Autor Thema: Bigmama ist auch hier  (Gelesen 6686 mal)

Offline bigmama

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Bigmama ist auch hier
« am: 29.08.2008 23:28 »
Ja, ich bin eine Frau.

Und ich trage Röcke, haha.

Aber ich mag es sehr, einen gut gebauten Kerl im Rock zu sehen. Wobei meine Sehgewohnheiten absolut in Richtung Kilt gehen.

Zum Kilt kam mein Mann über unser jüngstes Hobby, das Rollenspiel. (Larp)

Wir sind in einer Gruppe, die Schotten darstellen. Da ist das Tragen eines Kilts ja obligatorisch.

Zunächst hatte mich nur der Fantasy-Hintergrund der Gruppe interessiert. Aber nachdem ich nun schon 3 Jahre mit dieser sehr netten Truppe umherziehe, kann ich mir manche der Jungs in Hosen gar nicht mehr vorstellen.

Alles eine Sache der Gewohnheit also.

Und damit ihr seht, warum ich mich von dem Anblick eines Mannes im Kilt gar nicht sattsehen kann, hier ein Foto vom letzten Treffen:

http://farm4.static.flickr.com/3232/2738870596_454e35b05a_b.jpg

Sehen die Jungs nicht anbetungswürdig aus?

Leider mag mein Mann den Kilt außerhalb des Rollenspiels nicht tragen, was ich sehr schade finde. Aber das ist wohl Geschmackssache.

Zu diesem Forum kam ich aufgrund eines Gesprächs mit einem Bekannten.

Er sagte mal beiläufig, er würde gern Rock tragen, dies wäre aber gesellschaftlich nicht anerkannt. Mir fiel dann gleich der Kilt meines Mannes ein, aber im Grunde ist es nicht so einfach.

Wenn er einen Rock tragen will (ich weiß bisher noch nicht welcher Art dieser sein soll) dann müsste er sich- um seine Freiheit in Kleidungsfragen ausleben zu können- ja auch abseits des Kilts bewegen können.

Ich habe seit ich denken kann einen sehr eigenen Sinn für das, was "tragbar" ist. Schon vor Jahren habe ich mein kleines, albernes Modemanifest geschrieben:

http://blog.burdafashion.com/bumo/blog/babbelgum61/2006/03/17/mode-manifest

Aber ich muss zugeben, in meinen Kleinmädchenträumen von Prinzessinenkleidchen und Modefreiheit habe ich tatsächlich nur an Frauen gedacht!

Dass auch Männer unterdrückte Kleidungswünsche haben könnten ist mir nie in den Sinn gekommen.

So betrachte ich die Frage nach "Mann im Rock" als eine willkommene Bewusstseinserweiterung. Nicht nur Mädels wollen sich modetechnisch befreien (ausser mir ist mir nur leider noch keine begegnet) sondern Männer auch.

Eigentlich logisch, ich bin nur nie drauf gekommen.

Also lassen wir uns gemeinsam modische Freiheiten erarbeiten, Männlein wie Weiblein.

Eure bigmama


Edut: Hab auch noch ein Bild, wo ich mit einem ungewöhnlichen "Rock" in den Aldi gegangen bin.

http://fashionclub.freizeitredakteurin.de/uploads/Obstmarkt01.jpg

Offline henri

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Re: Bigmama ist auch hier
« Antwort #1 am: 30.08.2008 08:04 »
Hallo bigmama

Ich habe mich schon in sehr jungen Jahren mit dem einseitigen Angebot in der Herrenmode beschäftigt bzw habe mich darüber geärgert. In meiner frühsten Jugendzeit war das ja noch kein Thema: Da trugen die "Weiblein" einfach "Mädchenkleider (Kleider und Röcke) und die "Männlein" hatten die HOSEN an! Damals galt auch noch eine gewisse Hirarchie: Der Mann war das Oberhaupt der Familie!
Aber schon bald einmal fingen die Frauen an, zu "revolutionieren". Sie drangen in die Männerwelt ein: Männerberufe, autofahren, motorradfahren, auf der Strasse rauchen und........DIE HOSE als Alltagskleidung!
Von da weg, kann man sagen, ist die Männerwelt stehen geblieben. Eine E"mann"zipation gab's nicht! Die Männermode blieb stinklangweilig, sowohl farblich wie auch in der Vielfalt.

Ich persönlich konnte diese "Diskriminierung" nicht mehr annehmen! Während sich Frauen je nach Lust und Laune mal in Hosen, mal in Röcken und überhaupt in der ganzen Kleiderpalette überall hin bewegen können, läuft bei uns Männern in langen Hosen bei 30°C der Schweiss die Hosenröhren runter. Einen Ausweg wären da noch die kurzen Hosen; nur die sind ja nicht kurz, die 10 cm Bein, die da noch hervorgucken bringen auch keine Abkühlung. Zudem sehen diese sogenannten kurzen Hosen jämmerlich aus, als bestünden sie nur aus Seitentaschen und tonnenschwerem Material. Allein vom Anschauen läuft mir schon der Schweiss über die Stirne, und ich finde sie formlich absolut zum Ko.......!!

So habe ich mich entschlossen, zu den Röcken zu greifen. Erst ganz vorsichtig so kiltähnliche Röcke und dannwurde ich immer "frecher"! Die teuren "Männerröcke" von den wenigen Designern entsprachen nicht unbedingt meinem Geldbeutel, also griff ich, wie viele anderen meiner gleichgesinnten Kollegen, einfach zu den Röcken in der "Damenabteilung". Dort gibt jede Menge von passenden Röcken.
Natürlich wird man von den Passanten angeschaut, bewundert, kritisiert usw., aber was soll's: Man(n) gewöhnt sch dran! jedenfalls fühle ich mich sehr wohl in Röcken und das ist die Hauptsache!

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Lieben Gruss
heinz
Nicht weil die Dinge schwierig sind, wagen wir sie nicht, sondern weil wir sie nicht wagen, sind sie schwierig.

Offline bigmama

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Re: Bigmama ist auch hier
« Antwort #2 am: 30.08.2008 10:28 »
Hi Heinz!

Bevor mein Bekannter mich auf die Thematik hingewiesen hatte, war mir euer "Problem" gar nicht bewusst.

Aber nun, da ich darauf aufmerksam geworden bin, finde ich alle Männer die sich trauen sehr mutig! Ich kenne das ja wie es ist, ungewöhnlich aufzutreten. Dabei bleibe ich immer noch in bekannten Sehgewohnheiten, halt nur in andere Zeitepochen verschoben, oder flippige Frauenklamotten.
Ihr begebt euch in das Refugium eines anderen Geschlechts.

Ich habe überlegt wie ich mich kleiden müsste, um "wie ein Mann" auszusehen (ich weiß ich wollt nicht wie eine Frau aussehen, aber die Passanten sehen es evtl, so) und mir fällt nichts ein..... Egal was ich trage, es wäre immer eine Frau die halt ein Sakko etc trägt.

Da haben wir es viel einfacher, das hätte ich nie gedacht dass Frauen MAL einen Vorteil haben  ;D

Aber weg von der Ungleichkeit von Mann und Frau (ein weites Feld) und hin zu den Sehgewohnheiten.

Ich sehe dass grade jüngere Männer auch schon mal zum Rock greifen. Ich habe einen anderen Bekannten, Mitglied meiner Schotten-Truppe, der ist Anfang 20 und kam zu einem Treffen neulich mit einem schwarzen langen Rock, er war so mit den Zug angereist, also in der "normalen" Welt.
Solche Röcke sieht man öfter in der Gothic Szene, und sie sehen wie ein Sarong aus, finde ich.

An dem jungen Mann mit seinen langen pechschwarzen Haaren sah das unglaublich gut aus, würde ich mir meinen Mann an sowas vorstellen.... er würde in unserer Kleinstadt geächtet.

Im Grunde ist es schade, dass auch Altersunterschiede eine Rolle spielen. Ich gehe auf die 50 zu (jetzt ist es raus) und sehe nicht ein, warum Frauen jenseits der 40 keinen Minirock mehr tragen dürfen. Also dürfen im Umkehrschluss Männer alles Altersstufen alle Rockformen tragen können.

Ich habe gesehen viele von euch machen das, und es sind auch Ältere hier. Du sagtest in Deiner Jugend wären die Rollen noch klarer getrennt gewesen, was auf die Altersgruppe schließen lässt.

Deshalb hast Du gewiss ein doppeltes Problem, Du bist ein Mann und eben kein junger Student mehr, der sich in anderen Kreisen bewegt, wo Männerröcke unter Umständen sogar als cool oder individuell aufgefasst werden.

Deine Seite sieht übrigens schön aus, die kannte ich noch gar nicht. Muss ich mir mal in Ruhe anschauen.


Eine kleine Anekdote am Rande: Weil wir ja in der Larp-Gruppe als Schotten rumlaufen, hat mein Jüngster (9) auch einen Kilt bekommen. (Alle von Syriel, die kennt ihr bestimmt) Als er ihn anziehen sollte, hat er geschaut ob die Nachbarskinder ihn sehen. Er hat sich nach einem einmaligen Tragen bei einer Larp-Veranstaltung dann geweigert ihn nochmal zu tragen "Ich sehe wie ein Mädchen aus"
In der Kindheit, wo Kinder ihre Rollenidentität noch suchen müssen, ist die Ablehung gegen rollenUNkonformes Verhalten noch viel stärker ausgeprägt, Kinder haben den Wunsch sich anzupassen und einzuordnen.

Aber niemand kann sagen, ich hätte meine Söhne nicht ermutigt....... ;D

Den Kinderkilt trägt nun eine Freundin als Minirock, und sieht umwerfend darin aus!  :P

Offline Luan

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Re: Bigmama ist auch hier
« Antwort #3 am: 30.08.2008 11:54 »
Hallo Bigmama,

ein ganz herzliches Willkommen hier bei rockmode.de!

Du hast es meiner Ansicht nach schon richtig erkannt, dass vieles mit "Sehgewohnheiten" zu tun hat -- und was "der Bauer nicht kennt, das 'frisst' er nicht".

Ich muss in diesem Zusammenhang grad an ein Zitat / einen Ausspruch denken, den ich mal irgendwo gehört/gelesen habe, den ich Moment allerdings nur sinngemäß zusammen bekomme: "alle dachten das geht nicht, bis jemand kam und damit anfing".

In diesem Sinne beste Grüße vom
rockmode.de-Team

Gib deine Ideale nicht auf! Ohne sie bist du wohl noch, aber du lebst nicht mehr. (Mark Twain)


Offline Ferdi

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Re: Bigmama ist auch hier
« Antwort #4 am: 30.08.2008 12:05 »
Hallo bigmama!

Zu allererst ganz besonders herzlich willkommen in unserer Gemeinde der modebefreiten Männer. Heute hat mir das Frühstück ganz besonders gut geschmeckt, da ich gleich nach dem Öffnen des Forums Dein nettes Gesicht im Avatar sah.

Und als ich "Syriel" las, ja da war mir klar, dass die bigmama hier in der Region wohnen muß. Syriel wohnt in Siegburg und ich wohne in der Nachbarstadt Sankt Augustin, Syriel kenne ich persönlich und sie hat mir zur Fußball-WM einen ganz fantastischen Fußball-Kilt genäht, mit dem ich so richtig Furore unter den eingefleischten Fußballfans auf den Papplickwjuingplätzen machen konnte.

Ich selbst trage seit nunmehr 10 Jahren Röcke. Ich bin schlagartig durch ein Forum darauf gekommen, vorher hatte ich nicht den geringsten Wunsch dazu. Aber dieser Schritt hat auf mich wie eine Befreiung aus einem Gefängnis gewirkt und mir richtig prall Glück und Zufriedenheit gebracht. Ich bin auch in Röcken arbeiten gegangen, war für mich und für meine Chefs und Kollegen überhaupt kein Problem.

Inzwischen sind Röcke meine alltägliche Standardkleidung geworden, ich trage keine Hosen mehr, die letzte habe ich vor Jahren feierlich in die ewigen Jagdgründe befördert. Wer geht schon freiwillig zurück in den Modeknast? Durch die Röcke (inzwischen sind es über 60, darunter 3 Kilts) habe ich auch ein Gefühl für Bekleidung bekommen, das war mir vorher ziemlich egal. Da meine Freundin Schneiderin gelernt hat und mal in Köln eine Boutique mit Markenkleidung geführt hat, konnte ich auch bei der sogenannten Farbenlehre wertvolle Erkenntnisse gewinnen. Auch das hat dazu beigetragen, dass meine Rockbekleidung im Umfeld nur positive Reaktionen hervorgerufen hat.

Mich würde mal interessieren, wie Dein jüngster Sohn darauf kommt, er sähe im Kilt wie ein Mädchen aus. Erstens ist der Kilt das Männerkleidungsstück par excellence und zweitens tragen Mädchen ja heute ausschliesslich Hosen. Vielleicht hat Dein Sohn aber auch nur alte Filme gesehen, da soll es sowas wie rocktragende Mädchen ja noch geben.

Nun, ich habe nichts dagegen dass Frauen heute nur noch Hosen tragen. Ich kann aber nicht verstehen, dass so viele Männer eine panische Angst vor Röcken haben. Solch eine Angst hatten die Frauen vor rund 100 Jahren aber nicht, als es darum ging, die Hosen für sich zu reklamieren und sie einfach zu tragen. Deshalb halte ich die Frauen heute auch für das stärkere Geschlecht. Sie machen einfach das, wozu sie Lust haben. Daran sollten sich die Männer mal ein leuchtendes Beispiel nehmen.

Ich freue mich, dass Du zu uns gefunden hast. Du bist eine echte Bereicherung für unser Forum und ich hoffe, noch vieles von Dir lesen zu können.

@Magix: Der Ausspruch steht auf meiner Homepage, von mir ist er allerdings auch nicht. Aber er ist sowas von wahr.

Schöne Grüße,
Ferdi (der gleich im kurzen Jeansrock aufs Siegburger Stadtfest geht)
Freiheit heißt, sich von anderen unterscheiden zu dürfen.

Offline Jürgen64

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Re: Bigmama ist auch hier
« Antwort #5 am: 30.08.2008 14:54 »
Hallo Bigmama,

auch von mir ein herzliches Willkommen in dieser Runde! Und gleich noch ein Hinweis: Du gehst auf die 40 zu, nur von der anderen Seite ...  ;)  (ich übrigens auch).

Mut einen Rock zu tragen? Den braucht Mann nur scheinbar! Die Realität sieht anders aus als man vermutet: Die meisten Menschen reagieren wie Du, sie bewundern den Mann der das einfach so macht. Du glaubst gar nicht, wie viele nette Komplimente ich in den nunmehr über 8 Jahren Rock tragen vor allem von Frauen bekommen habe. Da sind mir die wenigen negativen Reaktionen von pubertierender hirnarmer Masse, die selber noch nicht wissen was sie sind, relativ egal. (um hier keine falschen Rückschlüsse aufkommen zu lassen: nur ein Bruchteil der Jugend reagiert so, aber wenn tatsächlich mal jemand lästert, donn kommt es meist aus eben dieser Ecke)

An dieser Stelle muß ich auch eine Deiner Aussagen kontern: "begebt Ihr Euch in das Refugium des anderen Geschechts" ... sorry, aber seit wann ist der Rock ein weibliches Refugium? Neenee, der Rock ist traditionell auch unsere Kleidung, kommt nur darauf an wie weit Du zurückgehst. Die Hose ist Kriegskleidung für Berittene; ich habe weder Krieg noch Gaul, was also soll ich damit? Gleiches gilt für Strumpfhose oder Absatzschuhe, auch die waren ursprünglich Herrenkleidung.

Sollte ich als Mann nichts tragen was auch von Frauen getragen wird? Sorry, aber nackt wäre gesetzwidrig! Aber warum auch? Ist weiblich etwa schlecht, eine Abwertung? Wenn ich so manche Frau höre "das sieht ja wirklich klasse aus, aber nee, mein Mann bitte nicht, das wäre ja weibisch!", dann frage ich mich ob dieser Frau bewußt ist was sie da gerade von sich gab? Theoretisch müßte jede Frau stolz auf ihren Mann sein, wenn er selbstverständlich weibliche Attribute für sich übernimmt und damit zeigt daß er die Weiblichkeit achtet!

Ich habe überlegt wie ich mich kleiden müsste, um "wie ein Mann" auszusehen (ich weiß ich wollt nicht wie eine Frau aussehen, aber die Passanten sehen es evtl, so) und mir fällt nichts ein..... Egal was ich trage, es wäre immer eine Frau die halt ein Sakko etc trägt.

Da haben wir es viel einfacher, das hätte ich nie gedacht dass Frauen MAL einen Vorteil haben  ;D

So einfach haben wir es tatsächlich auch! Mann muß es nur erstmal probieren, um es zu erkennen. Ich kann einen beliebigen Rock mit Strumpfhose, HighHeels und Neckholder-Top tragen und werde immer noch meilenweit als Mann erkannt - trotz schlanker Taille! Ob's an meinen breiten Schultern oder woran auch immer liegt, ist mir egal ... aber bei so manchen Lästermäulern hab ich meine begründeten Zweifel daß die das auch können. Wenn man denen das dann ins Gesicht sagt, ist schlagartig Schluß - warum nur?

Röcke an Männern sehe ich leider in meinem Umfeld höchst selten. Es sind nur einige wenige Szenegänger wie Gothic, Mittelalter, und so weiter und als Discokleidung; im normalen Straßenbild leider Fehlanzeige. Leider nicht weil ich das brauche, sondern weil ich auch hin und wieder Reaktionen zu hören bekomme wie "ich bewundere Sie, denn ich würde gerne aber trau' mich nicht". Diese Menschen tun mir leid, und bislang hab ich es leider noch nicht geschafft einen solchen zu ermutigen. Das ist für mich auch einer der Gründe, warum ich in den Foren aktiv bin.


Eine kleine Anekdote am Rande: Weil wir ja in der Larp-Gruppe als Schotten rumlaufen, hat mein Jüngster (9) auch einen Kilt bekommen. (Alle von Syriel, die kennt ihr bestimmt) Als er ihn anziehen sollte, hat er geschaut ob die Nachbarskinder ihn sehen. Er hat sich nach einem einmaligen Tragen bei einer Larp-Veranstaltung dann geweigert ihn nochmal zu tragen "Ich sehe wie ein Mädchen aus"
In der Kindheit, wo Kinder ihre Rollenidentität noch suchen müssen, ist die Ablehung gegen rollenUNkonformes Verhalten noch viel stärker ausgeprägt, Kinder haben den Wunsch sich anzupassen und einzuordnen.

Aber niemand kann sagen, ich hätte meine Söhne nicht ermutigt....... ;D

Erst mal ganz dickes Kompliment, daß Du Deinem Sohn nicht nur die Chance gegeben, sondern ihn auch ermutigt hast. Hast Du ihn auch gefragt, ob er sich nicht schämt wie die meisten Mädchen in Jeans herumzulaufen?   :o ;D

Gruß
Jürgen
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Offline Matthias

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Re: Bigmama ist auch hier
« Antwort #6 am: 30.08.2008 15:28 »
Hallo bigmama,

auch von mir ein ganz herzliches Willkommen hier im Forum. Wir hatten ja schon gestern abend im Chat das Vergnügen.  ;)

Ich habe überlegt wie ich mich kleiden müsste, um "wie ein Mann" auszusehen (ich weiß ich wollt nicht wie eine Frau aussehen, aber die Passanten sehen es evtl, so) und mir fällt nichts ein..... Egal was ich trage, es wäre immer eine Frau die halt ein Sakko etc trägt.

Genau hier liegt wohl das grundsätzliche Problem, das Männer die einen Rock tragen haben. Man wird automatisch in ein bestimmtes Klischee gepackt. Ob man da hinein gehört oder nicht ist den meisten Leuten auf den ersten Blick egal. Natürlich kommt auch immer wieder gerne eine Frage wie diese: Bist du schwul?
Das sind so die Hauptprobleme, mit denen Männer zu kämpfen haben.

Grüße
Matthias
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Offline Jürgen64

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Re: Bigmama ist auch hier
« Antwort #7 am: 30.08.2008 16:49 »
Natürlich kommt auch immer wieder gerne eine Frage wie diese: Bist du schwul?

Hallo Matthias,

meine Lieblingsantwort: "Nö, Wowereit, Westerwelle, Biolek und so weiter stehen alle auf Anzugträger!"

Gruß
Jürgen
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Offline bigmama

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Re: Bigmama ist auch hier
« Antwort #8 am: 31.08.2008 15:48 »
Hallo Bigmama,
Ist weiblich etwa schlecht, eine Abwertung? Wenn ich so manche Frau höre "das sieht ja wirklich klasse aus, aber nee, mein Mann bitte nicht, das wäre ja weibisch!", dann frage ich mich ob dieser Frau bewußt ist was sie da gerade von sich gab? Theoretisch müßte jede Frau stolz auf ihren Mann sein, wenn er selbstverständlich weibliche Attribute für sich übernimmt und damit zeigt daß er die Weiblichkeit achtet!


Genau das ist das Problem.

Ich wollte es nicht gleich ansprechen, aber aus meiner Schulzeit habe ich noch ein Buch aus dem Pädagigik-Unterricht im Gedächtnis, in dem es hieß, dass

das weibliche abwertend, das männliche aufwertend

ist. Und da ist auch der Kern des Problems. Ich will keine emanzipatorischen Gedanken hier strapazieren, das wäre zu aufwendig und am Thema vorbei. (Die Sehgewohnheiten zu ändern reicht schon um Männer in Röcken zu akzeptieren) aber der Umstand das weibliches als weniger wertig angesehen wird als männliches führt dann auch dazu, dass

wenn eine Frau etwas tut was Männer tun, sie sich damit aufwerten kann

aber

wenn ein Mann etwas tut was Frauen tun, er sich abwertet.

Dafür könnte ich hunderte von Beispielen nennen. WENN beide Geschlechter gleich bewertet würden, wäre das Problem für rocktragende Männer wohl nicht vorhanden, Sehgewohnheiten hin- Sehgewohnheiten her.

Darum war es auch für Frauen so wünschenswert, Hosen zu tragen. Hosen=männlich=Aufwertung.

Andersherum wertet der Mann sich ab, wenn er ein weibliches Kleidungsstück trägt.

Dabei meine ich "weibliches Kleidungsstück" auf unsere Zeit bezogen.

Es ist ja bekannt, dass in der Geschichte der Rock ein Kleidungsstsück für den Mann war. Männer durften Beine zeigen, was bei einer Frau mit Hurerei gleichkam. Die ersten Frauen in Hosen wurden auch als unanständig angesehen, weil man "den Schritt" sehen kann. Aber das ist wieder ein anderes Thema.

Mir ist auch die Gleichmacherei gar nicht wichtig. Auf einer der Seiten der Forenmember (hab vergessen welche es war, ich hab die vergangene Woche arg viel gesurft zu dem Thema) sagte der Seiteninhaber, dass diese Gleichmacherei von Mann und Frau albern ist (sinngemäß). Das sehe ich auch so.
Wie wundervoll ist der Unterschied zwischen den Geschlechtern, 2 Seiten einer Medaille, unterschiedliche Fähigkeiten die sich im Idealfall ergänzen.

Und als Frau im Alltag Männerbeine zu sehen kann ich nur begrüßen. Eman(n)zipation hin oder her, ein schönes Männerbein sehe ich ebenso gerne wie ihr Jungs euch ein hübschen Frauenbein anschaut. So emanzipiert bin ich allemal.  ;D

Im Grund kommt es mir ja entgegen, wenn ihr euch darum bemüht, ein (zur Zeit) weibliches Kleidungsstück anzueignen. Ich sehe es auch so, dass ein Mann, der einer sein will, auch einer bleibt egal was er anzieht. Und wenn das die gleichen Klamotten sind wie unsere würde das auch bestimmt für die Angleichung der "Wertigkeit" von Mann und Frau beitragen.  Hoffe ich.

Und mein Sohn sagte spontan, der Kilt sei halt ein "Mädchenrock". Er kennt/kannte es bis dato nicht anders. Mittlerweile hat er viele Kilts gesehen, und ich könnte mir vorstellen dass er als junger Mann eher zum Rock greift als ohne die Erfahrung. Wenn ihr sagt, Mädchen tragen Jeans, dann geht mal in einen Kindergarten. Heutzutage werden kleine Mädchen wie eine Prinzessin rausgeputzt!!!!!!! Das würde mir gefallen, wäre es nicht so unglaublich stereotyp! Außerdem müssen die Mädchen die Prinzessin dann mit Eintritt in die Pubertät wieder ablegen, was ich doppelt bescheuert finde.


Übrigens muss ich leider zugeben, dass auch ich bei dem Anblick eines Mannes im Jeansmini denken würde, er sei schwul. Ich bin ehrlich zu euch, und meine eigenen Sehgewohnheiten sind nun mal auch in den 60er/70ern geprägt worden. ABER ich schaue mir viele eurer Fotos an und finde, das hilft. Ich gewöhne mich daran, wenn ich es nur oft genug sehe.

Darum ist eure Arbeit hier, das Öffentlichmachen, sehr sehr wichtig. Machen wir uns nix vor: Es gibt viele die über euch lachen werden (über mich ja auch mit meinem Klamottenfaible), aber ihr bereitet den Weg für die nächste Generation.

Und vor 50 Jahren wäret ihr eingesperrt worden, und hätte ich damals gelebt und keinen so verständnisvollen Mann gehabt... er hätte mich weggesperrt. In dieser Hinsicht leben wir schon in besseren Zeiten und können sie noch besser machen.

Bärbel

Offline Jürgen64

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Re: Bigmama ist auch hier
« Antwort #9 am: 31.08.2008 16:57 »
Wenn ihr sagt, Mädchen tragen Jeans, dann geht mal in einen Kindergarten. Heutzutage werden kleine Mädchen wie eine Prinzessin rausgeputzt!!!!!!! Das würde mir gefallen, wäre es nicht so unglaublich stereotyp! Außerdem müssen die Mädchen die Prinzessin dann mit Eintritt in die Pubertät wieder ablegen, was ich doppelt bescheuert finde.

Hallo Bärbel,

dann scheint das von Kindergarten zu Kindergarten doch unterschiedlich zu sein. Als Vater einer gerade-Erstklässlerin und eines Sohnes, der ab Januar in den KiGa geht weiß ich wovon ich rede. In dem KiGa liefen die Mädels überwiegend in Jeans rum, nur zu Karneval hatten wir auf einmal hunderte Prinzessinnen im Ort.

Die Kombination aus Deiner Aufforderung "öffentlich machen" und der nicht nur von Dir bestätigten Abwertungsthese sollte sich doch was machen lassen ... wir müßten alle(!) mal verschieden Politiker mit diesem Problem konfrontieren, ihnen mit ihrem Anzug-Getue indirekt Unglaubwürdigkeit unterstellen. Ich denke genügend solcher Mails könnten vielleicht erste aufrütteln? Gerade wo die Volksparteien so sehr mit Mitglieder- und Wählerschwund zu kämpfen haben, werden vielleicht einzelne Vorreiter zum letzten Strohhalm greifen.

Gruß
Jürgen
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Offline Aryaman Stefan

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Re: Bigmama ist auch hier -- und wird begrüßt
« Antwort #10 am: 01.09.2008 14:10 »
Bigmama, schön siehst Du aus mit dem Rock vor dem all-zu-nüchternen ALDI-Bau. Das alles regt ja mal wieder an zum schreiben. Du schreibst,

»Leider mag mein Mann den Kilt außerhalb des Rollenspiels nicht tragen, was ich sehr schade finde. Aber das ist wohl Geschmackssache.« Würde ich vielleicht auch nicht, auch wenn meine Beine schön wären, Kilt ist mir zu kurz. Hätte allerdings schon als 10 bis 13-jähriger Junge gerne einen Kilt getragen, zuerst sah ich ein Bild eines schottischen Knaben in einer Zeitschrift, dann schottische Besatzung in meiner Stadt (Hameln), alle im Kilt, Uniform. Doch die Zeiten (um 1945) waren so, daß knabe/man das kaum zu denken wagte. Mein Ausweg war später der lange Rock, mindestens bis Mitte Wade ... Hast Du wahrscheinlich schon in meiner Galerie gesehen.

»... Rock tragen, dies wäre aber gesellschaftlich nicht anerkannt.« Ja, wo man Anerkennung nötig hat, muß man andere Wege wählen zur Erfüllung der liebsten Wünsche. Etwas außerhalb der Gesellschaft mag aber manches gehen ..., im Beruf oft nicht. Nun bin ich Rentner und nicht mehr veranwortlich gegenüber solchen gesellschaftlichen Kräften, aber früher, an meiner Arbeitsstelle (ein Forschungsinstitut): niemals wäre ich im Rock im Labor oder gar auf dem Schiff erschienen.

Zu Deinem »Modemanifest« habe ich eben einen Leserbrief geschrieben, hier nochmal: „... das sind viele sehr schöne Bemerkungen! Danke. Ich gehe ähnliche Wege wie Du (möchtest?), aber als Mann - und nur in langen, bunten Röcken ...“ - Albern finde ich Dein Manifest nun gar nicht, im Gegenteil: eher förderlich und wichtig.

»Dass auch Männer unterdrückte Kleidungswünsche haben könnten, ... «, dazu kannst Du Dir mal die Seite von Dr. Vernon Coleman  http://www.vernoncoleman.com/downloads/mid.htm ansehen, ist in englisch. Ich kann auch mal eine Zusammenfassung in Deutsch bringen, wenn´s gewünscht ist.

»Und vor 50 Jahren wäret ihr eingesperrt worden« - schlimmer, wir wären ins KZ gekommen ...

Danke von Aryaman Stefan
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Offline martin77

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Re: Bigmama ist auch hier
« Antwort #11 am: 02.09.2008 21:29 »
Hallo Aryaman Stefan.... ich weiss nicht was davon der Vor-oder Nachname ist;

Ich kenne dein zitiertes Buch, aber es dreht sich im Wesentlichen um die Frage der "Cross-Dresser" und Transvestiten. Bedeutungsherkunft ist zwar genannt, weniger aber die Ursache, sie wird schlechthin als Phaenomen bezeichnet.
Er bezieht sich ja auf Untersuchungen aus dem Jahre 1995, klaert aber wenig auf ueber das Rock-tragen, das hier eigentlich mehr im Vordergrund steht. In einer seiner Schlussbemerkungen kommt er ja zu der Erkenntnis, dass die Gesellschaft falsch ist und nicht der Traeger der "anderen" Kleidung. Das ist ja recht positiv.
Zu Baerbel;
Willkommen in dieser Runde. Ich bin zwar kein Vielschreiber, habe aber manchmal so meine Ideen, und sehe das Rocktragen viel pragmaticher als viele andere Maenner. Ich gehoere auch nicht mehr zu den Juengsten hier, dafuer bin ich "Langzeit-Rocker", also seit etwa 22 Jahren Rocktraeger.

Ich gebe dir Recht, das mit den Sehgewohnheiten ist schon schwierig,und es gehoert nicht nur Mut dazu sich als Frau damit zu befassen, sondern auch eine ganze Menge Verstaendnis - und es scheint, als wuerdest du beides wunderbar miteinander verknuepfen in deiner Person.
Besten Dank fuer deine aufrichtigen Worte.
Gruesse
martin77


 

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