Auf die Gefahr hin, dass dieser Beitrag wegen Länge, nein Hitzebläschen in der Blutbahn, untergeht,
möchte ich den Blick hier in diesem Thread noch mal auf das Thema lenken:
Nur mal zur Unterscheidung von Dirndlgewändern und Trachtengewändern. Die sind sich möglicherweise ähnlich, aber dennoch unterschiedlich.
Dirndlgewänder unterliegen Modeströmungen, örtliche Trachtengewänder bleiben weitestgehend unverändert.
Na, Danke für den Hinweis.
Die inhaltliche Unterscheidung von
Tracht im heutigen, folkloristischen Verständnis und
Dirndl wird ausserhalb der Regionen, wo solches Brauchtum gepflegt wird, in der gemeinen Bevölkerung schwerfallen. Und auch ausserhalb jener Kreise, die die örtlichen Trachten verwenden, werden die Begriffe der
Trachtengewänder und
Dirndlgewänder ineinander übergehen.
In den Wortbeiträgen der vergangenen Tage hier im Thread nahm ich ja auch mehrfach eine gewisse Ablehnung wahr, was das Tragen von
Dirndl ausserhalb von Trachtenanlässen, und vor allem ausserhalb der typischen Regionen angeht. Das alles verbunden mit einer gewissen Ablehnung von der alljährlich im Herbst
immer weiter sich ausbreitenden
Oktoberfest-Kultur.
Man kann es so oder so sehen. Und es ist mit Sicherheit nicht jedermanns Geschmack, solch eine Gaudi aufzusuchen. Drum mag da auch eine gewisse Ausuferung dieses Brauchtums-Abklatschs einem als Gefühl aufkommen.
Ganz klar steckt da auch das Kommerzinteresse der Veranstalter dahinter. Das ist das eine. Eine gewisse Sehnsucht der Menschen, die sowas aufsuchen, muss da aber auch dahinter stecken.
Die Verkleidung als Bayer oder Bayerin und maßlosem Bier und bei zünftiger Musik ist mit Sicherheit eine willkommene Ergänzung zum sonst immer nur einmal jährlich abgehaltenen Karneval. Und bei Stichworten wie "
Gaudi" und "
zünftig" fließen bei manchem
nicht nur der Speichel sondern andere Körperflüssigkeiten.
Der gut situierte kaufmännische Angestellte
Tom geht extra noch zum Friseur. Und der so schnieke mit Wadeln und Lederhosn gestylte Vater, dessen junge Frau mit dem ersten Kind zuhause
schwanger auf dem Sofa liegt, kann ungestraft die
Kollegin Jenny mit ihrer Brust gegen seinen Body drücken. Der Jenny gefällt das, denn der attraktive Tom war so in diesem Maße noch nie soooo attraktiv wie heute Abend. Und auch die Schreibtischnachbarin
Melli hat für den Abend
mehr als ein Auge auf den schmucken Tom geworfen, der gleich nachher noch mit den beiden in den Armen seine erst kürzliche Gehaltserhöhung an der Bar vergoldet.
Na, und die schmucke Tina am Nachbartisch vom
Autohaus A & Friedrich kommt später auch in den Genuss, denn auch zum nächsten Ersten hat der Tom wieder 1.000 mehr auf dem Konto als er sich´s vor dem letzten Gespräch mit seinem Chef noch dachte.
Und am nächsten Montag sagt dann in der Kaffeeküche die Melli zur Jenny schmunzelnd "Na, der Tom, das ist ja einer...!" Und die Sympathiebildung im Team steigt und ein gewisses Knistern bleibt in der Abteilung.
In der Kantine des Verwaltungsdienstleisters hätten
Tom, Jenny und Melli niemals solche Bande knüpfen können. Und der Chef hat billigend zugesehen. Drum lädt er gerne die Belegschaft ein zum Oktoberfest, denn das stärkt die Teambildung in seiner Abteilung. Und da der Tom so beliebt ist, hat der Chef vielleicht nun einen Nachfolger für sich im Sinn und das nächste Karrieretreppchen für Tom mit der nächsten Gehaltserhöhung ist auch nicht mehr so fern.
Der alte Gerhard von der Hauspost
hingegen, der nicht vorher beim Friseur war, der an dem Besuch der Firma beim Oktoberfest draussen aufm Kirmesplatz aber immerhin
mit der Moni vom Archiv
vergnügliche Begegnungen haben konnte... "Sind die nicht süss, die zwei?", raunt am Montag Jenny der Melli zu. Der Gerhard ist halt faltig und hat Warzen im Gesicht. Er ist zwar mehr verheiratet als glücklich. Aber der Moni guckt er seitdem auch immer hinterher. Mal mit mehr, mal mit weniger Erfolg. Eine Gehaltserhöhung wird er nicht mehr kriegen. Beliebter wird er in der Firma nun auch nicht wirklich. Aber immerhin hatte er zwei nette Stunden mit der Moni. Und so ein bisschen Kribbeln zwischen beiden bleibt, bis einer wegen Rücken oder Herz auf immer ausfällt.
Das ist die
Aura, die solche Oktoberfeste ausmachen. Deshalb werden sie überall immer beliebter. Manche brauchen das, um relativ ungestraft irgendwie zueinander zu kommen.
Bier, zünftige Musi, knackige Hintern, fliegende Spitzensäume und gekonnt inszeniertes Milch
drüsengewebe sind nur das
Vehikel, das zu ermöglichen. Eine gewisse Jugendlichkeit haftet dem ganzen an. Und
so richtig mal wieder in die Säfte kommen, das ist doch eine
Gaudi!
Die Krachlederne lebt!
Das Dirndl bebt!
Isso.