Das Problem ist nicht, dass andere über "Mann im Rock" hinausgehen. Das Problem ist alleine die Angst im eigenen Kopf. Und daran muss man arbeiten, statt denen, die tatsächlich etwas verändern, die Schuld an dieser Angst zu geben.
Vieles, was Du sast, Joe, ist irgendwie richtig; leider jedoch nicht vollständig richtig.
Das Problem ist wohl, dass die Männer so lange gebraucht haben, es in Sachen Gleichberechtigung (vor allem Kleidung) den Frauen gleichzuziehen. Lange Zeit wollten Menschen, die irgendwo sich zwischen Mann und Frau verorten, und als Mann geboren wurden, auch, bis auf wenige "Schrille", sich hinter dem zwangsweisen Mannsein verstecken.
Das Problem liegt vermutlich, dass es nun zeitgleich ist, wo Menschen dazwischen, sich jetzt in der Gesellschaft allmählich etablieren - für diese ist es ja gut so, und es wurde langsam mal Zeit - nun auch immer mehr "Cis-Männer" (als Mann geboren und sich als Mann fühlend) auf die Idee kommen, dass sie z.B. in Kleidung gesellschaftlich nicht gleichberechtigt sind.
Der Kern des Problems ist, dass nun ein "ganz normaler" Mann nicht einfach sich das Recht auf Hosenalternativen nehmen kann, ohne mit all den anderen Kategorien in Verbindung gebracht zu werden. Zwar ist es heute vielleicht wirklich ein bisschen einfacher, weil es nicht einfach nur die Kategorie "schwul" oder "Frau sein wollen" gibt, sondern etliche Stufen dazwischen. Und sich hier auszukennen, und alle Gedanken anderer, dass "doch mehr dahintersteckt" aus den Kopf schlagen zu können, ist nun wirklich nicht mehr so einfach als bloß zu sagen: "Ich will einfach keine Hosen anziehen - mehr nicht". Der Hintergrund, der nun in den Augen der anderen mit dem bloßen Rocktragen gesehen werden kann ist ein viel voluminöser. Und damit will ein "Cis-Mann", der auch eigentlich dieses Wort gar nicht braucht, nicht unbedingt auseinander setzen. Sondern einfach nur einen Rock anziehen.
Ja, natürlich sind die Probleme auch im eigenen Kopf verortet, doch bei aller Offenheit im eigenen Kopf ist diese Offenheit in den Köpfen derer, die einem wichtig sind, längst noch nicht ebenso angekommen oder deren Ängste vollkommen überwunden.
Ich sach ma ganz krass: Selbst wenn ich das Tragen von Röcken auf Kilts oder andere Männerröcke beschränken würde, gäbe es keinen einzigen Rockträger mehr. Weil keiner mehr da ist, der den Weg für Rockträger bereitet, die nicht auffallen wollen.
Das ist nicht wahr. Wenn Du nur Kilts und Männerröcke tragen würdest, dann hätten wir ein schillerndes Mitglied weniger in diesem Forum, aber vielleicht ein Mitglied mehr, das selbstbewusst demonstriert, wie man in Kilts und Männerröcken selbstbestimmt auftreten kann und ein wunderbares Vorbild abgeben, das einige von uns Lesern oder viele ein Beispiel ist, wo sie gerne auch hinkämen.
Wegbereiter für Rockträger bist Du fast nur für die, die auch gerne dort hin möchten, wo Du bist. Dass es die gibt, möchte ich nicht in Abrede stellen. Ich mag in vielen meiner Outfits auch schon zu stark von dem gangbaren Weg für viele abgewichen sein - will ich nicht ausschliessen. Wenn es so aussieht, dass man 27 Dinge tun muss, um Rock tragen zu dürfen, dann ist es für bisherige Hosenmänner einfach zu mühsam, sich überhaupt auf den Weg zu machen.
Drum kann ich verstehen, dass man sich schwertun kann, hier im Forum eine geistige Heimat zu finden für jemanden, der einfach nur nicht immer oder nie mehr Hosen tragen will.