Hallo Radix,
Danke für Deine Zusammenfassung. Genau so würde ich das stehen lassen, wenn wir als Forum eine Pressemeldung dazu rausgeben würden!
Was mir bei Verfolgung der Diskussion von vornherein zwar zunächst positiv auffiel, aber schon schnell etwas zurückschrecken liess, war, dass zwei der drei Diskussionsteilnehmer von vornherein sagten, dass sie Röcke für Männer als etwas ganz normales ansehen würden. Die Professorin in Mode-Design sagte ja freiraus, der Rock für den Mann sei schon längst da: Als Handtuch in der Sauna oder als Sarong an den Badestränden. Für mich sind diese wiederholt hochgehaltenen Beispiele nichts, was meiner Meinung nach eine Normalität im Alltag belegt. Das wäre so, als würde ich beispielsweise sagen: "Was wollt Ihr Frauen denn, Ihr dürft doch bereits Hosen tragen beim Schneeschippen und beim Dienst an der Waffe."
Auch in gefühlt mehr als der ersten Hälfte der Diskussion wurde ich unruhig, weil sie alle vier quasi in jedem Satz, der mit Röcken und Männern zu tun hatte, ausdrückten, dass Männer ihre Weiblichkeit ausdrücken wollten oder sollten. Es wurde Rock mit Femininität gleichgesetzt, was mich in dieser Ausschließlichkeit dieser Darstellung schon ziemlich nervte. Und wieder und wieder versuchte die Moderatorin, den Diskutanten noch mehr Statements in dieser Richtung zu entlocken.
Wie ich dann die knappe Stunde Diskussion durchgesehen hatte, war mir klar, die Moderatorin hatte wohl einen Themenkatalog vorbereitet, der durch eben diese ganze Stunde sie tragen musste und hatte wohl deshalb noch eine ganze Zeitlang diesen Weiblichkeitsaspekt künstlich hochgepuscht. Endlich kam dann vom zugeschalteten Kostümbildner aus Wien der befreiende Impuls, dass Männer nicht unbedingt eine Weiblichkeit ausleben wollen müssen, sondern einen Rock als eine Bereicherung ihres Repertoires auch begreifen können.
Sicherlich positiv war, dass alle Beteiligten mit einer fast unbegrenzten Offenheit an das Thema heran gingen. Und, fast schon nervig, dass der Rock am Mann von mindestens zwei der Beteiligten schon als eine Selbstverständlichkeit dargestellt wurde. Der Mode-Professor vom Museum Moritzburg sagte, er habe am Abend vorher in Berlin-Wedding mal gezählt und es seien ihm fünf Männer in Röcken begegnet. Dem gegenüber die meisten von uns jedoch beobachten in unserem Alltag doch nicht so eine hohe Präsenz von berockten Männern. Darum hatte die Diskussion phasenweise schon etwas Entrücktes. Und drum konnte auch die Diskussion in einem wesentlichen Aspekt gar nicht in die Tiefe gehen: Die Frage, warum sich Männer so schwertun mit dem Rocktragen, blieb praktisch völlig aussen vor.
Karl Lagerfeld wurde im Verlauf der Diskussion immer wieder thematisch mit eingeflochten. Er trug daheim privat wohl sowas wie ein Nachthemd. Er wurde aber nicht in diese Diskussion eingebracht, weil er massgeblich für die Verbreitung des Männerrocks beteiligt gewesen wäre, sondern weil eine Fotoausstellung im Kunstmuseum Moritzburg als eine derzeitige Sonderausstellung Karl Lagerfeld zum Thema hat. Karl Lagerfeld war also nur der wiederholte aktuelle Bezug zum Themenbereich Mode.