Bevor ich meine Geschichte und meine Gedanken zum Thema Rock am Mann schildere, erlaube ich mir, mich vorzustellen:
Ich heiße Klaus, wohne im Norden Österreichs und bin als Ingenieur tätig. Habe eine Freundin, ein Haus und fahre eine deutsche Limousine. Bin also kein außergewöhnlich schräger Vogel aber durchaus typisch für die Besucherschaft von Rockmode. 3 Jahre habe ich als Mann Röcke getragen und dann aber damit aufgehört.
Meine Vorgeschichte ähnelt der vieler anderer. Ich zeigte bereits in meiner Kindheit ein etwas höheres Interesse an weiblicher Kleidung als andere. Habe auch das eine oder andere Mal heimlich einen Rock meiner Schwester probiert, aber im Fasching, da wollte ich nie einen tragen.
Dann kamen aber andere Interessen und ich vergaß Röcke & Co. Ende der 90 Jahre, ich war gut 20, war ich sehr gerne und viel in Diskotheken und auf Raves unterwegs. Da gab es immer wieder allerlei schräge Vögel. Irgendwann kam ich dann auf die Idee, ich könnte auf der Mayday in Dortmund (eines der berühmtesten Events dieser Szene) einmal einen langen Rock tragen. Ich tat das dann auch und erntete einiges positives Feedback. Im Jahr darauf toppte ich das, indem ich bereits im langen Lackrock und dazupassendem restlichen Outfit in den Bus nach Dortmund stieg. Es machte mir eine Menge Spaß, aber daran, einmal im Alltag einen Rock zu tragen, dachte ich nicht.
Ein paar Jahre später stieß ich dann auf rockmode.de. Wie, das weiß ich heute nicht mehr, denn nach irgendetwas muss ich ja in den Weiten des Webs gesucht haben. Ich las mit großem Interesse jeden Artikel der hier geschrieben wurde und war doch recht erstaunt, dass es hier wirklich erwachsene Männer gibt, die öffentlich einen Rock tragen.
Aber los ließ mich das Thema nicht mehr und ich beschloss, es ihnen gleich zu tun. Kurze Zeit später ging ich eines sonnigen Freitag Nachmittags in einen Second Hand Laden, erstand einen knielangen Jeansrock und ging noch am selben Tag damit einkaufen. So begann meine Rock-Zeit ...
Bald stellte ich fest, dass einem als Mann im Rock eine recht tolle Bandbreite an Stilen und Outfits zur Verfügung steht. Sehr wichtig war es mir dabei, immer glaubwürdig als Mann zu wirken und keine zu extremen Outfits zu tragen. Schließlich sollte ich auch Kollegen, Bekannten & Co über den Weg laufen können, denn ich ging im Rock aus dem Haus und trug ihn auch in meiner Umgebung oft und gerne.
So trug ich eigentlich fast nie Röcke in Kombination mit hohen Absätzen und bei den Oberteilen bediente ich mich immer an ausschließlich männlichen Teilen. Ich experimentierte viel und entwickelte mit der Zeit einen Stil, der wie ich finde, gut zu mir passte und gut aussah. Dabei trug ich die verschiedensten Längen, vom bodenlangen Jeansrock bis zum sehr kurzen Mini war alles dabei.
Und ich trug die Röcke oft, sodass ich wirklich weiß wovon ich spreche, wenn vom Mann im Rock die Rede ist.
Für den geneigten Leser klingt es wahrscheinlich so, als ob mir das Tragen von Röcken viel Spaß gemacht hätte, und das war auch tatsächlich so.
Aufgehört habe ich wegen meiner Partnerin. NEIN, sie ist KEIN BÖSER DRACHEN, der mir nichts gönnt, so wie schon gelegentlich gemutmaßt wurde. Aber sie kann mit einem Partner, der Röcke trägt, nicht klar kommen.
Manch begeistertem Rockträger stellen sich dabei die Nackenhaare auf und er versteht es nicht. Ich aber habe inzwischen gelernt, dass es für manche Frau einfach nicht zu akzeptieren ist. Klar geht man beim Partner Kompromisse ein, aber das war für sie ein Einreißen des Bildes das sie von ihrem Partner hat und haben möchte. Sie möchte einen „männlichen“ Freund und dazu passen Kleider die normalerweise eine Frau trägt nicht. Klingt komisch, ist es aber nicht.Ich habe es irgendwann verstanden indem ich in mich geblickt habe. Und da drin sitzt ein Mensch dem Äußerlichkeiten auch sehr wichtig sind.
Ich wünsche mir eine Freundin, die feminin ist. Ich mag sie in Minirock und Stiefeln, schönen Strümpfen und ihre Weiblichkeit betonendem decolletiertem Oberteil. Ich würde sie nicht in einem weiten alten Holzfällerhemd und einer unpassenden Jeans sehen wollen, weil das auch nicht in mein Bild von einer begehrenswerten Frau passt.
Und darum verstehe ich meine Partnerin und habe mit dem Tragen von Röcken aufgehört.
Man mag jetzt meinen, dass es mir so wichtig nicht gewesen sein kann, aber ich sage das Gegenteil: Es war mir „zu wichtig“.
Ich habe zuerst selber einmal herausfinden wollen, was ich eigentlich will. Darum habe ich mit dem Rock tragen begonnen und es dann eineinhalb Jahre gemacht ohne mit meiner Partnerin darüber zu sprechen. Eineinhalb Jahre sind eine lange Zeit um etwas vor dem Partner geheim zu halten. Als ich es erzählt habe, fiel die Meine aus allen Wolken und reagierte sehr ablehnend.
Ich wollte aber meine Röcke nicht aufgeben und habe die Probleme meiner Partnerin damit auch nicht richtig verstanden. Auf unsere Beziehung wirkte sich das sehr negativ aus. So zogen 3 Jahre ins Land. Dann zogen wir zusammen und im gemeinsamen neuen Haus wollte ich einen wirklich guten Neuanfang starten und gab von mir aus bekannt, ich werde keine Röcke mehr übersiedeln und auch keine mehr tragen.
Eine Verbesserung brachte das auch, trotzdem hinterließ die Geschichte einen Riss bei uns beiden.
Manch einer hatte mir bereits zu einem früheren Zeitpunkt geraten, auf meine Beziehung zu pfeifen wenn meine Freundin mich so nicht akzeptiert wie ich bin. Ich sehe das aber anders. Wenn einem eine Beziehung wirklich wichtig ist, dann muss man auch bereit sein viel zu geben und man wird viel zurück bekommen.
Für mich ist der Rock doch noch immer nur ein Kleidungsstück. Ich würde lügen, behauptete ich, die Zeit damit hätte mir nicht viel Spaß und mehr gebracht. Aber dafür eine Liebe aufzugeben an der mein Herz hängt, dass ist es mir nicht wert.
Ich würde auch keinen Job dafür riskieren. Darum war ich auch niemals im Rock in der Arbeit, wo ich Kundenkontakt habe und die Geschäftsleitung Wert auf ein kundentaugliches Erscheinungsbild legt.
Andere Rockträger sehen das anders und auch die akzeptiere ich. Für manche ist Rock tragen eine Lebensanschauung und ich finde das gut. Denn ich fing durch deren überschwänglich begeisterte Schilderungen erst mit dem Rock tragen an. Hätte es deren Begeisterung nicht gegeben, da wäre mir echt etwas entgangen!
Auf rockmode.de? Obwohl ich doch gar keine Röcke mehr trage?Ich bin sicher nicht mehr so oft hier wie früher. Trotzdem schaue ich gern mal rein, weil ich finde dass sich hier tolle Leute tummeln, die ich, zumindest über dieses Medium schon seit Jahren kenne und schätze.
Keine Phantasten, aber auch keine Phantasiegeschöpfe, sondern Männer, die neben dem Interesse an außergewöhnlicher Kleidung auch andere interessante Facetten haben und mit denen man sich toll über alles mögliche unterhalten und auch mal super kontrovers diskutieren kann. Das unterscheidet dieses Forum für mich von den meisten anderen und darum komme ich auch nach wie vor gern hierher zurück.
Eine ganze Menge würde ich sagen!
Klar, es hat mich um eine Menge Erfahrungen reicher gemacht. Ich weiß jetzt, wie es ist, wenn einem der warme Abendwind um die Beine streicht, während man bei einem Spaziergang so richtig schön mit „der Seele“ baumelt. Ich weiß, dass ein Lederrock bei einer starken Brise gewisse Vorteile gegenüber seinem leichten Pendant aus Stoff hat. Aber ich wollte eigentlich anderes erzählen.
Ich habe Begegnungen gemacht und Gespräche geführt, die hätte ich ohne den Rock wohl nie gehabt. Oft sprachen mich Menschen auf meinen Rock an und es entwickelte sich ein interessantes Gespräch. Einmal sprach mich ein hübsches Mädel an, ich dürfe ihren Rock lüften, wenn sie sehen dürfe, was ich unter meinem trüge. Mal ehrlich, wem ist das in Hose schon passiert?
Vor allem aber hat mir das Bewältigen von außergewöhnlichen Situationen einen Schub in meiner Persönlichkeitsentwicklung gebracht.
Wenn man als Mann im Minirock vorbeispaziert, dann kann man sich der ungeteilten Aufmerksamkeit vieler Augenpaare sicher sein. Man kann dadurch das selbstsichere Auftreten in der Öffentlichkeit unglaublich gut trainieren. Denn wirklichen Erfolg erzielen „unqualifizierte Wortspenden“ erst, wenn man Schwäche zeigt. Zeigt Mann im Rock die nicht, kommt man erstaunlich gut rüber.
Andererseits kann man mit Wortmeldungen auf zweierlei Arten umgehen:
Ich habe aus all diesen Situationen sehr viel für mich mit genommen. Heute bin ich sicher weniger schüchtern als früher, ungewohnte Situationen oder Vorträge vor anderen Leuten machen mir mehr Spaß als je zuvor. Wenn ich mir Gehör verschaffen möchte, gelingt mir das. In meinem Beruf ein großer Vorteil, weil ich häufig Präsentationen und Schulungen halte.
Eine typische Situation aus meinem Privatleben fällt mir dazu gerade ein. Ich war kürzlich im Kino bei einer Premiere. Ein Moderator fragt den vollbesetzen Kinosaal, wer auf die Bühne kommen und eine Gewinnfrage beantworten möchte. Da sieht man, dass eigentlich fast jeder davor zurückschreckt, vor 500 Leuten in ein Mikrofon zu sprechen. Ich hab dafür ein Gratisabo meiner Lieblingszeitung und ein neues Kaffeehäferl bekommen.
Bin ich jetzt wieder die graue Maus die in der Masse verschwindet, weil ich keine Röcke mehr trage?
Keineswegs! Ich bin der, der nach wie vor den auffälligeren Kleidungsstil trägt. Der, der stilsicher zum Anzug goldene Krokolederschuhe und den passenden Gürtel trägt. Der, der öfter mal gefragt wird, wo er die coolen Schuhe schon wieder her hat ...
Ach ja, ich bin auch der, der sich den knallroten Passat bestellt hat, während alle anderen Firmenautos schwarz, silber oder grau sind ...
... Dir, der du vielleicht überlegst ob du auch künftig ein Rockträger sein könntest?Ausprobieren! Man weiß erst, wie es sich anfühlt, wenn man es ausprobiert hat. Muss ja nicht daheim sein, wenn man das Umfeld erst einmal nicht damit konfrontieren will. Aber probiere es aus!
Ich hätte mir nie vorstellen können, wie viel Positives ich im Rock erfahren konnte. Und wie wenig Negatives. Mir ist niemals etwas Schlimmes dabei passiert. Blöde Meldungen gab's schon, klar, aber was einen nicht umbringt, das macht einen härter. Sagt ein weiser Spruch und diesbezüglich stimmt er auf jeden Fall.
Nur bitte nicht übertreiben. Deine Mitmenschen haben auch Wünsche die respektiert werden wollen. Hier wurde schon von den unterschiedlichsten Typen berichtet. Partner, Familienmitglieder, Chefs die nie damit leben konnten, welche die es von Anfang an genial fanden und welche, die im Laufe der Zeit damit umgehen konnten. Wie das in deinem Umfeld ist, das solltest du selbst herausfinden.
Copyright by Hirti,
zur Verfügung gestellt zur Veröffentlichung auf rockmode.de
Bei den Röcken wäre dies anders! Ich trage Röcke und Kleider nicht in der Hauptsache weil ich sie so modisch oder stylisch finde. Der
Hauptgrund ist, das ich es überhaupt nicht mag wenn meine Genitalien ständig eingequetscht werden. Es ist ein so unglaublich befreiendes
Gefühl wenn man diese Enge unter dem Rock nicht mehr hat. Man wird nicht alle 10 Minuten durch ein Zwicken oder Zwacken daran
erinnert das es unbequem ist. Mit weichen weiten Slips und/oder Strumpfhosen unter dem Rock ist das ein so anderes Körpergefühl als mit Hosen.
Das kann man nur verstehen wenn man es ausprobiert hat. Aber DANN kann man nicht einfach wieder darauf verzichten! ICH könnte
dies nicht und würde es auch nicht.
Alles andere ist nur eine unnötige Belastung. Und zwar für mich! - Und ich mach mich nicht für andere kaputt...s
Ich möchte mein Leben leben, so wie ich es mag. Das heißt nicht, das ich keine Rücksicht nehme, aber halt eben auch nicht 24/7/365 nur nach der Pfeife anderer tanze...
Gruß,
CES
Alles andere ist nur eine unnötige Belastung. Und zwar für mich! - Und ich mach mich nicht für andere kaputt...s
Ich möchte mein Leben leben, so wie ich es mag. Das heißt nicht, das ich keine Rücksicht nehme, aber halt eben auch nicht 24/7/365 nur nach der Pfeife anderer tanze...
Gruß,
CES
Ich würde sogar sagen, es täte der Frau auch nicht gut, wenn Sie einen verstellten Partner hätte.
LG, Micha :)
Ich würd sagen,dass das den meissten frauen egal ist, haupsache es wird nach ihrer pfeife getanzt.
Ich würd sagen,dass das den meissten frauen egal ist, haupsache es wird nach ihrer pfeife getanzt.
Zum Glück ist meine Frau da anders. Sie hat es völlig akzeptiert, beschwert sich nur mitunter, dass ich zu viele Röcke und Kleider habe. ;) Und in seltenen Fällen gibt es auch mal einen Einspruch, aber mittlerweile weiß ich auch ganz gut, was zusammen passt
. Für die Partnerin wird der Mann damit zumindest teilweise zur Frau und damit muss sie erst einmal zurechtkommen. Sie muss lernen, dass der Mann immer noch da ist und die Art der Kleidung nichts daran ändert.
Im Grunde ist so etwas ein guter Beziehungstest. Denn eine gute Beziehung ist kein Käfig, sondern zeichnet sich dadurch aus, dass sich jeder frei entfalten kann und der Partner diese Entfaltung und Selbstfindung auch unterstützt - einfach deshalb, weil in einer guten Beziehung das Glück des anderen immer Vorrang vor dem eigenen Glück hat.
wenn ihnen abgesprochen wird sich um Befindlichkeiten des Partners zu kümmern und dafür nur den eigenen Willen durchsetzen zu wollen.
. Für die Partnerin wird der Mann damit zumindest teilweise zur Frau und damit muss sie erst einmal zurechtkommen. Sie muss lernen, dass der Mann immer noch da ist und die Art der Kleidung nichts daran ändert.
Ich denke wenn Frau das so sieht, könnte es wirklich schwierig werden - würde mich meine "teilweise als Frau" empfinden, hätte sie tatsächlich ein Problem. Ein Kleidungsstück ändert aber weder mein Verhalten, noch meine Identität.
Ich gebe Dir absolut Recht, nur würde ich das Glück des Partners nicht über das eigene stellen, sondern auf das gleiche Niveau - prinzipiell...
Allerdings habe ich noch keine nennenswerte Situation erlebt, in der eine Konkurrenz aufgetreten wäre und kann sie mir auch nicht vorstellen ;D
ZitatAllerdings habe ich noch keine nennenswerte Situation erlebt, in der eine Konkurrenz aufgetreten wäre und kann sie mir auch nicht vorstellen ;D
Was meinst du denn mit Konkurrenz?
Ich meinte ein Konkurrenz des jeweils persönlichen Glücks - "Du mehr ich weniger und umgekehrt"
Das mehr im Glück des einen reduziert ja nicht das Glück des anderen - wenn dem so wäre, liefe in eine Partnerschaft grundsätzlich etwas schief.
Aber falls sie von mir verlangen würde alle Röcke und Strumpfhosen wegzugeben, also nur noch Kleidungsstücke zu tragen die sie an mir sehen möchte, dann würde ich auch umgekehrt von ihr verlangen alle Hosen, Shorts usw. wegzugeben und nur noch Röcke und Kleider zu tragen.
Ich hatte vor über 20 Jahren mal eine solche Diskussion.
Fakt ist: Sie wollte nicht auf ihre Jeans verzichten. und behauptete Hosen bei Frauen wären normal, Röcke bei Männern aber nicht.
Lieber Zwurg,Frauen sagen viel, wenn der Tag lang ist. Abwarten. In der Praxis sieht es dann ganz anders aus.
Frauen sind eben auch nur Menschen. Mir sagte mal eine, sie würde keine Hosen tragen, wenn das nicht allgemein üblich sei.
Beispiel: "Auto" bedeutet auf Griechisch "selbst". Trotzdem bezeichnen wir mit "Auto" nicht uns selbst, sondern ein Automobil, also ein Selbstbewegliches, also ein motorisiertes Fahrzeug. Und doch hätten wir ein komisches Gefühl dabei, statt "Auto" "Automobili" zu sagen. Oder schau mal, wie viele Leute "Foto" (Licht) sagen, wenn sie eine Fotografie (Lichtzeichnung) meinen oder seit einigen Jahren gar, wenn sie einen Fotografierapparat (Lichtzeichnungsgerät) meinen.Das sind schlicht Abkürzungen, um die Sprache zu vereinfachen, Michael. Weder ich, noch andere haben dabei ein komisches Gefühl Automobil zu Autos zu sagen. Auto ist nur einfach kürzer.
Oder dass neuerdings "vegetarisch" im Sinne von "ohne Fleisch", statt von "pflanzlich" verwendet wird. Diese rational unsinnige Verwendung, nach der man die Abgürzung "vegan" (von engl. "vegetarian") verwendet, wenn man "vegetarisch", also "pflanzlich" meint, und "vegetarisch" verwendet, wenn man "ovo-lakto-vegetarisch" (eiig-milchig-pflanzlich) meintDann sind sie nicht-carnivorisch. Ist aber umständlicher zu sagen und als Wort gibts das ich glaube auch nicht.
Und so geht es auch mit Kleidung, die ja auch als Kommunikationsmittel verwendet wird, da Menschen durch sie ausdrücken, als welcher Typ von Mensch sie gesehen werden wollen. Wenn man sich die Bedeutung der Kleidung anders erklärt als andere Menschen, muss man sie diesen auch erst erklären. Das ist oft umständlich.Um mal bei den Klassikern zu bleiben. Anzüge werden von so ziemlich jeden mit sozialen höheren Status so wie Geld verbunden. Ein Mann im Anzug bleibt trotzdem noch ein Macher, der seine Aufgaben ausführen kann. Ein Kleid dagegen stellt ein Schmückwerk dar, um die Person (Frau) schöner zu machen und die Blicke der Männer auf sich zu ziehen und um an schnellen Sex zu kommen. Das bekommt man nicht raus aus den Menschen. "Aha, oho, so so, ja da ist was dran." Bei der nächsten Frau im Minikleid ist das wieder vergessen und du musst es von neuem erklären. Un das hält Männer davon ab, sich auffällig zu kleiden, um nicht auf Männer sexuell attraktiv zu wirken.
Das finde ich nicht. Für die meisten ist das nur nicht relevant, um ihren Lebensalltag zu bestreiten. Für die Gegenwart ist das nicht von großer Bedeutung. Und für den 2. Weltkrieg interessieren sich erstaunlicherweise sehr viele Leute. Von Sammlern bis zum Militärfan.
Und ja, Gregor, viele Menschen haben zu wenig Wissen über Geschichte. Das merke ich oft.
LG, Michael
Eine Frau immer ohne Hose wäre deshalb „der Gesellschaft“ ebenso wenig vorstellbar wie ein Mann im Rock.Hallo Gregor,
Gruß
Gregor
bei mir im Stadtteil ist eine junge Frau, naja so um die 20. Die trägt nur Kleider, Sommer wie Winter. In was anderem habe ich sie noch nie gesehen. Ich hatte mal gehofft, dass sie einem Solidarität schenkt, oder mit Blicken zustimmt. Aber sie ignoriert eiskalt einen ganz bewusst, schaut in die andere Richtung, als sei es unmännlich und nicht normal, wenn Männer Kleider tragen.
Das Argument, dass Männer das gleiche Recht auf Röcke, wie Frauen auf Hosen haben, hat meine Frau, die Du ja auch kennst, von anfang an unterstützt. Sie musst aber auch anfangs gegen ihre Gefühle anargumentieren, also Ratio versus Emotio.
In einem anderen Thread machte ich ja auf die gesellschaftliche Konstruktion der Wirklichkeit aufmerksam. Nach dieser Theorie, die sich auf empirische Forschungen stützt, entwickeln wir unsere individuellen Gefühle sehr beeinflusst von dem, was wir als sozial erwünscht wahrnehmen. Das heißt, dass es dann eben nicht unbedingt nur die Vorstellungen der anderen sind, sondern auch unsere eigenen, da sie unsere eigenen in der Identifizierung mit denen der anderen bilden. Das ist vielfach eher emotional als rational.
Das zeigt sich an der Sprache: Wir kommunizieren mit einer Sprache, die wir durch Parallelisierung mit der Sprache anderer erlernt haben.
Leider geht es nicht mit dem Argument, Frauen sollten keine Hosen tragen, wenn Männer keine Röcke tragen dürfen. Nur die wenigsten wissen von einer Zeit, wo Frauen keine Hosen tragen konnten.
bei mir im Stadtteil ist eine junge Frau, naja so um die 20. Die trägt nur Kleider, Sommer wie Winter. In was anderem habe ich sie noch nie gesehen. Ich hatte mal gehofft, dass sie einem Solidarität schenkt, oder mit Blicken zustimmt. Aber sie ignoriert eiskalt einen ganz bewusst, schaut in die andere Richtung, als sei es unmännlich und nicht normal, wenn Männer Kleider tragen.
Hallo Micha,ZitatDas Argument, dass Männer das gleiche Recht auf Röcke, wie Frauen auf Hosen haben, hat meine Frau, die Du ja auch kennst, von anfang an unterstützt. Sie musst aber auch anfangs gegen ihre Gefühle anargumentieren, also Ratio versus Emotio.
Ja, das Problem hatte meine Frau natürlich auch. Rational gesehen ist das völlig nachvollziehbar, aber die Ration tritt eben oft in den Hintergrund, wenn die Emotionen hochkochen. Diese Gefühle sind aus meiner Sicht immer Ängste und die zu überwinden ist nicht immer einfach. Vor allem muss man das erst einmal wollen und da sind wir wieder beim ersten Punkt: Wenn ich mir selbst wichtiger bin, als mein rocktragender Partner, dann will ich meine Ängste gar nicht überwinden - ich will, dass mein Partner sich wieder so verhält, dass ich keine Angst haben muss. Da steht dann das eigene Glück gegen das des Partners und diese Entscheidung will getroffen werden. Auf der einen Seite: Ich glücklich, Partner deprimiert. In der anderen Ringecke: Partner glücklich, ich ängstlich. Rational betrachtet, ist das Verlieren von Ängsten eine positive Entwicklung, während der erste Fall Stillstand bedeutet und der Beziehung schadet.ZitatIn einem anderen Thread machte ich ja auf die gesellschaftliche Konstruktion der Wirklichkeit aufmerksam. Nach dieser Theorie, die sich auf empirische Forschungen stützt, entwickeln wir unsere individuellen Gefühle sehr beeinflusst von dem, was wir als sozial erwünscht wahrnehmen. Das heißt, dass es dann eben nicht unbedingt nur die Vorstellungen der anderen sind, sondern auch unsere eigenen, da sie unsere eigenen in der Identifizierung mit denen der anderen bilden. Das ist vielfach eher emotional als rational.
Im Grunde sehe ich das auch so. Natürlich orientieren wir uns an der Erwartungshaltung der Gesellschaft, weil das der Weg des geringsten Widerstandes ist. Wir sind viele Jahre davon überzeugt, dass unsere Vorstellungen identisch mit denen der Norm sind, weil uns das so indoktriniert wurde und wir es nie hinterfragt haben. Sobald uns aber bewußt wird, dass unter diesen gesellschaftlichen Vorstellungen unsere eigenen Vorstellungen begraben wurden, wird uns klar, dass wir gar nicht wir selbst sind, sondern das, was andere gerne hätten. Alles weitere hängt dann davon ab, wie weit wir uns verbiegen mussten und ob wir damit ein Problem haben - Akzeptanz oder Rebellion. :)ZitatDas zeigt sich an der Sprache: Wir kommunizieren mit einer Sprache, die wir durch Parallelisierung mit der Sprache anderer erlernt haben.
Ja. Allerdings gebe ich zu bedenken, dass Sprache immer bidirektionale Kommunikation ist, die es zwingend erfordert, dass man sich auf eine Norm einigt, sonst versteht man sich nicht. Das Tragen von Röcken ist dagegen eine unidirektionale Kommunikation und selbst das nur, wenn wir es als solche benutzen. Die Kleidung ist im Grunde eher ein Signal: Wir signalisieren damit der Gesellschaft eine Gruppenzugehörigkeit (oder das Gegenteil davon) und damit auch, mit wem wir uns identifizieren und kommunizieren möchten. Es ist im Grunde ein Selektionsmechanismus, den du ja auch beschreibst.
Der Gedanke, auch mit abweichender Kleidung dazugehören zu können und mit kritischer Sichtweise der Gemeinschaft zu nützen, wähend ständiges Sichanpassen ihr letztlich schade, ist mir zwar vertraut, aber man muss sie dann auch kommunizieren. Querdenker werden von Leuten, die nicht so tief darüber nachdenken, eher als Störenfriede empfunden. Man muss die Leute also zum Nachdenken bringen und immer wieder Beweise brignen, dass man zwar einige Punkte kritisiert und sich anders kleidet, aber trotzdem dazugehört und der Gesellschaft eben durch diese Devianz nützen und nicht schaden will. Wenn die eigene Frau ihre Ängste überwindet und hinterher glücklicher ist als vorher, haben wir so einen Beweis. Aber dazu muss das ja erstmal erreicht werden. Und die anderen Mitmenschen müssen auch davon überzeugt werden, dass man nicht gegen sie arbeitet, sondern für sie.survival of the fittest = Überleben des Angepassten. Individualismus funktioniert nur in einer modernen Zivilisation und Wohlstandsgesellschaften. Überall anders würden Querdenker die Art und Gruppe bedrohen und eher schaden als nützen. In einem Dort im tiefsten Bayern, wärst du aufgeschmissen, wenn dir der einzige Bäcker nichts mehr verkauft.
Mich fragte mal eine Frau, ob ich Rock trage, um zu zeigen, dass ich nicht dazu gehören wolle. Ich sagte: "Nein, im Gegenteil, ich möchte als positives Vorbild vorangehen." (So in etwa.)Ersetz mal Rock durch Burka. Dann wird der letzte Satz für so ziemlich Alle un-nachvollziehbar.
LG, Micha
Ob du einen Rock trägst, hat für andere Menschen keinerlei persönlichen Nutzen oder Vorteil für die Gesellschaft
als einer, der ein Medikament oder etwas anderes erfindet und damit die Gesellschaft voranbringt und ihr damit einen Mehrwert zurück gibt.
Wenn ich arbeitslos wäre, bin ich mir sehr sicher, dass mein Rocktragen nicht in der Form in meiner Familie akzeptiert werden würde und das als Grund für Absagen gehalten wird.
Ersetz mal Rock durch Burka. Dann wird der letzte Satz für so ziemlich Alle un-nachvollziehbar.
Die Burka hat aber meines Wissens keinen Missionsauftrag, sie wird ja nur getragen, um es einem unsichtbaren Wesen recht zu machen.
Medikamente werden nicht erfunden, um die Gesellschaft voranzubringen, sondern um sie auszubeuten. Nur so am Rande.Entschuldige, das Beispiel Medikament war für dich unpassend. Für dich eben eine Erfindung, ein Gerät.
In den Fälle sind dann die Unternehmer die bösen, die keinen einstellen bei den Leuten. Einer, der in Jeans und Hemd (solange es nicht schmutzig ist) wird nicht vorgeworfen, dass er falsch angezogen wäreZitatWenn ich arbeitslos wäre, bin ich mir sehr sicher, dass mein Rocktragen nicht in der Form in meiner Familie akzeptiert werden würde und das als Grund für Absagen gehalten wird.
Ja natürlich. Aber wenn du keinen Rock tragen würdest, würde man andere vermeintliche Erklärungen finden. Dann warst du halt nicht passend angezogen, deine Frisur war unpassend, du hast dich falsch verhalten, du warst schlecht rasiert, was auch immer...
Ich meinte damit das nicht Dazugehören wollen.ZitatErsetz mal Rock durch Burka. Dann wird der letzte Satz für so ziemlich Alle un-nachvollziehbar.Die Burka hat aber meines Wissens keinen Missionsauftrag, sie wird ja nur getragen, um es einem unsichtbaren Wesen recht zu machen.
Das verstehe ich nicht und bitte um Erklärung, lieber Joe.
Hallo Micha,ZitatDas verstehe ich nicht und bitte um Erklärung, lieber Joe.
Naja, die Burka wird aus persönlichen, religiösen Gründen getragen und nicht, weil man andere davon überzeugen will, wie toll eine Burka ist.