Ja, Jan Paul, so gesehen, recht gut analysiert.
Wobei Mark Bryan dies in meinen Augen nicht so wohlgefällig umsetzt wie die beiden anderen, ich glaube, von Hansi vorgebrachten Beispeilen mit den massiven Tabubrüchen. Diese beiden Beispiele lassen ohne weitere Informationen (und soweit mir Instagram ohne Anmeldung das einblicken läßt) mehr Raum offen, diese Mißverständnisse nicht auszuräumen; also sie lassen mehr Unklarheit darüber, ob sie gerne eine Frau wären oder nicht. Sie spielen mit noch mehr sexualisierten Symboliken, doch erscheinen sie mir augenfälliger.
Der Unterschied zwischen den beiden einerseits und Mark Bryan andererseits ist ganz eindeutig gerade auch das Alter. Den jungen Kerlen lässt man das Grenzenspiel - jedenfalls in meinen Augen - noch viel eher durch. Eine Frau in Mark Bryans Alter jedoch nutzt eher selten solch markante körperbetonten Kleidung und sexualisierte Schuhe. Schon alleine deswegen wirkt es bei Mark auch weniger plausibel als bei den jüngeren Herren. Und umso schockierender, ja polarisierender.
Wenn ich das aus den Beiträgen von Holger hier in diesem Thread richtig herausgelesen haben (was die Bedeutung des Wortes angeht), dann treibt Mark das mit dem Transgressing auf die Spitze. Und in meinen Augen vermute ich diejenigen Männer, die ihm in erhöhtem Masse applaudieren, die sind, die das, was sie lieben (das Weibliche, auch die Frauen) eben in ihrer Symbolik gerne am eigenen Körper spüren möchten und durch diese Rezeption auch ihre Verehrung bis hin zur Vergötterung ausdrücken möchten. - Ich möchte dies bitte von Euch nicht als Unterstellung verstanden wissen.
Auch wenn ich weiß, dass ich meiner Botschaft, die ich hiermit ausdrücke, gerade nicht die treffendesten Formulierungen verleihen kann, möchte ich hiermit wohl vor allem auch äussern, wie sehr Marks Erscheinungsbild uns mehr oder minder offenen Selbstrockträgern in der Beurteilung polarisieren vermag. Mein Applaus hält sich etwas zurück, weil sein Einsatz von mit Sexappeal besetzten Merkmalen über ein nachahmensfähiges Maß für ein Gutteil von uns selbstfindenden Männern hinausschießt. Mir dünkt, es ist mehr ein Spiel mit Rollen als ein Spiel, sich selbst zu finden. Wobei ich mich immer auch wieder selbst frage, inwieweit bei mir ein Spiel mit Rollen mitmischt, da meine Selbstfindung eher abgeschlossen ist, ich mich dennoch auch immer wieder neu entdecke oder - besser gesagt - neu erfinde, naja, zumindest alte Grenzen für mich aufbreche bzw. erweitere.
Für Männer ist das in diesem Maße nicht vorgesehen, über das Sein zu strahlen.
Diesen Satz kann ich so ganz und gar nicht unterschreiben. Vielleicht nicht "in dieser Art", aber "in diesem Maß" schon - eben nur anders. Ein recht großer Anteil (zumindest wirtschaftlich betrachtet) erfolgreicher Männer sind in ihrer Karriere soweit geklettert, weil sie in ihrer Pflege von Seilschaften geschafft haben, bei ihren Helfershelfern in einem erhöhten Maß über ihr eigenes Sein zu strahlen. Einen "auf dicke Hose machen" zum Beispiel ist ja nichts anderes, als genau mehr zu strahlen als die wahre Leuchtkraft ausreicht. Sei es beruflich, oder im Balzverhalten.
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Und zu allerletzt noch eine mich schockierende Erkenntnis:
Männer - Frauen - Männer - Frauen - ...
Es geht doch nur um die Kinder. Kinder an die Macht!
Oder sind es die Gene, deren Sklaven wir alle sind?
In Kombination mit zwei anderen mir bislang begegneten Beiträgen von Micha dieser Tage: Mir fehlen Deine differenzierten Abwägungen. Mir scheint, Du hast ein recht fatalistisch geprägtes Wochenende durchlebt... !?