Vermutlich, weil es den meisten zu weit geht - alleine die genannten Punkte, wie Ausschnitt oder weiche Stoffe, stellen ja bereits einen starken Bruch mit den sehr engen männlichen Kleidungsnormen dar.
Ich habe mir vor kurzem ein T-shirt aus der Damenabteilung gekauft, weil mir der Stoff so angenehm erschien. Es hat einen typischen T-shirt Schnitt, ist grau, einfarbig, unbedruckt und hat einen minimal weiteren Halsausschnitt, nur der Stoff ist weich und fließend.
Meine Frau hat es unmittelbar erkannt, dass der Stoff schön und weich ist, und im selben Atemzug festgestellt, dass es wohl aus der Damenabteilung stammt.
Ja, es ist unglaublich, was uns Männern offiziell vorenthalten wird!
Unglaublich? Nicht nur unglaublich, sondern auch unfair, wie ich finde.
Ich liebe es derzeit, nicht nur die Bekleidungsform Rock oder Kleid als weibliche Symbole anzueignen,
sondern auch viele weitere als weiblich wahrgenommene Markierungen mir anzueignenen,
und zwar mit dem inneren Willen, diesen Markierungen die Weiblichkeit zu entziehen!
Auch mein derzeitiger ausgeprägter Hang zu floralen Mustern kommt ein Stück weit aus dieser Triebfeder.
So zum Beispiel gestern. Ich - so meine innere Haltung - entreiße ganz vielen Markierungen ihre ausschließlich weiblich konnotierte Symbolkraft:
Bitte einloggen oder registrieren um das Bild zu sehen.1. Farbe des T-Shirts
2. niedlich-kurze Ärmelchen
3. verwendete Farbe im Aufdruck des T-Shirts
4. Rock
5. Rock, der zweilagig ist
6. sehr augenfällige Transparenz im unteren Teil des Rocks
(kann man auf dem schlechten Foto noch halbwegs erahnen)
7. Aussenlage des Rocks ist mit feinen Stickereien mädchenhaft "getüpfelt"
(Bild muss man sehr groß vergrößern, um es erahnen zu können)
8. Sandalen mit geschwungener Sohlenstanze im Ggs. zu kantigen Männersandalen
9. mädchenhaft geflochtener Sandalenaufbau am Oberfuß
10. zweifarbiges Flechtwerk: blau, gelb - so viel Farbe geht bei Männern noch nicht mal an Gummischlappen
11. lackierte Fußnägel
12. zweifarbige Lackierung - aus Not eine Tugend gemacht - mit Flieder und Rosa,
wobei aktuell seit vorgestern noch eine dritte Farbe mit Glitzer hinzukam und hier also auch schon vorhanden ist
13. (hier im Bild nicht weiter zu sehen) Rucksack mit eindeutig weiblicher Musterung,
bei genauerem Hinsehen sogar Rosa im Muster enthalten.
Nach 13 Punkten weiblichen Markierungen geht mit nun die Idee aus, was sonst noch im Spiel sein könnte.
Dennoch: 13 weibliche Markierungen trage ich bewusst und stolz und denke mir zeitgleich, dass ich eben die Weiblichkeit dieser Markierungen de-konstruiere.
Und das macht mir unheimlich Spaß!
Edit:
Einige Stunden später nach dem Bild oben stand ich in diesem Outfit am Eck eines Marktstandes. Gleich ums Eck eine Frau, die sich mit der Marktfrau unterhält. Die Marktfrau nimmt mich erst nicht wahr, ich hätte mich auch gerne mit ihr unterhalten, weil wir uns seit gut einer Woche
nahezu täglich sehen.
Die andere Frau, also die Frau ums Eck, wird irgendwann auf mich aufmerksam und ich erkenne, dass es eine Bekannte ist, die allerdings mich mehr kennt als ich sie.
Ja, nach einer Viertel Schockminute dämmert´s mir, dass wir mal eine ziemlich intime Begegnung hatten.
"Schon lange nicht mehr gesehen", sagte sie. So ist es. Ihr Name wird mir auch sehr mühsam in Erinnerung gebracht.
Jedenfalls, was ich erzählen wollte: Sie trug ein Kleid, nette Damensandaletten mit Glitzer. Und sie kam sogleich ums Eck und bemerkte meine Dreifarbigkeit an den Fußzehen, stellte ihre Fußzehen (zweifarbig) neben meine; sie gestand, dass sie sie machen lässt, während ich mich mit meinen abquäle und mit bestem Können das Ergebnis mühsam akzeptiere.
Ingesamt bezeichnete sie mein Outfit (siehe Bild) als "nett!"
Und ich sagte: "Ja, heute habe ich mich ganz bewusst sehr neckisch angezogen!"