Lieber Hirti,
ich kann nachempfinden, dass es dich beschäftigt. Mir ist es ja auch schon einige Male passiert, dass mir weiter getragen wurde, was Eltern bei Kolleginnen und Leitung über mich geäußert und geschrieben haben. In meinem Falle wusste ich dann, wer das gesagt hat. Im Nachhinein war es für mich dann offensichtlich, weil ich mich an die Blicke der Personen erinnerte, die kritisch, teils abwertend meine Beinbekleidung gemustert hatten.
Wie so oft im Leben, geschieht sowas immer hinter dem Rücken. Das ist ja nicht nur beim Thema Röcke so, sondern im Allgemeinen. Allerdings macht es ja auch Sinn, dass solche Umfragen anonym sind. Ich persönlich brauche so eine Anonymität nicht, weil ich immer direkt meine Meinung sage, aber dieses Selbstvertrauen und -bewusstsein haben viele Menschen nicht.
Im Laufe der Arbeitskarriere eines Rockträgers muss man lernen mit diesen Gegenwind umzugehen. Ich sage mir dann immer scherzhaft: "Wenn es nur die Röcke sind, die man kritisiert, dann habe ich ja wohl sonst alles richtig gemacht." Mit der Zeit lässt man sich ein dickes Fell wachsen, aber es ist natürlich nie schön, wenn man so eine Kritik zu hören bekommt und es führt zum Grübeln und Sinnieren.
Ich denke mir dann auch, dass eine Beschwerde von dutzenden Feedbacks doch eine recht gute Quote ist. Für den Großteil scheint es kein Problem zu sein und selbst die, die es vielleicht kritischer sehen werden, war es nicht wert, dass sie es anmerken mussten. Es wird immer Leute geben, denen es nicht gefällt. Wenn du eine Frau im Minirock wärst, dann gebe es sicherlich auch anonyme Kritik, dass das unangemessen für eine Führungsposition wäre. Ähnliches bekommen auch tätowierte Menschen zu hören oder Männer mit langen Haaren. Bei uns haben sich tatsächlich schon mal Eltern beschwert, weil einer meiner Kollegen immer eine Mütze in der Gruppe trug. Das wäre unhöflich und ein Vater sagte, dass er deshalb Probleme mit seinem Sohn hätte, weil er jetzt Zuhause die Mütze nicht mehr ausziehen möchte. Es gibt halt immer Ewiggestrige und engstirnige Menschen, die sich an etwas stören werden.
Ich weiß nicht, inwiefern du mit der Führungsebene über deinen Kleidungsstil gesprochen hast. Prinzipiell bin ich der Meinung, dass man so etwas in einer offenen Gesellschaft nicht thematisieren müsste, aber die Realität sieht da oft leider noch ganz anders aus. Es kann helfen, wenn man das offen von sich aus thematisiert. Meine Vermutung ist, dass sie damit kein Problem haben, sonst hätten sie sich bereits dazu geäußert. Allerdings ist es schon beruhigend, wenn man weiß, dass der Arbeitgeber dahinter steht und das im besten Falle auch nach Außen kommuniziert.
Liebe Grüße
Yoshi