Hi Franco!
Dass Männer wie Frauen die Ziele der Emanzipation der Frau immer wieder neu erklärt werden müssen, liegt weniger an denen, die Wissen worüber sie reden, als an den Leuten, die auf der Basis von Fehlinformationen und Halbwissen, Annahmen und Auslegungen eine Menge dummes Zeug erzählen.
Das ist erklärungsbedürftig! Hälst Du dich jetzt für allwissend? Welche Voraussetzungen muss ich denn mitbringen, um mitreden zu dürfen?
Du bist durchaus vorbereitet. Jedenfalls nicht weniger als alle anderen hier und draußen.
Was Susan meinen mag, wenn sie dasselbe meint wie ich, ist, dass Emanzipation kein erreichbarer Zustand sondern eine Art zu leben ist. Wie ich schon andernstrangs hier schrieb, ist Emanzipation nicht nur, über das eigene Leben zu bestimmen, sondern auch die Entscheidungen anderer zu akzeptieren. Alles unter der Prämisse, dass niemanden geschadet wird und dass niemand in seiner Freiheit beschränkt wird.
Viele Frauen sind nicht emanzipiert, sie imitieren einfach nur das Verhalten ihrer Geschlechtsgenossinnen und diese das der emanzipatorischen Vorgängerinnen. Da ist kein Verständnis, oder nur wenig, vorhanden über die Bedeutung der Errungenschaften, die sie heute genießen können.
Männer habe eine solche Emanzipation nicht mitgemacht, da ihre gesellschaftlich vorgesehene Rolle ihnen sowieso einige Vorteile einbrachte, die in den vergangenen Jahrzehnten aber erodierten: beruflich, rechtlich, finanziell -- die ganze Ökonomie und Politik war männlich, nicht nur dominiert, sondern fast ausnahmslos aus Männern bestehend.
Aus Warte der Männer damals und größtenteils noch heute besteht auch weiter kein Grund, die eigene Rolle zu überdenken. Wobei ich zumindest das Gefühl habe, das da eine Bewegung stattfindet, wonach sich die Rolle des Mannes durch die mediale Vermittlung und durch die um sich greifende erzieherische Einfältigkeit auf einen 'männlichen' Kern konzentriert, also reduziert wird. Schwierig auszudrücken. Aber vielleicht kommt ja an, was ich meine.
Wie auch immer, es gibt zwei Entwicklungen: Die Vereinfachung der Männerrolle einerseits und die zeitlich parallel verlaufende Erweiterung der Frauenrolle um Bereiche, die vormals von Männern besetzt waren (na, wieviele Figaros kennen wir noch?).
Hallo Susan!
Meine Hoffnung, hier sei das Gejammer über die bösen Emanzen und das nicht-dürfen als Mann überwunden, bestätigt sich leider nicht. Schade.
Es ist leider nur menschlich, die eigene Verantwortung abzuwälzen. Ist ja auch besser für die eigene geistige Hygiene. Zumindest kurzfristig und oberflächlich. Aber Franco hat es sicher anders gemeint, als Du es verstanden hast. Natürlich untersagen nicht Frauen den Männern ihre Emanzipation, das machen Männer schon alleine zur Genüge. Und nicht nur Männern Männern, sondern oftmals Männer auch sich selber. Dass es Frauen gibt, die ihren Teil dazu beitragen, ist nur allzu klar. Wer begrüßt hier oder in Eurem persönlichen Umfeld denn, wenn jemand ankündigt, er wolle heute mal was gänzlich anders machen? Und gerade dann, wenn es das eigene Verständnis vom Verhältnis zwischen Menschen und das Selbstverständnis berührt?
Heteronormativität beinhaltet, dass a) Heterosexualität eine Norm darstellt, dass b) Geschlechtsdualität eine Norm darstellt, und dass c) alle Menschen der eigenen Gesellschaft a) und b) alltäglich befolgen. C) äußert sich u.a. darin, dass Männer und Frauen sich modisch zu unterscheiden haben. Solche gesellschaftlichen Erwartungen stehen aber immer in Konflikt mit einer wie auch immer gearteten Emanzipation.
LG
Masin