Das besondere an den sozialen Geschlechterrollen ist, dass sie gelernt und eingeübt werden müssen (im Prinzip wie eine Theaterrolle) und somit variabel adaptierbar sind gemäß den Anforderungen der jeweiligen Epoche und des Zeitgeists.
Aha, der Hahn übt also nur seine Geschlechterrolle ein, wenn er auf seine Hennen aufpasst und überwiegend wegen Raubvögeln zum Himmel schaut und bei Gefahr kräht, um die Hennen zu warnen, weil die biologisch mehr Energie aufnehmen müssen und mit fressen beschäftigt sind. Oder wenn der Hahn sich eher einen Marder stellt als eine Henne. Oder zwei Hähne sich bekämpfen (Hennen nicht), ist alles variabel und dem Zeitgeist unterlegen? äh...?
Hosen waren mal nur für Männer gemacht. Undenkbar, dass Frauen die jemals tragen.
Im Orient trugen Frauen schon seit Gedenken Hosen.
Hosen waren im Patriarchat das Herrschaftssymbol und Alleinstellungsmerkmal der Männer. Dieser gesellschaftspolitische Anspruch hat sich auch in der allgemeinen Ästhetik niedergeschlagen.
Wo sind die Hosen ab dem 19.Jhd ästhetisch? Es ist schwer zu glauben, dass die Hose sich nur wegen einem Patriarchsgrund so hartnäckig hält, wenn man bedenkt, wie negativ Männlichkeit heutzutage besetzt ist. Die Hose wäre doch das erste Indiz dafür, um das Bild des Unterdrückers und Frauenschlägers zu erfüllen. Als Rockträger würde man sich dagegen sichtbar von solchen Vorwürfen distanzieren (können).
Der treffendere Grund für Hosen ist wohl mehr, dass Männern nicht vorzeigbare Beine und einen hässlicheren Körper zugeschrieben wird. Schöne Beine sind weiblich, glatt und lang. Und nicht kurz geraten und übertrieben muskulös, kantig. Das musst du mir nicht glauben. Aber du kannst ja mal Männer fragen, warum sie keinen Rock anziehen, als auch dann, wenn sie es bei dir toll finden. Männer die ich, nachdem sie mir sagten, dass es an mir gut aussieht, fragte warum sie keinen Rock anziehen, sagten, dass sie nicht die Beinen dafür hätten und keine Frauenbeine haben. 2. Grund ist, dass viele ihr Packet verpackt und gegen potentielle Schläge geschützt wissen wollen. Da sind wir wieder bei dem Hahn, der im Durchschnitt kampflustiger ist, als die Henne. Der 3. Grund ist, so habe ich das Gefühl, dass man eine Ablehnung bei Röcken generiert wird, indem oft Frauen immer wieder gebetsmühlenartig wiederholen, wie schlecht man es als Frau hat und wie unpraktisch doch Röcke sind und dass man alles darunter sehen kann und (den Blicken) schutzlos ausgeliefert ist. usw. So erhalten Frauen sich ganz einfach die Macht an dem Exklusivrecht ihrer Garderobe, ohne einen wirklichen Widerstand der Männer befürchten zu müssen. Komischerweise reagieren nämlich viele Mädchenmütter bei Pink an ihren Töchtern genauso hysterisch, wie wenn ein Junge sich Haarspangen ins Haar klemmen würde oder im rosanen Tüllrock in den Kindergarten ginge. Warum sollte ein Mann einen Rock oder dergleichen ausprobieren, wenn er schon im vornherein von Frauen zu hören bekommt, wie scheiße eigentlich Röcke sind und dass Hosen viel praktischer sind, aber sich bei warmen Temperaturen Frauen genau dagegen eintscheiden? Respektive gilt das auch für die Kindererziehung, die die meisten Frauen nicht aus der Hand geben aber darüber jammern, dass wenige Männer die Kinderbetreuung nicht vollständig übernehmen (können).
Wir finden schön, was wir schön finden wollen
Ich würde sagen: Wir finden schön, was uns durch unsere Sozialisation als schön beigebracht wurde.
Allerdings muss die Sozialisation ja nicht abgeschlossen sein.
LG, Micha
Wie Rockio schon richtig sagte, spielen Attraktivitätsmerkmale eine große Rolle. Lange Beine haben sich als Attraktivitätsmerkmale herausgebildet, weil sie von Schnelligkeit und einem schnellen Läufer zeugen. Menschen mit langen Beinen konnten sich früher schneller in Sicherheit bringen. Das war ein Überlebensvorteil.
Trotzdem liegt der Fokus bei Männern auf Frauenbeine höher als bei Frauen auf Männerbeinen. Frauen achten mehr auf breite Schultern und einen muskulösen Oberkörper bei Männern als auf ihre Beine. Lange Beine als Schönheitsideal sind dadurch entstanden, weil bei pupertierenden Mädchen die Gliedmaßen noch unverhältnißmäßig länger sind als zum restlichen Körper, weil sie schneller wachsen. Deswegen wirken lange Frauenbeine attraktiv, weil lange Beine von Jugend zeugen und später von Frauen auch wieder so unverhältnismäßig in Szene gesetzt werden, wenn der Körper sich an den das Längenverhältnis der Gliedmaßen angepasst hat.
Danke, dass Gregor noch mal betont, wie flüchtig und variabel Mode sein kann. Was mal war, ist unter Umständen für die Zukunft ohne Bedeutung. Die Meinungen sind so vielfältig, das sich kein gemeinsamer Nenner finden wird. Aber wenn die Grenzen so austauschbar sind, dann ist das Überschreiten der Grenzen doch naheliegend. Das „Plündern“ im Kleiderschrank des Partners oder ein Skirt sharing sind doch eine Versuchung wert. Gerade wir hier im Forum machen das bereits. Wenn wir unsere Röcke in der Damenabteilung kaufen, betreiben wir Genderbending bzw. Genderstreaming. Vielleicht lohnt sich das zu einem Trend zu entwickeln.
Trends sind aber nur von kurzer Dauer. Danach fängt man wieder von vorne an, sich neu zu erfinden. Das ist der Unterschied zu angstammmter Kleidung, die sich evolutionär aus den geschlechtlichen Begebenheiten und Interessen/Neigungen herausgebildet haben könnte/hat. Zu Loveparadezeiten waren Männerröcke auch trend. Mit dem Ende der Technowelle waren auch die Männerröcke weg.