Ich möchte hier den Funken von Michas hier anfänglichem, spontanem Ausdruck von „Ambivalenz“ hier noch mit einfliessen lassen, denn bei der Lektüre des Skripts vom Radiobeitrag hatte ich das auch empfunden: Sehr ambivalent, fast widersprüchlich, was die Botschaften betrifft, die von der Erscheinung des Künstlers ausgeht im Ggs. zu dem, was die Botschaft des Interviews ist.
Wie ich das Interview verstehe, zielt er vor allem darauf ab, ein besserer „Frauenversteher“ zu werden, wer mal einen Tag in Frauenkleidung rumgelaufen ist.
Was wir als Botschaft da eher draus lesen, ist dass er zum Tragen von Frauenkleidung ermuntert, ohne Perücke und Gedöns.
Ja, der Künstler, der als „Angela Aux“ auf den Straßen auftritt (über die mögliche Aussage dieses Namens würde ich mich gerne irgendwann auch noch mal auslassen), mit „Oma-Kleid“ und Perücke, hat mit uns meisten nix zu tun. Er ist sowas wie ein Crossdresser; nun, auch nicht ganz. Eher einfach verkleidet. Verkleidet ohne Karnevalsbezug. Und zwar weniger Crossdresser als näher dran an einem Junggesellenabschied. Auch da werden manchmal im Überschwang der Verballhornung Röcke und Kleider zur Schau gestellt, meist ohne die obligatorische Alibi-Hose nicht wegzulassen. Offenbar besteht da auch die Angst, dass man unten die männliche Ausstattung verlieren könnte. Weg isse!
Das erinnert mich an einen Kollegen, dem ich 2001 oder 2002 mal für 2 Wochen einen etwa knielangen Faltenrock geliehen habe. Erlich gesagt, meinte er, er habe den Rock aber nur mit einer normalen Oberbekleidungs-Shorts getragen. Obwohl er im Erstkontakt mit dem Rock in einer Telefonzelle (die es damals noch gab) die Shorts ausgezogen hatte, hatte er, als er das ‚Rock-Gefühl‘ dann noch mal in der Freizeit austesten wollte, sich ohne diese Shorts drunter unwohl gefühlt.
Freilich, dieses lebenslange Eingepackt-Sein vermittelt ja auch vertraute Sicherheit. (b.t.w. Alleine dieser Verzicht auf diese beständige Sicherheit kann beim Rocktragen ja schon Unsicherheiten erzeugen.)
Unser Künstler hier tritt als „Angela Aux“ also eher in Gestalt eines Junggesellenabschieds auf, verknüpft dies aber damit, ein besserer Frauenversteher zu sein.
In mir sehe ich dazu eine Parallele. Weil wie schon in einem eigenen Beitrag beschrieben, besonders bei bestimmtem Look und Situation, mich „näher bei den Frauen zu fühlen“, so ist das beim Rocktragen generell mal mehr mal weniger bei mir unterschwellig präsent:
Ich spüre ein gewisses „Wir-Gefühl“ – nicht „unter uns Frauen“, sondern unter uns, die wir unserem Innenleben nach aussen hin mit mehr (gestalterischem) Freiraum mehr Ausdruck geben können – mehr seinen inneren Stimmungen Ausdruck verleihen können. Ja, in Rock und Kleid bringt mich das mental durchaus näher an die Frauen; gewissermassen fühle ich mich mehr als Frauenversteher und fühle mich auch mehr als genau dieser (als Frauenversther) von den Frauen wahrgenommen zu werden – ganz unabhängig davon, was ich mir von einer Frau ggf. sonst noch erhoffe.
Es geht in die Richtung „bester Kumpel“ von Frauen. Ich kenne einige dieser Kategorie, die gut mit Frauen können, aber bei keiner im Endeffekt eine Volllandung hinkriegen. Weil das eben oft auf die rein platonische Ebene hinführt, was bei mir, wenn ich´s will, aber auch durchaus auf andere Ebenen sich ausweiten kann (also speziell sexuelle Anziehungskraft und alles, was daraus noch werden kann).
Aber auch bei rein flüchtigen Kontakten führt dieses „Wir-Gefühl“ irgendwie zu mehr freundliche Blicke, mehr sympathische Verbindung, mehr freundliche Begegnungen (mit Frauen).
Für mich ist Rock-/Kleid-Tragen – als Begleiterscheinung meiner eigentlichen Triebfeder „bequem“ – ein zumindest mentales Öffnen für die Frauen, für die Psyche der Frauen.
Und dazu passt auch die
Schilderung von Uckermärker, dass er im Rock mehr Zugang zu Frauen hat, sie in technischen Dingen zu beraten.