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Röcke und mehr... => Artikel und Presseberichte => Thema gestartet von: Barefoot-Joe am 29.04.2018 22:31

Titel: Frauen in Männerkleidung
Beitrag von: Barefoot-Joe am 29.04.2018 22:31
Wenn ihr mal sehen wollt, wie verrückt Frauen in Männerklamotten aussehen...

http://exploringgender.tumblr.com/post/173406023092/suitupweird-inspiration-women-in-menswear (http://exploringgender.tumblr.com/post/173406023092/suitupweird-inspiration-women-in-menswear)

Da kann man mal sehen, wie normal uns das meiste erscheint, obwohl das im Grunde heftigstes Crossdressing ist.
Titel: Re: Frauen in Männerkleidung
Beitrag von: JJSW am 29.04.2018 23:18
Also wenn's ihnen gefällt, sollen die Damen ruhig auch crossdressen.
Aber ich bin froh, daß meine Liebste keine Anzüge und Krawatten mag.
Jeans, T-Shirts, Sweatshirts und Karohemden reichen ihr.
 ;)

Grüßle
Jürgen
Titel: Re: Frauen in Männerkleidung
Beitrag von: GregorM am 30.04.2018 06:40
Ich denke, es muss um diese Seite handeln:

http://blog.suitupweird.com/post/79460803248/inspiration-women-in-menswear-wear-it-weird (http://blog.suitupweird.com/post/79460803248/inspiration-women-in-menswear-wear-it-weird)

Ehrlich, ich sehe nicht das Geringste betreffend Crossdressing, wenn ich mir diese Frauen ansehe. Sie haben die Sachen so kombiniert, dass man nie den Eindruck bekommt, sie möchten wie Männer aussehen.

Es wäre vermutlich nicht Mitte des letzten Jahrhunderts gegangen, aber in der Zwischenzeit ist so viel in der Frauenmode passiert, dass fast alles normal wirkt, wie auch Barefoot-Joe sagt.

SUW – SuitUpWeird – ist eine vermutlich neue Firma, die in Malmö, Schweden zuhause hat, und die angeblich versucht, Männerbekleidung lässiger und erfrischender zu gestalten – was ich gut finde:
    
“SUW is for the person who wears his garments fearlessly, independent and with originality. SUW does not apply any rules or restrictions on how you should dress up. Wear your clothes in relationship with your own personality and character – wear it weird”

https://suitupweird.com/pages/about (https://suitupweird.com/pages/about)


Ihre Philosophie ist auf ihrem Blog zu sehen:

http://blog.suitupweird.com (http://blog.suitupweird.com)

Der Blog ist meiner Meinung nach sehr gut gestaltet.

Gruß
Gregor
Titel: Re: Frauen in Männerkleidung
Beitrag von: JJSW am 30.04.2018 07:29
Guten Morgen

Das ist wohl die Frage, was man unter Crossdressing versteht
Sich von der Kleidung des anderen Geschlechts zu bedienen und das einfach zu tragen
oder sich perfekt durch Kleidung und Zubehör in das andere Geschlecht zu verwandeln.

Ich glaube, das ist nicht genau definiert und jeder versteht es etwas anders.

Grüßle
Jürgen
Titel: Re: Frauen in Männerkleidung
Beitrag von: high4all am 30.04.2018 08:21
Wenn ich die Sachen so trage, wie es die Frauen auf den Fotos tun, bekommen die Leute große Augen. Denn für (angebliche) Männerkleidung sind die Sachen viel zu auffällig.
Titel: Re: Frauen in Männerkleidung
Beitrag von: Zwurg am 30.04.2018 09:01
Hm, die Frauen tragen zwar Kleidung die früher Männern vorbehalten waren, aber wenn ich sie mir so ansehe, ist die Passform auf die weibliche Anatomie angepasst worden. Und an den Frisuren und Gesichtern und Körperformen sind sie sofort als Frauen zu identifizieren. Teilweise haben sie die Kleidung ja auch mit Frauensachen kombiniert.

Nach dieser Definition sind meiner Meiung nach mittlerweile alle Frauen Crossdresser, selbst meine mittlerweile 83jährige Mutter. Auch sie trägt mittlerweile hauptsächlich Hosen.

Wenn sie mal wieder meine Röcke kritisiert und meint das wären Frauensachen, weise ich sie darauf hin, dass sie es genau so macht, nur muss sie keinen Mut dazu aufbringen und sie hat auch nichts dafür getan dass es heute so ist, obwohl  sie ja in einer  Zeit aufgewachsen ist in der Frauen in Hosen ziemlich Tabu waren.
Und sie selbst hat ja bis Ende der 70iger hauptsächlich Kleider und Röcke getragen, wie sich das nach den Fotos der alten Familienalben leicht nachweisen lässt.

Und genau das möchte ich auch.
Frauensachen die auf meinen männlichen Körper und meine männlichen Bedürfnisse und meinen männlichen Geschmack passen, die ich kombinieren kann wie mir das dann eben in den Sinn kommt.

Und ich kritisiere nicht die Art der Kleidungsstücke in denen manche sich gerne hier präsentieren, sondern die Art: Mit Busenschnitt, Hüftschnitt und Dekolletes sind sie eben immer noch dem weiblichen Körper angepasst und nicht dem männlichen. Und wenn mich die Frisur dann auch noch mehr an eine Frau erinnert als an einen Mann, ist das meiner Meinung auch kritikwürdig.
Titel: Re: Frauen in Männerkleidung
Beitrag von: high4all am 30.04.2018 09:27
Und wenn mich die Frisur dann auch noch mehr an eine Frau erinnert als an einen Mann, ist das meiner Meinung auch kritikwürdig.
Neulich im Zug habe ich eine Frau mit einem 5-Millimeter-Haarschnitt gesehen und als Kontrast zwei Männer mit langen Haaren. Der eine hatte Haare, die bis in die Taillengegend reichten, teils hatte er Rasta-Zöpfe eingearbeitet. Der andere hatte eine schulterlange, lockige Haarpracht, dazu hatte er eine schwarz-weiß gestreifte Hose sowie Cowboy-Stiefel an.

Die Frisuren anderer Leute (inkl. der Mitglieder dieses Forums) gehen niemanden das Geringste an, um es ganz klar zu formulieren.

Titel: Re: Frauen in Männerkleidung
Beitrag von: cephalus am 30.04.2018 09:55
Hallo Hajo,
das sehe ich nicht so:

Die Frisuren anderer Leute (inkl. der Mitglieder dieses Forums) gehen niemanden das Geringste an, um es ganz klar zu formulieren.

Wenn jemand ein Bild mit Frisur hier einstellt, ist auch sie ein Teil der Gesamtwirkung und man darf sich dazu ebenso seine Meinung bilden wie über diesen oder jenen Rock.

Die Frage ist nur, ob und vor allem wie und man seine Meinung äußert.
Eine verletzende unsachliche Kritik ist indiskutabel.
Einen sachlichen Vorschlag, der auch klar erkennen lässt dass er konkret nur die Meinung des Schreibers zum Ausdruck bringt, oder eine sachliche Feststellung sehe ich nicht als unangemessen.

Cephalus


Titel: Re: Frauen in Männerkleidung
Beitrag von: Zwurg am 30.04.2018 10:12
Ich habe früher auch lange Haare getragen (teilweise Schulterlang und oft mit Pferdeschwanz)  und ich kritisiere nicht die Frisur an sich. Sondern ich kritisiere den Gesamteindruck der manchmal entsteht.

Und in diesem Punkt war ich früher wohl manchmal genaus so kritikwürdig, vor allem wenn ich noch zum Rock FSH getragen habe.
Wer mich kennt, (und vielleicht die alte Flickr Seite des Münchner-Männerrockstammtisches) weiß vielleicht wovon ich rede.
Und kritisiere mich damit auch selbst.

Heute denke ich oft anders. Und habe das Gefühl das man sich vielleicht etwas zurücknehmen sollte, wenn man Werbung für den Mann im Rock machen möchte.

Obwohl diese Seite hier nicht unbedingt eine Werbeseite für den Rock am Mann ist und jeder sich so präsentiert wie er nun mal ist und sich fühlt.


Wenn ich Kritik übe, will ich damit niemand beleidigen oder herabwürdigen, sondern einfach zur Diskussion und zum Nachdenken anregen.
Titel: Re: Frauen in Männerkleidung
Beitrag von: high4all am 30.04.2018 10:53
Zitat
Und in diesem Punkt war ich früher wohl manchmal genaus so kritikwürdig........

Oberdoppelriesengrins!

Glaubst Du wirklich, dass Du jetzt als weniger kritikwürdig als früher bist. Nur weil Du FSH weglässt und die Haare evtl. kürzer sind? Oder dass Dich das Zurücknehmen weniger angreifbar macht?

Es gibt immer Leute in der Welt, die etwas zu kritisieren haben. Dafür genügt schon die falsche Krawatte oder ein ungünstiger Gesichtsausdruck.
Titel: Re: Frauen in Männerkleidung
Beitrag von: Zwurg am 30.04.2018 11:17
Ja, logisch, bin ich immer kritikwürdig, weil es ja immer irgendjemand gibt dem irgendetwas an mir nicht gefällt, sei es meine Nase, meine Stirnglatze, mein Bart, meine Ansichten, oder die Jacke oder die Hose oder der Rock, oder die FSH (da verzichte ich gar nicht drauf). ;D

Aber ab und zu muss ich ein wenig provozieren hier, sonst bewegt sich soooo wenig. Ich geb zu, da bin ich ein klein wenig Krawallig gebürstet. Aber nur ein ganz klein wenig. ;D

In Wirklichkeit wünsche ich mir durchaus mit meinen Mitmenschen in Frieden zu leben.

Tja und dem Wunsch entsprechend habe ich natürlich das Bedürfnis von den weniger eloquenten Menschen anerkannt zu werden, weil es dann ja x andere Männer gibt die auch meine modischen Vorlieben teilen.

Also bin ich wieder mal voll selbstsüchtig.
Titel: Re: Frauen in Männerkleidung
Beitrag von: high4all am 30.04.2018 11:28
In Wirklichkeit wünsche ich mir durchaus mit meinen Mitmenschen in Frieden zu leben.
Das klappt draußen auf der Straße oftmals besser als in irgendeinem Forum. Wahrscheinlich deshalb, weil die wenigstens Leute sich für die Kleidung anderer Leute interessieren. Ein Zustand, den wohl viele User gerne haben. Einfach im Rock herumlaufen, ohne dass jemand davon Notiz nimmt.

Meine Erfahrungen zeigen, dass das funktioniert. Und als Schmankerl gibt es hier und da Zustimmung von fremden Leuten.

Wenn ich mir ältere Fotos von mir anschaue, bin ich froh, meinen Weg konsequent weiter gegangen zu sein.
Titel: Re: Frauen in Männerkleidung
Beitrag von: Holger Haehle am 30.04.2018 18:27
Also,
ich muss Gregor zustimmen. Als Crossdressing kann man das heute nicht mehr bezeichnen, weil die Bekleidungsregeln sich geändert haben. "Normal" ist heute ein anderer Standard. Aber vor 100 und mehr Jahren wäre das natürlich als Travestie bezeichnet worden. Wie ich unlängst an anderer Stelle erwähnt habe, hat Renoir Schauspielerinnen in Hosenrollen gemalt und diese beispielsweise betitelt mit: "Madamme Henriot en travesti". Und Calamity Jane wurde wegen Travestie von einem Westerntrek ausgeschlossen.
Titel: Re: Frauen in Männerkleidung
Beitrag von: MAS am 01.05.2018 00:44
Wenn das kein Crossdressing ist, betreibe ich auch keines.

LG, Micha
Titel: Re: Frauen in Männerkleidung
Beitrag von: Holger Haehle am 01.05.2018 17:06
Naja lieber Micha,
die Frage ist, ob das was für Frauen gilt 1:1 übertragbar ist auf Männer. Und da kann man dir widersprechen, weil unsere rezente Gesellschaft ungerechterweise eben nicht die gleichen, sondern unterschiedliche Regeln für die Geschlechter bereithält. Das Unisexprinzip funktioniert deswegen ganz überwiegend nur in eine Richtung. Frauen dürfen mittlerweile alles anziehen und dafür werden sie nicht mehr als Mannweiber, Transvestitinnen oder Crossdresserinnen bezeichnet. Männer hingegen, befinden sich immer noch in der nach Fluegel et. al. selbst gewählten postrevolutionären Rolle der GMR (Great Masculine Renunciation). Das ist irgendwie ungerecht wenn, um es mal mit deinen Worten aus einem anderen Thread zu formulieren, die sozialen Prägungen sich nicht mit den logischen Prägungen decken. Andererseits haben die Frauen für ihre Rechte gekämpft. Aber eine Emanzipationsbewegung der Männer sehe ich noch nirgends, bis auf die wenige Individuen hier in diesem Forum. Grundsätzlich möchte ich dir zustimmen. Aber soweit ist die Gleichberechtigung noch nicht.
Titel: Re: Frauen in Männerkleidung
Beitrag von: MAS am 01.05.2018 19:10
Naja lieber Micha,
die Frage ist, ob das was für Frauen gilt 1:1 übertragbar ist auf Männer. Und da kann man dir widersprechen, weil unsere rezente Gesellschaft ungerechterweise eben nicht die gleichen, sondern unterschiedliche Regeln für die Geschlechter bereithält. Das Unisexprinzip funktioniert deswegen ganz überwiegend nur in eine Richtung. Frauen dürfen mittlerweile alles anziehen und dafür werden sie nicht mehr als Mannweiber, Transvestitinnen oder Crossdresserinnen bezeichnet. Männer hingegen, befinden sich immer noch in der nach Fluegel et. al. selbst gewählten postrevolutionären Rolle der GMR (Great Masculine Renunciation). Das ist irgendwie ungerecht wenn, um es mal mit deinen Worten aus einem anderen Thread zu formulieren, die sozialen Prägungen sich nicht mit den logischen Prägungen decken. Andererseits haben die Frauen für ihre Rechte gekämpft. Aber eine Emanzipationsbewegung der Männer sehe ich noch nirgends, bis auf die wenige Individuen hier in diesem Forum. Grundsätzlich möchte ich dir zustimmen. Aber soweit ist die Gleichberechtigung noch nicht.

Lieber Holger und alle anderen,

ich habe ja gar nichts dagegen, ein Crossdresser zu sein, also jemand, der durch Kleidung Grenzen überwindet. Ich verstehe das als Pionierarbeit, von der auch andere profitieren können. So gesehen kann ich das Wort "Crossdresser" positiv bewerten.

Ob die dargestellten Damen auch Crosdresserinnen sind oder nicht, liegt auch daran, ob sie sich selber einer Grenzüberschreitung bewusst sind oder nicht. Sind sie es, kann man das auch positiv bewerten. Sind sie es nicht, sind sie vielleicht (!) nur gedankenlose Herdenmenschen, die einer Mode folgen. Das würde ich dann weniger positiv  bewerten.

Die Grenze, die ich überschreite, ist aber weniger ein Standortwechsel vom Männlichen hin zum Weiblichen, als eine Transformation der Bedeutung von Männlichkeit und Weiblichkeit in Bezug auf Kleidung und vielleicht auch in anderen Bezügen. Ich selber verändere mich dabei auch, und zwar hin zu mehr Freiheit und Verantwortung, die ich trage und für die ich einstehe. Aber ich bleibe dabei mir selbst treu.

Kein Crossdresser bin ich insofern, als ich meine Kleidung, egal ob Rock oder Hose oder was auch immer, als der trage, der ich bin, inklusive meiner Entwicklungspotentiale. Und das machen diese Damen vielleicht auch.

Mit anderen Worten: Ein*e Crossdresser*in zu sein oder nicht zu sein kann ganz unterschiedliches bedeuten, je nach Kontext. Und die Deutungshoheit liegt bei keinem Einzelnen alleine, zuerst aber bei jedem für sich selbst, und dann erst bei anderen Menschen. Und wenn sie miteinander kommunizieren, kommen sie, also wir, vielleicht zu einem Konsens.

LG!
Micha
Titel: Re: Frauen in Männerkleidung
Beitrag von: Holger Haehle am 02.05.2018 18:27
Also Micha,
ich denke crossdressen geht schon einher mit einem gewissen Standortwechsel vom Männlichen hin zum Weiblichen. Deswegen so sagt B.-J. würde er auch einen Crossdresser mit weiblicher Anrede ansprechen.
So empfinde ich die Bezeichnung Crossdresser für uns eher als einen nicht wirklich passenden Kompromissvorschlag. Lieber wäre mir, die ollen Gesclechterrollen würden sich allmählich auflösen. Anziehen ist ein grundlegendes menschliches Bedürfnis. Röcke und Hosen brauchen kein Geschlecht.
Titel: Re: Frauen in Männerkleidung
Beitrag von: MAS am 02.05.2018 22:35
Also Micha,
ich denke crossdressen geht schon einher mit einem gewissen Standortwechsel vom Männlichen hin zum Weiblichen. Deswegen so sagt B.-J. würde er auch einen Crossdresser mit weiblicher Anrede ansprechen.
So empfinde ich die Bezeichnung Crossdresser für uns eher als einen nicht wirklich passenden Kompromissvorschlag. Lieber wäre mir, die ollen Gesclechterrollen würden sich allmählich auflösen. Anziehen ist ein grundlegendes menschliches Bedürfnis. Röcke und Hosen brauchen kein Geschlecht.

Lieber Holger,

ganz auflösen werden sie sich nie, schon alleine wegen der Partnersuche nicht. Man muss schon unterscheiden können, mit wem man Sex machen möchte. Aber minimieren können sie sich und haben sich ja bereits.

Wenn "Crossdresser" auf uns nicht zutriffen, müssen wir einen eigenen Begriff erfinden. Aber jede Identitätsbetonung bringt wieder Abgrenzungen mit sich, bei denen ich mich und Dich und alle hier frage, ob wir die brauchen.

LG, Micha
Titel: Re: Frauen in Männerkleidung
Beitrag von: GregorM am 03.05.2018 05:04
Wir sind das, was die Umwelt von uns meint, nicht das, was wir selber glauben zu sein. Ist meine Meinung. 

Grundlegend haben wir nur 4-6 verschiedene Bekleidungsstücke, die bestimmen können, ob wir in den Augen der Gesellschaft Crossdressers sind: Oberteil, Unterteil, Strümpfe, Schuhwerk und vielleicht Gürtel und Mütze. Dazu kommt dann Haarschnitt und Schmuck. Aber auch persönliche Ausstrahlung.
 
Und die Gesellschaften?
Was fordert es, 2018 in Amsterdam, Berlin, Hamburg, Kairo, Kopenhagen, Köln, München, Rom, Stuttgart, Warschau, Zürich, das Prädikat Crossdresser angehängt zu bekommen?

Ich denke, es kann sehr unterschiedlich sein. In einer oder zwei der Städte genügt vermutlich ein einzelnes Bekleidungsstück des anderen Geschlechts. In den meisten aber können, vermute ich, Männer ein Stück tragen (einen Rock zum Beispiel), in anderen zwei. Mit drei wird man sich aber vermutlich in den allermeisten im Crossdresser-Bereich befinden, das heißt die eigene Ausstrahlung ist nicht so Macho, dass es doch noch geht.

Dann ist es auch eine Frage der Grenze. Überall wird es sehr tolerante und sehr konservative Menschen geben. Sollten aber in jeder Stadt 200 zufällig, dadurch repräsentative, Personen ausgewählt worden sein und ihnen Männer in verschiedenen Kombinationen präsentiert, wer wäre dann Crossdresser? Wenn 60%, 70%, 80% oder 90% der Befragten es meint?
   
In der Praxis muss es darum gehen, wieviel man sich bieten lassen will. Wie viele negative Geste oder Kommentare oder Zurufe? Und von wem? Und ob man Crossdresser bezeichnet wird oder nicht, ist wohl dann so ziemlich egal oder?

Gruß
Gregor
Titel: Re: Frauen in Männerkleidung
Beitrag von: MAS am 03.05.2018 07:41
Lieber Gregor,

ich möchte mich nicht gerne so fremdbestimmen lassen. Ich denke, es gibt immer ein Selbstbild, das jemand von sich hat, und es gibt Bilder, die sich andere von einem machen. Jedes dieser Bilder ist subjektiv.

Es sind hier zudem zwei Ebenen zu bedenken: Die Bezeichnung und die Bewertung der Bezeichnung. Also, ob jemand als Crossdresser bezeichnet wird und wie es bewertet wird, wenn jemand als Crossdresser gilt.

Und auch bei der Bewertung gibt es die Selbstbewertung und die Fremdbewertung. Ich kann es ja auch positiv bewerten, wenn jemand Grenzen überschreitet und kann stolz darauf sein, wenn ich selber Grenzen überschreite.

Wenn mir selber klare, eindeutige Grenzen zwischen den Geschlechtern wichtig sind, werde ich das Grenzüberschreiten negativ bewerten, wenn sie mir nicht wichtig, sondern vielleicht gar ein Ärgernis sind, werde ich es positiv bewerten.

Es hängt alles von so vielen Bedingungen und Kontexten ab, dass eine unparteiische Aussage, ob jemand ein Crossdresser ist und ob das dann gut oder schlecht ist, nicht möglich ist.

Sicher hast Du aber recht darin, dass lautstarke oder gar gewaltbereite Meinungsäußerungen einer Mehrheit von Menschen in der Gegend, in der man sich bewegt, unangenehm sein können. In meiner Gegend kommt das zum Glück nicht vor, weder mir gegenüber, noch Transgendern gegenüber. Ich habe es zumindest noch nicht erlebt.

LG!
Micha
Titel: Re: Frauen in Männerkleidung
Beitrag von: DesigualHarry am 03.05.2018 09:23
Hallo!

Wenn man von einer großen Gesellschaft angenommen werden möchte, muss man ganz einfach deren Geschmack treffen. Das Betrifft die Frauen dann aber gleichermaßen. Je mehr man sich selber globalisiert umso weniger darf man sich erlauben, je mehr man sich individualisiert umso Freier kann man sein. Die Fragen nach Kategorien von Menschen ist keine globale sondern eine Individuelle. Ich persönlich muss mich entscheiden was ich sein möchte, dann werden es die anderen auch so bezeichnen...Wenn ich mir selber nicht im klaren bin wer ich sein möchte, dann stecken mich die Leute halt in die Schublade die Ihnen grad passt.

Titel: Re: Frauen in Männerkleidung
Beitrag von: cephalus am 03.05.2018 10:11
Wenn man von einer großen Gesellschaft angenommen werden möchte, muss man ganz einfach deren Geschmack treffen.

Lieber Harry, das widerspricht meinen Erfahrungen. Geschmacksfragen sind für die meisten Menschen nicht so essentiell, nur gegen die Grundwerte und Überzeugungen sollte man sich nicht zu sehr stellen - dann gibt es meist unbehebbare Differenzen.
Da nehme ich mich explizit nicht aus. Über Aussehen und Geschmack wundere ich mich bei Zeiten, aber das ist auch alles.

Wir sind das, was die Umwelt von uns meint, nicht das, was wir selber glauben zu sein. Ist meine Meinung. 
(...)
In der Praxis muss es darum gehen, wie viel man sich bieten lassen will. Wie viele negative Geste oder Kommentare oder Zurufe? Und von wem? Und ob man Crossdresser bezeichnet wird oder nicht, ist wohl dann so ziemlich egal oder?

Hallo Gregor,
unabhängig von irgendwelchen sprachlichen Definitionen, z.B. auf Wikipedia, versteht fast jeder Mensch etwas anderes unter Crossdresser. Wir hatten hier schon oft ausgiebige Diskussionen darüber. Für mich stellt Crossdressing den Versuch dar, in die Rolle einer Frau zu schlüpfen. Dazu sind die genannten Möglichkeiten mit wenigen Kleidungsstücken ausreichend. Es ist mehr die Gesamtwirkung - z.B. Joe, der weiter geht, als viele hier, würde ich nicht unter Crossdresser einsortieren, und denke auch nicht, dass das das allgemeine Bild ist.

Im übrigen erschreckt mich Dein Menschenbild oder Deine Erfahrung etwas:
Ich will mir grundsätzlich nichts bieten lassen, ich rechne nie mit negativen Reaktionen und schon garnicht mit verbalen oder physischen Angriffen und habe sie fast noch nie erlebt.
Selbst wenn meine Gesamterscheinung extrem wäre, wäre das nicht einkalkuliert, erwartbar und akzeptabel.

Lediglich das Maß der Aufmerksamkeit, das man auf sich zieht, wird durch die Kleidung beeinflusst. Das ist unausweichlich und von manchem sogar gewünscht.

VG
Cephalus
Titel: Re: Frauen in Männerkleidung
Beitrag von: Ludwig Wilhem am 03.05.2018 10:17
Hallo
die Diskussion über Crossdresser finde ich sehr mühsam und Holger hat recht:
Wir sind Männer die gerne Röcke, ggf Kleider, High Heels, Strumpfhosen tragen, aber weiterhin ihre Männlichkeit nicht verbergen wollen. Die Kleidung die wir gerne tragen wird z.Z. leider weitgehend nur in Damenabteilungen verkauft.
Daher hat Holger recht, Kleidung braucht kein Geschlecht und Begriffe wie Crossdresser werden oft unterschiedlich interpretiert und gewertet. Ich möchte in keine Schublade gesteckt werden, ich möchte anziehen was mir gefällt.
Gruß Ludwig
Titel: Re: Frauen in Männerkleidung
Beitrag von: MAS am 03.05.2018 10:26
Hallo
die Diskussion über Crossdresser finde ich sehr mühsam und Holger hat recht:
Wir sind Männer die gerne Röcke, ggf Kleider, High Heels, Strumpfhosen tragen, aber weiterhin ihre Männlichkeit nicht verbergen wollen. Die Kleidung die wir gerne tragen wird z.Z. leider weitgehend nur in Damenabteilungen verkauft.
Daher hat Holger recht, Kleidung braucht kein Geschlecht und Begriffe wie Crossdresser werden oft unterschiedlich interpretiert und gewertet. Ich möchte in keine Schublade gesteckt werden, ich möchte anziehen was mir gefällt.
Gruß Ludwig

Lieber Ludwig,

die Frage ist aber: Wie gehst Du damit um, wenn andere Dich in eine Schublade stecken?

Ignorierst Du sie?
Erklärst Du ihnen, dass Du das nicht magst?
Oder was machst Du?

LG, Micha
Titel: Re: Frauen in Männerkleidung
Beitrag von: GregorM am 03.05.2018 17:55
Hallo Cephalus,

ich habe in DK nie das Wort Crossdresser verwendet gehört, und das obwohl wir in der Sprache extrem viele englische Wörter haben, dafür aber Transvestit. Aber als Transvestit bezeichnet zu werden, fordert seinen „Mann“. Ich stelle mir vor, wir sind so tolerierend, dass wir das Wort Crossdresser einfach nicht brauchen. Anstatt dessen reden wir vermutlich über einen Mann im Rock, oder einen Mann in Absatzschuhen, oder einen Mann in Damenkleidung. Erst wenn eine Person sich deutlich daran bestrebt, wie eine Frau auszusehen (Frisur, Schmuck, Kosmetik, übertrieben weibliche Kleidung), werden wir vermutlich Transvestit sagen.
 
Doch wie du schreibst, haben wir in mehreren Themen hier den Begriff Crossdresser diskutiert. Also muss es in D eine Rolle spielen.
 
Ich selbst habe keine Erfahrungen mit negativen Reaktionen. Ein Grund könnte sein, dass ich mich nie an die Grenze bewegt habe, wo ich das vielleicht riskieren könnte. Aber wieder glaube ich, dass die Toleranz so ausgesprochen ist, dass sie kaum vorkommen würden. Wenn ich es geschrieben habe, ist es alleine, weil ich hier und in anderen Foren gelesen habe, dass Verpönen vorkommen kann.
Wie ich auch hier früher erwähnt habe, wären für mich negative Reaktionen untragbar. 
 
Gruß
Gregor
Titel: Re: Frauen in Männerkleidung
Beitrag von: Barefoot-Joe am 04.05.2018 08:55
Hallo Micha,

Ich sehe das genauso wie Ludwig, deshalb nehme ich mir mal die Freiheit ebenfalls auf deine Frage zu antworten.

Zitat
Wie gehst Du damit um, wenn andere Dich in eine Schublade stecken?

Eine Schublade ist nur dann ein Problem, wenn ich selbst mit der Schublade ein Problem habe.

Wenn mich jemand als Crossdresser bezeichnet, kein Problem. Ich trage Kleidung des anderen Geschlechts und bin stolz darauf, also passt das doch. Wenn mich jemand als schwul bezeichne, auch kein Problem. Ich sehe schwul nicht als etwas nachteiliges und wenn der andere meint, mich in der Schublade zu sehen, bitteschön. Transe? Auch kein Thema. Ist zwar ein Schimpfwort, aber ich kann an der Schublade selbst nichts negatives sehen - da sind nur Leute drin, mit denen ich mich viel lieber umgebe, als mit demjenigen, der mich in die Schublade steckt. :)

Für mich ist nur relevant, was ich selbst in der Schublade sehe. Wenn mich jemand "Transe" nennt, um mich zu beleidigen, dann hat er ein Problem mit Transen - ich dagegen freue mich, dass er mich mit Leuten in der gleichen Schublade sieht, die ich mag. Das geht also für ihn so oder so nach hinten los. ;)
Titel: Re: Frauen in Männerkleidung
Beitrag von: Ludwig Wilhem am 04.05.2018 09:01
Hallo Micha
du hast recht, man möchte uns in Schubladen stecken in die wir nicht passen. Wenn ich in die Richtung Crossdresser, Transvestit, schwul, etc. angesprochen werde - passiert weitgehend im Freundes- und Bekanntenkreis - sage ich, dass ich gerne Röcke trage weil es bequem, luftig und schön ist, weil ich aus den Normen ausscheren möchte und dass es kaum noch Frauen gibt, die Röcke tragen. Aber in eine "Schublade" passe ich nicht.
GRuß Ludwig
Titel: Re: Frauen in Männerkleidung
Beitrag von: JJSW am 04.05.2018 09:22
Guten Morgen
Also wenn mich jemand in eine Schublade stecken will, muß  ich ja nicht drinbleiben. Ist mir eh zu eng.
Mit einem Kleiderschrank, am Besten begehbar, könnte ich einverstanden sein  ::)  ;) ;)

Hallo Joe
Deine Einstellung dazu gefällt mir sehr gut.

Beschimpfungen oder Beleidigungen werden von mir gekontert oder ignoriert.
Wenn mich jemand auf normale / höfliche Weise auf meine Bekleidungsvorlieben anspricht, dem erläuterte ich meine Gründe dafür.

Grüßle
Jürgen
Titel: Re: Frauen in Männerkleidung
Beitrag von: GregorM am 04.05.2018 09:38
Ob man Schubladen mag oder nicht, es gibt sie. Und zwar in fast allen Bereichen. Wir können für uns selbst einige auswählen, die uns passen, aber wenn andere meinen, wir gehören in andere hinein, und wenn viele Leute uns dann in bestimmte Schubladen stecken, was hilft es uns dann, dass wir und ein paar Gleichgesinnte es bzw. uns anders auffassen?

Dann ist es viel mehr eine Frage darüber, ob wir mit den Schubladen leben können, in man uns anbringt, oder ob wir uns lieber etwas anpassen sollen, damit andere uns auch in den Schubladen, wo wir selbst meinen, wir gehören, sehen.

Was für ihn richtig ist, weiß nur der einzelne selbst.   

Gruß
Gregor
Titel: Re: Frauen in Männerkleidung
Beitrag von: steffish am 04.05.2018 09:52
Hallo
die Diskussion über Crossdresser finde ich sehr mühsam und Holger hat recht:
Wir sind Männer die gerne Röcke, ggf Kleider, High Heels, Strumpfhosen tragen, aber weiterhin ihre Männlichkeit nicht verbergen wollen. Die Kleidung die wir gerne tragen wird z.Z. leider weitgehend nur in Damenabteilungen verkauft.
Daher hat Holger recht, Kleidung braucht kein Geschlecht und Begriffe wie Crossdresser werden oft unterschiedlich interpretiert und gewertet. Ich möchte in keine Schublade gesteckt werden, ich möchte anziehen was mir gefällt.
Gruß Ludwig
Vollkommene Zustimmung ! Ich habe zeitweise meine Männlichkeit beim Rocktragen in der Öffentlichkeit verstecken wollen, was  logischerweise nur mäßig funktioniert hat und seit ich das nicht mehr tue gehts mir viel besser  :)
Titel: Re: Frauen in Männerkleidung
Beitrag von: MAS am 04.05.2018 10:06
Guten Morgen!

Ja, Schubladen brauchen wir alle. Wir ordnen Wahrnehmungen in Systeme ein, die wir vorher schon gebildet haben. Dumm wird es nur, wenn wir die Wahrnehmungen so zurecht konstruieren, dass sie nur ja in die vorhandenen Systeme passen, statt unsere Systeme hier und da zu hinterfragen und zu modifizieren.

Wir können anderen Menschen helfen, ihre Systeme zu hinterfragen und an die Wirklichkeit anzupassen, indem wir mit ihnen darüber reden, am besten freundlich und geduldig, aber auch deutlich. Wenn ein Gespräch nicht zustande kommt, dann sind wir einfach fröhlich, tun Gutes und lassen die Spatzen pfeifen, um es mit Don Bosco auszudrücken.

Kompromisse in der Kleidung machen wir wohl alle mehr oder weniger. Ich könnte mir auch vorstellen, mich noch anders zu kleiden, als ich es tue, sei es femininer, sei es historisch oder kulturell exotischer, aber das erschiene mir dann doch oft zu auffällig und unpassend. Das muss aber jeder selbst sehen, in welcher Kleidung er sich körperlich, psychisch und sozial am wohlsten fühlt.

LG, Micha
Titel: Re: Frauen in Männerkleidung
Beitrag von: Barefoot-Joe am 04.05.2018 10:19
Hallo Gregor,

Zitat
ich habe in DK nie das Wort Crossdresser verwendet gehört, und das obwohl wir in der Sprache extrem viele englische Wörter haben, dafür aber Transvestit.

Weil man unter Crossdresser nicht Männer im Rock sieht, sondern Männer, die en femme unterwegs sind, also auch als Frau wahrgenommen werden wollen. Für Männer im Rock gibt es noch keine Bezeichnung und "Transvestit", also jemand, der als Mann Frauenkleidung trägt, ist die am besten passende - auch wenn da eine Fetisch-Komponente mitschwingt, weil viele den Begriff wegen der Rocky Horror Picture Show wohl erst einmal mit Frank'n Furter assoziieren. ;)

Zitat
Aber als Transvestit bezeichnet zu werden, fordert seinen „Mann“.

Transvestit heißt nur "Mann trägt Frauenkleidung" und das stimmt doch? Wo ist denn da die Männlichkeit gefordert?

Zitat
Ich stelle mir vor, wir sind so tolerierend, dass wir das Wort Crossdresser einfach nicht brauchen. Anstatt dessen reden wir vermutlich über einen Mann im Rock, oder einen Mann in Absatzschuhen, oder einen Mann in Damenkleidung. Erst wenn eine Person sich deutlich daran bestrebt, wie eine Frau auszusehen (Frisur, Schmuck, Kosmetik, übertrieben weibliche Kleidung), werden wir vermutlich Transvestit sagen.


Wir müssen irgendwann mal über diese Schubladen hinauswachsen. Es gibt keinen Mann im Rock, Mann in High Heels oder Crossdresser. Es gibt nur Menschen, die sich unterschiedlich präsentieren.

Zitat
Ich selbst habe keine Erfahrungen mit negativen Reaktionen. Ein Grund könnte sein, dass ich mich nie an die Grenze bewegt habe, wo ich das vielleicht riskieren könnte.

Das hat etwas mit unserem Alter zu tun, Gregor. Je jünger man ist, umso stärker hängt man in Geschlechterrollen fest und umso schneller gibt es Kommentare von deiner "Peer-Group", also den Leuten, in deinem Alter, die dich beurteilen.

Als Jugendlicher reichen schon kleine Abweichungen und du bekommst ordentlich Feuer von deinen Kumpels, die stark in ihrer Männerrolle gefangen sind und von jedem erwarten, dass er sie bestmöglich erfüllt. Da reicht es schon als Junge Kätzchensocken anzuziehen und du musst damit rechnen, nach der Schule verprügelt zu werden.

In unserem Alter hat man gelernt, dass jeder individuell sein darf und deshalb kommentiert das auch niemand. Selbst wenn jemand heftig am eigenen Weltbild sägt, hält man eher mal den Mund und denkt sich seinen Teil, aber kaum jemand mit Lebenserfahrung würde sich hinstellen und offen über andere ablästern.

Und da wir in der Regel von Jugendlichen entweder gar nicht wahrgenommen werden oder sie einen gewissen Respekt vor Älteren haben, kommt da IRL auch wenig negatives bei uns an. In Foren sieht das anders aus, weil dort das Alter keine Rolle spielt.

Titel: Re: Frauen in Männerkleidung
Beitrag von: MAS am 04.05.2018 10:34
Ich habe ja als Dozent mit jungen Leuten zu tun. Die begegnen mit nich anders mit Respekt, als wenn ich Hosen tragen würde. Und ab und zu lese ich in der Semesterend-Evaluation, dass sie - ja meistens ist es eine Studentin, die das schreibt - es klasse finde, wie ich konsequent meinen Stil lebe.

LG, Micha
Titel: Re: Frauen in Männerkleidung
Beitrag von: Ludwig Wilhem am 04.05.2018 10:39
Hallo
habe mal gegoogelt und ich bin auch kein Transvestit, denn laut dem Duden heißt es:
"Mann, der sich zum Lustgewinn wie eine Frau kleidet; Kurzwort: Transi".
Wikipedia sagt:
"Transvestitismus ist ein von Magnus Hirschfeld 1910 geprägter Begriff. Er beschrieb damit „alle Menschen, die, gleich aus welchen Gründen, freiwillig Kleidung tragen, die üblicherweise von dem Geschlecht, dem sie körperlich zugeordnet sind, nicht getragen werden; und zwar sowohl Männer als auch Frauen.“
aber im Zusatz kommt:
"Eine erste Unterscheidung zwischen Transvestitismus und seelischem Transsexualismus traf Hirschfeld selbst im Jahr 1923 in der letzten Ausgabe seines Jahrbuchs für sexuelle Zwischenstufen, um das Begehren einiger Transvestiten nach körperlicher Anpassung an das andere Geschlecht zu beschreiben"
Hier liegt meines Erachtens der Kern: wir wollen mit unserer Kleidung nicht unsere sexuellen Neigungen nach außen zeigen, sondern unsere Vorliebe schöne bequeme Kleidung zu tragen, egal in welcher Abteilung diese verkauft werden.
Ich bleibe in Mann, der jegliche Kleidung (auch die sogenannte Frauenkleidung) gerne trägt, die mir gefällt.
Euer Ludwig
PS: man müßte eigentlich die Überschirft ändern von diesem Thread.
Titel: Re: Frauen in Männerkleidung
Beitrag von: MAS am 04.05.2018 10:45
"Transi" mit i? Vielleicht in Bayern! ;D
Ich kenne nur "Transe" mit e. Aber egal!

"Lustgewinn" passt bei mir aber schon, denn ich habe oft Lust auf Rock!  :D

LG, Micha
Titel: Re: Frauen in Männerkleidung
Beitrag von: DesigualHarry am 04.05.2018 10:58
Hallo!

Wer will schon freiwillig einen "Frustgewinn"?.... ::)
Titel: Re: Frauen in Männerkleidung
Beitrag von: Holger Haehle am 04.05.2018 18:17
Lieber Micha, liebe Leute,
meistens werde ich nicht in eine andere Schublade gesteckt. Ich kleide mich auch mit Rock eher konservativ bis klassisch. Nagellack gibt es bei mir nur in braun zu braunen Sandalen. Ich suche nicht den Bruch mit Gewohntem, sondern die Erweiterung meines Anziehrepertoires. Die Wahl meiner Kleidung macht aus mir keinen anderen Menschen. Im Rock bin ich nichts anderes als das, was ich auch in Hosen bin. Ich bin in jeder Kleidung, die ich wähle, als Mann eindeutig erkennbar. Noch nie wurde ich gefragt, ob ich eine Frau sein oder spielen will (auch nicht in meinen anonymen Umfragen).

Die meisten Menschen haben kein Problem mit meiner Kleiderwahl. Sie finden es lediglich ungewohnt. Ungewohnt sind ihnen auch die typischen Männerröcke wie Kilt oder Sarong, einfach weil man die so selten sieht. Sie selbst zögern nur deshalb selber einen Rock anzuziehen, weil es nicht in das gewohnte Bild passt. Und Trendsetter zu werden, trauen sie sich nicht.
Als ich mit einer Reisegruppe auf dem Sinai war, hat die komplette Gruppe die angebotenen Kaftane angezogen. Es passte halt in den kulturellen Rahmen. Aber am Flughafen war ich dann wieder der einzige. Die anderen fanden es nicht mehr passend. Sie haben klipp und klar gesagt, sie könnten sich auch während einer sommerlichen Hitzewelle nicht vorstellen in Deutschland ein orientalisches Kleid zu tragen.
Also, ich komme in meinen Röcken durchaus gut an, aber niemand macht es mir nach, weil die meisten Leute nicht auffallen wollen durch zu starkes Abweichen von der Norm. Ein Etikett braucht mein Verhalten nicht, darf es auch nicht haben, weil ich mich ja gar nicht von anderen Männern abgrenzen will. Frauen die Hosen anzogen haben die ihnen zugewiesenen Bezeichnungen (in Deutschland vor allem „das Mannweib“) sehr schnell verloren, als die Zahl der Hosenträgerinnen wuchs. Ich finde mich bei anderen meistens nicht in einer speziellen Schublade wieder.
Titel: Re: Frauen in Männerkleidung
Beitrag von: Holger Haehle am 04.05.2018 18:53
Ludwig Wilhelm hat mehrmals die Bequemlichkeit von Röcken betont als Motiv für sein Interesse an Röcken. Ich kann dem sehr zustimmen, weil ich in einem Land mit tropischem Klima lebe und nicht unter durchschwitzten und klebenden Hosenbeinen leiden mag.

Aber, praktische Argumente haben in einer Gesellschaft wenig Gewicht. Im Rudel zählt das soziale Ranking. Das gilt für Wölfe, Paviane und auch Menschen. Kleidung (Statur) drückt die Zugehörigkeit zu einer Gruppe aus. Das Hirn verfügt sogar über spezielle Spiegelneuronen zur Synchronisation von Verhaltensweisen. Ihr Einsatz ist Teil unseres empathischen Verhaltens.
 
Nur weil die soziale Bedeutung von Kleidung wichtiger ist als praktische Argumente, haben sich Frauen in Korsetts gequält oder haben Männer Stehkragen getragen, die nicht ohne Grund als Großvatermörder bezeichnet wurden.
Die Verstümmelung chinesischer Frauenfüße zum winzigen sogenannten Lotusfuß ließ kein schmerzfreies Gehen zu. Wer schön sein will muss leiden. Und dazu sind Menschen gerne bereit, wenn es den sozialen Status verbessert.

Meine praktischen Gründe zum Rocktragen finden wenig Beachtung. Ein positives Feedback ist meistens nur ein Ausdruck wachsender Toleranz. Diese Toleranz rechne ich aber meinen Mitmenschen angesichts rechtspopulistischer Tendenzen aber sehr hoch an.
Titel: Re: Frauen in Männerkleidung
Beitrag von: MAS am 05.05.2018 00:12
Lieber Holger,

vor ein paar Wochen bewunderte ein Srilankaner mein Rocktragen. Er meinte, in Sri Lanka trage er auch Sarongs, aber hier in Deutschland sei das doch nicht üblich, da trage er lieber Hosen.
Ich denke, das ist ein ganz normales menschliches Verhalten, zu gucken, was üblich ist, und es auch so zu tun, während manes woanders anders macht, wenn dort das Andere üblich ist.

Dass wir so aus der Norm abweichen, ist sicher mit einem besonderen Leidensdruck am Üblichen zu tun.

LG, Micha
Titel: Re: Frauen in Männerkleidung
Beitrag von: GregorM am 05.05.2018 05:47
Hallo BF-Joe,

die Begriffe Crossdressing und Transvestismus sind auch in angloamerikanischen Foren diskutiert worden. Daraus hat sich ergeben, dass obwohl Crossdressing eigentlich nur eine Übersetzung von Lateinischen Transvestismus ist, ist Crossdressing eine abgeschwächte Form davon geworden.
Was ich sagen wollte, war, dass in Gesellschaften, wo das Wort Crossdresser eine Bedeutung hat, hat man drei Segmente, Männer, die zum Beispiel einen Rock tragen, Crossdressers, und erst dann Transvestiten.

In DK, wo man nicht vom Crossdressing redet, hat man demzufolge nur zwei, und weil die Bevölkerung im Allgemeinen sehr liberal ist, fordert es einen ziemlich großen Aufwand, um für einen Transvestiten gehalten zu werden - es fordert seinen „Mann“. Mann in der Bedeutung eine Person mit Mut und Wille dazu, Grenzen zu überschreiten – genau wie es traditionell von einem Mann erwartet wird.
 
Natürlich spielt Alter eine Rolle. Nur trage ich seit 18 Jahren Röcke und seit 20 Jahren Kilts. Das macht mich zwar nicht zum Teenager, als ich anfing, aber doch erheblich jünger. Und nie habe ich Probleme gehabt. Auch sind wir wohl alle hier nicht besonders jung. Ich schätze, der jüngste von uns könnte 40 oder mehr sein. 

Gruß
Gregor

Titel: Re: Frauen in Männerkleidung
Beitrag von: MAS am 05.05.2018 08:47
Mann in der Bedeutung eine Person mit Mut und Wille dazu, Grenzen zu überschreiten – genau wie es traditionell von einem Mann erwartet wird.

Dann, lieber Gregor, wäre so manche Frau ein Mann.

LG, Micha
Titel: Re: Frauen in Männerkleidung
Beitrag von: GregorM am 15.05.2018 07:12

Dann, lieber Gregor, wäre so manche Frau ein Mann.



Sie haben sowieso die Hosen an. Und nicht nur was das Äußere betrifft.

Gruß
Gregor