Autor Thema: High fashion - the rise of heels for men  (Gelesen 4251 mal)

Offline Skirtedman

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Antw:High fashion - the rise of heels for men
« Antwort #15 am: 10.05.2021 13:42 »
Ich denke, es ist die Seh- und Denkgewohnheit, die hohe Absätze mal feminin, mal maskulin erscheinen lassen. Genau wie bei den Röcken.

LG, Micha

Ja, das ist es mit Sicherheit.

Aber Dein Vergleich mit den Röcken spricht Bände.

Es wird nämlich, falls überhaupt, ein gutes Stück Weges sein, bis sich High Heels an Männern allgemein toleriert durchsetzen könnten. Denn zuviele Scheren im Kopf sind aktiv, um die Männer im Gros an diese Schuhe heranzuführen.

Ich, für mein Teil, bin mir sicher, dass ich wohl niemals hochhackige Schuhe tragen werde. Ja, muss ich zugeben, so einmal im Jahr überfällt es mich im Schuhgeschäft, sowas mal auszuprobieren - a) um das Gefühl zu testen und b) um die Optik zu testen.

(Auch wenn es Gewöhnungssache ist) so werde ich nie die Herausforderung annehmen, mich im Gehen in Hochhackigem zu üben. Meine hochabsätzigsten Schuhe haben irgendwas von 4 oder 5 Zentimeter Absatz (gegenüber dem Zehenniveau). Das sind Straß besetzte Stiefeletten. Und jedesmal, wenn ich beim Tanzen irgendein normalgewichtiges, hübsches (naja, diese Eigenschaft spielt ja eigentlich keine Rolle) Mädel um mich herumwirbeln will, wirft es mich selbst aus der Flugbahn.

Und zu b) gefällt mir diese Optik auch an mir überhaupt nicht. Auch längst nicht an jeder Frau. Und an Männern fast ausnahmslos auch nicht.

Im Gegenteil, gerade zum Beispiel an Mark Bryan finde ich, sieht es sehr befremdlich aus. Ja, in meinen Augen lässt es ihn feminin erscheinen - und das sind ganz besonders die Schuhe. Um Marks Look ein wenig zu demontieren, finde ich, dass er ohnehin für männliche Verhältnisse recht dürr ist. Dann trägt er die engen Bleistiftröcke, was seiner Strich-in-der-Landschaft-haftigkeit noch einmal mehr Substanz gibt, und dann stelzt er sich noch auf dürres Fundament auf - ja, trotz Männergesicht gibt das allem einen sehr femininen Touch, das meinem Geschmack nach zuviel des Guten ist. Kann er ja machen, sein Marketing und seine Gefolgschaft in den Social Medias tut das ja wohl keinen Abbruch, aber für mich erschließt sich ganz klar: nicht nur, aber ganz besonders wegen den High Heels macht es die Erscheinung Mark extrem feminin.

Können Heels eigentlich feminin wirken, wo sie doch eine Erfindung für Männer waren, damit diese beim Reiten besseren Halt in den Steigbügeln finden?

War mir noch nicht so klar, dass Absatzschuhe was mit Reiten zu tun haben könnten, speziell Cowboys z.B. Aber ja, klingt plausibel.

Aber nein, Absatzschuhe wurden doch auch aus anderen Gründen entwickelt / getragen. Früher, als noch nicht die ganzen Autos die Luft verpesteten, da verpesteten die Fortbewegungsmittel die Straßen. Und ja, Straßen waren oft auch gar nicht so gepflastert oder aus festem Untergrund. Aber auch mit Pflaster sammelten sich die Pferdeäpfel und spätestens bei Regen vermatschte dann alles zu einem dicken unschönen Brei. Auch in den Städten, gerade da. Nicht zuletzt bei den Römern, aber auch später gab es ja sowas wie Bordsteine und Zebrastreifen aus Steinblöcken, um den Fußgängern die Möglichkeit zu geben, Straßen sauberen Fußes zu überqueren. Das war ja dann auch schon einer der Vorläufer von DIN-Normen, um eben die Achsen von Kutschen und Wägen darauf zu normieren.

Jeder, der im Mittelalter, wo diese Technik eher vergessen war, es sich leisten konnte, der trug Schuhe mit mehr Sohlenhöhe - und Absätzen. Nicht zuletzt wurde das dann zu einem Erkennungszeichen von Patriziern und vom Adel. Alles rangniedrigere konnte sich aus wirtschaftlichen Gründen solchen Luxus nicht leisten. Auch aus dem mittelalterlichen Japan sind mir Absatzschuhe aus den gleichen Gründen bekannt.

Dass sich im puristischen Bürgertum Europas, besonders gefühlt wohl Deutschland, dann das Entsagen des "Prunks" durchsetzte, mag zum Teil auch daran liegen, dass damit ein allgemeiner volkswirtschaftlicher Wohlstand ausgedrückt werden konnte. Wer flache Schuhe tragen konnte, der brauchte durch den Matsch nicht mehr laufen, der hatte seinen Fuhrmeister und seine Kutsche, die ihn überall hinbrachte. Wer flache Schuhe tragen konnte, der kam aus einer Stadt, die sich Straßenreinigung leisten konnte, oder die sich bereits eine Kanalisation erschaffen konnte.

Ich könnte mir ableiten, dass hochhackige Schuhe, gerade sowas wie Groschen- oder Pfennigabsätze für die Damen sich erhalten konnten, weil die Kleider der Damen nicht lange genug sein konnten (Bein zu zeigen war ja verpönt) und die hohen Schuhe dies noch zusätzlich ermöglichten. Und die dünnen Absätze auch als Zeichen, nicht viel auf den Beinen sein zu müssen. Und Mädels und Frauen, die sich das (in ihrem Alltag) nicht leisten konnten, sehnten sich bestimmt auch danach als Zeichen einer 'erhabenen Weiblichkeit' (nicht im Sinne von physischer Erhabenheit sondern im Sinne von sozialer Erhabenheit).

Offline Holger Haehle

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« Antwort #16 am: 10.05.2021 13:57 »
Also, man kann Heels tragen, um sexy zu wirken und zu beeindrucken.

Aber es gibt auch noch andere Gründe:

Meine ersten Absatzschuhe habe ich früher passend zu meinem schwarzen Anzug gewählt, weil alle anderen Abteilungsleiter einen Kopf größer waren als ich. Wenn wir dann bei Tagungen und auf Messen zusammenstanden oder auch mit Geschäftskunden, dann wirkte die Runde mit mir deutlich harmonischer. Ich war dann auch optisch auf Augenhöhe.

Außerdem macht das Gehen mehr Spaß, wegen der bewußteren Abrollbewegung der Füße.

Und wenn ich als Dozent im Hörsaal auftrete, fühle ich mich sichtbarer und würdevoller.

Schon die Schauspieler im alten Griechenland trugen auf der Bühne Kothurnen mit viel Plateau, damit sie auch auf den entfernteren Rängen sichtbarer wurden.

Offline Skirtedman

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« Antwort #17 am: 10.05.2021 14:10 »
Schon die Schauspieler im alten Griechenland trugen auf der Bühne Kothurnen mit viel Plateau, damit sie auch auf den entfernteren Rängen sichtbarer wurden.

Um jetzt mal mit dem Niveau von culture skirt zu antworten:

Was ein Quatsch! Die brauchen doch nur die Bühne höher machen! Ist alles nur Ausrede.

Offline Holger Haehle

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« Antwort #18 am: 10.05.2021 14:23 »
Zitat Skirtedman: "Jeder, der im Mittelalter, wo diese Technik eher vergessen war, es sich leisten konnte, der trug Schuhe mit mehr Sohlenhöhe - und Absätzen. Nicht zuletzt wurde das dann zu einem Erkennungszeichen von Patriziern und vom Adel. Alles rangniedrigere konnte sich aus wirtschaftlichen Gründen solchen Luxus nicht leisten. Auch aus dem mittelalterlichen Japan sind mir Absatzschuhe aus den gleichen Gründen bekannt."

Also das interessiert mich genauer. Da hätte ich gerne eine Literaturempfehlung, denn so habe ich das in der modehistorischen Literatur noch nicht gelesen. Nach Aussage der Kuratorin des Bata Shoe Museum in Toronto und  von Prof. Barbara Vinken, die mir bei meinem Buch geholfen haben, wurden Absatzschuhe in der Renaissance nur von Adeligen getragen, um schöne, lange, seidigbestrumpfte Beine in kurzen Röcken zu zeigen. Zudem waren die Schuhe in hellen Farben passend zu hellen Seidenstrümpfen gewählt und oft mit Schleifen und blumigen Ornamenten verziert. Damit ging der Herr Graf nicht durch den Straßendreck. Die Höhe der Absätze an den Reitstiefeln regelten die Standesordnungen. Das gemeine Volk trug ausschließlich nur Flachtreter.
Gegen den Dreck in den Straßen, der oft nicht beseitigt, sondern nur abgestreut wurde, behalfen sich die Adeligen mit Pferden und Sänften. Das Volk benutzte Trippen (https://de.wikipedia.org/wiki/Trippe), die nur gut halten, wenn man sie unter flache Treter schnallte.


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« Antwort #19 am: 10.05.2021 14:24 »
Können Heels eigentlich feminin wirken, wo sie doch eine Erfindung für Männer waren, damit diese beim Reiten besseren Halt in den Steigbügeln finden?

War mir noch nicht so klar, dass Absatzschuhe was mit Reiten zu tun haben könnten, speziell Cowboys z.B. Aber ja, klingt plausibel.
Das waren aber keine Stilletos und die Absätze waren breiter und kürzer. Das Thema High-Heels und perverse äh persische Reiter wurde hier schon mehrfach behandelt, Alles was später nach dem 19. Jahrhundert an High-Heels aufkam, wurde für Frauen erfunden genauso wie die unzähligen Varianten der Hosen. Für Männer gabs nur Eine Hose bis heute.

Gruß
Jule

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Antw:High fashion - the rise of heels for men
« Antwort #20 am: 10.05.2021 14:32 »
Dass sich im puristischen Bürgertum Europas, besonders gefühlt wohl Deutschland, dann das Entsagen des "Prunks" durchsetzte, mag zum Teil auch daran liegen, dass damit ein allgemeiner volkswirtschaftlicher Wohlstand ausgedrückt werden konnte. Wer flache Schuhe tragen konnte, der brauchte durch den Matsch nicht mehr laufen, der hatte seinen Fuhrmeister und seine Kutsche, die ihn überall hinbrachte. Wer flache Schuhe tragen konnte, der kam aus einer Stadt, die sich Straßenreinigung leisten konnte, oder die sich bereits eine Kanalisation erschaffen konnte.
Das macht keinen Sinn, da auch Frauen in den "sauberen" Städten wohnten und Stöckelschuhe trugen und genauso flache Treter anziehen konnten. Wer körperlich arbeiten und eine Familie versorgen musste, musste flaches Schuhwerk wählen. Bäuerinnen trugen auch nie Absätze. Wer aber überall hin hofiert und kutschiert wurde, konnte sich die höchsten Absätze leisten, weil er/sie nicht weit laufen musste und die meiste Zeit saß und sich der eigenen Schönheit ergötzen konnte.

Offline Skirtedman

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Antw:High fashion - the rise of heels for men
« Antwort #21 am: 10.05.2021 15:16 »
... Nicht zuletzt wurde das dann zu einem Erkennungszeichen von Patriziern und vom Adel. Alles rangniedrigere konnte sich aus wirtschaftlichen Gründen solchen Luxus nicht leisten. Auch aus dem mittelalterlichen Japan sind mir Absatzschuhe aus den gleichen Gründen bekannt."[/i]

Also das interessiert mich genauer. Da hätte ich gerne eine Literaturempfehlung, denn so habe ich das in der modehistorischen Literatur noch nicht gelesen. ...
Gegen den Dreck in den Straßen, der oft nicht beseitigt, sondern nur abgestreut wurde, behalfen sich die Adeligen mit Pferden und Sänften. Das Volk benutzte Trippen (https://de.wikipedia.org/wiki/Trippe), die nur gut halten, wenn man sie unter flache Treter schnallte.

Hallo Holger,

leider kann ich Dir - so gern ich auch´s möchte - nicht mit konkreten Literaturangaben aus meinem Alltagswissen dienen.

Das mit den Trippen war mir nicht geläufig, kann mir aber vorstellen, dass eben der Adel durch die Entwicklung der Absatz- oder Plateauschuhe als einer Entität sich dem DIlemma der Trippen-Anwendung zu behelfen wusste. Einen Hinweis, der im Ansatz meine Vorstellungskraft untermauern könnte, kann ich Dir ad-hoc hier nennen.

In puncto Bezug auf Japan kann ich Dir das hier nennen:
Sonderausstellung "Samurai", Historisches Museum der Pfalz, 2008
Vielleicht kannst Du ja noch den Ausstellungskatalog beziehen. Oder die Kuratorin ausfindig machen.

Gruß
Wolfgang

Offline Skirtedman

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« Antwort #22 am: 10.05.2021 15:20 »
Das macht keinen Sinn, ...

Wie unschön, Jule, dass Du mich nicht verstehst.

Wie schön aber, dass wir dasselbe meinen!

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Antw:High fashion - the rise of heels for men
« Antwort #23 am: 10.05.2021 15:22 »
Die Trippen stammen ursprünglich aus Ägypten von Fleischern. So mussten sie nicht in der Blutlage stehen. Später kamen Trippen in türkischen Bädern auf (wegen Fußpilz). Im großen und ganzen wurde ein und dasselbe Schuhwerk zur gleichen Zeit auf verschiedenen Erdteilen zu unterschiedlichen Zwecken eingesetzt, so dass man nicht genau sagen kann, aus dem und dem sind Absätze entstanden.

Gruß
Jule

Offline Skirtedman

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« Antwort #24 am: 10.05.2021 15:37 »
Schon interessant, was Ihr so alles zusammentragt.

Obwohl mir Heels sowas von am A...bsatz vorbei gehen!

Ebenso diese Motivation halte ich auch für plausibel und interessant zu bedenken.

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« Antwort #25 am: 10.05.2021 16:22 »
Schon interessant, was Ihr so alles zusammentragt.

Obwohl mir Heels sowas von am A...bsatz vorbei gehen!

Ebenso diese Motivation halte ich auch für plausibel und interessant zu bedenken.
Naja ob das plausibel ist, bezweifle ich. Denn die meisten Männer haben kein Problem mit ihrer Körpergröße, oder wenn sie kleiner sind. "Und wenn ich als Dozent im Hörsaal auftrete, fühle ich mich sichtbarer und würdevoller." Das ist das gleiche wenn Sammler, zu ihrer Frau sagen, Schatz das ist in 10 Jahren dreimal soviel wert als heute, damit sie eine Rechtfertigung gegenüber ihrer Familie und Frau haben, warum sie 1000 Euro für einen "Staubfänger" ausgeben, den sie später sowieso nicht verkaufen werden und die Erben nichts damit anfangen können.
Gruß
Jule


 

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