Zitat Nico: Du widersprichst dir gerade in den 3 oberen Punkten,
Einmal sagst du, der Badenazug wäre zuerst für Männer da gewesen, was ich Fotos so nicht entnehmen konnte. Eher ist die Modeerscheinung parallel zu den Frauen verlaufen. Dann sagst du, es wäre unsittlich gewesen, wenn Frauen Badenazüge trugen. (Was trugen sie dann anstelle?) und erklärst den Badenazug als maskulin (oder willstihn dazu erklären?) und zu guter letzt sagst du stattdessen, dass er Männern vorbehalten gewesen sei, obwohl ihnen vorbehalten ist, dass sie sich freizüger kleiden durften und ihre Badebekleidung bis zur heute üblichen Badehose reduziert haben. Was denn nun? ist bei dir der Badenazug ein Zeichen von Freizügigkeit oder die Badehose?
Antwort Holger: Der Badeanzug war nicht zu erst für Männer da. Frauen und Männer mussten sich am ganzen Körper bedecken. Eine Badehose war in der Öffentlichkeit tabu. Von meinem Großvater weiß ich, dass er mit seinen Freunden nackt badete. Das war üblich, musste aber versteckt geschehen. In alten Bildern aus getrennten öffentlichen Badeanstallten trugen alle langärmelige und langbeinige Schwimmsachen. Daraus entwickelten sich Zweiteiler und Einteiler (Badeanzüge) für alle. Das Design unterschied zwischen weiblich und männlich.
Wegen der herrschenden Rolle der Männer, die weniger von Keuschheit und Sittsamkeit geprägt war, und der Tatsache dass sie nur rudimentäre Brüste haben, kam es zu schnelleren und mutigeren Veränderungen als bei Frauen. Die Reduzierung des Stoffes eines Badeanzugs bis zur Rückenfreiheit war damals ein Zeichen von Freizügigkeit. Und auch die totale Entblößung der Brust musste sich auch beim Mann erst gesellschaftlich durchsetzen. Deswegen war die Badehose noch freizügiger.
Einen rückenfreien Badeanzug empfinde ich heute als feminin, da es heute nur noch Damenbadeanzüge gibt und weil deren Vorderteil weibliche Brüste bedeckt. Die Badehose hat heute den Vorderteil eines rückenfreien Badeanzugs für Männer überflüssig gemacht. Aus dieser heutigen Perspektive wirken die Badeanzüge der Männer auf mich unpassend. Das ist eine Folge der Prägung durch den Zeitgeist des 21. Jahrhunderts. Und der ist, und das ist die Kernaussage des Threads, pauschal subjektiv und einseitig, wie ich bei näherer Betrachtung erkennen muss. Auch ich bin Opfer des archaischen Erbes in meiner Sozialisation. Auch ich habe die gesellschaftlichen Konventionen meiner Zeit im Kopf, wenn ich in eine andere Zeit zurückblicke.