Na, ich hoffe, Du empfindest das Saarland nicht so grausam... Oder hegst gar grausame Gebietsansprüche an das Land an der Blies und an der Saar.
Deinem Gruß (wohl Handy-Verschlimmbesser-Automatik) schließe ich mich aus Rheinland-Pfalz an,
aber nicht bevor ich noch mich zum Wickelrock geäussert habe.
Interessant fand ich, als Max Uthoff im Wickelrock die Treppe runter zur Bühne kam, dass da besonders eine Frau im Publikum nah für eine gute Weile einblendet war, der man aber überhaupt nicht eine überraschende Verwunderung ansah. Der Bewegungsgang ihrer Augen ließ nicht drauf schließen, dass sie versuchte, Rock und Manneserscheinung in Einklang zu bringen. Dieser aufgeregte Blick von unten nach oben und wieder zurück, der fehlte völlig. Als ob sie es gewöhnt wäre, einen Mann im Rock zu sehen. Vielleicht war sie aber so vom Rock eingenommen, dass sie in dieser kurzen Zeit ihrer Sichtbarkeit im Fernsehen den Blick vom Rock gar nicht mehr ablassen konnte - "Ist das wirklich das, was ich glaube zu sehen...?".
Nun der Rock. Ich habe auch zwei, drei so ähnliche, ewig nicht mehr getragen.
Was ich immer so etwas hinderlich finde - und damit musste ich mich über die Jahre auch erst anfreunden - ist, wenn so eine Bindeschlaufe als Schlopp irgendwo runterhängt. Bei ihm ja an der Seite wegen der Wicklung. Hinderlich deswegen, weil Männer sich glaube ich schwertun, sowas an ihrer Kleidung zu akzeptieren. So was trägt Mann nur an der Schürze. Ansonsten ist das Weiberkram.
Der lange, ziemlich gerade Rock, macht schon eine gute Figur. Etwas hinderlich für Männer als Style-Vorlage empfinde ich dann aber die hohen Einblicke, die dieser Rock dann von hinten (seitlich hinten) in den Rock bietet. Mann und Bein zeigen - da müssen ja erst noch manche Mauern eingerissen werden. Dann einen langen Rock, der sauber die Beine verhüllt. Aber doch von hinten so tiefe (hohe) Einblicke zulässt - das wird der Mehrzahl der Männer nicht geheuer sein.
Ich schreibe das, weil ich mir Gedanken darum mache, wie breitenwirksam solch ein Auftritt sein kann.
Ich habe die Sendung nicht zuende geguckt - aber Max Uthoff sitzt ja noch demonstrativ da hinten am Tresen neben Sträter und so. Also, er ist ja durchaus noch auch nach seinem Auftritt sichtbar. Scheinbar wird sein Kleidungsstück aber im weiteren Verkauf der Sendung auch kein bisschen thematisiert. Und das ist sicherlich gut für den Aspekt, dass solch ein TV-Auftritt zur Verbreitung, zur Selbstverständlichkeits-Werdung von Männern in Röcken beitragen kann.
Tut er das? Hm, da kann man geteilter Meinung sein. Ein guter Anfang ist es allemals. Doch was wird in den Köpfen der Männer, überhaupt des Publikums vor sich gehen?
Ist es auch nur ein Symbol wie der 'Ein bißchen Frieden'-Klampfer in der Heute-Show in seinem langen weißen Kleid oder Rock? Ein Symbol des Friedens? Max Uthoff lässt sich ja über Putin und diese Misere aus. Ein Rock als Zeichen des Pazifismus? Ein Rock als Gegensatz zur toxischen Männlichkeit, die Uthoff ja durchweg kritisiert? Eine Verweiblichung des Manns als Gegenentwurf zum Kampfanzug? Einfach nur ein Künstler, der eine Rolle spielt?
Welche Gedanken bei wem im Publikum durch den Kopf gehen, bleibt sicherlich offen. Ich hoffe, einige werden es einfach als denkbare Bekleidung für einen Mann gehalten haben, trotz Schlopp, trotz rückwärtigem hohem Einblick.
Solche Beispiele brauchen wir, wenn es uns nach Normalität dürstet.
Danke für den Hinweis, Hajo.
Mit freundlichen Grüßen, keine grausamen
Wolfgang