Ich erinnere mich daran, dass ich lange lange gerne Röcke hätte tragen wollen, mich aber nicht traute. Und als ich anfing, mich zu trauen, hämmerte mein Herz vor Aufregung. Und sogar ein Psychologe, dem jemand davon erzählte, fragte: "Warum tut er sich das an?" Schließlich schwamm ich mich frei und genieße das Rocktragen und genieße wohlwollende Komplimente. Die Gesellschaft hat sich diesbezüglich verändert, ist toleranter und freier geworden.
Aber tatsächlich war es lange lange sehr verpönt, als Junge irgendetwas "weibisches" an sich zu haben, lange Haare etwa oder eben Röcke. Und das steckt vielen noch in den Knochen oder eben in den Nerven. Es ist immer noch eine Überwindung, mit dem Röcketragen anzufangen. Der Leidensdruck an der Verpönung des Rocktragens muss größer sein als die Angst vor der Verpönung. Das sagte mal ein Freund, dass er keine Röcke trage, weil sein Leidensdruck nicht groß genug sei. Das war vor über 20 Jahren, als ich damit anfing.
Inzwischen ist es leichter, aber noch immer - das lesen wir hier im Forum zu Hauf - kostet es Überwindung, das erste Mal im Rock in die Öffentlichkeit zu gehen, das erste Mal im Rock auf die Arbeit zu gehen, das erste Mal im Rock der eigenen Frau und Familie unter die Augen zu treten usw. usf.
Ja doch, da kann man m.E. schon von einem Tabu reden, wenn auch nicht im ursprünglichen polynesisch-religiösen Sinn des Wortes.
LG, Micha