Diese Ängste hatte ich auch, als ich 1999 mit dem Rocktragen anfing. Ich war damals Student und Studentische Hilfskraft.
Wie eingangs geschrieben habe ich es in drei Schritten gemacht:
1999: Röcke nur in der Freizeit, wobei ich recht viel Freizeit mit Kommiliton*innen verbrachte
2000: Röcke auch in der Uni, aber nicht bei meinem HiWi-Job
2001: Röcke auch in meinem Job
Damals allerdings nur in der warmen Jahreshälfte. Im Winter in Hosen.
Ich hatte also die Möglichkeit, mein berufliches Umfeld langsam daran zu gewöhnen. Hierarchisch war ich indes ganz unten.
2002 in einer Forschungsprojektgruppe auf dem Grundstück einer psychosomatischen Fachklinik hatte einer meiner beiden Chefs schon Probleme mit meinem Rocktragen, aber wir einigten uns auf einen Kompromiss: Ich sollte wegen der Patienten keine Rücke im Klinikhauptgebäude tragen. Unsere Büros waren in einem Nebengebäude. Und keine Röcke bei Interviews. Ich hielt mich daran, abgesehen von einem Interview im Rock, weil ich vorher mit den Interviewpartnern darüber sprach und ich aufgefoordert wurde, das nächste Mal gerne im Rock zu kommen. Das waren übrigens Zeugen Jehovas.
2008 sprach mich ein Freund an, ob ich einen Job bei ihm in seinem Verein haben wollte. Er kannte mich im Rock und sah darin kein hindernis. So führte ich ein Projekt in diesem Verein durch. Heute bin ich darin stellvertretender Vorsitzender.
2013 fing ich mit meiner jetzigen Stelle an, als Dozent, also im Mittelbau. Mein Rocktragen bescherte mir keinerlei Probleme. Ich wurde entfristet, darf also bis zum Ruhestand da bleiben.
Alle Jobs im Breich Universität und/oder interkulturelle Bildung.
Auch wenn jeder Beruf, jedes Haupt- und Ehrenamt seine eigenen Regeln hat, denke ich schon, man darf den Menschen mehr Toleranz zumuten, als man es oft in der anfänglichen Angst tut.
LG, Micha