Ich habe heute eine interessante Rückmeldung bekommen, die ich euch nicht vorenthalten möchte. Einige wissen ja vielleicht, dass ich öfter mal Vorträge für unseren Arbeitskreis im Rathaus Mainz halte. Das habe ich die letzten Male auch im Rock gemacht ohne daß es zu Reaktionen darauf gekommen wäre. Bei meinem letzten Vortrag hatte eine unserer Mitstreiterinnen ihre Tochter dabei, sie saß mit im Publikum. Daß ich bei Vorträgen auch barfuß bin, versteht sich fast von selbst und das alle verfügbaren Nägel lackiert sind, wißt ihr ja auch.
Heute saßen wir nun zur Besprechung neuer Themen zusammen und die oben erwähnte Dame erzählt mir, wie ihre Tochter später ihren Freunden über den Vortrag erzähllte und daß ich barfuß war. Sie meinte dann zu ihr, dass da ja doch noch andere Sachen auffällig waren, warum sie darüber nicht erzählte. Sinngemäß:
"Welche denn?"
"Naja - der Rock? Die lackierten Nägel?"
"Ach das? Nee, da ist doch nichts besonderes."
Nanu? Unterschätzen wir die Jugend vielleicht? Haben wir da ein falsches Bild? Kann es sein, dass unsere Ängste auf veralteten Vorstellungen basieren und die Jugend sich heute gar nicht mehr daran stört, wenn jemand sich nicht normgerecht kleidet? Wenn ich mich recht erinnere, kam dann sinngemäß noch die Aussage, dass doch heute jeder das anzieht, was er möchte.
Da würde auch ins Bild passen, dass meine Kinder eigentlich gar kein Problem haben, mit mir im Rock gesehen zu werden. Da habe ich eher die Bedenken, dass ihre Freunde ihnen blöde Fragen stellen, aber mir scheint, der von mir empfundene Tabubruch wird von der junge Generation gar nicht als solcher wahrgenommen.