Gott sich als Geheimnis zu denken, das es situationsgemäß zu entschlüsseln gilt, entspricht mir zumindest mehr.
Und genau da fängt es an, ideologisch zu werden
Naja, manche Christen sehen sich als Stellvertreter Gottes auf Erden. Deswegen sind sie ungehalten, wenn Leute sich abweichend verhalten. Was mich irritiert ist, dass kundige Bibelexperten zu unterschiedlichen Interpretationen kommen, wo es meines Erachtens nur eine Gottesmeinung geben kann, und jeder seine Interpretation für die einzig maßgebliche hält.
Was wiederum beweist, dass sie nicht Stellvertreter Gottes sein können, sondern einfach nur Menschen, die auf ihre Weise sich Gott annähern wollen.
Wie aber kann unser, der christliche Gott zulassen, dass es so viele andere Götter gibt? Haben nun beispielsweise die Muslime recht mit ihrem Gottesbild (um mal im Singular zu bleiben). Oder haben die Christen recht? Was ist mit den anderen Göttern, die über den Erdball verteilt geglaubt werden?
Sollten wir nicht anfangen, Religionen als das zu begreifen, was sie vermutlich allesamt sind? Nämlich der Ausdruck einer Sehnsucht des Menschen. Eine Sehnsucht, die sich mit unterschiedlichen Traditionen unterschiedlich ausdrückt, und als Angebot von Mensch zu Mensch und Generation zu Generation weitergegeben wird. Eine Sehnsucht, der sich manche Menschen mit vollem Herzen hingeben und manche Menschen ihre ganze Lebenszeit widmen. Eine Sehnsucht, die manche Menschen gerne verwenden, um andere Menschen berechenbar zu machen, vielleicht auch gefügig. Eine Sehnsucht, die gerne ausgenutzt wird, um Interessen zu konsolidieren.
Dann beginnen wir zu begreifen, dass es unterschiedliche Religionen gibt und geben darf, dass es unterschiedliche Strömungen geben darf, auch innerhalb der eigenen Glaubensgemeinschaft unterschiedliche Interpretationen geben darf. Alles hat seine Berechtigung. Nichts ist höherwertiger oder minderwertiger. Alles ist die eine Sehnsucht vermischt mit einem Bündel tradierter und neu entwickelter Interessen.