...frage ich mich so langsam:
Weiß eine ganz normale Person, die in Deutschland geboren oder aufgewachsen ist, überhaupt, was ein Pronomen ist? Oder ist die ganze Diskussion hier nur für eine winzige, äußerst elitäre Gruppe überhaupt relevant?
Die Bedeutung von 'Pronomen' ist so ziemlich das einfachste, was man sich merken oder herleiten kann von der Grammatik.
Subjekt, Verb, Objekt - die Begriffe kennt jeder.
Bei 'Substantiv' (Hauptwort) wird es zwar schon etwas schwieriger, das Ersatzwort Nomen ist jedem aber auch noch irgendwie geläufig. Natürlich benutzt man dies Begriffe eher nur vier Mal im Jahr und muss deswegen etwas zögerlich nachdenken. Das ist aber wie mit dem Schwimmen: nach 10 Jahren braucht man drei Sekunden Nachdenken, ehe mans wieder kann.
Und 'Pronomen' kann auch jeder Nichtlateiner mit vier Sekunden Nachdenke-Willen sich herleiten: "für Nomen". Ein Wort, das als Platzhalter
für ein Nomen steht. Also "er, sie, es" usw. Ob da die Artikel noch dazu gehören oder nicht, das ist Detailwissen, das ist eigentlich irrelevant. Und ob es ein demonstratives Pronomen ist, oder ein reflexives - irrelvantes Detailwissen.
Ja, die meisten wissen, was mit 'Pronomen' gemeint ist. Und das Aufkochen rund ums Gendern verfestigt dieses Wissen gerade auch wieder - bzw. macht es leichter abrufbar.
Und selbst, wenn es elitär wäre, auf Anhieb zu wissen (oder nach 7 Sekunden Bedenkzeit), was mit 'Pronomen' gemeint ist, kann es immer noch völlig irrelevant für jemand sein, was wir hier diskutieren.
Und im normalen flüchtigen Umgang miteinander (Anstehen an der Bretzelbude, Mantelabgeben an der Theatergarderobe, Bierchentrinken am Stehtisch) ist es ebenso fast immer irrelevant. Cephalus hat es ja schon gesagt: ein einfaches Du oder Sie reicht in den meisten Fällen vollkommen aus.
Relevant ist es nur für die, die sich von "er" oder "sie" und Wortkonsorten nicht mit gemeint fühlen. Und für Menschen, die mit solchen nicht abgeholten Menschen mehr als nur flüchtigen Kontakt haben.
Oder für Menschen, die oft mit unbekannten Menschen intensiver zu tun haben (sei es in Präsenz, über Medien, in öffentlichen Texten, Gesetzestexten), und eine Ausgrenzung weniger Betroffener vermeiden wollen, für die ist es auch relevant.
Also letztlich für alle von uns doch so ein kleines bisschen. Irgendwann. Irgendwie.