Vor fast 20 Jahren nahm ich in Bad Kreuznach an einem interreligiösen Dialogabend teil. Ein älterer Muslim türkischer Herkunft fragte: „Warum ist Euch Christen denn der Alkohol so wichtig, dass Ihr Euer wichtigstes Fest danach benennt?“ Wir wussten nicht, was er meinte und er erklärte: „Ich meine Weinachten. Das heißt doch, man soll den Wein achten. Oder nicht?“ Da lachten wir und klärten in auf, er habe ein h vergessen und erklärten, dass es „Weihnachten“ heiße, was so viel wie „Heilige Nacht“ bedeutet. Übrigens ist diese Bezeichnung 1170 erstmals bekundet, also in der mittelhochdeutschen Schreibweise „wîhe naht“ . Diese Weihnacht ist die kommende, vom 24. auf den 25. Dezember, die nach alter Rechnung zum 25. gehört, dann früher sah man den Sonnenuntergang als Beginn des folgenden Tages.
Christ*innen feiern, das dürfte allgemein bekannt sein, die Geburt Jesu Christi, der als Christkind seit Martin Luther, der damit den Heiligen Nikolaus aus der protestantischen Verehrung verbannte, die Geschenke bringt. Indes kam Santa Claus später auch bei den Protestant*innen wieder zur Arbeit, indem er seine Geschenke nicht mehr am 6., sondern am 25. Dezember zu bringen begann. Im Deutschen nennt man ihn seit dem auch „Weihnachtsmann“, was wiederum einen Kulturkampf zwischen den Anhänger*innen des Heiligen Nikolaus und denen des Weihnachtsmannes nach sich zog.
Aber auch in Richtung der vorchristlichen Vergangenheit gibt es viel zu erzählen, vom persischen Gott Mithra oder Mithras, den Aziz Fooladvand neulich auf seinem Vortrag thematisierte, über das göttliche Kind Osiris in Ägypten und Sol Invictus im alten Rom bis zum germanischen Jultrinken zu Ehren Odins, die alle ihre Spuren im Weihnachtsfest hinterließen. Ja, alleine mit Lukas und Matthäus ist es nicht getan, Weihnachten zu erklären, wenngleich deren Evangelien, sowie einige Apokryphen für Christ*innen die Hauptquellen bilden.
Hier in Siegburg hatten wie nach der letztjährigen Pause wieder unsern Mittelalterlichen Weihnachtsmarkt, der am Mittwoch wieder zu Ende ging. Wer mag kann hier ein paar Eindrücke davon erhaschen:
https://siegburg.de/stadtleben-aktuelles/newsletter/018489/index.htmlhttps://siegburg.de/stadtleben-aktuelles/newsletter/018620/index.htmlhttps://siegburg.de/stadtleben-aktuelles/newsletter/019070/index.htmlhttps://siegburg.de/stadtleben-aktuelles/newsletter/019164/index.htmlUnd gemeinsam mit den „Mittelalterlichen“ stimme ich gerne mit ein:
Gaudete, gaudete, Christus est natus, ex Maria virgine, gaudete!
(Übersetzung hinter dem vierten Link oben.)
Allen die es feiern wünsche ich ein gesegnetes Weihnachtsfest und eine ruhige Zeit zwischen den Jahren, sowie sichere Raunächte!
Liebe Grüße,
Micha