Super Röcke, so soll es sein!
Ich hatte selbst noch weder Bedürfnis noch Notwendigkeit mich zu erklären, aber scheinbar kann das Sinn machen - ich wüsste allerdings nicht wie oder was.
Das mit mich neugierig, was du deinen Kollegen erhellend mit auf den Weg gegeben hast.
Gerne habe ich die Mail noch einmal herausgesucht und unten den Text reinkopiert.
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Liebe Kolleginnen und Kollegen (ich gendere hier absichtlich nicht, denn ihr seid für mich keine „Mitarbeitenden“ sondern Kolleginnen und Kollegen und auch teilweise Freunde!)
Es ist sicher Niemandem verborgen geblieben, dass ich seit einiger Zeit einen anderen Kleidungsstil gewählt habe. Auch wenn es nicht notwendig ist, möchte ich hierzu eine Erklärung abgeben um die Fragezeichen die bei Einigen sicher vorhanden sind hoffentlich zu beseitigen
Privat trage ich schon einige Zeit länger oftmals Röcke und Kleider. Nachdem in den letzten Jahren das Thema Diversität, Toleranz etc. (ihr wisst was ich meine) immer mehr medial gepusht wurde und Diskriminierung einen anderen Stellenwert bekam entschloss ich mich dazu mich nun auch komplett öffentlich zu outen und mich nicht weiter zu verstecken. Allerorten wird Toleranz hier und dort von uns gefordert – Nun, ich erwarte einfach das man mich ebenfalls toleriert! Der Hintergrund warum ich dies tue ist nicht, dass ich eine Frau sein möchte oder Transfrau oder Transe oder wie man auch immer das nennt! Es ist viel banaler: Kleider und Röcke sind unglaublich bequem und für die männliche Anatomie auch viel besser geeignet als enge Hosen. Durch eine Erkrankung konnte ich eine zeitlang nur unter großen Schwierigkeiten Hosen tragen und habe in dieser Zeit die erheblichen Vorteile von Röcken und Kleidern schätzen gelernt auf die ich nun auch nicht mehr verzichten möchte. Außerdem kann man dem langweiligen und immer gleichen Stil der Männermode entkommen. Ich selber bezeichne mich mittlerweile als „Botschafter der Vielfalt“.
Fragt mal eure Mütter ob sie immer Hosen getragen haben. Die Älteren wissen, das es noch vor 50 Jahren völlig absurd und nicht akzeptabel war, wenn eine Frau eine Hose trägt. Kleider und Röcke wurden getragen. Wer eine Hose trug wurde behandelt wie ein Aussätziger! Dieses Recht auf Hosen haben sich die Frauen vor wenigen Jahrzehnten hart erkämpft! Heute bedienen sich die Frauen nach Herzenslust an allem was die Abteilungen hergeben. Ungeachtet dessen, dass es Männerkleidung ist. Und genau dieses Recht nehme ich mir umgekehrt ebenfalls! Und schaut man mal aus Europa raus in den Rest der Welt stellt man fest, dass Kleider und Röcke bei Männern gar nicht so selten sind. Selbst Priester tragen Kleider (auch wenn man sie Gewand nennt so bleiben sie Kleider). Nunja, ich werde selten behandelt wie ein Aussätziger, aber man merkt schon oftmals das die Leute einen für verrückt halten. Das gleiche was die Frauen vor 50 Jahren erleiden mussten, passiert heute wieder – Nur dem anderen Geschlecht! Und ich kämpfe heute mit an vorderster Front, damit auch Männer in Zukunft tragen dürfen was sie möchten ohne dass man sie ausschließt oder schlimmeres. Der Weg ist noch lang. Von Beleidigungen bis Androhung von Schlägen habe ich schon alles erlebt.
Ich wurde bei uns von Niemandem offen angefeindet. Scheinbar haben es alle einfach akzeptiert und sind tolerant genug. Ich weiß auch, dass man darüber redet, aber das ist auch okay. Ich habe aber festgestellt, dass einige sich anders verhalten als früher.
Ich hoffe, dass ich mit dieser Erklärung dazu beitragen konnte, einige offene Fragen zu beantworten und wünsche mir, dass ihr mich einfach ansprecht, wenn ihr mehr wissen möchtet. Für mich war dieser Schritt mich nach außen hin bzgl. meiner Kleidung komplett zu outen eine große Befreiung und hat meiner Psyche sehr gut getan. Falls ich mal an Festivitäten außerhalb der Firma mit euch privat teilnehme und ihr euch nicht dabei wohlfühlt einen Mann in einem Kleid oder Rock dabei zu haben, sagt mir dies bitte vorher. Ich bin dann nicht böse, denn ich habe auch noch Hosen im Schrank. Ich möchte nicht, dass darunter unsere evtl. noch stattfindenden Feierlichkeiten etc. leiden okay? Auch wenn ich es begrüßen würde, wenn man mich so akzeptiert – Ihr müsst mir jetzt auch nicht nacheifern, obwohl das schön wäre.