Autor Thema: Politischer Einfluss  (Gelesen 1379 mal)

Offline cephalus

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Politischer Einfluss
« am: 14.10.2023 13:14 »
Auch wenn es schon fast egal ist, möchte ich das Bahnthema nicht weiter zerlegen, darin bin ich aber über eine Aussage von Micha gestolpert:

Ja, leider. Nun diskutieren wir hier unter Menschen mit wenig poltischem Einfluss, eher wie an einem Stammtisch. Aber Meinungsbildung ist auch unter normalen Menschen wichtig.

Warum haben wir, oder vermutlich die meisten von uns, so wenig direkten politischen Einfluss?

Liegt das nicht daran, dass wir, jeder einzelne von uns meist zu bequem ist, sich politisch einzubringen - aktiv?
Das Argument, dass man als kleines Licht nichts bewirken kann, habe ich mehrfach in Vergangenheit und Gegenwart widerlegt gesehen - es hängt mehr vom Engagement ab.

Erst kürzlich hat sich eine Bekannte, die ein lokales Anliegen hatte, mit einigem Einsatz durgesetzt und ist mittlerweile im Bezirksausschuss.
Aus meiner Schulzeit kenne ich noch zwei ehemalige Klassenkameraden, die bereit waren viel innerparteiliche Arbeit zu erledigen, es aber relativ schnell geschafft haben in Landtage gewählt zu werden, der eine für die Grünen in Hessen, der andere für die CSU in Bayern.

Und erst vor ein paar Jahren hat ein Freund aus meiner Jugendzeit so mit der politischen Situation gehadert, dass er sich für die freien Wähler engagiert hat - er ist auch im bayerischen Landtag und tritt bei der nächsten Wahl für den Bundestag an.

Auch wenn keiner der Genannten in der vordersten Reihe steht, ist bei allen der politische Einfluss erheblich, und sie haben das in relativ kurzer Zeit erreicht.

Gerade wenn über Parteien und Politik gemeckert wird, was ich auch bei Zeiten tue, denke ich mir ich bin selbst schuld, wenn ich nicht so bequem wäre, könnte ich auch mehr bewirken.

Offline Ludwig Wilhem

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Antw:Politischer Einfluss
« Antwort #1 am: 14.10.2023 13:51 »
Ja Cephalus, dein letzter Satz ist der entscheidende: "wenn ich nicht so bequem wäre, könnte ich auch mehr bewirken.". So geht  es mir auch. Das Arbeiten in politischen Gremien erfordert viel Einsatz, große Frustrationstoleranz, aber auch Durchsetzungsvermögen (was mir fehlt). Ich bin zZ im Hintergrund beim ADFC mit aktiv und sehe, dass die Politik und Verwaltung kaum Interesse zeigt, uns anzuhören bzw. auch mal über Fahrrad relevante Themen vorweg zu informieren. D.h. Mann/Frau muss sich zusätzlich einer Partei anschließen, um Gehör zu finden.
Ich finde es schade, dass auf lokaler Ebene oft unter den Parteien gestritten wird wegen der Partei-Ideologie und dabei der kommunale Gesichtspunkt abgebügelt wird. Diverse gute Anträge auch etablierter Parteien werden automatisch abgelehnt, weil es von den "Gegnern" kommt. Das verdirbt mir jede Lust an Gremienarbeit.
Ein weiterer Gesichtspunkt ist aus meiner Sicht, dass viele Parteimitglieder nur Karriere machen wollen, aber an den Sachthemen nicht vernünftig mitarbeiten.
Dieses ist eine pauschale Schelte und es gibt sicherlich an anderen Orten gut funktionierende kommunale Parlamente, die Landes- und Bundespolitik muss man sicherlich anders sehen.
Ich wohne in einer kreisfreien Stadt mit ca 80.000 Einwohnern, die wirtschaftlich leider schlecht da steht.
Eigentlich darf man nicht resignieren und bequem sein, sondern man sollte sich engagieren. LG Ludwig
Ich trage Röcke oder Kleider gerne, denn es sind Kleidungsstücke für uns alle.

Offline Yoshi

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Antw:Politischer Einfluss
« Antwort #2 am: 14.10.2023 14:45 »
Ich glaube auch, dass wir das große Glück haben in unserem Land, das sich hier jeder politisch engagieren darf. Die meisten Menschen meckern allerdings nur, aber politisch etwas bewegen wollen die Allerwenigsten. Es ist natürlich auch einfacher, sich zurückzulehnen und auf die "da oben" zu schimpfen. Der Mensch neigt eh prinzipiell dazu, Schuld erstmal bei anderen zu suchen, als bei sich selbst. Ist natürlich auch der einfachere Weg!
Dann wird gerne noch der Topos verbreitet, dass Politik nur von Reichen und Mächtigen gesteuert werden würde, die Politik am Volk vorbei mache. Dabei kann sich jeder Einzelne von uns einbringen. Dazu muss man noch nicht mal "Berufspolitiker" werden, sondern hat die Möglichkeit sich in Vereinen und Organisationen zu engagieren, ehrenamtlichen Tätigkeiten nachzugehen oder Demonstrationen zu veranstalten, um nur mal ein paar Beispiele zu nennen. Man muss auch noch nicht mal volljährig oder deutscher Staatsbürger sein, also wirklich jeder kann partizipieren. Man kann natürlich nicht alleine die komplette Welt verändern, aber man kann sie doch ein Stückweit zu einem besseren Ort machen!

Offline MAS

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Antw:Politischer Einfluss
« Antwort #3 am: 19.10.2023 23:58 »
Gute Frage, lieber Cephalus, und ich stimme allen Beiträgen hier zu.

Ich bin ja politisch aktiv, nicht in einer Partei, aber zivilgesellschaftlich in Vereinen und anderen Organisationsformen, und auch bei aller parteipolitischen Neutralität als Dozent in der Uni, in dem ich ein Plädoyer für freiheitlich-demokratisches Denken immer wieder als Tugend mit einfließen lasse.

Aber so als Otto-Normalbürger hat man als einzelner weniger Einfluss als z.B. ein Vorstand eines großen Konzerns mit seinen vielen Steuern, die er zahlt, Arbeitsplätzen, die er bietet usw. Und dabei ist so ein Konzert selbst selten demokratisch organisiert und meistens rein gewinnorientiert, auch wenn der Gewinn der Firma nicht gemeinnützig ist, sondern gar schädlich für Menschen und andere Lebewesen.

Sich so da einzubringen, dass das System sich von einer unternehmenhörigen zu einer gemeinnützigen Gesellschaft ändert, erscheint mir nicht möglich. Ja, kleine Schritte sind möglich, aber keine großen.

Und dennoch sind diese kleinen Schritte auch wichtig! Und zu diesen kleinen Schritten gehört eben auch die Meinungsbildung, z.B. auch hier im Forum.

LG, Micha
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Offline JoHa

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Antw:Politischer Einfluss
« Antwort #4 am: 20.10.2023 19:24 »
Ich war im Gemeinderat. Schwärzestes Gebiet, zwölf "Schwarze", zwei "Rote".
Trotzdem haben wir die politischen Entscheidungen alle diskutiert, es gab nicht die Abstimmungsdampfwalze der Majorität. Ich muß zugeben, ich fühlte mich mit einem fairen Gegner besser als mit einem intriganten Verbündeten.
Ja, man gewinnt politischen Einfluß, wenn man sich Mühe gibt.
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Offline Albis

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Antw:Politischer Einfluss
« Antwort #5 am: 21.10.2023 22:48 »
"Macht macht Arbeit." ist ein Spruch, den ich vor Jahren mal aufgeschnappt habe. Wenn man ausreichend Zeit und Engagement investiert, kann man durchaus mit etwas Glück, Ausdauer und und der von Ludwig Wilhelm genannten Frustrationstoleranz Dinge bewegen. Die Schwierigkeit in unserem System ist, dass Menschen, die weniger Geschick und die zuvor genannten Eigenschaften haben, in der Tat weniger Einfluss haben und es stellt sich die demokratietheoretische Frage, ob das gut ist. Vom Ergebnis her mag es besser sein, wenn die klugen mehr zu entscheiden haben. Aber wenn die weniger klugen dann doch ihren Kanal, wie jetzt die AFD, finden, haben die klugen auch nichts gekonnt.

Offline Zwurg

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Antw:Politischer Einfluss
« Antwort #6 am: 22.10.2023 09:24 »
ich glaube es scheitert am Wort "wenn".
Denn wenn das Wörtchen wenn nicht wär, dann wär ich längst ein Millionär.
Das Leben und unsere Interesse sind so vielfältig, und dabei sind wir nur so schwache Menschen, körperlich, weil wir schlafen, essen usw. müssen. Weil wir unseren Körper an den richtigen Ort bringen müßten ohne zu wissen wo der ist. Und Psychisch, weil wir auch andere Dinge tun wollen: Fernsehn, nach Frauen suchen, Romane schreiben, schlafen, nach Kleidung suchen, Sport treiben, mit Freunden zusammen zu sein, usw. Weil wir auch abneigungen haben, beispielsweise nach Männern in Anzügen und Krawatten. Und da die meisten von uns keine geborenen Millionäre sind müssen wir auch noch arbeiten um unser Geld zu verdien, was unheimlich viel Zeit frisst. Und wir altern täglich. Tatsächlich bleiben den meisten von uns nur 30 000 Tage von der Geburt bis zum Tod. Ziehen wir die Tage ab, in denen wir Kinder und Greise sind, bleiben uns wahrscheinlich weniger als 20 000 Tage um zu tun was wir wirklich möchten.
Schlimm.
Ich möchte also ein Update, meines Körpers um mehr der mittleren Tage zu haben. Vorzugsweise bevor ich 15 000 Tage erreicht hatte. Etwas mehr Intelligenz wäre auch nicht schlecht...


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Offline cephalus

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Antw:Politischer Einfluss
« Antwort #7 am: 22.10.2023 10:27 »
Vielleicht ist es der beste Weg nicht mit den unumstößlichen Gegebenheiten zu hadern, sondern mit dem zu arbeiten was ist.

Und nebenbei, ein Zuviel an Intelligenz erleichtert das Leben nicht unbedingt, es gibt ausreichend Beispiele, die das Gegenteil belegen.

Offline MAS

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Antw:Politischer Einfluss
« Antwort #8 am: 22.10.2023 10:55 »
Lieber Zwurg,

ja, WENN Alter, Krankheit und Tod nicht wären ...

Ich könnte aber auch sagen, WENN Du nicht so damit hadern würdest ...

Ich kenne eine über 90-jährige Frau, inzwischen seit 20 Jahren, und zwar lerne ich sie bei der Interreligiösen Initiative Schweigen für Frieden und Gerechtigkeit kennen. Sie ist immer noch dabei und bei vielem anderen. Sie fährt sogar weite Wege zu Demonstrationen für den Frieden, für die Erhaltung von gesunder Natur, Landschaften, Ortschaften usw., hat sogar mal eine Menschenkette durch die Oder mitgemacht (wobei ich jetzt nicht weiß, ob sie auch im Fluss stand). Ich sagte ihr mal, wie sehr ich es bewundere, dass sie das in dem hohen Alter noch alles macht. Sie meinte, sie habe während ihres Berufslebens nichts dergeleichen gemacht, sondern immer nur für ihren Beruf gelebt (sie ist Single), jetzt habe sie etwas nachzuholen.

Sie hätte auch denken können: "Och, ich bin so alt, habe nur noch soundsowenige Tage zu leben, das lohnt sich nicht mehr, etwas Neues anzufangen." Nee, sie machte es eher nach dem Motto: "Und wenn ich wüsste, dass morgen die Welt untergeht, würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen."

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Offline Yoshi

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Antw:Politischer Einfluss
« Antwort #9 am: 22.10.2023 15:06 »
Sehr beeindruckende Dame!

Das mit der Arbeit ist bei vielen Leuten auch nur eine Ausrede. Ich meine damit nicht Menschen, die wirklich hart malochen müssen, teilweise zwei, drei Jobs haben, um ihre Familie ernähren zu können. Es gibt genügend Leute, die Zeit hätten, aber mit PC, Fernsehen oder in der Kneipe ihr Wochenende verbringen. Wenn man mal ehrlich ist, haben die meisten von uns schon ein paar Mußestunden, die man "sinnvoller" füllen könnte. Das sieht man ja nicht nur am weniger werdenden politischen Engagement, sondern auch in Vereinsmitgliedschaften. Viele Vereine fusionieren aufgrund von Mitgliedermangel oder müssen sich gar auflösen.
Abgesehen davon wird gerade in der jüngeren Generation die Work-Life-Balance immer wichtiger. Ich kenne einige, die so weit Stunden reduziert haben, dass sie nur noch eine vier-Tage-Woche arbeiten. Das sind nicht Leute mit wahnsinnigen Spitzengehältern, sondern überwiegend aus ganz "einfachen" Berufen, mit denen man nicht wirklich reich wird.

Offline MAS

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« Antwort #10 am: 22.10.2023 18:38 »
Ich finde es auch sinnvoll, weniger für den Gelderwerb zu arbeiten, wenn man mit weniger auskommt. Dann hat man auch mehr Zeit für anderes, z.B. für gesellschaftlches Engagement. Man muss sich dafür dann aber auch motiviert fühlen.

LG, Micha
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Offline JoHa

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« Antwort #11 am: 22.10.2023 21:19 »
Das, lieber Micha, ist für mich der Sinn von work-life-balance. Erwerbsarbeit, Freizeit und Einflußnahme auf politische Gremien auszubalancieren, damit das Leben nicht nur aus Maloche,  Konsum und Frust besteht.
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« Antwort #12 am: 22.10.2023 21:28 »
Genau, lieber Joachim,

wobei ich aber "work-life-ballance" als einen unkorrekten Begriff empfinde, denn die Arbeit ist ein Teil des Lebens. Und wie sollte es ein Gleichgewicht zwischen einem Teil und dem Ganzen geben?

LG Micha
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« Antwort #13 am: 23.10.2023 22:20 »
Sehe ich auch. Aber ich habe den modischen Begriff mal (miß)gebraucht.
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« Antwort #14 am: 24.10.2023 00:55 »
Ja, so ist das: man ist unzufrieden mit Wörtern und benutzt sie doch, weil "alle" sie benutzen. Dafür gibt es viele Beispiele. Geht mir auch so.

LG, Micha
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