Irgendwie kann ich mir nicht vorstellen, dass Amateurfunk heute noch grosse Begeisterung findet.
Im Zeitalter, im dem jeder ein Handy hat stelle ich mir das nicht mehr so interessant vor.
Was ist denn grundsätzlich der Reiz am Funken?
Grüsse
Matthias
Hallo Matthias, da hast Du natürlich vollkommen recht. Der konventionelle Amateurfunk hat erhebliche Nachwuchsprobleme und wird wohl in absehbarer Zeit so gut wie aussterben.
Um den Reiz nachvollziehen zu können, musst Du wissen, dass der Amateurfunk in den 1920er Jahren zusammen mit dem neuen Medium Radio aufkam. Die ersten Funkamateure waren Radiobastler, die wissen wollten, wie das alles funktioniert. Dabei entdeckten sie zufällig, dass man mit einem umgebauten Radio mit geringsten Leistungen weltweite Radioverbindungen realisieren konnte. Das wurde damals erstmal nur mit der Morsetelegrafie bewerkstelligt (in AFU-Kreisen despektierlich "Klopfzeichen" genannt). Da es nix anderes gab ausser Radio und das Draht-Telefon war das natürlich eine große Faszination und hat die Leute einfach nur staunen lassen.
Nachdem die ersten Funkamateure durch ihre Experimente die Brauchbarkeit der Kurzwellen für weltweite Verbindungen aufgezeigt hatten (was bis dato keiner wußte), nahmen die Behörden ihnen die Frequenzbereiche weg, um darauf selbst kommerziellen Funkverkehr abzuwickeln.
In neuerer Zeit lag der Reiz eher darin, selbst Senderschaltungen zu entwickeln, aufzubauen und zu verwenden. Viele im kommerziellen Funk verwendete Modulationsverfahren wurden erstmals von Funkamateuren entworfen und demonstriert. Ausserdem hat sich das Interesse auf den Weltraumfunk verlagert. So wird mit von Amateurfunkorganisationen selbstgebauten Satelliten gearbeitet und viele versuchen, die Signale der Mars-Roboter oder andere Raumsonden zu empfangen, was vielfach auch gelang. Das hat auch heute noch eine gewisse Faszination, weil man dabei allerhand beachten und berücksichtigen muß, um Erfolg zu haben. Es sind solche Herausforderungen, die die Funkamateure schon immer gesucht haben.
Ich selbst bin durch das Hobby zu meinem Beruf gekommen. Als kleines Kind sah mich mein Vater mal vor dem Radio im Wohnzimmer hocken, wie ich versuchte, den Nachrichtensprecher anzusprechen, was mir natürlich nicht gelang. Dann schenkte mir mein Vater zu Weihnachten ein sehr gutes Bilderbuch (lesen konnte ich noch nicht), in dem in comicartigen Bildern das ganze Verfahren des Radioempfangs vom Sender bis zum Lautsprecher dargestellt wurde. Das führte letztlich dazu, dass ich den Beruf des Radio- und Fernsehtechnikers gelernt und ausgeübt habe. Mein Hang zum Experimentieren mit elektronischen Schaltungen führte mich schliesslich zu den Experimentalphysikern an der Bonner Uni. In einer Fernsehwerkstatt lediglich defekte Bauelemente auszuwechseln war mir zu langweilig.
Heute hat der Amateurfunk seinen Reiz als zu entdeckendes Neuland tatsächlich verloren. Technisch interessierte junge Leute wenden sich heute direkt der Digital- und Computertechnik zu. Aber damals, als Kind, hat mich das Gebiet unheimlich fasziniert. Heute bin ich vom Röcketragen fasziniert.
Schönen Gruß,
Ferdi