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Röcke und mehr... => Artikel und Presseberichte => Thema gestartet von: Hansi1973 am 20.06.2019 11:11

Titel: Mode und Feminismus
Beitrag von: Hansi1973 am 20.06.2019 11:11
Beim Lesen dieses Artikels:
https://www.schweizer-illustrierte.ch/style/fashion/diese-5-trends-haben-ihren-ursprung-im-feminismus (https://www.schweizer-illustrierte.ch/style/fashion/diese-5-trends-haben-ihren-ursprung-im-feminismus)
stellte ich mir die Frage: wie sieht es anders herum aus?


Wo bleiben die Themen zum Masculinismus, zur echten Gleichberechtigung?
z.B. http://www.standhaft.info/startseite_standhaft/gedanken-zum-feminismus/makulismus/ (http://www.standhaft.info/startseite_standhaft/gedanken-zum-feminismus/makulismus/)

Und wo bleiben vor allem die Artikel zur modischen Gleichberechtigung von Männern?!  >:(
Titel: Re: Mode und Feminismus
Beitrag von: high4all am 20.06.2019 18:13
Und wo bleiben vor allem die Artikel zur modischen Gleichberechtigung von Männern?!  >:(
Dazu müssten Männer erstmal neue Bereiche in der Mode erobern. Beispielsweise Röcke und/oder Kleider im großen Stil. Also mehr als nur wir paar Männeken.
Titel: Re: Mode und Feminismus
Beitrag von: MAS am 20.06.2019 19:22
Nun, einen Minirock trage ich auch.
Und keinen BH ebenfalls!  ;D

Der Feminismus hat sich schon positiv auf mich ausgewirkt, in dem er mich dazu ermutigte, ebenfalls meinen gleichen Rechte zu leben.

Dieser Anti-Maskulinismus, den einige Frauen unter Feminismus verstehen, ist eben übertrieben. Übertreibungen gibt es bei jeder Bewegung. Leute die übers Ziel hinaus schießen.

Ich muss dem aber keinen Maskulinismus als Anti-Feminismus entgegenstellen, sondern setze da mehr auf Humanismus, der alle Menschen aller Geschlechter usw. einschließt.

LG, Micha
Titel: Re: Mode und Feminismus
Beitrag von: Jo 7353 am 22.06.2019 16:35
Die Selbstdarstellung durch Kleidung wird nur Mädchen anerzogen. Für Jungen soll dei Kleidung funktional sein, ihren häßlichen Körper bedecken und unauffällig sein. So ist die Grunderziehung bezüglich Kleidung, und folglich interessieren sich Männer normalerweise nicht für Mode.

Des weiteren müsste für maskulistische Mode der Maskulismus von einer größeren Menge ernstgenommen werden. Gegen den Widerstand der Leitmedien und dem früh erlernten Gesellschaftsbild der von Männern beherrschten/unterdrückten Gesellschaft ist das schwer. Menschen urteilen oft sehr irrational, und ändern dann ungern ihre Meinung.

Daher ist der Wunsch, daß der Maskulismus Folgen in der Mode hat, recht utopisch.

Es gab aber Modetrend für Männer.
Jeans waren auch für Männer eine Neuerung, die sich durchgesetzt hat.
Die Hippies waren unter anderem nebenbei auch eine Modebewegung, die Männer mit einbezog. Ein paar langhaarife Ausenseiter gibt es heute noch.
Es gab in den neunzigern den Trend zu kastig breiten knallbunten Bermudaschorts. Geblieben sind sie nicht, aber sie verdrängten die vorher noch üblichen kurzen Hosen bei Männern.
Und vor wenigen Jahren gab es den Trend, die Hosen tief hängend zu tragen. Das kann man als eine gelungene Karrikatur des aktuell herrschenden Männerbildes ansehen.

Gruß,
Jo
Titel: Re: Mode und Feminismus
Beitrag von: MAS am 22.06.2019 19:49
Maskulismus

Stimmt, eigentlich wäre das das korrekte Wort, und nicht "Maskulinismus". Denn wäre letzteres korrekt, hieße das weibliche Pendant "Femininismus".

Danke, Jo!

LG, Micha
Titel: Re: Mode und Feminismus
Beitrag von: MAS am 22.06.2019 19:52
Ein paar langhaarife Ausenseiter gibt es heute noch.

Ich fühle mich mit meinen langen Haaren nicht als Außenseiter. Und immer öfter sehe ich wieder Männer mit langen Haaren, mal offen getragen, mal als Pferdeschwanz, mal als Dutt oder Zopf. Es ist zwar keine Mehrheit, aber auch keine Außenseite.

LG, Micha
Titel: Re: Mode und Feminismus
Beitrag von: Barefoot-Joe am 23.06.2019 15:36
Hallo Jo,

Zitat
Die Selbstdarstellung durch Kleidung wird nur Mädchen anerzogen. Für Jungen soll dei Kleidung funktional sein, ihren häßlichen Körper bedecken und unauffällig sein. So ist die Grunderziehung bezüglich Kleidung, und folglich interessieren sich Männer normalerweise nicht für Mode.

Die Selbstdarstellung gibt es ganz genauso auch bei Jungs, sie haben nur nicht die Möglichkeiten, das zu nutzen. Die männliche Selbstdarstellung beschränkt sich auf das, was ihnen durch die Gesellschaft und ihr Rollenmodell zugestanden wird: Frisur, Bart, Muskeln, Klamottenmarken. Das, was Frau explizit zur Selbstdarstellung einsetzt: Farben, Schnitte, Makeup, Schmuck, Nagellack, usw. ist dem Mann per Rollenmodell verboten. Es muss daher zwangsläufig so aussehen, als bekämen Männer das nicht anerzogen, weil sie es nur sehr eingeschränkt nutzen können.

Wäre die Selbstdarstellung nur Mädchen anerzogen, sie wäre nie bei mir angekommen. Aber als ich das männliche Rollenmodell ablegte und alle Möglichkeiten hatte, war Selbstdarstellung plötzlich ein ganz wichtiger Aspekt, den ich auch ganz selbstverständlich nutze. Niemand musste mir das beibringen, ich konnte es schon immer.

Zitat
Und vor wenigen Jahren gab es den Trend, die Hosen tief hängend zu tragen. Das kann man als eine gelungene Karrikatur des aktuell herrschenden Männerbildes ansehen.

Es gab dafür immer Vorreiter aus dem männlichen Bereich. Das Sagging kommt aus den US Strafanstalten, weil den Männern dort die Gürtel weggenommen werden und ihnen deshalb die Hosen runterrutschen. Deshalb galt das unter Jugendlichen, die den harten Kerl spielen wollten, als extrem männlich und Gangsta-Style und das konnte der Mann problemlos akzeptieren. Die Jeans waren Arbeiterkleidung, also ebenfalls männlich besetzt. Und die Hippies - nun, die drehten das gesamte Rollenmodell auf links und definierten den Mann einfach neu.

Die Neudefinition des Mannes findet heute nur in der Enby und Queer Community statt und davon, dass Röcke und Kleider eine starke männliche Assoziation bekommen, die das in die Masse transportieren könnte, sind wir leider weit entfernt.
Titel: Re: Mode und Feminismus
Beitrag von: Jo 7353 am 23.06.2019 18:10
Wäre die Selbstdarstellung nur Mädchen anerzogen, sie wäre nie bei mir angekommen. Aber als ich das männliche Rollenmodell ablegte und alle Möglichkeiten hatte, war Selbstdarstellung plötzlich ein ganz wichtiger Aspekt, den ich auch ganz selbstverständlich nutze. Niemand musste mir das beibringen, ich konnte es schon immer.
Was anerzogen ist, kann man ablegen, und wenn man es nicht ablegt ist man irgendwann selbst daran schuld. Die Erziehung gibt die Startrichtung vor. Man kann später die Richtung ändern.

Es gab dafür immer Vorreiter aus dem männlichen Bereich. Das Sagging kommt aus den US Strafanstalten, weil den Männern dort die Gürtel weggenommen werden und ihnen deshalb die Hosen runterrutschen. Deshalb galt das unter Jugendlichen, die den harten Kerl spielen wollten, als extrem männlich und Gangsta-Style und das konnte der Mann problemlos akzeptieren.
Das ist doch vielsagend für das Männerbild von heute.

Die Neudefinition des Mannes findet heute nur in der Enby und Queer Community statt
Was auch immer das bedeutet, verspreche ich mir von denen nichts. 

und davon, dass Röcke und Kleider eine starke männliche Assoziation bekommen, die das in die Masse transportieren könnte, sind wir leider weit entfernt.
Das stimmt leider. Dabei ist das größte problem nach meiner Ansicht, daß die Männer erst gar nicht sich zu überlegen trauen, ob Röcke für sie vielleicht vorteilhaft wären.

Gruß,
Jo

[/quote]
Titel: Re: Mode und Feminismus
Beitrag von: MAS am 23.06.2019 18:45
Man kann bis zu einem gewissen Grade ablegen, was einem anerzogen wurde. Dazu muss aber der Wille da sein. Und so ein Wille kommt eher, wenn man ein Unbehagen am Status quo empfindet, als wenn man eigentlich ganz zufrieden mit ihm ist. Und zumindest sagen mir die meisten Männer, dass sie keinen Zwang zum Hosentragen empfänden, aber auch kein Unbehagen damit, keine Röcke zu tragen. Es ist für sie einfach normal und gut so. Warum sollten sie dann abgelegen wollen, worzu man sie erzogen hat, wenn sie damit zufrieden sind?

LG, Micha
Titel: Re: Mode und Feminismus
Beitrag von: Mann im Rock am 23.06.2019 19:08
Man kann bis zu einem gewissen Grade ablegen, was einem anerzogen wurde. Dazu muss aber der Wille da sein. Und so ein Wille kommt eher, wenn man ein Unbehagen am Status quo empfindet

Bis vor 50/60 Jahren wurden Frauen dazu erzogen, Rock zu tragen. Ok, hat schon immer ein paar wenige Frauen gegeben, die ungeachtet aller Normen lieber zur Hose gegriffen haben. Nur der Wille einzelnen Frauen wurde deshalb ja nicht zu einer Bewegung. Genauso wenig wie wir paar Hanseln hier eine Bewegung auslösen.

Gruß
Matthias
Titel: Re: Mode und Feminismus
Beitrag von: MAS am 23.06.2019 19:13
Ja, die Not der Frauen war größer als die der meisten Männer heute.

LG, Micha
Titel: Re: Mode und Feminismus
Beitrag von: Jo 7353 am 23.06.2019 20:24
Welche Not? Röcketragen ist doch keine Not.

Ein andere Erklärungsversuch:
Es passte einfach besser ins vorherrschende Gesellschaftsbild. Feminismus ist auch schon recht alt. Es gab ihn schon im neunzehnten Jahrhundert, auch wenn der Begriff Feminismus vielleicht erst im zwanzigsten Jahrhundert auftaucht.

Dazu wird uns immer erklärt, daß wir Männer es in unseren Hosen besser hätten als die Frauen. Das folgt nämlich aus der Patriachatsthese. Weil Männer sich zudem nicht viel Gedanken um Kleidung machen, kommen sie auch nicht auf den Gedanken, daß Röcke das angenehmere Kleidungsstück sein könnten.

Und die Maskulisten beschäftigen sich mit härteren Problemen als Kleidungsfragen.

Gruß,
Jo
Titel: Re: Mode und Feminismus
Beitrag von: MAS am 23.06.2019 20:37
Lieber Jo,

auch der Feminismus beschäftigt sich mit härteren Themen als mit Kleidungsfragen.

Und wenn Du etwas, was im 19. Jh. begann als alt bezeichnest, hast Du aber einen kurzen historischen Horizont. Nach meinen Begriffen war das doch gerade gestern. Und Indien ist gerade nebenan und nicht etwa weit weg.

"Welche Not?", fragst Du. Aber vielleicht sollte ich Hajos Vorschlag doch folgen, statt einem, der nicht verstehen will, von einer ihm fremden Sichtweise zu überzeugen. Oder nicht verstehen kann, weil er sich schon festgefahren hat.

LG, Micha
Titel: Re: Mode und Feminismus
Beitrag von: Jo 7353 am 24.06.2019 06:52
Verglichen mit dem Maskulismus, den ich erst gegen Ende des zwanzigsten Jahrhunderts erkennen kann, ist der Feminismus alt. Zudem habe ich das neunzehnte Jahrhundert nicht erlebt und ebenso Indien nicht erlebt.

Welche Not größer ist? Nun da kann man lange fern vom Thema Rock streiten. Und wenn es stimmt, daß in Indien oder vor mehr als hundert Jahren die Not von Frauen größer als die Not von Männern heute hier war, so ist das für die Kleiderfrage nicht bedeutend. Es spricht jedenfalls einiges dafür daß es auch den Männern in Indien oder vor hundert Jahren deutlich schlechter geht, bzw. ging als den Männern und Frauen heute hier.

Der wesentliche Unterschied zu den Nachteilen der Frauen ist, daß die Nachteile von Männern ein Tabuthema sind, das erst langsam aufgebrochen wird. Es wird einfach ein Gesellschaftsbild gepflegt, das nicht richtig zu den Tatsachen paßt.

Und dann kommt bezüglich des Kleidungsausdrucks dazu, das das eine für Männer ungewohnte Ausdrucksform ist.

Gruß,
Jo


Titel: Re: Mode und Feminismus
Beitrag von: MAS am 24.06.2019 08:43
Klar geht es nicht nur um Kleidung, Jo, wenn ich von der Not der Nichtgleichberechtigung spreche. Es geht um Bildung, Geldverdienen, politische Mitsprache usw usf.

Der Vorteil von Geschichte ist, dass wir durch sie Dinge erfahren, die wir nicht selber erlebt haben und so mit berücksichtigen können.
Patriarchat war über Jahrtausende die Norm. Maskulismus als Gegenbewegung zum Feminismus ist klar sehr jung. Er kann ja auch kaum älter sein als das, wogegen er steht.

Was die Röcke angeht, haben wir Männer es doch selber in der Hand. Wir praktizieren es ja schon seit Jahren. Lieber praktizieren, als lamentieren.

LG, Micha
Titel: Re: Mode und Feminismus
Beitrag von: JJSW am 24.06.2019 09:18
Was die Röcke angeht, haben wir Männer es doch selber in der Hand. Wir praktizieren es ja schon seit Jahren. Lieber praktizieren, als lamentieren.

LG, Micha

Mach ich so. Einfach Rock oder Kleid tragen. Und das Diskutieren über Maskulinismus und Femininismus überlasse ich euch gerne.

Grüßle
Jürgen
Titel: Re: Mode und Feminismus
Beitrag von: Skirtedman am 25.06.2019 11:09

Und dann kommt bezüglich des Kleidungsausdrucks dazu, das das eine für Männer ungewohnte Ausdrucksform ist.


Männer haben keine Zeit, sich mit so nebensächlichen Dingen wie Kleidung zu beschäftigen. Oder gar Schmuck oder verheissungsvoller Körperpflege.

Männer bekommen vorgegeben, in was sie sich verpacken. Erst von Mama, dann von ihrer Frau. Und beide wollen nicht, dass ihr Sohn / Mann herumläuft wie ein Gockel. Denn das schönere Geschlecht bei den Menschen soll das weibliche Geschlecht bleiben.

Männer sollen funktionieren. Und deren Kleidung soll dazu geeignet sein, jederzeit auf eine Leiter steigen zu können, die Getränkekästen tragen zu können, Zementsäcke zu bewegen und jederzeit den Ölfleck unterm Auto inspizieren zu können und den Ohrring unterm Schrank herausfischen zu können. So funktional, wie Männer ein sollen, so funktional soll auc die Kleidung sein.

Und Frauen werden einen Teufel tun, ihren Sohn / Mann mit geschmacklosen Farb- und Musterkombinationen herumlaufen zu lassen, sondern Stil soll seine Kleidung ausdrücken, den Stil seiner Mutter bzw. Frau. Wenn nicht, dann fällt das nämlich alles auf die Frau zurück, glauben sie.

Und natürlich greifen Frauen bei der Kleidungsauswahl und -kombination für ihre Söhne / Männer nicht auf kreative Ideen zurück, sondern beziehen ihren Anspruch an Stil aus dem Pool des bisher Gewesenen. Denn der Mann soll ja nicht aus dem Rahmen der "Normalität" fallen.

Männer machen immer das, was ihnen vorgegeben wird. Machen sie es nicht, dann sind es "schwere Jungs" und kommen hinter Gittern. Die meisten aber verhalten sich anständig und ordnen sich unter.

Das war schon vor den Weltkriegen so und führte dann genau auch zu diesen.

Danach hat man die militärische Uniform als das schickeste, was neben seiner Frau den Mann am Leibe schmücken konnte abgeschworen. Die zivile Uniform war der Anzug. Der Anzug ist das erstrebenswerteste Kleidungsstück, das einen Mann bekleiden soll, als Ausdruck gesellschaftlich hochgeachteter Anständigkeit,

Bis in die 60er Jahre trug man ihn zur Arbeit (sofern man sich dabei die Hände nicht schmutzig machen musste), sonntags und abends zum Ausgang. Demgegenüber stand noch die sportliche Bekleidung als Ausdruck, dass er im Sport seine Aggressionen abbaut bzw. durch sportliche Betätigung seiner körperlichen Muskelaustattung nachhilft, damit er zuhause nicht nur brav auf die Leiter steigen kann, sondern auch diese noch an jede Stelle tragen kann, wo sie gebraucht wird.

Da in den 70er Jahren immer mehr Frauen auch arbeiten gingen, so meine These, sparten sie vermehrt die Zeit ihrer unverminderten häuslichen Pflichten dort ein, wo es un die Ausstattung der Söhne und Männer ging: das lästige Hemdenbügeln. Zumindest mag das mit dazu beigetragen haben, dass die ehemals sportliche Bekleidung beim Mann allgemein gesellschaftsfähig wurde: T-Shirt und Pullover. In den 80ern und 90ern trat dann das Sweatshirt seinen Siegeszug an und der Anzug ist aus dem privaten Alltagsleben der Männer nahezu ausgestorben.

Auch in die Büros zog der neue Männer-Schick ein. Dennoch gilt im Arbeitsleben für einen Mann, der eine Position bekleiden, will der Anzug noch immer als das Maß aller Dinge. Der Anzug als zivile Uniform, als Symbol, sich mit seinen Aufgaben zu beschäftigen, sich unterordnen zu können, zu funktionieren und nicht durch gockelartige Dekoration aufzufallen und nicht dadurch seine Persönlichkeit in den Mittelpunkt zu stellen. Frauen wird dies zugestanden, weil sie ja mindestens ebenso wie für ihre Fähigkeiten auch für die Gabe, das Büro zu schmücken und das Betriebsklima anzuheben, eingestellt werden.

In höheren Positionen changiert dann der Anzug als Symbol des zivilen Gehorsams mit der Bedeutung als ziviler Rüstung.

In Deutschland bezieht man sich gerne noch auf das alte Preußentum bzw. Kaiserreich, in der sich das Unterordnen als oberste Mannestugend nach klardefinierter Hackordnung perfektionierte. Auch in heutigen Amtsstuben funktioniert dies noch immer nach dem alten Muster, was die Arbeitsabläufe betrifft (sollte jedenfalls, da der Amtsapparat aber viel zu aufgebläht ist oder zumindest war, ist auch dort ziviler Ungehorsam verbreitet, bzw. Nichtstun).

Auch wenn andernorts in der in Selbstreflexion als zivilisiert angesehenen "westlichen" Welt das Preußentum nicht herhalten kann, so wird dort das Prinzip des männlichen Funktionierens und Unterordnens genauso bestanden haben und lebt weiterhin fort.

Frauen hingegen, und seien sie noch so emanzipiert, heftet noch immer der Erwartungsdruck an, durch solchen unproduktiven Dinge, wie Nägelfeilen, Haare aufhübschen, Makeup, Flatterklamotten mit verspielten Volants usw, auszudrücken, dass sie die Zeit haben, sich mit solchen Dingen zu beschäftigen, dass sie sich es leisten können, unproduktiv zu sein als Zeichen davon, dass ihr Mann / ihr Vater genügend Geld mit nach Hause bringt. Genau das, was Frauen im Gegensatz zu Männern zugestanden wird, drückt den Status des dazugehörigen Mannes/Vaters aus. Und drückt aus, dass dieser es geschafft hat, sich unterzuordnen.

So gesehen dürften es gerade die Single-Männer sein, die das Potential haben, die Symbolismen zu durchbrechen. Zumal sie längst nicht mehr zeitgemäß sind, diese Symbolismen.
Titel: Re: Mode und Feminismus
Beitrag von: high4all am 25.06.2019 11:38
Zitat
Und Frauen werden einen Teufel tun, ihren Sohn / Mann mit geschmacklosen Farb- und Musterkombinationen herumlaufen zu lassen, ..

Wenn ich mich so umschaue, habe ich erheblichen Zweifel an dieser Aussage. Entweder haben die Frauen und/oder Mütter vieler Männer einen schlechten Geschmack oder die Männer haben sich modisch befreit. Oft ohne ästhetisches Empfinden.

Kann Mann aber lernen.
Titel: Re: Mode und Feminismus
Beitrag von: MAS am 25.06.2019 12:08
Zitat
Und Frauen werden einen Teufel tun, ihren Sohn / Mann mit geschmacklosen Farb- und Musterkombinationen herumlaufen zu lassen, ..

Wenn ich mich so umschaue, habe ich erheblichen Zweifel an dieser Aussage. Entweder haben die Frauen und/oder Mütter vieler Männer einen schlechten Geschmack oder die Männer haben sich modisch befreit. Oft ohne ästhetisches Empfinden.

Kann Mann aber lernen.

Irigendwie passt diese Aussage auch nicht in den Gesamttext.

LG, Micha
Titel: Re: Mode und Feminismus
Beitrag von: Skirtedman am 25.06.2019 12:57
Welche Aussage passt wo nicht rein?

Und warum?
Titel: Re: Mode und Feminismus
Beitrag von: MAS am 25.06.2019 13:07
Welche Aussage passt wo nicht rein?

Und warum?

Na ja die Aussage mit dem Teufel.

Ist es denn nicht gerade das, worüber Du Dich in dem Text beschwerst, dass die Männer nur so langweiliges Zeugs angeboten kriegen? Und nun meinst Du, die Frauen würden genau das nicht zulassen, wogegen die anderen Passagen des Textes aussagen, dass sie genau das tun, nämlich uns Männer praktische, aber nicht schöne Kleidung zubilligen.

Vielleicht habe ich Dich aber auch falsch verstanden.

LG, Micha
Titel: Re: Mode und Feminismus
Beitrag von: Skirtedman am 25.06.2019 13:25
Hm, möglichweise ist die Aussage missverständlich ausgedrückt.

Vielleicht wird es eindeutiger, wenn ich es so ausdrücke:

Mütter bzw. Ehefrauen werden alles daran setzen zu verhindern, dass ihr Sohn bzw. Mann in geschmackloser Kleidung herumläuft. Sie werden alles daran setzen, dass er mit Kleidung "mit Stil" trägt. Und zwar jenen Stil, den die Mutter / Ehefrau als stilvoll erachtet.

Und da greifen sie auf das Angebot zurück, das möglichst bereits vorhanden ist. Sie werden ihren Sohn / Mann nicht wirklich dazu anhalten, aus dem (millieugemäßen) Mainstream auszubrechen, sondern sich eben genau an diesem vorhandenen Mainstream orientieren.

Und Frauen drängen vor allem deswegen auch darauf, ihren Mann/Sohn dahingehend "zu erziehen" oder zu "beraten" (befehligen), weil (vermeintliche) Fehlgriffe wieder auf sie selbst zurückfallen werden. Und zwar so, dass sie nicht die treusorgende, fürsorgliche Funktion im Haushalt ausüben würden oder dass sie selbst schlechten Geschmack hätten (denn alles, was nicht ihrem Geschmack entspricht ist ja schlechter Geschmack).

Und das kann sich dann so ausdrücken: "Mit diesem Muster gehst Du mir nicht aus dem Haus!", "Das T-Shirt ist doch ausgerissen, so kannst Du doch nicht rumlaufen!", "Warum ziehst Du nicht das blaue Polohemd an (das ich Dir letzte Woche mitgebracht habe)?", oder "So geh ich nicht mir Dir weg, das kannst Du vergessen!".

Oder viel subtiler (aber bestimmender) auf jene Weise: "Grün und Schwarz passen nicht zusammen!" oder "Das beige Hemd macht Dich heute aber so fahl, (das kannst Du doch anziehen, wenn Du wieder Getränke holen gehst)!" ... ... ...
Titel: Re: Mode und Feminismus
Beitrag von: JJSW am 25.06.2019 16:05
Ja, es ist nicht einfach, den Müttern oder Ehefrauen das "Erziehen" oder "Beraten" abzugewöhnen.
Sie meinen es ja "nur gut" mit ihren Männern.

Grüßle
Jürgen
Titel: Re: Mode und Feminismus
Beitrag von: high4all am 25.06.2019 16:12
Ja, es ist nicht einfach, den Müttern oder Ehefrauen das "Erziehen" oder "Beraten" abzugewöhnen.
Sie meinen es ja "nur gut" mit ihren Männern.

Grüßle
Jürgen
Wobei "gut gemeint" das Gegenteil von gut ist. ::)

Allerdings liegt es in der Verantwortung von Männern, sich das Erziehen gefallen zu lassen oder nicht.
Titel: Re: Mode und Feminismus
Beitrag von: cephalus am 25.06.2019 17:48
Allerdings liegt es in der Verantwortung von Männern, sich das Erziehen gefallen zu lassen oder nicht.

Für mich hat das nichts mit Erziehen oder passiven gefallen lassen zu tun.

Viel mehr wird Verantwortung abgeschoben, Entscheidungen delegiert.
Verantwortung für das eigene Handeln zu übernehmen ist genauso anstrengend wie Entscheidungen zu treffen.
Überlässt Mann notwendige aber für ihn uninteressante Themenbereiche der Partnerin hat er mehr Kapazität für Themen die ihn mehr interessieren.

Ich sehe in keiner Weise die unterdrückende bestimmende Frau, die gegen den Willen des Mannes handelt, auch nicht bei den voll im Mainstream auswählenden Frauen.
Die versuchen meist nur Kleidung so zu kaufen / zusammen zu stellen, dass der uninteressierte Mann nicht die Nase rümpft, oder keine Kritik von anderer Seite zu erwarten ist. Letzteres speziell bei Kindern.
Alles was gewöhnlich, dunkel und nicht extravagant ist unauffällig  und Unauffälligkeit vermeidet Kritik.

Ich kenne einige Frauen, die sich beklagen, dass ihre Männer die Verantwortung für manche Lebensbereiche abgeschoben hätten. An vorderster Stelle: Private Termine und Kommunikation, so wie Kleidung.

vG
Cephalus

Titel: Re: Mode und Feminismus
Beitrag von: MAS am 25.06.2019 17:54
Ja, so ist es verständlicher, lieber Wolfgang.

Heute erzählte mir eine Mitarbeiterin, in Bielefeld beim Zoll seien in einem heißen Sommer mal die Zollbeamtinnen mit Latschen, statt Schuhen zur Arbet erschienen, was ihren Chef dazu gebracht habe, ein Latschenverbot zu erteilen, weil sie dem Status einer Zollbeamtin nicht angemessen seien.

Es ist also nicht immer nur so, dass Frauen den Männern bestimmte Kleidungsstücke verbieten, sondern kommt auch umgekehrt vor.

Es kommt darauf an, welche Vorstellungen in einer Gesellschaft davon vorherrschen, welche Kleidung für welchen Status als angemessen gilt. Je nach Status repräsentiert man etwas anderes, sei es eine Behörde, eine Firma, eine Familie, einen Adelsstand, einen Staat, eine Berufsgruppe, eine Religion usw. usf. Je nach Meinung der Leute, die darüber zu befinden haben, was als angemessen gilt und was nicht, werden Kleidungsstücke erlaubt, vorgeschrieben, verboten usw.

Die von Dir angeführten Mütter passen dabei auf, dass ihre Kinder - nicht nur die Söhne, auch die Töchter - ihrem Status entsprechend anständig und angemessen gekleidet sind, um keine Schande über die Familie zu bringen.

LG, Micha
Titel: Re: Mode und Feminismus
Beitrag von: high4all am 25.06.2019 17:59
So hart wollte ich es nicht ausdrücken, lieber Cephalus. Sonst heißt es wohlmöglich, dass ich eine Männer-Phobie habe.

Freiheit ist anstrengend. Das beinhaltet auch die Auswahl der Kleidung. Bequemer ist es natürlich, die Verantwortung dafür abzuwälzen. Weil es im Bedarfsfall leicht ist, über andere Menschen zu meckern. Wer mault schon gerne über sich selbst?

Da ich meine Sachen selbst aussuche (gelegentlich gibt es Vorschläge von meiner Frau), muss ich das Risiko eines Missgriffs selbst tragen. Das ist der Preis für selbst bestimmtes Handeln.

Aber auf diese Freiheit möchte ich nicht verzichten.
Titel: Re: Mode und Feminismus
Beitrag von: cephalus am 25.06.2019 18:06
So hart wollte ich es nicht ausdrücken, lieber Cephalus. Sonst heißt es wohlmöglich, dass ich eine Männer-Phobie habe.

Freiheit ist anstrengend. Das beinhaltet auch die Auswahl der Kleidung. Bequemer ist es natürlich, die Verantwortung dafür abzuwälzen.

Das ist nicht hart, sondern realistisch. Ich kenne auch durchaus ein paar Männer in meinem Freundeskreis, die das auch unumwunden und ohne Scham selbst so formulieren.

Die wundern sich nur immer, wie unterschiedlich meine Kleidung ausfällt, dass mich Kleidung interessiert und ich sie sogar selbst gestalte.
Titel: Re: Mode und Feminismus
Beitrag von: MAS am 25.06.2019 19:42
Was der eine als Aufgabe von Freiheit interpretiert, sieht der andere als Delegierung unwichtiger Aufgaben, um sich selber wichtigeren, interessanteren oder angenehmeren Dingen zu widmen.

LG, Micha
Titel: Re: Mode und Feminismus
Beitrag von: Jo 7353 am 25.06.2019 23:24
Zitat
Und Frauen werden einen Teufel tun, ihren Sohn / Mann mit geschmacklosen Farb- und Musterkombinationen herumlaufen zu lassen, ..

Wenn ich mich so umschaue, habe ich erheblichen Zweifel an dieser Aussage. Entweder haben die Frauen und/oder Mütter vieler Männer einen schlechten Geschmack oder die Männer haben sich modisch befreit. Oft ohne ästhetisches Empfinden.

Kann Mann aber lernen.
Die zu tief hängenden Hosen kann man als solch einen Befreiungsversuch ansehen. Leider bestätigt er aber das Bild vom häßlichen  Mann. Das ist für die Jungen deswegen kein Verlust, weil sie so und so sich nicht schön finden. Daß man von der Mutter aufwändig und unbequem "fein" gemacht wurde, und dann die Mädchen in ihren Kleidchen viel besser aussahen, provoziert solch eine Trotzreaktion, und nicht den Versuch nun wirklich schön sein zu wollen. Ihre Ästhetik zeigen Männer an anderen Stellen.

Gruß,
Jo
Titel: Re: Mode und Feminismus
Beitrag von: Jo 7353 am 25.06.2019 23:43
Hallo skirtetman,

zu Deinen guten Ausführungen oben möchte ich noch ergänzen, dass der Anzug aus der Militäruniform des neunzehnten Jahrunderts abegeletet ist. Die völlig sinnlosen Knöpfe an den Ärmeln unten waren z.B. mal dazu da, um den Ärmel zurückschlagen zu können, weil er mit den damaligen Gewehren Probleme bereitete.
Das Schwarz zu feierlichen Anlässen hat der Mann deswegen zu wählen, damit er für die Frau, egal welche Farbe sie wählt, einen passenden Hintergrund bildet.

An sich selbst hat der Mann nicht zu denken. Als Gegensatz zu solch einer Haltung kann Röcke tragen ein maskulistischer Ansatz sein. Leider ist auch den meisten Maskulisten nicht bewußt, daß Röcke vorteilhaft sind. So wie Feministen die Berufe, die sie als zu schlecht für Mädchen ansehen, gerne den Jungen aufschwatzen wollen, haben manche Männer sogar die Befürchtung, daß es mit der Bekleidung ähnlich gemacht wird. Manche Frauen schwärmen von dem Gewinn ihres Hosen tragens. Die Vorteile der Röcke sind meist nur Frauen, die Röcke tragen bewußt, vor allem nicht nur der Vorteil der Schönheit.

Gruß,
Jo
Titel: Re: Mode und Feminismus
Beitrag von: MAS am 26.06.2019 00:12
In dem schon mal erwähnten Buch "Kindheitsroman" gibt es eine Szene, da schenkt die Mutter des Autors ihrem Mann eine Krawatte mit Punkten oder so. Der weigert sich, die anzuziehen und sich im Büro lächerlich zu machen. Später lamentiert sie darüber, dass er immer nur blaue, graue, blaugraue und graublaue Krawatten trägt, statt auch mal was Farbiges.
Der Roman spielt in den Jahren 1965 bis 1975 in Koblenz und Vallendar, sowei ein paar anderen Orten.

Dem Jungen tun an Weihnachten und so immer wieder seine Schwestern leid, die nur so langweiliges Zeug geschenkt kriegen wie Kleider, Strumpfhosen usw. Und er mein einmal, das müsse schlimm sein, ein Mädchen zu sein und stundenlang ohne Punkt und Komma über Wäsche zu reden.

LG, Micha