Ich hatte gestern die Gelegenheit, den Film zu sehen:
Bitte einloggen oder registrieren um das Bild zu sehen.In der Filmbeschreibung war die Rede davon, dass die 12-jährige Bailey auf Bird trifft, welcher einen blauen Faltenrock trägt.
So blau kam mir der Rock eigentlich allenfalls anfangs vor. Überwiegend braun.
Bitte einloggen oder registrieren um das Bild zu sehen.Vielleicht hat er auch verschiedene Röcke an, erst blau, dann braun.
Bird wird im Film als heimatlos, vagabundierend dargestellt.
Irgendwann sieht man auch, dass er einen Rucksack trägt. Vielleicht hat er ja mehrere Wechselklamotten drin. Jedenfalls hat er gegen Ende des Films auf einmal lange Hosen an, wo man sich nahezu fragt, wo er diese die ganze Zeit deponiert hat.
Auch finde ich "Faltenrock" nicht die passendste Beschreibung. Er erscheint mir eher wie ein Godet-Rock, wobei es mir schwerfällt, unter dieser Bezeichnung im Netz einen typischen Godet-Rock zu finden - unter diesem Namen wird mittlerweile unterschiedlichstes angeboten.
Zum Film:
Es ist ein sehr langsam erzählter Film - mit atmosphärischen Längen. Nach 14 Stunden Tagewerk wäre ich beinahe stellenweise weggenickt. Einen kurzen Dialogfetzen hab ich dann mal im Sekundenschlaf verpasst. Mit satten 2 Stunden Länge fordert der Film natürlich eine ungewohnte Aufmerksamkeitsspanne.
Keine 20 Sekunden nach dem ersten Auftritt von Bird hat man dann auch schon mal seine Unterhose gesehen.
Ich kenne mich in griechicher Mythologie oder bei antiken Werken nicht so aus, oder kenne auch nicht die Figuren aus den Anfängen von Philo- oder Psychowissenschaften, die vielleicht auch manch neuzeitlicher Autor verarbeitet hat, aber irgendsolche Aufarbeitung muss diese Filmidee wohl gewesen sein, halt transponiert in ein ziemlich trostloses, ja asoziales Milieu englischer Küstentristesse.
Vielleicht entstammt ja die FIlmidee auch nur gewissen Vorlagen der Tattoo-Kultur, ohne sich griffig beschreiben zu lassen, die aber oft irgendwelchen unbewussten Archetypen der Menschheit folgen.
Jedenfalls verkörpert Bird irgendeinen Archetypen. Und als er nach etwa 80 Minuten erstmals eine Hose trägt, wurde mir auch klarer, dass der Rock eine symbolische Unterstreichung dieses Archetypen ist. Insofern ist es am Ende sogar logisch, dass er Hosen trägt - aber nicht um den Werdegang von Mann im Rock zum Mann in Hose zu beschreiben, sondern weil dann die Hose ebenso symbolisch zu einer bestimmten Charaktereigenschaft steht. Mehr kann ich nicht erklären, ohne die Spannung zu nehmen.
Es wird in dem Film in keinster Weise verbal erklärt, weshalb er Rock trägt, noch verwundert es irgendwen der zahlreichen anderen Charaktere. Vielleicht ist in der englischen Provinz ein Mann mit Rock nicht mehr ganz so verwunderlich, da ja nebenan in Schottland auch hosenlose Männer geläufig sind. Wie erwähnt, ich fand die Erklärung, warum Rock in der Metaebene des Filmes wieder.
Wieso die Macher auf die Idee kamen, ausgerechnet einen Rock am Mann einzusetzen, finde ich dennoch etwas bemerkenswert. Vielleicht spielt neben der Symbolik auch noch jener Fakt eine Tatsache:
Der "Faltenrock" (Godetrock) ist deutlich kein Kilt. Und drüben auf der Insel ist ein Rock, der kein Kilt ist, eben ein "Skirt". Und ja, da mag die englische Sprache vielleicht auch zusätzlich noch mitgespielt haben: "Bird", "Skirt".
Eigentlich hätte ich mir einen Film in diesem Milieu nicht freiwillig angeschaut, hätte ich das zuvor gewusst. Es sein denn, es käme eine besonders eindrucksvolle Geschichte, sei es mit Tiefgang oder mit guter Unterhaltung, zum Vorschein. Oder eine Erkenntnis. Meine Erkenntnis ist: ich habe einen Mann im Rock gesehen - und keinen juckts irgendwie, das kennen wir zum Glück. Und Bailey, die 12-jährige, kommt einem schon ein wenig nahe. Aber meine wesentliche Erkenntnis:
Da wurde irgendein Archetyp in eine Story in einem wenig einladenden Milieu umgesetzt.
Und unser rocktragender Bird ist irgendwie sympathisch.