieherinnen saßen im Flur mit den ersten Kindern am Frühstückstisch. Sie lachten erfreut, weil sie es nur cool fanden. Eine Kollegin sagte: "Das ist ein richtig gutes Outfit. Den Rock würde ich auch tragen, der ist einfach klasse." Danach wurde David Bowie mit Begeisterung aufgenommen und es entwickelte sich ein Gespräch über Rockmusik und die ausgeflippte Herrenmode dieser Zeit. Die Kinder und Erzieher staunten einfach nur über mein Outfit. Die andere Kollegin meinte: "Hast du schon dein erstes Gehalt für Kleidung ausgegeben? Gestern warst du auch schon so chic gekleidet." Sie sagte zu mir: "Zu meiner Zeit war das ein Skandal, wenn Männer Röcke trugen, aber heute ist das doch vollkommen normal." Ich meinte: "Ja, aber leider nicht bei jedem. Es gibt immer noch Leute, die wahnsinnige Probleme damit haben." Sie sagte: "Das sind einfach nur Idioten. Die werden es nie lernen. Das sind die Ewiggestrigen." Sie ist selbst Anfang 60 und lobte mich bereits am Vortag für eine Damenleggings, die ein rotes Tartanmuster trug: "Du erinnerst mich an meine Jugend in den 70ern. Solche Hosen trugen damals die Bay City Rollers. Das war damals der letzte Schrei."

Nach einigen Minuten kam ein Vater mit seiner Tochter in die Kita. Als er meinen Hoodie entdeckte, sagte er: "Hey cool, Yoshi ist auch ein Rocker wie wir." Er erzählte, dass seine Tochter daheim berichtet, dass ich immer so coole Pullover mit Disney- und Cartoon-Charakteren anziehe, aber mit Rockmusik würde ich sie sogar noch mehr catchen. Dann fuhr er fort mit: "Ich mag solche ausgeflippte Kleidung. Heute haben meine Tochter und ich eine Frau in der Bahn gesehen, die hatte knallig rote Haare." Dabei wanderte sein Blick auf meine Beine und er sagte: "Das war so ein Rot wie Ihre..." Er machte eine Pause und überlegte kurz, um dann zu sagen: "Ist das ein Rock?" - "Ja." - "Die Haarfarbe war genauso rot wie Ihr Rock." Das sagte er mit so einer Selbstverständlichkeit, als sei ein Mann im Rock das normalste auf der Welt.

Im Laufe des Tages riefen mich die Kinder "Yoshi, der Rocker" und das Interesse für David Bowie war sogar so groß, dass wir nicht nur sein Make-Up thematisierten, sondern die Kinder auch seine Musik hören wollten. Meine Kollegin holte ihr Handy heraus und spielte einige seiner Klassiker wie "Space Oddity" und "Starman" ab. Danach stöberte sie in ihrem Handy nach Fotos und sie zeigte uns, dass sie sich mal als David Bowie verkleidet hatte. Sie hatte sogar das exakt gleiche Make-Up, wie auf meinem Hoodie. Des Öfteren verkleidet sie sich und geht auf Kostümpartys.

Als erstes Zwischenfazit kann ich sagen, dass es richtig war, wieder in diesen Stadtteil zu gehen. Man feiert mich ja regelrecht für meine Outfits, so wie ich es von meiner vorletzten Arbeitsstelle kannte. Auch wenn das wieder irgendwelche Forenmitglieder triggern wird, aber man merkt schon, dass es ein linksgrün geprägter Stadtteil ist, der mir mit einem ganz anderen Weltbild begegnet. Da wird ein Rock und Nagellack am Mann als Durchbrechen der Gendernormen erwünscht und wird nicht als gefährliche Ideologie gesehen, die kleine Jungs schwul macht. Gerade der heutige Tag hat mich wieder mal auf eine Euphoriewelle gehoben und nach den schrecklichen Erlebnissen der letzten Monate in meiner alten Einrichtung, genieße ich einfach nur diese positiven Vibes der Eltern, Kinder und meines Teams.

Offline GregorM

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Antw:Im Rock auf der Arbeit
« Antwort #861 am: 27.03.2024 21:27 »
Hallo Yoshi,

es freut mich, dass du so positive Erfahrungen machst!
Gruß
Gregor

Offline cephalus

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Antw:Im Rock auf der Arbeit
« Antwort #862 am: 27.03.2024 23:53 »
Hi Yoshi,
dein Outfit finde ich cool, das hat mich auf den ersten Blick angesprochen. Dass die Reaktionen entsprechend waren, überrascht mich nicht.

Es freut mich, dass Du eine passende Wirkungsstätte gefunden hast.
Ich denke jede gesellschaftliche Gruppe hat eben ihre Ansprüche und Abneigungen, die einen feiern Dich, die andern werden jemand anderen suchen. Schade ist nur, dass sich manche scher tun über ihren Tellerrand hinaus zu sehen. Das ist aber deren Problem...

Offline MAS

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Antw:Im Rock auf der Arbeit
« Antwort #863 am: 28.03.2024 09:06 »
Ich freue mich richtig mit Dir, lieber Yoshi!

LG, Micha
Wer das Leben ernst nimmt, muss auch über sich lachen können.

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Offline hirti

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« Antwort #864 am: 28.03.2024 09:24 »
Hallo Yoshi!

Ich freue mich auch richtig mit dir, dass sich dein neues berufliches Umfeld so erfreulich zeigt!
Es hat sich offensichtlich gelohnt dass du dich nicht mit deiner unglücklichen Situation zufrieden gegeben, sondern dich aufgerafft hast, dir einen besseren Job zu suchen wo man dich nicht nur so akzeptiert, sondern vor allem auch so schätzt, wie du bist.

Dein Bild zeigt mal wieder dass du dir einen tollen, außergewöhnlichen Stil angeeignet hast, der wohl richtig gut zu dir und auch zu deinem Job passt.
Bunt, fröhlich, außergewöhnlich... genau das richtige, wenn man mit Kindern arbeitet!

Online Skirtedman

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Antw:Im Rock auf der Arbeit
« Antwort #865 am: 28.03.2024 12:00 »
Ich schließe mich ganz meinen Vorrednern an!

Offline Yoshi

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Antw:Im Rock auf der Arbeit
« Antwort #866 am: 30.03.2024 13:12 »
Danke für die netten Worte! Ich merke natürlich auch ein anderes Mindset bei mir, wenn ich jetzt Röcke auf der Arbeit trage. Bei meiner alten Arbeitsstelle war es eine Art Trotzreaktion, Rebellion á la: "Ich lasse mir von euch die Röcke nicht verbieten! Deswegen zieh ich heute wieder einen Rock an!" Jetzt ist es wieder ein: "Auf was habe ich heute Lust? Ach, heute will ich den mal anziehen." Ich kann es nicht anders nennen: Es ist eine Befreiung! Ich trage jetzt wieder Röcke, weil es mir Spaß macht und ich mich entfalten kann, nicht mehr weil ich gegen Widerstände rebellieren will und mich nicht unter lassen kriegen möchte.

Mein Arbeit ist viel freier, weil ich ohne Ängste mich auf meine pädagogische Arbeit konzentrieren kann. Vorher hatte ich immer im Hinterkopf, welchen nächsten Shitstorm es bei der Elternschaft auslösen könnte, wenn ich dies sage oder jenes mache. Was könnte man mir als Nächstes vorwerfen? Wie kann man das nun wieder in eine andere Richtung verdrehen? Ich nenne euch mal ein Beispiel von damals: Meine Kollegin schlug vor, dass wir die Laternen für St. Martin mit Regenbogenfarben machen, weil die Kinder momentan gerne Regenbögen malen. Ich antwortete ihr: "Das kann man wieder gegen mich verwenden. Die Eltern meinten doch schon, dass ich ihre Kinder schwul mache. Dann fangen wir jetzt noch an mit Regenbogenlaternen. Das wird dann wieder als Yoshis LGBT-Propaganda interpretiert." Wegen solchen Kleinigkeiten musste ich mir bereits Gedanken machen und "vorsichtig" sein.

Diese Unsicherheit hat sich natürlich auf die ersten Tage meiner neuen Arbeitsstelle übertragen. Beispielsweise war mein erster Arbeitstag ein Fachtag, das heißt der Kindergarten ist geschlossen, weil das Team pädagogische Konzepte erarbeitet. Ich trug bewusst einen Rock, denn bei meiner letzten Arbeitsstelle trug ich am Fachtag zufälligerweise eine Hose, weil ich an dem Tag ganz einfach nur eine Hose tragen wollte, und diese Kleidungswahl letztendlich zu Problemen führte. Die Eltern betrachteten nämlich damals die Fotos vom Fachtag, die einige Tage später am Schwarzen Brett hingen und beschwerten sich beim Team: "Yoshi trug beim Fachtag eine Hose. Der trägt doch Röcke extra nur, damit er die Kinder beeinflusst. Wieso trägt er eine Hose, wenn keine Kinder dabei sind? Das ist doch auffällig." Deswegen trug ich diesmal einen Rock, um dem vorzubeugen. Was ich damit sagen will: Die negativen Erfahrungen haben mein Denken beeinflusst, Ängste und Sorgen entwickelt, die ich vorher nicht hatte und die ich jetzt wieder nach und nach abbaue. Bisher gelingt mir das sehr gut, aber das geht nicht von heute auf morgen, sondern benötigt seine Zeit.

Ich habe mich bei der alten Arbeitsstelle zwar nicht einschüchtern lassen und habe weiterhin Röcke getragen, aber eher dezentere und in Ausnahmefällen mal was außergewöhnliches. Jetzt beschränke ich mich nicht so sehr auf die "light version", sondern zieh einfach an, worauf ich an dem Tag Bock habe. Wenn ich das David Bowie-Outfit anziehen möchte, ziehe ich es an und überlege nicht "Wie fit fühlst du dich heute, um einen möglichen Angriff zu kontern?" Die verbalen Angriffe wurden zwar nie persönlich bei mir geäußert, aber mir wurden die Beschwerden ja von den Kolleginnen zugetragen und ich habe auch die Mails gelesen. Ich bin zwar psychisch stabil, aber das macht einen auf Dauer kaputt und wir reden hier nur von sechs Monaten! Jedenfalls ist meine Quote an extravaganten Outfits erheblich gestiegen, denn ich trage es, wenn ich es will und nicht nur wenn ich mich an dem Tag besonders widerstandsfähig und stark gegenüber Hatern fühle. Es macht auch riesigen Spaß, wenn man so begeisterte Reaktionen zurückbekommt. Ich bin jetzt zwar nicht abhängig von Euphorie und Beifallsbekundungen, aber ich kann nicht leugnen, dass es mir unheimlich gut tut und es sich sehr positiv auf meine Selbstsicherheit und Psyche auswirkt. Deswegen auch nochmal eine Entschuldigung an dieser Stelle, wenn ich auf Outfitkritik etwas empfindlicher reagiert habe als sonst. Es war einfach eine wirklich schwierige Zeit für mich! Mittlerweile poste ich auch wieder Bilder von Outfits, weil ich mich damit wohl fühle.

Es ist auch befreiend, sich nicht jeden Tag vor den Kindern "rechtfertigen" zu müssen, dass man Röcke, Nagellack, rosa, Stiefeletten, Leggings, etc. trägt. Auf Dauer war es wirklich zermürbend mich für jedes einzelne Kleidungsstück bei den Kindern zu erklären, weil die Eltern sagen, dass ich was "Verbotenes" mache ("Nagellack ist bei Jungs verboten."), Fragen bezüglich meiner Sexualität zu hören ("Hast du einen Mann Zuhause?") oder mich beschimpfen zu lassen ("Geh nach Hause und zieh dir eine Hose an.") Selbst wenn ich ein klassisches "männliches" Outfit aus Hose, Hoodie und Sneakers trug, wurde das zum Diskussionsthema gemacht. Jeden Tag und egal, was ich anzog - es stand immer zur Debatte! Anfangs waren die Kinder nicht so, das wurde ihnen eingepflanzt von den Eltern, von denen sie für ihre Zwecke missbraucht wurden. Jetzt ist es so, wie ich es von Kindern normalerweise kenne. Den Großteil bockt es nicht, ein Teil ist interessiert und überrascht, fragt nach dem "Warum?" und damit ist das Thema abgeschlossen oder sie finden es toll und kommen immer wieder, weil sie fasziniert sind von dieser Abweichung und mich gerade deswegen so cool finden.

Ich habe nun endlich mit dem Thema abschließen können. Die zwei Monate ohne Arbeit haben gut getan, um das zu verarbeiten, aber sie waren auch nicht leicht für mich, weil ich natürlich große Ängste entwickelt hatte, was bei mir sogar zeitweise zu schweren Panikattacken führte, bei denen ich dachte, dass ich gleich ersticke oder einen Herzinfarkt bekomme. Es hat auch meinen Blick auf Queerfeindlichkeit geändert und mich für diese Themen nochmal mehr sensibilisiert, aber auch emotionalisiert. Aus solidarischem Gleichgerechtigkeitssinn wurde es durch eigene Betroffenheit auch zum persönlichen Thema für mich. Man kann es viel besser nachempfinden, wenn man es am eigenen Leib erfahren hat. Wie Hirti bereits sagte: es war absolut die richtige Entscheidung zu wechseln und ich habe vieles zurückgewinnen können: Freiheit, Wertschätzung, Gelassenheit, Lebensfreude oder kurz gesagt: meine Lebensqualität hat sich dadurch exorbitant verbessert!

Nochmal vielen Dank für die ganze Unterstützung, netten und aufbauenden Worte, die offenen Ohren und Kommentare hier im Forum. Das war eine große Hilfe, die auch einen Anteil an meiner positiven Wendung in den letzten Wochen und Monaten hatte. Deswegen danke an jeden, der sich daran beteiligt hat.

Offline JoHa

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« Antwort #867 am: 31.03.2024 20:18 »
Da muß ich an die Worte eines Psychotherapeuten denken, der sgate, die eigentlichen Therapeuten seien die Patienten, die sich gegenseitig bereichern und motivieren; die bezahlten Therapeuten seien nur Beobachter und Moderatoren. Wenn die Gruppe das leisten konnte, bin ich richtig glücklich, euch um mich zu wissen!
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Offline JJSW

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Antw:Im Rock auf der Arbeit
« Antwort #868 am: 05.04.2024 12:37 »
Ab sofort bin ich auch wieder im Rock auf der Arbeit. Geht ganz entspannt und problemlos.
Noch zweieinhalb Stunden bis Feierabend und Wochenende 👍🌞

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Grüßle
Jürgen
Laßt Euch nicht von Zweifeln plagen
und genießt das Röcketragen

Offline hirti

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« Antwort #869 am: 05.04.2024 13:30 »
Hallo Jürgen!
Erstklassig! Das freut mich, dass auch bei dir die Rocksaison in der Arbeit wieder starten konnte!
Man kann durch die Sicherheitsausrüstung natürlich nicht so viel davon sehen, aber Jeansrock geht wirklich zu allem => in deinem Fall passt er auch richtig gut zu Arbeitsschuhen und Mantel!

Wenn ich mir dein Umfeld ansehe, kann ich auch nachvollziehen warum du im Winter keinen Rock trägst. Ein langer ist hier nicht wirklich bequem und mit einer empfindlichen Feinstrumpfhose möchte ich in diesem Umfeld auch nicht gern unterwegs sein.

Ich hab's da ein wenig rockfreundlicher in meinem sauberen Büro und bin heute mit einem Lederkostüm zur Arbeit gekommen. Außerdem habe ich - Büroumfeld sei dank - mir heute auch den Luxus etwas höherer Absätze gegönnt, die ich zwar schon an Stiefeln, sonst aber noch nicht im Büro getragen habe.

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