Autor Thema: Warum so selten Rock?  (Gelesen 10605 mal)

Offline karber

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Warum so selten Rock?
« am: 14.10.2004 11:44 »
Kleidung allgemein

Der Kleidungsstil einer Person sollte eigentlich die Persönlichkeit und die Person selbst repräsentieren.
Die Praxis siehst etwas anders aus. Hier wird (im Allgemeinen) ein Kleidungsstil gewählt, der so aussieht, dass die betreffende Person in der grossen Masse mitschwimmt. Also, die Prämisse lautet: nicht auffallen. Darin ist auch das Phänomen der Uniformiertheit zu sehen. Die Kleidung wird so ausgewählt, dass es in das allgemeine Bild passt. Deshalb ist auch der Rock (bei Mann und Frau) immer weniger zu sehen.

Nun gibt es natürlich auch Ausnahmen. Bei Frauen sind dies etwa 15% die (über das Jahresmittel gesehen) Röcke tragen. Bei Männern ist dieser Anteil im Null Kopma Promillbereich angesiedelt.

Wir alle wissen nun die Vorteile des Röcketragens zu schätzen. Trotzdem lässt sich die (beinahe) gersamte Bevölkerung in Mitteleurapa dieses Diktat gefallen.

Wo liegen nun die Gründe, sich derart von der Gesellschaft diktieren zu lassen? Sind um uns wirklich nur mehr Menschen, die in ständiger Angst leben, ihre Individualität auch in der Kleidung zu zeigen? Sind es einfach Existenzängste? Oder ist es vielleicht ganz etwas anderes?

Hier sind bitte nicht die rühmlichen Ausnahmen der überzeugten Rockträger gemeint. Ich bin sehr stolz auf diese, wenn auch sehr kleine, Gruppe.

Liebe Grüsse Karl

Offline cephalus

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Re:Warum so selten Rock?
« Antwort #1 am: 14.10.2004 12:50 »
Hallo Karl,
bevor man über das Verhalten eines sozialen Wesens, daß evolutorisch dahingehend geprägt ist, sich zuerst unreflektiert der Mehrheit anzupassen, was ja auch eine generell funktionierende Ãœberlebsnsstrategie darstellt, diskutiert, sollte man folgende Frage klären:

Der Kleidungsstil einer Person sollte eigentlich die Persönlichkeit und die Person selbst repräsentieren.

Wie begründest du dieses Axiom?

Primär stellt Kleidung doch nur einen Schutz vor den Umwelteinflüssen dar, denen den menschliche Körper nicht mehr voll in seinen Lebensräumen standhalten kann. Alles andere sind bereits wieder gesellschaftliche Prägungen, die du ja diskutieren willst. Du baust damit einen Zirkelbezug auf, der prinzipiell nicht mehr komplett logisch auflösbar ist.

Cephalus

Offline Ben

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Re:Warum so selten Rock?
« Antwort #2 am: 14.10.2004 13:42 »
Hallo karber,

ich habe schon vielen Frauen gehört, daß sie Röcke schlicht und ergreifend unbequem und und praktisch finden, und sie deswegen nur in Ausnahmefällen welche tragen. Insofern würde ich nicht unbedingt von einem Diktat sprechen.

Zitat
Der Kleidungsstil einer Person sollte eigentlich die Persönlichkeit und die Person selbst repräsentieren.
Wenn die große Mehrheit der Frauen und Männer Röcke tragen, wäre das Argument auch wieder hinfällig...

Gruß
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Offline karber

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Re:Warum so selten Rock?
« Antwort #3 am: 14.10.2004 16:27 »
Erklärung
@cephalus
Es ist vom KleidungSTIL die Rede, nicht vor Schutz gegen Umwelteinflüsse. Dazu ist das Meiste, dass wir Kleidung nennen sowie so nicht optimal geeignet.
Meine damit, dass sich ein Mensch seiner Umwelt mit Hilfe der Kleidung so präsentieren und vorstellen kann, wie es seinem Naturell entspricht. Du kannst nicht mit JEDEM plauedern und so deine Ansichten und Vorstellungen verbreiten.

@Collantix
WAS bitte ist an Rock unbequem?? Gerade ein Rock bittet doch alle Vorteile bezüglich Bekleidung, ohne die Nachteile eine Hose zu besitzen.
Röcke sind, wir die Meisten hier im Forum selbst erfahren haben, Hosen bei Weitem vorzuziehen.
Uniformiertheit würde ich es nicht nennen, wenn der Grossteil der Bevölkerung Röcke oder Kleider trägt, sondern einen Ausdruck von Vernunft und der Notwendigkeit angepasst.

Grüsse Karl



Offline Ben

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Re:Warum so selten Rock?
« Antwort #4 am: 14.10.2004 17:09 »
WAS bitte ist an Rock unbequem?? Gerade ein Rock bittet doch alle Vorteile bezüglich Bekleidung, ohne die Nachteile eine Hose zu besitzen.
Röcke sind, wir die Meisten hier im Forum selbst erfahren haben, Hosen bei Weitem vorzuziehen.
Wir sollten nicht von uns andere schließen. Bequem ist einfach ein subjektiver Eindruck. Und was bequem ist, definiert jeder Mensch für sich.
Und es gibt Situationen, in denen ich Hosen bequemer finde. Und ganz zu schweigen von Situationen, wo Röcke auch einfach unpraktisch sind...

Uniformiertheit würde ich es nicht nennen, wenn der Grossteil der Bevölkerung Röcke oder Kleider trägt, sondern einen Ausdruck von Vernunft und der Notwendigkeit angepasst.
Wieso ist es notwendig, daß Frauen und Männer Röcke und Kleider tragen?

Ich werde den Eindruck nicht los, daß Du versuchst, Kleidervorschriften zu machen. Komischerweise das, was wir eigentlich nicht wollen, oder?

Gruß
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Offline Ferdi

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Re:Warum so selten Rock?
« Antwort #5 am: 14.10.2004 17:24 »
Hallo Collantix!

Ich glaube nicht, dass Karl Kleidungsvorschriften machen will. Er ist halt nur so richtig innerlich vom Rock als ideales und schönes Kleidungsstück überzeugt. Ich bin ja genau so. Hosen sind manchmal auch für mich einfach notwendig, so z. B. neulich, als ich Schorsch beim Umzug geholfen habe. Da habe ich aus rein praktischen Gründen eine Hose angehabt, gewissermassen als Arbeitskleidung. Aber nicht, weil ich mich darin bequemer gefühlt hätte.

Grundsätzlich sollte es dabei bleiben: Es soll jeder das tragen, was er mag. Und wenn einer nur ab und zu mal einen Rock anzieht, sonst aber Hosen trägt, dann ist das auch in Ordnung. Wogegen ich mich wende ist dieses "Männer tragen nunmal Hosen". Das signalisiert Unfreiheit, und dagegen gilt es anzugehen.

Schöne Grüsse,
Ferdi
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Offline karber

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Re:Warum so selten Rock?
« Antwort #6 am: 14.10.2004 17:24 »
Vernunft
@Collantix
Will absolut keine Vorschriften - hasse schon den Gedanken daran.
Notwenigkeit sehe ich einfach in der Form,dass laut Mediziner immer mehr und häufiger Unterleibsprobleme auftreten. Ein Gutteil davon (wiederum nach Aussage der Mediziner) liegt auch daran, dass die Genitalien durch zu enge Kleidung deformiert (im Extremfall) werden und viele Beschwerden von der Einengung entstehen oder verstärkt werden.

Kleidervorschriften will und kann ich nicht bringen. Meine nur damit, dass auch bei der Auswahl der Kleidung ein wenig Vernunft mitspielen darf.

Wenn ich z.B. ein Dach decke, würde ich auch eine Hose vorziehen. Aber im grossen Teil unserer Arbeit und täglichen Verrichtungen ist doch ein Rock wesentlich bequemer - oder irre ich da?

Grüsse Karl

Offline Gatito

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Re:Warum so selten Rock?
« Antwort #7 am: 14.10.2004 18:42 »
Es ist doch schön morgens beim Schrankaufmachen schlichtweg die Alternative zu haben: Rock oder Hose. Einer der angenehmen Momente wo ich zur Zeit nicht höre "Schatzi, wenn du wieder dein Röckchen anziehst bin ich weg....".

adios, Gatito
Vielleicht müssen wir erst das loslassen was wir waren um das zu werden was wir sein werden. Carrie Bradshaw

chunky

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Re:Warum so selten Rock?
« Antwort #8 am: 14.10.2004 20:04 »
Hallo,
ich möchte mal etwas mitteilen was auf der Buchmesse / Frankfurt mir aufgefalen ist.

Wir fuhren los, wie immer bei längerer Fahrt, musste ich aufs Klo. Also Rastplatz angehalten und rein. 2 Paare haben gefrühstück, ichging vorbei und grüßte. Die Kinnlade ist fast in den Kaffee gefallen. Am Klo angekommen, musste 50c in den Wegkreuz stecken, der Klo Mann folgte mir bis zur Pinkelschüssel an der Wand ???

Als ich wieder raus ging und am Haus entlang, sind alle Verkäufer/innen an der Scheibe gehechtet und starrten mir nach.

Ja ich hatte einen Rock an !!!

In der Buchmesse fiel mir eines auf, 90% der Frauen, trugen Hosen ?!

Eine Dame meinte beim vorbei gehen "was der sich erlaubt?".
Ich schaute sie nur an (sie trug Hose). Ja ich hätte nun eine Diskusion anfangen können, aber so lachte ich nur und ging weiter.

Was ich sagen will, ich bin die gleiche Ansicht wie Ferdi
**********
Grundsätzlich sollte es dabei bleiben: Es soll jeder das tragen, was er mag. Und wenn einer nur ab und zu mal einen Rock anzieht, sonst aber Hosen trägt, dann ist das auch in Ordnung. Wogegen ich mich wende ist dieses "Männer tragen nunmal Hosen". Das signalisiert Unfreiheit, und dagegen gilt es anzugehen.
**********
Ich mach mein Kleiderschrank auf und entscheide mich für Hose oder Rock, je nach dem wie mir ist.

mfg

Offline Ferdi

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Re:Warum so selten Rock?
« Antwort #9 am: 14.10.2004 20:11 »
Es ist doch schön morgens beim Schrankaufmachen schlichtweg die Alternative zu haben: Rock oder Hose.

Bei mir lautet immer die Frage: Welcher Rock? Lang, mittel, kurz, mal wieder der Bahnenrock aus Denim? Der Wildlederrock hat mich auch lange nicht mehr bekleidet, aber der ist mir zu empfindlich. Der Breacan? Nee, nur "für gut". Nun ja, nehme ich mal wieder den knielangen Jeansrock. Zum Einkaufen gehen langt das.

Eigentlich schön, alleine diese Riesenauswahl, und eine Entscheidung unter den vielen Möglichkeiten treffen zu müssen, macht schon Spass. Und wenn man sich dann entschieden hat, kann man sich stundenlang an dem Tragegefühl erfreuen und seinen Rock so richtig stolz in die Welt hinaus tragen.

Das macht Freude, das ist Freiheit!

Gruss,
Ferdi
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Offline Ben

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Re:Warum so selten Rock?
« Antwort #10 am: 14.10.2004 21:53 »
Hallo Karl,

Will absolut keine Vorschriften - hasse schon den Gedanken daran.
Dann ist ja alles klar.

Notwenigkeit sehe ich einfach in der Form,dass laut Mediziner immer mehr und häufiger Unterleibsprobleme auftreten. Ein Gutteil davon (wiederum nach Aussage der Mediziner) liegt auch daran, dass die Genitalien durch zu enge Kleidung deformiert (im Extremfall) werden und viele Beschwerden von der Einengung entstehen oder verstärkt werden.
Das ist auch ein Grund, warum ich mit Jeans-Hosen nicht mehr zurande komme. Gerade diese Hosen engen bei mir extrem ein. Insofern achte ich bei Hosen darauf, daß der Stoff nicht zu fest / hart ist, daß einfach mehr Platz ist.

Wenn ich z.B. ein Dach decke, würde ich auch eine Hose vorziehen. Aber im grossen Teil unserer Arbeit und täglichen Verrichtungen ist doch ein Rock wesentlich bequemer - oder irre ich da?
Bei starkem, kühlem Wind hält sich das Rockvergnügen bei mir auch sehr stark in Grenzen. Da finde ich eine Hose dann einfach bequemer. Und ich biete nicht so viel Angriffsfläche (für den Wind).

Gruß
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Offline karber

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Re:Warum so selten Rock?
« Antwort #11 am: 14.10.2004 22:42 »
Also, warum 'sowenig' Rock?

Lese immer nur,wie schön, bequem, angenehm, usw. ein Rock ist. Warum wird dieses Kleidungsstüvk dann sowenig an die frische Luft geführt?

Grüsse Karl

Offline rock_luke

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Re:Warum so selten Rock?
« Antwort #12 am: 15.10.2004 00:18 »
Das grösste Problem aller Männer (mit Ausnahmen wie Ferdi) ist sicher die "Gesellschaft" mit ihren Normen. Und da sich viele Männer einfach nicht trauen einen Rock oder andere Damenkleidung anzuziehen. Wenn einem dann noch jegliche Unterstützung der Frau/Freundin fehlt, dann ist alles klar.

Weiters sicher ein Grund sind die Nachteile im Job und eventuell der Familie, falls herauskommt, das der "Leitende Angestellte" Röcke trägt. Auch einen dafür passenden Job zu finden ist sicher schwer.

Es gibt leider noch immer viele Gründe....

Luke

chunky

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Re:Warum so selten Rock?
« Antwort #13 am: 15.10.2004 07:31 »
@Karber - kann es sein, dass Frauen nun da sie "alles" anziehen können, einfach sich mehr für Hosen entschieden haben ?
So wie ich mich für Rock ???

@rock_luke - bin gleiche Meinung. Arbeitsstelle geht vor. Wenn es nicht erwünscht wird, dann gefährde ich es nicht. Wie groß ist die Tolleranz und Liebe der Gattin/Freundin zum Partner. Meine Tolleriert es und unterstützt mich in jeder Beziehung. Wenn es nicht so wäre, würden wir uns anders arrangieren.

Meine Frau weiß, dass ich einschnitte sowie intoleranz nicht akzeptiere und hinnehme. Da wird fachlich diskutiert und eine Lösung gefunden. Das macht eine Beziehung zwischen Menschen aus.

Meiner ansicht nach, würden es mehr Männer machen, aber trauen sich einfach nicht.

mfg

Offline Wolfgang

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Re:Warum so selten Rock?
« Antwort #14 am: 15.10.2004 09:47 »
Zitat von Luke:
"Und das sich viele Männer einfach nicht trauen einen Rock oder andere Damenkleidung anzuziehen."

Hallo Luke,

Einspruch, Euer Ehren. Dier Nachsatz war hoffentlich anders gemeint, als er da steht.

1. Es gibt Männerröcke. Also ist es Männerbekleidung
2. In dem Moment, wo ich einen Rock anziehe, ist es ebenfalls Männerkleidung.
Mein Geschlecht ändere ich nicht durch die Kleidung.

So wars gmeint, oder?

Liebe Grüße aus Bayern

Wolfgang

Zitat Adenauer: Ich bin wie ich bin. Die einen kennen mich, die anderen können mich...

Offline conne

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Re:Warum so selten Rock?
« Antwort #15 am: 15.10.2004 18:05 »
Tja, bei der Arbeit trage ich immer Hosen. Der Rock ist bei mir eher Freizeitkleidung und eine Alternative zur Hose.
Und jetzt beginnt auch noch die kalte Jahreszeit und da sind mir Hosen einfach lieber.

Grüßle
Conne

Offline Ferdi

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Re: Mal wieder Aufklärungsarbeit geleistet
« Antwort #16 am: 20.10.2004 20:04 »
Hallo Freunde des luftigen Beinkleides!

Ich traf vorhin auf dem Rückweg von einem Einkaufszentrum im Nachbarort auf eine Gruppe von 5 Jugendlichen, alle aus verschiedenen Ländern, Afrika, Orient, ein deutscher war dabei. Alter so etwa zwischen 15 und 20. Als ich angesprochen wurde, blieb ich stehen, grüsste die Jungens mit einem freundlichen "Hallo" und unterhielt mich mit ihnen. Die Bedingungen waren günstig. Ich hatte Zeit, die Jungs offenbar auch, denn sie standen schon die ganze Zeit an einem Telefonhäuschen rum, das dort als Treffpunkt der Jugendlichen gilt. Ich habe mich ganz locker und nett mit ihnen unterhalten. Anfängliche Bemerkungen ("..aber das ist ja nur für Frauen") überhörte ich mit freundlichem Gesicht und liess sie erst einmal in Ruhe ihre Fragen formulieren. Und die arbeitete ich dann in aller Ruhe gemeinsam mit ihnen ab.

Erst ging es darum, dass Röcke doch Frauenkleidung seien. Ich wies ganz freundlich und ohne sie abzuwerten darauf hin, dass die Frauen doch fast alle Hosen tragen,  daher könne man beim Rock nun wirklich nicht mehr von Frauenkleidung sprechen. Das wurde verstanden. Man hörte geradezu, wie es in ihren Köpfen Klick machte. Ich habe den Eindruck, sie haben noch nie in ihrem Leben darüber nachgedacht, sondern einfach alles unhinterfragt übernommen, was sie zu dem Thema bisher erfahren haben. Und wenn es die Piktogramme an den Toilettentüren waren. Als ich dann darauf hinwies, dass ja heute Hosen die "Frauenkleidung" par excellence sei, und dass sie daher "Frauenkleidung" trügen, da war wie bei Jürgen von der Lippe erst mal Sekunden lang Sendepause. Mit dem Argument haben sie nun garnicht gerechnet und schauten verstört einige Sekunden lang an sich runter. Ich dann (immer sehr freundlich): "Wo steht das denn, dass Röcke Frauenkleidung seien?". - "Wissen wir nicht, aber das ist doch Tradition". Ich: "Es ist auch Tradition, dass Frauen Röcke und Kleider tragen und heute tragen sie was sie wollen". Da sagte der Deutsche, ca 15 Jahre: "Ich finde das auch ungerecht, dass die Frauen einfach alles tragen". Und ein Afrikaner sagte: "Ich trage morgen auch einen Rock". Ich sagte ihnen dann, dass ich das auch ungerecht finde und dass ich mir dieselben Rechte erlaube wie die Frauen, nämlich das zu tragen was mir gefällt. Und dass ich keinen danach frage, ob ich das auch darf oder nicht. Wohlgemerkt, immer in einem netten, freundlichen Ton, wie bei einem unserer Treffen. Das hat sie beeindruckt. Einer sagte: "Stimmt, sieht wirklich sehr gut aus. (Ich hatte einen knielangen weiten Jeans-Bahnenrock, schwarzes Oberhemd und Jeansjacke an. dazu Winterschuhe und heruntergekrempelte schwarze Kniestrümpfe).

Das weitere Gespräch drehte sich dann um das Praktische. Die Jungens waren wirklich interessiert und wissbegierig, sie wollten einfach nur was darüber wissen und das habe ich ihnen freundlich alles erklärt. Es drehte sich hauptsächlich um das Tragegefühl, ob das nicht zu kalt wäre, was unten drunter ist, wie die Frauen darauf reagieren, wie lange ich schon Röcke trage, wie ich darauf gekommen bin und ob ich überhaupt keine Hosen mehr tragen würde. Ich sagte ihnen noch, dass sie nur dann damit anfangen sollten, wenn sie das aus dem Inneren heraus auch wollten, denn nur deswegen weil sie mich jetzt gesehen haben Röcke zu tragen, das ginge mit Sicherheit schief, denn dann fehlt ihnen die selbstsichere Ausstrahlung. Zum Schluss standen sehr nachdenkliche aber zufriedene Jugendliche da, die deutlich erkennbar und spürbar neue Erkenntnisse gewonnen hatten. Das Gespräch dauerte ungefähr 15 Minuten und da war die ganze Zeit nicht die geringste Spur von pöbelhafter Aggressivität zu spüren. Mir hat's Spass gemacht und der Gruppe Jungs wohl auch. Zum Schluss wünschten wir uns dann noch einen schönen Tag und ich ging meiner Wege.

Man kann also auch mit diesen Leuten vernünftig reden. Voraussetzung ist allerdings, dass sie nicht mit Alkohol oder Drogen zugedröhnt sind und über einen gewissen Mindestintelligenzgrad verfügen. Aber das spürt man schon ganz am Anfang, ob diese Voraussetzung zutrifft. Ich habe heute die günstige Gelegenheit genutzt und habe mir die Zeit zu diesem Gespräch genommen. Ich glaube, die werden in ihrer Clique davon erzählen und zwar in positivem Sinne. Wichtig dabei ist, dass man immer freundlich und höflich bleibt und am Anfang möglicherweise auftauchende abwertende Bemerkungen erstmal einfach ignoriert. Das ist fast immer die Verunsicherung durch das Ungewohnte, das ich für sie darstelle. Nach getaner Aufklärungsarbeit fällt es ihnen wie Schuppen von den Augen und sie machen sowas nicht mehr.

Schöne Grüsse,
Ferdi
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Offline Matthias

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Re:Warum so selten Rock?
« Antwort #17 am: 21.10.2004 10:50 »
Hallo Ferdi,

eine wirklich sehr schöne beeindruckende Geschichte, gefällt mir wirklich gut. So kann man die Leute überzeugen.

Viele Grüsse
Matthias
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Offline karber

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Re:Warum so selten Rock?
« Antwort #18 am: 22.10.2004 11:16 »
Freude durch Freiheit

Ferdi, du hast dein Umfeld im Griff! Es ist schon schwierig, sich bei den Röcken zu entscheiden. Viele beneiden dich um diese 'Probleme'.

Liebe Grüsse Karl


 

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