Autor Thema: Observationen der Unterschiede  (Gelesen 13218 mal)

Offline high4all

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Re: Observationen der Unterschiede
« Antwort #15 am: 26.09.2014 08:12 »
Zum Thema:

Wenn ich hier in Deutschland schaue, ist das Bild meistens trister und die Gesichter weniger fröhlich sondern eher nachdenklich oder die Menschen machen einen gehetzten Eindruck. Eigentlich sehr schade, denn ein fröhliches Gesicht und schöner Anblick machen doch jedem, dem man begegnet, auch gleich bessere Laune. Ich gehe also nur aus dem Haus, wenn ich mit meinen Anblick zufrieden bin und auch mal lächeln kann. Naja, ich gehe eben nicht mit zerrissenen oder schlampigen Klamotten raus, wie andere, die sich scheinbar keine Gedanken darüber machen, was sie tragen.
 Ich arbeite derzeit an einem Kabarettprogramm zum Thema. Und Farbfehlgriffe sind da noch das geringste Übel, was ich so täglich sehe  -  ich habe jedenfalls daran auch eine spaßige Seite für mich entdeckt...

Mir scheint es so, als wenn ein "Null-Risiko-Denken" in Deutschland sehr verbreitet ist. Das wird bei fast allen Großprojekten deutlich, da wird hierzulande schnell auf Probleme und Risiken verwiesen. Besonders krass beim Thema Energie: Keine Atomkraft, aber auch keine Windenergie, keine Stromtrassen, keine Sonnenenergie, kein Dies und Das. Weil überall Nebenwirkungen und Risiken lauern. Was allerdings jenseits der Grenzen passiert, ist den meisten Leuten egal. Hauptsache, der Strom kommt aus der Steckdose und das Gas aus der Pipeline.

In der Mode spiegelt sich dieses Null-Risiko-Denken" wieder. Nur nicht auffallen ist die Devise. In unserer Werbezeitung steht, dass die vorherrschende Männerfarbe für den Herbst Schwarz ist, daneben noch Grau und Weiß. Da bekomme ich schon Brechreiz ob dieser modischen "Highlights". Kein Wunder, dass viele Leute so griesgrämig aus der Wäsche gucken, man stelle sich einen tristen Novembertag vor und alle laufen in Schwarz und Grau herum. Weil viele Leute Angst vor Farbfehlgriffen haben, wagen sie sich nicht an Rot, Gelb, Grün, Orange, Rosa usw.  Ist eigentlich schade, dass ich bei uns in der Gegend "Einzelkämpfer" bin (inkl. Risiken und Nebenwirkungen).  Selbst unter Frauen finden sich nur wenige Mutige, die sich abseits vom Mainstream kleiden, leider.
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Offline Dr.Heizer

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Re: Observationen der Unterschiede
« Antwort #16 am: 26.09.2014 08:45 »
Schwarz. grau und weiß als "MODEFARBEN für den Herbst" Hurra, ich höre mich schon sagen: "Na, mein monochromer Freund, war wohl die Farbe alle, als sie Deine Kleidung hergestellt haben?"  Und wenn der dann sagt "Das trägt man jetzt so." , dann freue ich mich darüber, dass mal wieder einer den Scheiß mitmacht.

Mit schwarzen oder grauen Klamotten wird man wenigstens in der Dunkelheit kaum gesehen. Ein Hoch auf die Verkehrssicherheit, wenn diese Typen dann bei Nieselregen und Fast-Dunkelheit gedankenversunken knapp vor meinen Auto über die Staße latschen müssen. Danke, liebe Modeexperten, es steigt die Zahl der Veletzten und Verkehrstoten! So lösen wir sicher das Rentenproblem - Ihr Gesäßviolinen!

Nun liegt es an uns, auf den sogenanten Trend oder Expertenrat nichts zu geben und uns eben sicher und fröhlich zu kleiden. Fallen wir halt ein bisschen auf... Die Geschäfte müssen aber in der Adventszeit  und zu Weihnachten nicht noch in Schwarz-Weiß dekoriert werden oder? Dann wären wir ja die einzigen Farbtupfer in diesen neuesten Bockbuster aus Deutschland: "Die Invasion der Monochromen - rette sich wer kann!"

(Ja, ich habe "Bockbuster" geschrieben, weil der das "L" nicht Wert ist!)
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Offline high4all

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Re: Observationen der Unterschiede
« Antwort #17 am: 26.09.2014 09:37 »
Nun liegt es an uns, auf den sogenanten Trend oder Expertenrat nichts zu geben und uns eben sicher und fröhlich zu kleiden. Fallen wir halt ein bisschen auf... Die Geschäfte müssen aber in der Adventszeit  und zu Weihnachten nicht noch in Schwarz-Weiß dekoriert werden oder? Dann wären wir ja die einzigen Farbtupfer in diesen neuesten Bockbuster aus Deutschland: "Die Invasion der Monochromen - rette sich wer kann!"

(Ja, ich habe "Bockbuster" geschrieben, weil der das "L" nicht Wert ist!)
Und das werde ich so halten, einfach die neuen (eigentlich uralten) Regeln der "Modepolizei" missachten und Buntes aus dem Schrank holen. Das heißt nicht, dass ich nix Schwarzes, Graues oder Weißes trage. Aber eben nicht nur!

Denn dazu habe ich keinen Bock (siehe Bockbuster, Oberdoppelriesengrins). Auch wenn mancher was von Fasching oder Karneval blubbert.
Als Kontrast könnte man vom 11.11. bis Aschermittwoch trist herumlaufen und den "Rest" des Jahres kunterbunt. ;) ;) ;) ;) ;)
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androgyn

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Re: Observationen der Unterschiede
« Antwort #18 am: 26.09.2014 13:39 »
In anderen Beispielen wird es deutlicher.
Die Menschen sind in die Instituion der Arbeit zurückgedrängt. Die Männer mehr, die Frauen weniger.
Musik, Lifestyle, Spaß ist es ähnlich, der Mode. Belanglos, Zeitverschenderisch, unwichtig, wohlständig. Fast-Music/Fast-Fashion. Schnell, billig und weg.
Kaum einer meiner Kollegen oder Freunde beschäftigt sich mit Musik. Da heißt es oft, "kenn ich nicht. noch nie gehört. muss man den/die kennen?", oder "oh gott, wie kann man sich nur sowas anhören". Stellt man die Gegenfrage, stellt sich oft heraus, dass dasd fast alle das gleiche hören, weil es gerade IN oder vielen egal ist, was sie gerade hören und ob sie überhaupt Musik hören.
Die Menschen sind in die Instituion der Arbeit und Pflichtenerfüllung zurückgedrängt. Die Männer mehr, die Frauen weniger. Arbeit gilt als Lebensinhalt mehr denn je.
Diese Leute hört man oft des Jammers wegens jammern. Ein Lebensgefühl?

PS: Schwarz/Weiß war doch schon vor 3 doer 4 Jahren Trend. Wobei beides keine Farben sind ;)
Obwohl, ich habe auch gerade einen schwarzen Minirock mit schwarzer Strumpfhose und ein weißes Oberteil dazu an. Aber das ist okay so, da die Kleidung selber schon heraussticht.


Offline Dr.Heizer

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Re: Observationen der Unterschiede
« Antwort #19 am: 26.09.2014 13:49 »
Lebe bunter, dann lebst Du länger - weil Dich keiner überfährt, sondern beachtet (Blöd ist, wenn die Autofahrer auf den Geweg zu den Menschen schauen, die sich bewusster kleiden und auf der Straße ein monochromer Freund vors Auto hopst...)


Denn dazu habe ich keinen Bock (siehe Bockbuster, Oberdoppelriesengrins). Auch wenn mancher was von Fasching oder Karneval blubbert.
Als Kontrast könnte man vom 11.11. bis Aschermittwoch trist herumlaufen und den "Rest" des Jahres kunterbunt. ;) ;) ;) ;) ;)

Sozusagen als "Anti-Fröhlichkeits-Kleidung" in der Karnevalzeit? "Als was gehst Du denn?" "Als modebewusster Spießer in schwarz mit weißer Haut!" Da fällt auf dem Heimweg der Spießer in den kalten, weißen Schnee, doch er ist schwarz gekleidet und wird vom Räumdienst gefunden, ach wie schee... Tataa tataa tataaaaaaa! Oder Tatütata, wenn er überfahren wurde, weil dunkle Kleidung bei Dunkelheit nicht auffällt. Naja, der "Dunkelmunkel" geht um und verschlingt alles.....
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Re: Observationen der Unterschiede
« Antwort #20 am: 26.09.2014 14:15 »
PS: Schwarz/Weiß war doch schon vor 3 doer 4 Jahren Trend. Wobei beides keine Farben sind ;)
Obwohl, ich habe auch gerade einen schwarzen Minirock mit schwarzer Strumpfhose und ein weißes Oberteil dazu an. Aber das ist okay so, da die Kleidung selber schon heraussticht.
Ist doch kein Problem, schwarze Sachen mit farbigen Teile zu kombinieren. Heute trage ich hellbraune Stiefelletten, schwarze gemusterte FSH, dunkelblauer Jeansmini, graues Shirt und dunkelrote Lederjacke. Fast so sexy wie gestern.

Habe auch schon einen Black&White-Tag gehabt (bezieht sich nicht auf das Getränk).  Nächste Woche ist vielleicht das Thema "Wespe" dran, also gelb - schwarz. Mal schauen, ob die Leute einen Bogen um mich machen, Warnfarbe! ;) ;) ;) ;)
Herr, ich danke Dir dafür, dass ich wunderbar gemacht bin; wunderbar sind deine Werke; das erkennt meine Seele. (Psalm 139,14)

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Wenn wir es recht überdenken, so stecken wir doch alle nackt in unsern Kleidern. (Heinrich Heine

androgyn

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Re: Observationen der Unterschiede
« Antwort #21 am: 26.09.2014 14:21 »
Lebe bunter, dann lebst Du länger - weil Dich keiner überfährt, sondern beachtet (Blöd ist, wenn die Autofahrer auf den Geweg zu den Menschen schauen, die sich bewusster kleiden und auf der Straße ein monochromer Freund vors Auto hopst...)
Ich hab immer aus unverständlichen Gründen Angst, dass so ein homophobes Arschloch in der Blechkiste sitzt und dann die Gelegenheit nutzt, mich zu überfahren  :o  ;D

Mir ist das tatsächlich mal passiert. Der Typ hat so lange zu mir rüber geglotzt, dass er auf fast auf den Bürgersteig gefahren ist und einen Betonmülleimer gerammt hätte.  ;D

Offline Dr.Heizer

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Re: Observationen der Unterschiede
« Antwort #22 am: 26.09.2014 14:54 »
Mir ist das tatsächlich mal passiert. Der Typ hat so lange zu mir rüber geglotzt, dass er auf fast auf den Bürgersteig gefahren ist und einen Betonmülleimer gerammt hätte.  ;D

Da hättest Du aber was zu lachen gehabt! So fasziniert war er von Dir, dass er auf nichts anders mehr achten konnte....? Das passiert in anderen aufgeschlosseneren Ländern sicherlich nicht so oft, wenn ich so sehe, was die Menschen dort tragen und der Autoverkehr rollt trotzdem!
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Lars

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Re: Observationen der Unterschiede
« Antwort #23 am: 26.09.2014 15:18 »
Mir ist das tatsächlich mal passiert. Der Typ hat so lange zu mir rüber geglotzt, dass er auf fast auf den Bürgersteig gefahren ist und einen Betonmülleimer gerammt hätte.  ;D

Das wäre dann der berühmte und hier vielzitierte Laternenpfahl, nur in einer anderen Version ...  ;D
 
Grüße,
Lars

Offline Luan

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Re: Observationen der Unterschiede
« Antwort #24 am: 27.09.2014 17:46 »
Das wäre dann der berühmte und hier vielzitierte Laternenpfahl, nur in einer anderen Version ...  ;D
Ich hätte da noch das im Angebot

Hallo,

in einem Baumarkt hatte ich auch mal ein interessantes "Erlebnis" gehabt. Das Ganze ist aber schon locker zwei drei Jahre her, wo ich dann auch mal öfters mit Rock zum Einkaufen gewesen bin. Da ist ein Angestellter im vorbeigehen gegen ein Regal gelaufen, als er dann wohl festgestellt hat, dass ich da nen Rock getragen habe  ;)
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Offline Peterjo

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Re: Observationen der Unterschiede
« Antwort #25 am: 27.09.2014 23:17 »
Vor einigen Jahren hatte mich eine gut gekleideten Dame im (Naturkunde?)Museum in Hannover in der ersten Etage angesprochen wg meines Rockes, eines knielangen schwarzen Jeansrockes. Wir waren in ein nettes Gespräch gekommen und wollten hinunter ins Kaffee.

Auf dem Weg  die breite Prachtreppe hinunter kam uns eine Gruppe von Erwachsenen im mittleren Alter entgegen, die Frauen richtig aufgebrezelt, mit hochhackigen Schuhen.  Als alle ihre Hälse wie Uhus verdrehten, kam eine ins Stolpern und nahm eine zweite Dame fast mit auf den Boden.

Meine Begleitung musste heftig lachen, aber nicht über mich, wie sie mir mehrfach im Cafe  versicherte.

Offline radix

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Re: Observationen der Unterschiede
« Antwort #26 am: 27.09.2014 23:27 »
Hallo allerseits,

erst heute finde ich diesen Thread und danke Gregor für seinen tollen Bericht über seinen Aufenthalt in Deutschland. Er hat vieles sehr gut beobachtet und sehr differenziert dargestellt.

Es war eine Freude, einige Stunden mit ihm zusammen zu verbringen. Wir trafen uns zunächst vor dem Unperfekthaus in Essen, haben dort eine Stunde verbracht, ehe es dann zu einem arabischen Imbiss in der Nachbarschaft ging. Obwohl wir ja beide einen Rock trugen, gab es nicht eine einzige abfällige Bemerkung oder Gelächter oder Gekichere o.ä. Auch die sehr netten jungen Damen in dem griechischen Café, in welches wir uns nach dem Imbiss aufgrund des plötzlich einsetzenden Starkregens retteten, waren offenbar sehr angetan von unseren Röcken.

Im Gespräch mit Gregor - er in fließendem Deutsch - wurde deutlich, wie gut er Deutschland und die deutsche Kultur und Sprache kennt. Insgesamt war es ein sehr angenehmer Abend, nur ein wenig getrübt durch das nasse Wetter.

Spätestens in zwei Jahren will er wiederkommen und wir wollen uns dann wieder treffen, entweder wieder in Essen oder auch in Düsseldorf, das wird sich zeigen. Bis dahin freuen wir uns auf noch viele weitere Berichte von Gregor.

Radix

Offline GregorM

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Re: Observationen der Unterschiede
« Antwort #27 am: 29.09.2014 05:45 »
Ich kann nur bestätigen, was Radix schreibt, inklusive:

Zitat
Obwohl wir ja beide einen Rock trugen, gab es nicht eine einzige abfällige Bemerkung oder Gelächter oder Gekichere o.ä. Auch die sehr netten jungen Damen in dem griechischen Café, in welches wir uns nach dem Imbiss aufgrund des plötzlich einsetzenden Starkregens retteten, waren offenbar sehr angetan von unseren Röcken.

So war es.
 
Ich verbrachte diesen Donnerstag mehr als 12 Stunden im Rock im öffentlichen Raum. Radix sollte ich ja erst um fünf Uhr treffen, und es war noch vor neun, als ich mich im Düsseldorfer Hbf. befand.  

Ich werde gerne zugestehen, dass ich, als ich auf dem Bahnsteig im leichten C&A Rock auf den Zug wartete, mehrmals gedacht habe, ob ich doch nicht lieber zurück zum Hotel gehen sollte und zu einem Kilt wechseln. Zwar hatte ich auch den Tag zuvor einen schwarzen Faltenrock angehabt, aber nur einige Stunden und nur am helllichten Tag. Das hier war etwas anderes. Es würde bis in den Abend dauern, bevor ich zurück in meinem Hotelzimmer wäre. Dann kam aber der Zug, und ich stieg hinein. Point-of-no-Return.  

Ich stelle mir aber vor, dass es vielen Männern ähnlich ist; sie möchten wirklich gerne im Rock gehen und machen Pläne für einen Outing, aber wenn die Zeit kommt, halten sie sich doch davon ab, wie es bei mir auch hätte vorkommen können, hätte ich noch eine reelle Möglichkeit  gehabt, zurückzukehren und zur gewöhnten und sicheren Kleidung wechseln (in meinem Fall zum Kilt, bei Männern sonst zur Hose).

Wir reden hier im Forum oft von den eigenen Frauen und den Anderen und machen sie dafür verantwortlich, dass wir es nicht schaffen.  

Ich denke, wir Männer selbst sind öfters das eigentliche Problem, und dass wir einfach lernen müssen, uns selbst zu dem zu „zwingen“, was wir doch so gerne möchten, zu dem wir uns aber letztendlich nicht trauen.

Als erst der Zug abfuhr, war ich erleichtert. Es gab dann keine Alternative mehr. Ich musste den ganzen Tag in diesem Rock verbringen. Höchstens könnte ich mir einen anderen kaufen, aber was sollte das mir helfen können? Zurufe und negative Bemerkungen würden nichts daran ändern können. Ich hatte eine Verabredung mit Radix und konnte deshalb nicht einfach den nächsten Zug ab Duisburg oder später Essen zurück nach Düsseldorf nehmen.

Aber, wie schon erwähnt, war es den ganzen Tag überaus positiv. Ein Mann kann im Rock gehen und sich dabei völlig respektiert fühlen. Vielleicht nicht in jedem Rock und sicher auch nicht mit jeder Kombination vom Zubehör, und obwohl viele Leute angeblich diesen Rock für einen Kilt hielten, wusste ich doch selbst, dass er aus der Frauenabteilung von C&A stammte, und dass er, trotzdem dass er kariert war, definitiv mehr feminin war mit seinem superdünnen Stoff und Reißverschluss an der Seite und keine Taschen als zum Beispiel ein Jeansrock. Dazu noch eine kleine Schultertasche, blaue Wildledermokassins mit silbernen Spangen und derben Kniestrümpfe.

Im Rückspiegel betrachtet, hätte ich für den Versuch wohl lieber eine Strumpfhose tragen sollen, ja möglicherwise gar eine Feinstrumpfhose, aber dann wäre das alles vielleicht weniger perfekt ausgefallen? Denn ich hätte ja dabei die Grenze dafür überschreiten können, was ICH mir – in den Augen der Anderen - „leisten“ kann? Und dann hätte ich nachher nicht dieses gute Gefühl vom Rocktragen gehabt.

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Gruß
Gregor
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Re: Observationen der Unterschiede
« Antwort #28 am: 29.09.2014 07:01 »
Wir reden hier im Forum oft von den eigenen Frauen und den Anderen und machen sie dafür verantwortlich, dass wir es nicht schaffen.  

Ich denke, wir Männer selbst sind öfters das eigentliche Problem, und dass wir einfach lernen müssen, uns selbst zu dem zu „zwingen“, was wir doch so gerne möchten, zu dem wir uns aber letztendlich nicht trauen.

Gruß
Gregor

So ist es! Wir sind selbst verantwortlich für das, was tun oder nicht tun. Das können wir nicht auf andere schieben. Nicht  auf die Umstände oder andere Menschen. Schließlich sind wir erwachsene Leute und keine Kinder mehr.

Wenn ich mich dafür entscheide, einen Rock zu anzuziehen, kann ich niemand anderen dafür verantwortlich machen, wenn ich mögliche Konsequenzen (er)tragen muss (und seien wir ehrlich, meist passiert nix).

Und wenn ich keinen Rock trage (aus Angst, aus Furcht, usw.), kann ich mich höchstens über mich selbst ärgern. Dann sind auch nicht die "Anderen" schuld. Geht mir manchmal so, weil ich mich doch nicht getraut habe, denn "gewagteren" Rock oder das "femininere" Outfit zu tragen. In letzter Zeit zum Glück nur noch selten.
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Re: Observationen der Unterschiede
« Antwort #29 am: 29.09.2014 10:40 »
Hallo Gregor,
für die eigenen Entscheidungen, das eigene Wohlbefinden und die Selbstsicherheit ist meist vor allem das Selbstbild und weniger das reale Bild verantwortlich. Wer sich gut und richtig gekleidet fühlt, verlebt den besseren Tag, als der, der sich unsicher ist, in seiner Erscheinung.
Auch wenn etwaiges Feedback der Umwelt natürlich einen Einfluss hat, ist es doch, bei moderaten Designs eher selten.

Wenn ich mir Deine Fotos ansehe, glaube ich kaum, dass beliebige Passanten einen Unterschied zu einem Kilt gemacht haben, in  ihren Köpfen.
Für die einen ist dieser Rock ein normaler Kilt und damit Männerkleidung,
andere sehen auch in einem echten Kilt schlicht einen Rock, als irgendwo in der Welt tolerierte Frauenkleidung und nur ein kleines Grüppchen wird so fein differenzieren wie Du es tust - ob Dir jemand der letzteren Gattung überaupt begegnet ist, bleibt mal dahingestellt ;)


 

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