Hallo!
Kann sein dass der erste Link oben nicht funktioniert. Hier ist der Text zum Nachlesen.
Innsbruck – Wenn kurz vor Weihnachten die Herzogin von York, Sarah Ferguson, am anderen Ende der Telefonleitung ist und zehn Trachtensakkos für die königliche Familie bestellt, glaubt man zuerst an einen Scherz. Dem Villacher Kilt-Macher und Trachtenschneider Thomas Rettl ging es da 2006 nicht anders. „Duchess wer? Ich dachte zuerst, es wäre eine Verarschung“, erzählt der 51-Jährige während eines Plausches auf der Innsbrucker Herbstmesse.
Thomas Rettl ist zweifelsohne eine Erscheinung. Wie er dasitzt, selbstbewusst männlich, im selbst gefertigten Kilt, mit derben Stiefeln und dunkler Lockenmähne, könnte er als echter schottischer Highlander durchgehen. Wenn da nicht der Kärntner Dialekt wäre. Doch auf den ist Rettl stolz, genauso wie auf die Tatsache, dass er es geschafft hat, in der „Provinz“ ein erfolgreiches Unternehmen aufzubauen. Mit seiner Kilt-Kollektion hat es der Kärntner Highlander in die Öffentlichkeit geschafft. Franz Klammer, Thomas Morgenstern und Thomas Gottschalk tragen seine Gwandl.
Und Herzogin Fergie? Nun, die Ex-Frau von Prinz Andrew meinte es ernst und orderte tatsächlich Weihnachtsgeschenke im Wert von mehreren tausend Euro für William, Kate, Harry und Co. Geliefert wurde dann höchstpersönlich. Bepackt mit Jacken und Speck, fanden sich Rettl und seine Frau und Designerin Nathaly im 400 Quadratmeter großen und mit Bildern von der Queen ausstaffierten Privat-Wohnzimmer der Herzogin in Windsor wieder.
Ja, Thomas Rettl passieren genau solche Sachen. Irgendwas fällt dem „Rockstar“ unter den Kilt-Machern nämlich immer ein. Angefangen hat alles vor 30 Jahren. Rettl führte dazumal noch das Familienunternehmen als normales Handelsgeschäft und gründete aus einer Laune heraus mit seinen Freunden einen schottischen Highlander-Club – eine Kombination aus Jux, Kräfte- und Geschicklichkeitsbewerb, bei dem sich Männer in Kilts beim Baumstamm- und Eierweitwerfen duellieren.
„Als Ausdruck der Kärntner-Schottischen Freundschaft trug ich einmal zum Kärntner Sakko einen Kilt“, erinnert sich Rettl. Und weil die Kärntner Tracht eine todernste Sache ist und Rettl gerne provoziert, machte er in einem Zeitungsinterview den Vorschlag, die Hose des Kärntner Anzugs doch durch einen Rock zu ersetzen. Was folgte, war ein riesiger medialer Aufruhr, sogar Fernsehdiskussionen wurden über diese „sündige Idee“ geführt. „Leute sagten, das sei eine Schweinerei, das geht doch nicht“, lacht der Moderebell.
Und eigentlich nur, um es seinen Kritikern zu zeigen, entwickelte er vor 15 Jahren mit einer schottischen Stofffirma wirklich ein Kärntner Karo mit den Landesfarben Gelb, Rot, Weiß. Und weil Rettl die Leute gerne ärgert, behauptete er, dass nicht die Schotten, sondern die Kärntner das Karo erfunden hätten. Ein Schmäh? Angeblich nicht. „Ein Experte bestätigte mir, dass das älteste Karo-Muster vor 2200 Jahren im Alpenraum entdeckt wurde, die Kelten haben es also ein paar hundert Jahre vor den Schotten getragen.“
Der Villacher wollte allen zeigen, dass „Kärntner lustig und nicht kleinkariert sind“. Und weil auch der Armin Assinger ein lustiger Kärntner ist, trug er während einer Folge der „Millionenshow“ einen Rettl-Kilt und erzählte brav die Geschichte von der österreichischen Karo-Erfindung.
Danach ging es rund. Über internationale Presseagenturen verbreitete sich die Hiobsbotschaft wie ein Lauffeuer, sie ging nach Schweden und Russland und natürlich Schottland, Daily Mirror und The Sun berichteten darüber, dass „ein Wahnsinniger aus den Alpen behauptet, dass die Karos nicht aus Schottland, sondern aus Österreich kommen“. Sogar „Oberschotte“ Schauspieler Sean Connery bezog Stellung und polterte in Interviews gegen Rettl.
Die Versöhnung folgte dann ein paar Jahre später. Die Rettls waren als einziges nicht schottisches Unternehmen zur New York Tartan Week eingeladen. Schirmherr war Sean Connery. Rettl überreichte dem James Bond ein selbst gemachtes Sakko und stieß mit ihm mit einem Glaserl Wein an. Connery war besänftigt und die schottischen Wogen geglättet.
Bleibt nur noch eine Frage: Was trägt ein Kärntner unter dem Kilt? Nur so viel sei gesagt: Wenn jemand mit Unterhose erwischt wird, dann hat er nichts zu lachen. „Die Kärntner haben die Zukunft Kärntens drunter“, sagt Rettl.