Ich hoffe, ich darf antworten, auch wenn ich es nicht anders sehe.
Aber mir fällt gerade bei der Lektüre der neuesten Beiträge hier im Thread ein, welche Gedanken mich gerade gestern Vormittag beim Schlendern durch die Stadt mich wieder mal befallen haben.
Auslöser war eine Dame, die eine geraume Weile vor mir herlief, ich abrr nur von hinten sah. Von oben her bis mindestens Höhe Knie, wenn nicht tiefer, wäre sie ohne weiteres als wahrgenommener Mann durchgegangen. Auch ganz unten bei den Schuhen hätte die klassifizierende Wahrnehmung sich nicht verändert. Allenfalls die paar Zentimeter irgendwo zwischen Mitte Unterschenkel und kurz oberhalb der Knöchel waren die Zone, die diese Dame als wahrnehmbare Dame klassifizierten.
Was war das markante?
Wie Ihr Euch denken könnt, trug die betreffende Dame Hosen. Und kein wallendes Haar.
Was diese Dame in meiner Wahrnehmung von hinten zu einer Dame machte, war die Markierung an den Hosen:
unten ein relativ breiter Aufschlag (Unschlag) an den Hosenbeinenden, und die Länge des Gesamthosenwerks endete deutlich oberhalb der Knöchel.
Solche recht geringen Feinheiten reichen aus, eine Frau zu markieren!
Warum ist das so?
Das ist so, weil (zumindest inzwischen) Männer im gewohnten Erscheinungsbild nicht nur auf Hosen festgelegt sind, sondern auf ein sehr enges Variationskonzept dieser Hosen.
Und alles, was davon abweicht, ist automatisch weiblich konnotiert.
Die Markierung zu etwas Weiblichem ist also sehr, sehr einfach. Man muss nur dieses enge Gestaltungs-Korsett des Männlichen verlassen, schwupps!, schon ist es weiblich markiert.
Oder umgedreht ausgedrückt: Männer müssen nicht nur formal das Männlichkeitskonzept erfüllen, sondern sich an ganz enge Spielregeln halten, sonst verlieren sie ganz schnell den männlichen Status.
Das heisst, Männer müssen immer sehr viel Energie aufwenden, sich in das enge Korsett der allgemein zugestandenen Männlichkeit einzufügen - am wenigsten Energie kostet es, sich am Bewährten festzuhalten.
Darum funktionieren Revolutionen in den Männlichkeitssymbolen so gut wie gar nicht.