Ich hatte ja zu dieser Frage schon einmal mit zwei spontanen Gedankensplittern
geantwortet.
So ganz allumfassend antworten kann ich auch noch immer nicht, denn meine Inspirationsquellen sind sehr vielschichtig.
Und so ganz generell kann ich sagen, dass ich eigentlich ganz selten etwas ganz gezielt suche. Winterjacke - ja, das war mal so ein gezieltes Thema. Oder auch schon mal Schuhe, um ein wichtiges Kombinationssegment unter bestimmten Anforderungskriterien zu ersetzen oder eine Lücke zu füllen. Am häufigsten sind das dann schlichte, dunkle Regen abkönnende Schuhe für nasse Tage, die ich gezielt suche. Die gehen halt auch immer am schnellsten kaputt.
Den Krepprock hatte ich ja in meiner ersten Antwort schon erwähnt. Das war ein Traum, den ich jahrzehntelang mit mir rumtrug, zwischendurch schon mal vergessen hatte, und - wie bereits geschrieben - erst neulich mir erfüllt habe.
Ja, das sind konkrete Bedürfnisse, die ich mir gezielt dann suche oder zumindest versuche zu erfüllen. Noch immer suche ich ein Chiffonkleid mit Blumen, Pflanzen oder Paisleymuster, dessen Grundfarbe ein helles gelbbeige ist. Und einen dergleichen Rock. Jenes Kleid, jenen Rock aus meiner Vorstellung habe ich aber noch nicht gefunden - irgendwas war immer anders, die Farbgebung zum Beispiel oder so.
Ja. Gezieltes Suchen. Woher kommt das gezielte Suchen? Bei den erwähnten Schuhen oder Winterjacken ist es die Notwendigkeit. Bei den anderen Sachen ist es wirklich irgendeine Inspiration. Zumeist habe ich sowas dann mal vor meinen Augen in live gesehen an - natürlich - einer Frau. Vermutlich habe ich es mehrfach gesehen, dass es in meinem Hirn ist: 'Das ist schön - das will ich haben!'.
Ja, die Inspirationen für gezieltes Suchen sind vorgelebte Beispiele. Bisweilen auch mal konkrete Werbeanzeigen - hier bei Rockmode zum Beispiel - oder Mailings von Läden/Bekleidungsketten, die ich häufiger frequentiere. Da spricht mich dann die Abbildung an. Was genau aber das Inspirationsmuster ist, welches dazu führt, dass mich etwas anspricht (reizt), das kann ich nicht genau ergründen. Ich denke einige Inspirationen dürften was mit Bildern aus meiner Kindheit oder Jugend sein, was mich damals schon vielleicht fasziniert hat - ich aber zwischenzeitlich als Rock-gegen-Hose-Rockträger lange aus meinen Bekleidungsutopien verdrängt hatte und jetzt vielleicht, wo ich wesentlich flexibler mich kleide, aus meinen alten (für Jule: lange verflossenen) Jugendjahren als Bilder wieder hochkommen.
Ja, gezieltes Suchen. Das kommt bei mir aber sehr, sehr selten vor. Das letzte Mal - ausser dem Krepprock, aber nein, der fand mich, ich suchte ihn gar nicht mehr aktiv - das letzte Mal war letzten Herbst und Anfang Frühjahr, als ich nach kurzen einfarbigen Jäckchen Ausschau hielt, leichte kurze Jäckchen mit kurzen Ärmeln, damit ich in der Übergangszeit am Morgen noch ein bisschen warm an Schultern, Nacken, Oberarm habe, wenn es aber im Tageslauf wärmer wird, ich das flugs ausziehen und ohne viel Materialvolumen wegpacken/tragen kann.
Das allermeiste, was ich kaufe, das finde ich einfach so. Ich gehe sehr gerne relativ regelmässig durch eine überschaubare Anzahl von Läden/Ketten, um zu schauen, was es denn so Neues gibt. Neues an Formen, Mustern, Styles. Und das, was mich dann anspricht, nehme ich mit in die Anprobe. Und gefällt es mir an mir noch immer, dann kann es sein, dass ich das dann auch kaufe. Und wenn es mir so gut gefällt - und auch mal was anderes ist als alles, was ich schon habe -, dann kann es sein, dass ich genau das dann doch noch mal gezielt suche in einer anderen Farbe, in anderen Filialen. So habe ich manches in drei, vier Farben mir zusammengekauft. Oder gar noch ein zweites Exemplar, falls das identische erste Exemplar bald abgetragen ist (bei Strick kommt das schon mal vor).
Manchmal nehme ich mit in die Anproben auch bewusst mal ein Teil, wovon ich bislang noch nie wirklich inspiriert worden bin - und manchmal stelle ich dann fest, dass es ein Fehler war, dass solch ein Teil (wegen Muster, Form, Schnitt oder Material z.B.) bislang nicht auf meiner Beuteliste stand. Nicht zuletzt bin ich auf diese Weise allmählich zu floralen Mustern gelangt, nur mal als Beispiel.
Oder:
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Dieser - ich nenne es mal Umhang -, den ich vor einem Jahr in einem Laden, den ich sonst nicht aufsuche, entdeckt habe, ist so ein Beispiel, wo ich zuvor jahrelang an den Ständern drüber hinweggeglitten bin, ohne dass ich mich je dafür interessiert hätte. Ich zog ihn vor einem Spiegel im Laden über und ich fand ihn bombastisch. Aber auch richtig feminin. Zu feminin, dachte ich. Und ich hatte auch das Bild einer netten Freundin vor Augen, die immer sehr nett gekleidet ist, und auch schön ist, und ich dachte, das ist ihr Style, und irgendwie inspirierte mich das, auch so nett zu wirken. Der Umhang (Jacke, Mantel, wie auch immer) war mir zu feminin.
Aber er ging mir nicht mehr aus dem Kopf. Eine Woche später war er mir. Ich war stolz wie Bolle, zog ihn an und sah mich inmitten der Stadt im Laufen in einer Scheibe reflektieren und dachte: Au Backe, das ist ja wirklich extrem feminin. Jetzt habe ich ihn aus der Versenkung befreit und auf Anhieb eine - in meinen Augen - sehr gut passende Kombination gefunden, wo das allzu feminine gar nicht mehr so tragisch wirkt. Aber ja, wenn ich das trage, fühlt sich das nicht nur saubequem an, sondern so ein bisschen fühlt es sich auch an wie so ein hübsches Titelbild auf einer Zeitschriftenseite. Ja, der feminine Touch flattert auch in meinem Hirn - ich fühle mich so ein bisschen verbunden mit den hübschen Gestalten aus Werbung oder Real Life. Aber trotz dieser geistigen Verbundenheit - ja sogar einem Anflug von Gefühl, dass ich solch eine Gestalt verkörpere - empfinde ich mich dennoch vollkommen als 'funktionierender' Mann und kann 'jedem Rock hinterherschaun' oder ganz prima mit netten Frauen flirten.
Was mir jetzt beim Nachdenken so auffällt, dass ich eigentlich nie meine Inspirationen aus den hier im Forum gezeigten Bildern beziehe. Ja, der Hinweis, dass es einen Männerrock bei Zara gibt, der brachte mich schon mal zum 'Den-will-ich-haben'. Aber Eure vorgelebten Beispiele - nehmt es mir bitte nicht übel - reizen mich nicht, gezielt nach irgendwas vom Gezeigten zu suchen oder auszuprobieren. Vielleicht weil ja doch so ziemlich jeder seinen eigenen Stil, z.T. auch seine individuellen Zielsetzungen hat, die mit den meinen nicht so deckungsgleich sind... ich kann nur raten... vielleicht, weil es nicht so ansprechend auf mich wirkt als wenn das gleiche eine Frau präsentieren würde...? Ich weiss es nicht. Aber missen möchte ich Eure Bilder hier nicht. Sie machen mich zufrieden, dass ich nicht der einzige Spinner bin. Sie machen mich zufrieden, dass es ein bisschen 'vorwärts' geht. Eure Bilder zeigen, wie andere (also Ihr) mit ihren (also Euren) Kleidungswünschen umgehen und diese umsetzen, was Eure Schwierigkeiten sind, was Eure Strategien sind, das Undenkbare wahrzumachen, zu leben. All das ist konspirierend, all das ist gut so. Zwar für mich nicht direkt inspirierend, aber: Weiter so!
Ja, ich denke, meine Inspirationsquellen sind überwiegend alte Bilder im Kopf (verdrängte Sehnsüchte) aus meinen jungen Jahren, Werbebilder, und vor allem vorgelebte Kombinationen aus dem Real Life - und manchmal auch so ein bisschen der Wunsch, einfach dazu zu gehören, oder besser, nichts mehr negieren zu müssen, nur weil ich ein Mann bin.
Soweit erstmal.
Gruß,
Wolfgang