@cephalus: Das ist ein schönes Beispiel, unterschiedliche Individualität gemeinsam zu genießen!
@Timper, @alle:
In den 25 Jahren, die ich in Männerrock-Foren unterwegs bin, hat für mich sich ein Bild ergeben, wie man die Männer, die sich mit Röcken beschäftigen, charakterisieren könnte. Es gibt viele Möglichkeiten, diese zu charakterisieren. Mir kommt es an dieser Stelle aber auf diese Weise an: Es kristallisieren sich drei grobe mentale Strömungen heraus:
A) Männer, die ihr Rocktragen als etwas Einzigartiges ansehen. In dieser Strömung überwiegt der Wille - glaube ich - der Selbstdarstellung. Würden viele Männer Röcke tragen, würde dieser Reiz verloren gehen. Das Rocktragen würde langweilig werden. Das Interesse, andere Männer zum Rocktragen zu bewegen, ist eher gering.
B) Männer, die ihr Rocktragen als Ausdruck ihrer Weiblichkeit ansehen. Hier sind nicht nur eher die dabei, die auch mal gerne komplett als Frau 'durchgehen' wollen. Hier sind auch überwiegend die dabei, die die althergebrachten männlichen Rollenmuster eher ablehnen. Das Grundinteresse in dieser Strömung ist, Rollenklischees abzubauen und die Männer dazu zu begeistern, ihre weibliche Seiten zu entdecken und dazu zu stehen. Für manche ist es aber sinnvoll, die Klischees nicht komplett zu kippen, sondern Klischees helfen auch, die eigenen weiblichen Anteile zu markieren. Andere Männer in den Rock zu bekommen, ist damit verbunden, die weiblichen Anteile im Mann zuzugeben.
C) Männer, die ihr Rocktragen als Erweiterung ihrer persönlichen Freiheit ansehen. In dieser Strömung zählt eher das Argument der Emanzipation. Die individuelle Freiheit jenseits eingefahrener Männerbilder steht im Vordergund; selbstbewusst, selbstbestimmt, wie das die Frauen gerade in Bezug auf Kleidung vorgelebt haben. Der Rock ist nicht besonders attraktiv, weil er Ausdruck von Weiblichkeit ist, sondern weil er eine Bereicherung der Möglichkeiten ist. Hier ist das Interesse, nicht der einzige Mann mit Neigung zum Rock zu sein, besonders hoch.
Meiner Beobachtung nach sind viele Männer in sich in einem kleinen internen Widerstreit, sich komplett einer dieser Strömungen zuzurechnen, vermutlich gibt es von diesen drei Strömungen zwei, mit denen sie mehr oder weniger sympathisieren. Wobei, wenn es drauf ankäme, sie relativ leicht sich einer einzigen Strömungen zuordnen lassen würden. Also die Tendenz hin zu einer der drei Strömungen dürfte für jeden von uns da sein.
Nur als kurzer Hinweis sei gesagt, dass in allen drei Gruppen rockliebende Männer jeder Façon zu finden sind, also z.B. Männer, die zu ihrem Mannsein stehen oder z.B. Männer, die eher LGBTQ-affin sind. Diese oben genannten groben Strömungen sind also eher unabhängig von anderen Beweggründen, Rock zu tragen.
Und Timper, ich glaube, Du kannst Dich zweifelsfrei zur Strömung A dazurechnen. Und da ist es klar, dass Du mit den anderen Strömungen nicht ganz so viel anfangen kannst und deren Wünsche und Hoffnungen nicht so widerspruchslos unterstützen kannst.