Ich finde auch, wir sollten keine Spiegelgefechte kämpfen. Sicher gibt es Gegner von jedweder Vermischung oder Grenzüberschreitung geschlechtsspezifisch interpretierter Merkmale, die Transgender hart angehen und auch Crossdresser und selbst Männerrockträger auf dem Kiecker haben. Abe rwas von dieser Gegnerschaft nehmen wir persönlich in unserem Alltag war und was sind Projektionen eigener Vorstellungen auf die Mitmenschen?
Und wie geht man am besten mit Gegnern um? Ständig ihre Sichtweise vor Augen halten und darüber lamentieren, wie schlimm das doch alles ist? Sie herabwürdigen und beschimpfen? Oder ihnen freundlich, aber bestimmt begegnen, ihnen zuhören, wenn sie sich äußern, ihnen dann aber notfalls kontra geben, freundlich aber bestimmt? Ich das ist zumindest meine Methode, mit der ich bis her ganz gut fahre.
Viele Menschen stehen uns reserviert gegenüber, weil sie sich noch nicht daran gewöhnt haben, dass es auch andere Möglichkeiten gibt, sich zu kleiden, als die Mehrheitskonvention und die Tradition es zeigen. Und auch nicht daran, dass es andere Geschlechtsidentitäten gibt, als nur das binäre Männlich-Weiblich-Schema. Diese Reservierten sind keine Fanatiker, sondern einfach Gewohnheitsmenschen, die sich mit Zustimmung zurückhalten, aber auch Ablehnung vorsichtig äußern, sondern eher eine kritische Distanz einnehmen. Das ist ja auch ihr gutes Recht. Je mehr sie sich aber gezwungen fühlen, etwas zu akzeptieren, was sie nicht gewohnt sind und nicht sinnvoll in ihr Weltbild integrieren können, desto stärker wird ihr Widerstand. Das ist ganau so wie bei der Fremdenfeindlichkeit, die sich Bahn bricht, wenn Menschen sich zu schnell von zu vielen ihnen kulturell fremden Menschen umgeben sehen und meinen, sie müssten sie jetzt akzeptieren, obwohl sich noch gar nicht wissen, wie sie sinnvoll mit ihnen umgehen sollen. Menschen brauchen Zeit.
Wenn wir diesen Gegnern unserer Kleidungsvorlieben und/oder Geschlechtsidentitäten mit Aggression begegnen, fördern wir deren Aggression. Und wenn wir den Frust darüber zulassen, dass ihre Akzeptanz nicht schnell genug wächst, werden wir nur depressiv und mutlos.
Ich plädiere da eher für ein gleichmütiges und freundliches Weitermachen. Steter Tropfen höhlt den Stein!
LG, Micha