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"Eine nie gekannte Modernisierung aller Lebensbereiche hielt die Gesellschaft vor dem Ersten Weltkrieg in Atem. Straßenbahnen, Automobile und Fahrräder versprachen eine neue Form der Mobilität, um aus den Vorstädten und vom Land in die neuen urbanen Zentren der Städte zu gelangen. Hier entstanden mit den Warenhäusern neue Konsumtempel, in denen es alles zu kaufen gab, was das Herz begehrte, wenn man es sich leisten konnte.Auch die Arbeitswelt war in den Strudel der rasanten Veränderungen einbezogen. Immer mehr Frauen arbeiteten nicht nur in den Fabriken, sondern auch in den Telefonzentralen, Kaufhäusern oder Büros, als Lehrerin oder Laborantin. Ob am Arbeitsplatz, beim Einstieg in die Straßenbahn oder auf der Rolltreppe im Warenhaus, vor allem die Frauen waren für die neuen Lebensumstände alles andere als passend gekleidet. Die Schleppkleider verschmutzen schnell und erschwerten beispielsweise den Ein- und Ausstieg in die Straßenbahn, da sich die Röcke in den Rädern und Speichen verfangen konnten. Neue Kleidung und ein neues Bekleidungsschema mussten her.Die Ausstellung zeigt, wie sich unter dem Einfluss von Mobilität und Beschleunigung, aber auch von neuem Freizeitverhalten die Kleidung über die ersten drei Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts veränderte: Frauen legten Korsett und mehrere Lagen Unterröcke ab, die Röcke wurden kürzer, die Stoffe leichter. Reißverschluss und Druckknöpfe ersetzten Haken und Ösen sowie lästige Schnürungen.Die Kleidung wurde zweckmäßiger, sachlicher und ließ ihren Trägerinnen und Trägern immer mehr Bewegungsfreiheit. Der Krieg mit seinen starken Einschränkungen und der großen Kleidernot hat daran wenig geändert. Die Macht der Mode war stärker: Sie fand neue Formen für einen vereinfachten Kleidungsstil, der sich den Anforderungen des modernen Lebens anpasste und so avancierte das kleine, kurze Charlestonkleid zu einem modischen „must-have“.Mit über 130 Originalkostümen, Accessoires, Objekten aus dem Alltag sowie zahlreichen Fotografien zeigt die Ausstellung auf, wie die Mode und Kleidung in den ersten drei Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts auf die rasanten gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Veränderungen reagiertenRahmenprogramm zur Ausstellung:Erleben Sie, wie sich der Kleidungsstil in den ersten drei Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts geändert hat. In geführten Rundgängen wird anschaulich vermittelt, wie stark die Macht der Mode auch in Kriegszeiten war und wie sich der Kleidungsstil den Anforderungen des modernen Lebens anpasste.
Die Uniformen der Hitlerjugend oder die fließenden Roben einer Zarah Leander - sie gelten als typisch für die Nazi-Zeit. Dieses Klischee hinterfragt die Ausstellung "Glanz und Grauen - Mode im Dritten Reich“ im LVR-Industriemuseum. Gezeigt werden nicht nur elegante Abendkleider, Dirndl und Uniformen. Im Mittelpunkt stehen Alltagskleidung und Notgarderobe im Nationalsozialismus - und die politische Bedeutung vermeintlich banaler Hosen oder Jacken.1933 übernahm die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) die Macht in Deutschland. Adolf Hitler und seine Schergen errichteten eine Diktatur, die mit Rassismus, Terror und Gewalt bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs 1945 fast jeden Lebensbereich prägte.Ihr ideologisches Ziel war das "Tausendjährige Reich". Um es zu verwirklichen, mussten die Nazis die breite Masse der Bevölkerung hinter sich scharen. Sie lockten sie mit der Idee der "Volksgemeinschaft" aller Deutschen, die sich unter ihrem "Führer" für das "eine große Ziel" einsetzte."Volksgemeinschaft" definierte das Regime, indem es andere ausgrenzte. Es verfolgte und vernichtete alle, die nicht seinen Kriterien entsprachen: Juden, Homosexuelle, Sinti und Roma, politische Widerständler und Verweigerer. Wer dagegen "arisch" und linientreu oder einfach angepasst war, gehörte zu den "Volksgenossen". Denunzierung, Fehltritte oder Verweigerung konnten aber auch aus einem Kameraden jederzeit einen Verfolgten machen.Mode und Kleidung im AlltagWie sahen Mode und Kleidung des Alltags in dieser Zeit aus? Und was haben sie mit dem NS-Regime zu tun? Die Uniformen für Parteiorganisationen schufen einerseits eine sichtbare Einheit und integrierten ihre Träger und Trägerinnen in die "Volksgemeinschaft". Die Regierung diktierte andererseits "Judensterne" als textile Kennzeichen für eine ganze Bevölkerungsgruppe, die sie ausgrenzte. Hat aber Alltagskleidung auch etwas mit Politik zu tun? Ist eine Schürze nicht einfach nur eine Schürze?
Auch die Verbindung zwischen Politik und Mode wird thematisiert. Wenigstens in Engelskirchen.
Zitat von: high4all am 22.07.2016 14:02Auch die Verbindung zwischen Politik und Mode wird thematisiert. Wenigstens in Engelskirchen.Ist eine Schürze nicht einfach nur eine Schürze?