Ich habe ihn gerade gelesen und merke eine Ambiguität oder Ambivalenz.
Zunächst die Ambivalenz: Kreier betont immer wieder, dass es sich um ein Frauenkleid handelt und er auf der Bühne als Frau auftritt. Da ich in meinen Röcken und Kleidern aber als Mann auftrete, kann ich das ja nicht einfach so auf mich übertragen, was er da über sich sagt, ach wenn die Kleidungsstücke aus der Damenabteilung stammen, ja manchmal die Oberkbekleidung gar vollständig, also Stiefel, Leggings, Rock und Bluse oder Kleid und auch manchmal die Jacke. Insofern würden solche Gefühle, wie er sie bescheibt, nicht zu meinem Auftreten in der Öffentlichkeit passen.
Nun die Ambiguität: Obwohl ich alle diese Klamotten als Mann trage, spielt die Denkgewohnheit, dass es feminine Kleidungsstücke, die auch ein gewisse feminine Ausstrahlung haben, doch eine Rolle. Und ich muss sagen, dass ich dieses Gefühl auch genieße. Es ist so, als würde ich zwei Seiten meiner Persönlichkeit gleichzeitig ausleben, eine männliche und eine weibliche. Zu Beginn meiner "Rockerkarriere" habe ich manchmal breitschultrig dagegen gehalten, ähnlich wie Kreier es schreibt, dass er als Mann oft reagiert hat. Das habe ich mir aber allmählich abgewöhnt und lasse gerade das Weichere in mir gerne zu. Und wenn mich jemand für einen Crossdresser oder Diversen halten solle, ist mir das inzwischen egal. Ich habe keine Angst mehr davor. Für eine Frau wird mich keiner (oder kaum einer) halten, dazu bin ich nicht verkleidet genug bzw. bin ja gar nicht verkleidet und bin aber auch keine Transfrau, die endlich sie selbst sein darf, sondern ein Mann, der endlich er selbst sein darf mit einer veränderten männlichen Genderrolle, was Kleidung angeht, irgendwo zwischen rein maskulin, auch feminin und genderlos. Diese Seiten meiner Persönlichkeit ergänzen einander, bilden ein Ganzes und können das auch durch Kleidung ausdrücken, ohne inneren Widerspruch.
LG, Micha