Und lieber Gregor: Wenn es nur Neugier ist und echtes Interesse, finde ich Warum-Fragen sogar gut. Ich halte Interesse aneinander für wertvoller als Gleichgültigkeit.
Lieber Micha,
ich bin so einig!
Aber man darf nicht denken, dass man selber normal und damit richtiger ist, als jemand, der sich ungewöhnlich verhält.
Auch richtig. Nur ist es ja eine Frage, womit wir das Wort "normal" verbinden. Ich spreche von üblich = verbreitet. Darin liegt keine Bewertung. Nur ist es so, das was 90 Prozent machen, nie infrage gestellt wrd. Was aber Minoritäte machen, schon. Und das leider nicht immer aus echtem Interesse.
Was meinst Du mit:
Ich weiß, dass es auch umgekehrt so ist. Aber dein Postulat war, dass es nur den einen Weg ging.
Wo meinst Du, sehe ich nur einen Weg?
Warum nur meinen Konservartive immer, sie alleine bräuchten kein Warum, aber wer anders denkt, brauche es?
Ich dazu:
Warum nur meinen Links-Orientierte immer, sie alleine bräuchten kein Warum, aber wer anders denkt, brauche es?
Oder warum nicht, ganz deiner normalen Einstellung entsprechend:
Warum nur meinen Menschen immer, sie alleine bräuchten kein Warum, aber wer anders denkt, brauche es?
Gruß
Gregor
Lieber Gregor,
die eine Referentin gestern fragte mal etwas, wobei sie das Wort "normal" verwendete, sage, dass es falsch sei, verwendete "in der Regel", verwarf auch das, und sagte dann "in den meisten Fällen", was sie für korrekt hielt. Sie wollte vermeiden, Mehrheiten positiv und damit Minderheiten negativ zu beurteilen und meinte dass "normal" und "in der Regel" Positivbeurteilungen seien, "in den meisen Fällen" abr neutral sei.
Wenn ich von "konservativ" rede, meine ich das niicht politisch. Also nicht als Gegensatz zu "rot" oder "links". Ich meine es psychologisch oder cognitionswissenschschafltich
. Ich meine damit eine Einstellung, wonach man vor allem bestrebt ist, das zu bewahren (konservieren), was sich für einen bewährt hat, woran man sich gewöhnt hat. Als gegenteiligen Begriff verwende ich z.B. "experimentierfreudig".
Konservatives Verhalten geht auf Routinen aus. Man lernt etwas, kommt damit zurecht, und bleibt dann dabei.
Oft äußert sich Konservativismus auch darin, dass genetisch veranlagte Verhaltensweisen ausgelebt werden. Solidarität mit der Kleingruppe ist uns allen in die Wiege gelegt. Abgrenzung zu anderen Kleingruppen auch. So entstehen konservative Gesellschaften, die kollektive Gewohnheiten tradieren und sie gegenüber kollektiven Gewohnheiten (Traditonen) anderen Gruppen abgrenzen. Nach außen grenzt man sich ab und nach innen pocht man auf Anpassung.
Oft werden diese Gewohnheiten weltanschaulich begründet als von den Ahnen übeliefert und daher heilig oder gar direkt von den Göttern oder von Gott befohlen.
Konservatives Verhalten ist energiesparsam. Experimente kosten Kraft und Zeit und bergen die Gefahr, dass sie daneben gehen. Manchmal aber gelingen sie und manchmal überzeugen sie sogar die Konservativen. Sie gwöhnen sich dann an eine neue Situation, und neigen dazu, dann diese zu konservieren, aber nicht weiter zu experimentieren.
So in etwa!
Auch "Linke" oder "Rote" sind meistens konservativ. Das ist eigentlich die am meisten vertretene Einstellung, eben weil sie so energiesparsam und bequem ist. Und weil sie Kleingruppen zusammenhält. Das hat sich über Jahrhunderttausende bewährt und ist in unsern Genen drin.
Aber auch Experimentierfreudigkeit ist in uns drin, nur nicht ganz so verbreitet.
Zum "Warum": Eigentlich sollte jeder sich selbst fragen, warum er was tut und es nicht anders macht. Darauf wollte ja Sokrates hinaus. Aber das kostet Kraft, verunsichert einen selbst, und darauf haben die meisten Leute keine Lust. Sie leben lieber so, wie sie es sich angewöhnt haben, hinterfragen es nicht, und fühlen sich verunsichert, wenn sie sehen, dass jemand es anders macht. Und deshalb fordern sie von diesem*dieser, dass er*sie es erklärt, warum er*sie es anders macht. Oft ist dahinter kein echtes Interesse, sondern sie hoffen, dass er*sie einsieht, das es so falsch ist und wieder normal wird, damit ihre Welt wieder in Ordnung wird.
LG!
Micha