Genau das, lieber Micha, wissen wir eben nicht immer - zumindest nicht so lange wir nicht genauer hingucken können. Ich weiß im Falle der Dior-Modelle, dass wir einröhriges und zweiröhriges sehen, auch nur dadurch, dass ich weitere Fotos sichten konnte.
Aber, ist es letztlich nicht egal, wie eine bestimmte Ästhetik erreicht wird? Ich bin mir sicher da ist so oder so etwas dabei, das dir stehen würde. Und viele deiner Freunde würden nichtmal merken, dass du dann was einröhriges anhast.
Erinnert mich an die Stufenröcke, die Anfang der 80er Jahre modern wurden. Meist wadenlange Röcke, manchmal aber auch kürzer als bis Knie; meist 3 bis 4, selten 5 Stufen; jede Stufe eine andere Farbe, heute würde man Colour Blocking sagen; meist oberste Stufe weiss; meist die nächsten Stufen in einem relativen zwei-, drei-, vierstufigen Farbverlauf; die unterste Stufe war dann meist eine kräftige, satte Farbe - meist dunkelblau, rot oder rosa- bis lilarot, selten mal gelb. Diese Röcke waren so drei, vier, fünf Jahre modern.
Schon bald gab es Freizeitbermudas für Männer in diesem Style.
Btw. alleine, ein Kleidungsstück ab Werk als "Freizeit-"irgendwas zu bezeichnen, halte ich schon für eine Anmaßung. Diese Röcke wurden von Frauen im Sommer natürlich auch für die Arbeit angezogen. Natürlich hatten die zwangsläufig kürzeren Shorts für Männer meistens nur drei Stufen. Und natürlich wurden bei den Farbverläufen dann auch die Pastellstufen einfach weggelassen. Später wurden dann auch schon mal weiß, blau, weinrot miteinander gecolourblockt.
*Und in ihrer Machart - gerade auch, wenn die Hosenbeine mal etwas weiter waren - ähnelten diese Shorts für Männer sehr den Stufenröcken für Frauen. Und mich ließ das hoffen, dass das vielleicht das "Missing Link" werden könnte, der den Griff der Männer von der Stufenshorts zum Stufenrock ermöglichen würde.
Wie wir alle leidvoll wissen: Leider weit gefehlt!
Diese optische Annäherung an die Damenmode verhalf dem Rock am Mann leider nicht zum Durchbruch.
Ob das jetzt, siehe Holger, anders wird? - Bleibt zu hoffen!
Und ja, Holger. Mir ist das die letzten Jahre oftmals auch aufgefallen, dass sich einiges, was sich als Rock am Mann in Modenschauen darstellte, letztlich doch als "Ich-darf-nicht-anders-als"-Hose herausstellte. Mir scheint es bei einigen von Dir hier gezeigten Beispielen tatsächlich der Fall zu sein. Weitere Hosenbeine mit in Bewegung sich überlappenden Röhren oder eine teilweise bewusst hosenoptikverschleiernde asymmetrische Faltenführung ab Bund, also so eine Art asymmetrische (aber festgenähte) Wickelhose ab Hosenbund abwärts, etwas den Schritt verdeckend - das scheinen dann Optiken zu erzeugen, die uns glauben machen, wir sähen einen Rock am männlichen Model. Kurzum: nicht alles scheint wirklich Rock zu sein, was uns als Rock vorkommt.
Aber ich gebe Dir recht, Holger. Wenn es Männer gibt, die mit der Hosenlösung eine (vielleicht von ihnen gar nicht so assoziierte) Rockoptik erzeugen, dann ist der Schritt bis zum Griff des Mannes zum wirklichen Rock nicht mehr weit.
Oder für uns wäre es dann fast schon egal, ja legitim, wenn wir den selben Look mithilfe eines Rocks erzielten.
Insofern lässt hoffen, dass diese Looks, seien sie Rock oder Hose in scheinbarer Rock-Optik, beim allgemeinen Mann ankommen. Dann wäre dieses blöde Anzugs- und Jeanshoseneinerlei für Männer wenigstens mal deutlich durchbrochen.
* solche Shorts haben sich bis heute rudimentär (als in zurückgebildeten Resten) in der Herrenmode erhalten. Heute sind sie nur noch zweistufig. Also am Leib eine Farbe, die zweite Farbe beginnt irgendwo rund um die Leiste und endet dann am Shorts-Saum in Bermudalänge. Meist in der Farbkombi (oben/unten) weiss/blau, weiss/schwarz, blau/schwarz oder irgendwas mit frau oder manchmal silbern. Zu finden eher im "maritim" beworbenen Umfeld oder als Badeshorts oder im Sportbereich.