Autor Thema: Die Liebe zum Rock und anderen Dingen  (Gelesen 3037 mal)

Offline Mann im Rock

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Die Liebe zum Rock und anderen Dingen
« am: 19.12.2016 18:31 »
Irgendwann nach ein paar Minuten schon setzt ein Vergessen ein, ich bin mir nicht mehr bewusst darüber, ob ich Rock oder Hose trage. Nur in ganz speziellen Situationen fällt mir dann wieder auf, dass ich Rock trage. Beispiele: Wenn mich jemand dermaßen ins Visier nimmt, dass es selbst mir nicht mehr entgeht, setzt bei mir die Überlegung ein, dass es am Rock liegen könnte. Oder beim Einkaufen, wenn ich mich bücken muss, um ins unterste Regal zu greifen, fällt mir auf, dass es bequemer im Rock mit Strumpfhose oder Leggins ist als mit einer Hose. Oder im Restaurant, wenn ich an langen vollbesetzten Tischreihen vorbei den Weg zur Toilette gehe, ist der Gedanke da, dass ich mit Rock ja auffallen könnte. Normalerweise ist es aber schon so, dass ich gar nicht mehr dran denke, was ich trage, so dass es eigentlich egal wäre, ob ich Rock oder Hose anhabe.
 
Die großen Überlegungen finden eigentlich außerhalb eines öffentlichen Auftritts, in der warmen gut beheizten Stube statt, wenn sonst nichts anliegt und die Gedanken um das Thema Damenbekleidung kreisen.
 
Meine erste Stufe führte über die allgemeine Orientierung, lang,lang ist es her: Damen- und Herrenbekleidung, was in Kaufhäusern angeboten wird, unterscheidet sich gravierend. Herrenkleidung ist sehr begrenzt in der Auswahl, was Formen, Farben, Muster, Materialien angeht. Die Auswahl ist sehr nüchtern und sachlich, es gibt wenig und nur geringe Abweichungen von einem wem auch immer gesetzten Standard. Einfach langweilig. In Damenabteilungen ist das Angebot vielfältig und überwältigend, hier kann man sich selbst wirklich danach hinterfragen, was denn der eigene Geschmack ist, was man gern anziehen würde. Auf diesem Weg, den eigenen Geschmack zu erkunden, bin ich damals zum Rock, zu Strumpfhosen, zu Long Cardigans, Long Shirts und auch zu Bodies und Damenslips gekommen.
 
Die zweite Stufe war die Überlegung nach Zweckmäßigkeit. Nun hab ich von Frauen auch schon gehört, dass sie Hosen statt Röcke tragen, weil sie Hosen nicht bügeln müssten. Das kann ich nun nicht bestätigen, weil ich auch etliche Röcke habe, die nicht gebügelt werden müssen. Wenn ich eine normale Hose auf die Waage lege, stelle ich fest, dass sie das Gewicht von etwa 6 Thermostrumpfhosen und noch viel mehr Nylonstrumpfhosen hat. Je nachdem, was ich trage, merke ich an der Kleidung teilweise sehr deutliche Gewichtsunterschiede, ein Rock mit Strumpfhose ist allemal leichter als eine Hose. Dennoch aber hält eine Thermostrumpfhose die Beine an kalten Tagen genauso warm wie eine Hose. Und: Je nach Wetterlage und Temperatur kann man mit Nylon-, Thermostrumpfhosen und Leggins viel besser als mit Hosen feinabstimmen, ob es an den Beinen zu warm oder zu kalt ist. Im übrigen hab ich es seit Jahrzehnten nicht mehr gemacht, eine lange Herrenunterhose unter der Hose zu tragen. Ich finde dieses Gefühl einfach nur widerlich, eklig und total einschränkend. Wenn es aber mal nötig sein sollte, findet sich immer irgendeine Strumpfhose oder Leggins, die sich auch ganz angenehm unter einer Hose anfühlt. Ähnliche Gedanken beziehen sich Richtung Gürtellinie. Klamotten aus der Herrenabteilung sind meist so kombiniert, dass ein Hemd aus der Hose rutschen kann, dass ein Pullover oder eine Jacke einen Teil der Nierengegend frei gibt, dass man sich z.B. mal leicht eine Nierenentzündung holen kann. Bodies sind da eine wunderbare Lösung, denn sie decken den Rücken in jedem Fall ab. Auch Long Cardigans oder Long Shirts bieten einen viel besseren Wärmeschutz für den Rücken.
 
Die dritte Stufe ist ein Ausloten des eigenen Geschmacks. Was gefällt mir? Was könnte mir gefallen? Was gefällt mir nicht? Was Röcke angeht, konnte ich mich bislang nie mit Plissee-, Wickel-, Röcken in A-Linie anfreunden, sondern der eindeutige Vorzug fiel auf Bleistiftröcke, z.B. als Jeans-, Cargo-, Cordrock, die bis kurz oberhalb der Knie reichen. Von den Farben her Denim Blau oder Schwarz, bordeaux rot, oliv grün, weiß. Von der Ausstattung her normal, drei Röcke allerdings mit Knopfleiste. Die Zahl an Strumpfhosen ist im Laufe der Zeit immer weiter angestiegen, darunter befinden sich von 20den in schwarz, transparent bis 100den in schwarz, ausserdem etliche Farben. Dann die Thermostrumpfhosen in schwarz, anthrazit, braun, dunkelrot, dunkelblau. Der eigene Geschmack findet dort seine Grenzen, wenn ich halbwegs dezent erscheinen und nicht gleich auf den ersten Blick jedermann auffallen will. Damit schieden dann farbige Strumpfhosen erstmal aus, schwarz und anthrazit sind vollkommen ok. Wenn es solche Tage gibt, an denen ich mich übermütig fühle und es mir vollkommen egal ist, wie ich auffalle, greife ich auch schon mal zu grünen Nylonstrümpfen. In der Regel versuche ich es auf dezente Art. Und spüre dabei auch nicht, wie sich alle Leute nach mir umdrehen. Im Gegenteil, es kommt mir eher vor, als würde ich niemanden interessieren. Und das ist mir ja nur recht so.
 
Es sind also mehr die Gedanken im stillen Kämmerlein, die mich dazu bringen, in der Freizeit fast nur noch Röcke zu tragen. Eine gewisse Zweckmäßigkeit, ein gewisser eigener Geschmack und das Streben danach, nicht übermäßig aufzufallen und entsprechend eine halbwegs dezente Kleiderauswahl zu treffen. Wenn ich mir all die Vorteile der Damenbekleidung vor Augen führe, dann bleibt davon kaum was übrig, wenn ich ein paar Minuten draußen in der Öffentlichkeit bin. Denn das eigentlich Ideale ist das Vergessen, nicht mehr darüber bewusst sein, welche Kleidung ich in jedem Augenblick trage. Das Vergessen ist so Synonym für Selbstsicherheit. Gerade aber durch das Vergessen spielen auch die Gedanken um Mannigfaltigkeit und Vorteilen von Damenbekleidung keine Rolle mehr. Es ist quasi das Normalste der Welt. Und mehr noch: auch die Frage nach der gesellschaftlichen Akzeptanz hat keine Bedeutung mehr. Im Grunde wäre es vollkommen egal, ob ich Rock oder Hose trage.   
 
Treffe ich allerdings eine weniger dezente Auswahl, wenn ich Kleidung ausprobieren will, ob sie mir gefallen könnte oder nicht, fühle ich mich innerlich bei einem Eintauchen in die Öffentlichkeit unsicherer. Beispiele wären blaue Nylonstrümpfe, Minirock oder auch Maxirock. Ich bin mir da doch sehr viel mehr bewusst, was ich trage, eben weil es für mich ungewohnt ist und ich mich ausprobiere. Es ist mir dann präsenter, welch große Palette Damenbekleidung hat. Aber es schwirrt auch die Frage nach gesellschaftlicher Akzeptanz herum, ich beobachte umherlaufende Leute genauer und nehme dann auch häufiger ein reales oder eingebildetes Feedback wahr.

Einige Leute hier im Forum tragen zu Kleidern Cardigans. Ich denke das ist im Sinne meiner Studien eine gute Entscheidung. Denn wenn das Kleid als weiblich und wegen seiner oben und unten sichtbaren Präsenz deutlich wahrgenommen wird, ist sein Einfluss auf den Gesamteindruck sehr stark. Cardigans, offene Longshirts Shirtjacken und Strickjacken verschieben die Wahrnehmung ein wenig.

Die Verschiebung ist besonders stark, wenn das Kleid kürzer ist als z.B. Cardigans, die wie ein langer Mantel wirken. Und lange Mäntel sind als männertauglich anerkannt, auch wenn sie eine Kleidlänge haben. Der Gesamteindruck wird jetzt von zwei Kleidungsstücken geteilt, wobei dass Eine eine klar männliche Komponente hat und das Andere bedeckt, das zudem noch kürzer ist. Das ist wieder alles zusammen eine gelungene Brückenkombination.

Sowas ist eine gern getragene Kombination von mir. Schwarze blickdichte Strumpfhose, Jeansrock, der kurz bis oberhalb der Knie reicht, ein Shirt, das ich als unisex bezeichnen würde, darüber ein Long Cardigan, der ein kleines bisschen länger als der Rock ist. Damit fühle ich mich sehr wohl und sicher und empfinde es auch als ziemlich normal. "Ziemlich" - deshalb die kleine Einschränkung, weil eben der Mann mit Rock keine Normalerscheinung ist. Aber auch dieser kleine einschränkende Gedanke gerät schnell in den Hintergrund.

Grüße
Matthias
Wenn es uns gelingt, uns aus unseren eingebildeten Beschränkungen zu befreien und unser inneres Feuer anzuzapfen, dann sind die Möglichkeiten unbegrenzt. (Dean Karnazes)

Offline MAS

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Re: Die Liebe zum Rock und anderen Dingen
« Antwort #1 am: 19.12.2016 20:00 »
Danke für Deine Gedanken Matthias!


Ja, ich kleide mich ähnlich: kurze oder lange Röcke, mit nackten Beinen, Strumpfhosen oder Leggings, je nach dem Socken oder nicht, T-shirt oder Hemd, Pullover, Pollunder, Jacke, je nach dem, Halbschuhe, Sandalen, Stiefelchen. Gerne blau, schwarz, grün, braun, auch mal rot oder gelb. Im Sommer auch gerne mal ein Kleid.

Ich gehe inzwischen seit Jahren ganz normal so gewandet in die Öffentlichkeit. Nur wenn ich mit kurzem Rock und Feinstrumpfhose jemandem gegenüber sitze und der Rock etwas weit den Oberschenkel hochrutscht, fühle ich meine Beine ein wenig zu sehr beobachtet. Ansonsten wurde mir schon bescheinigt, dass ich, obgleich ungewohnt für andere gekleidet so normal damit umgehe, dass diese Normalität oder Selbstverständlichkeit auf den Betrachter ausstrahlt, der das Ungewohnte bald nicht mehr wahrnimmt, sondern als normal hinnimmt.

Ich neheme aber doch auch immer wieder das angenehme Tragegefühl war und genieße es. Aber auch, wenn mir eine Strumpfhose, die draußen angenehm ist, drinnen zu warm wird, nehme ich das wahr, natürlich dann eher als unangenehm. Aber das kommt bei langen Hosen ja auch vor. Und wenn ich in der Uni einen langen Rock über zu warmen Leggings anhabe, ziehe ich die Leggings einfach aus und schon ist es wieder schön luftig.

LG, Micha


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Offline Roland2

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Re: Die Liebe zum Rock und anderen Dingen
« Antwort #2 am: 20.12.2016 07:47 »
Geht mir genauso wenn ich Rock trage,das ich vergesse was ich trage ausser beim sitzen oder einsteigen ins Auto.Auf jeden Fall besser als Hosen trage jede art von Rock nur selten Minis.

manfred58

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Re: Die Liebe zum Rock und anderen Dingen
« Antwort #3 am: 20.12.2016 12:20 »
Hallo Matthias

Ich habe deine Zeilen gelesen und mir kam Ereignis aus meiner Kindheit in den Sinn.
Es war Winter und es war kalt ,also musste was warmes für der Jung her . :)

Und es war die von mir immer noch gehasste lange Unterhose . Ich bin dann im Quelle Katalog auf Strumpfhosen gestossen.
mit dem Zeichen    NYLON .
Nun musste ich meine Mutter noch davon überzeugen das ich sowas unbedingt brauche . Hat auch geklappt .
Der erste Sportunterricht war , der Reaktionen wegen , nicht so schön obwohl ich mir keiner Schuld bewusst war .
So habe ich mich dann dem Mob ;) gebeugt und an dem Tag eben gefroren , oder mal die lange, ekelige Unterhose getragen.

Es war zu dieser Zeit ja noch normal im Regen Regenmäntel zu tragen , Jack Wolfskin war, glaube ich, noch nicht geboren und diese Herrenmäntel hatten keine Kapuzen weil Mann trägt Hut .
So musste ich mal wieder meine Mutter davon überzeugen das ich den Damenmantel mit Kapuze brauchte . War ja nur ein Regenmantel
Vielleicht ist der Grundstein damals schon unbewusst gelegt worden .

Gruß
Manfred


Offline rockpeter

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Re: Die Liebe zum Rock und anderen Dingen
« Antwort #4 am: 25.12.2016 09:17 »
Hallo Mann in Rock,

ich bin gerade noch in der Phase, dass ich meine Umwelt an das Rock tragen gewöhne. Ich bin zwar schon viel im Rock unterwegs, aber in bestimmten Momenten verzichte ich noch darauf. Wenn ich auf die Arbeit gehe, kann ich aus Gründen des Arbeitsschutzes keinen Rock tragen. Im Privaten arbeite ich an mir. Ich habe die Erfahrung gemacht, je öfter ich im Rock unterwegs bin, desto weniger nehme ich das wahr. Es ist einfach wahnsinnig praktisch. Wenn ich rausgehe, ziehe ich lediglich einen mesit bodenlangen Rock an und schon geht es los. Nur bei Minus-Graden komme ich um eine Strumpfhose nicht umhin.
Ich habe immer noch ein flaues Gefühl im Magen, wenn mich Bekannte das erste Mal im Rock sehen. Während ich aber früher solchen zufälligen Begegnungen aus dem Weg gegangen bin, sage ich mir jetzt da musst du durch.
Die Gewöhnung meiner Umgebung an das Rock tragen nehme ich in kleinen Schritten vor. Schließlich muss ich innerlich gefestigt sein, ein ausreichendes Selbstbewusstsein muss vorhanden sein.
Wenn ich abends mit einer guten Freundin zum Essen gehe, läuft sie immer ein paar Schritte hinter mir, um die Leute zu beobachten. Sie sagt mir immer wieder, dass kaum einer Notiz davon nimmt. Das ist auch gut so, denn ich trage Röcke nicht um aufzufallen, sondern um mich wohl zu fühlen.
Hinsichtlich der Auswahl meiner Röcke bevorzuge ich knöchel- bis bodenlang. Je nach Lust und Laune trage ich dann weit schwingend oder auch einmal ganz eng, wobei eine normale Schrittweite aber immer gegeben sein muss. Wenn ich mir einen neuen Rock zulege, gehe ich immer in ein Geschäft. Zum Kauf gehört das Anprobieren verschiedener Röcke und die Meinung der Verkäuferinnen mit dazu.

Liebe Grüße
Rockpeter


 

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