Letzte Woche bin ich drei Tage in Deutschland gewesen, zuerst in Hamburg mit meiner Frau, dann alleine, weil sie beruflich etwas zu tun hatte und mit Geschäftsverbindungen nach DK fahren sollte. Nachdem wir uns verabschiedet hatten, ging ich um 10 Uhr in die Stadt. An hatte ich meinen neuen, schwarzen, GinaTricot-Rock.
Bitte einloggen oder registrieren um das Bild zu sehen.Der GinaTricot-Rock, in dem ich den Tag in Hbg. Verbrachte. In den großen Warenhäusern in der Mönckeberg Straße, Karstadt, Kaufhof, Peek & Cloppenburg und C&A, konnte ich feststellen, dass Röcke nicht sehr präsent im Warenangebot sind. Dasselbe bei Esprit und Mango.
In der Europa Passage war ich im H&M Herrenladen, wo natürlich keine Röcke zu finden waren. Aber warum sollte ein Mann im Rock nicht Herrenbekleidung ansehen?
Später verbachte ich eine lange Zeit in der großen Thalia Buchhandlung, wo ich mir einige Hörbücher aussuchte und ging dann weiter zum Alster, wo ich mir im früheren Alster-Pavillon (heute Alex) etwas zum Essen und Trinken bestellte.
Bitte einloggen oder registrieren um das Bild zu sehen.Am Alster.Bitte einloggen oder registrieren um das Bild zu sehen.Beim Warten auf das EssenDann ins Alsterhaus
Bitte einloggen oder registrieren um das Bild zu sehen.Im Alsterhausund in den benachbarten H&M, wo ich zwei Röcke anprobierte und einen davon kaufte, einen schwarzen mit weißen Streifen an den Seiten:
http://www.hm.com/de/product/69316?article=69316-ABitte einloggen oder registrieren um das Bild zu sehen.Mein neuer Rock. In Größe Large ist er 44 cm langSpäter war ich zweimal in einem Fotogeschäft, das gebrauchte Fotoartikel verkauft. Das zweite Mal kaufte ich ein altes Voigtländer-Objektiv für meine Sammlung.
Nach sieben Stunden im öffentlichem Raum habe ich den klaren Eindruck bekommen: In Hamburg kann ein Mann wirklich Röcke tragen! Keine Zurufe, keine schräge Blicke, keine Andeutungen, kein Geflüster. Überall beste Bedienung. Ein Rock – in meinem Fall allerdings – wirkt zwar „anders“, wird aber anscheinend innerhalb des „Möglichen“ empfunden.
Ich fuhr danach nach Kiel, wo ich mir ein Hotelzimmer reserviert hatte. Sehr freundliche Bedienung beim Check-in. Nach einem kurzen Bad ging ich in die Stadt Essen und wählte ein Restaurant mit vielen Gästen. Diesmal hatte ich meinen blauen Jeansrock mit Knopfleiste an. Als ich hineintrat, guckten einige hinauf, redeten aber dann gleich weiter. Naja, ein Mann im Rock also, und…
Bitte einloggen oder registrieren um das Bild zu sehen.Der Rock, den ich abends im Kiel trug.Als ich zurück im Hotel war, öffnete ich einen App, der mit meiner Aktivitäten Rechnung führt. 34.000 Schritte, umgerechnet zu 25 Kilometern und alle im Rock und keine einzige negative Reaktion erlebt und um die zehn Stunden im öffentlichem Raum. Auch nicht als ich auf dem Weg hin und zurück am Hauptbahnhof mit einigen etwas betrunkenen Personen vorbeigehen musste oder an einem Kino vorbei mit vielen Jugendlichen auf dem Gehsteig.
Es geht. Es geht durchaus gut, sogar, einen Rock zu tragen. Und er weckt übrigens weniger Aufmerksamkeit als ein Kilt.
Am nächsten Morgen stand ich früh auf, zog mir meinen neuen Rock mit den Streifen an und ging hinaus.
Bitte einloggen oder registrieren um das Bild zu sehen.Bitte einloggen oder registrieren um das Bild zu sehen.Bitte einloggen oder registrieren um das Bild zu sehen.Morgen an der Kieler FördeIch war wohl eine Stunde unterwegs. Als ich im Hotel zurück war, ging ich in das kleine Frühstückszimmer. Es waren weniger als zehn Personen anwesend. Als ich hineintrat, blickten die, die mich sehen konnten, auf, wie gewöhnlich in einer so kleinen Versammlung. Und dann kehrte ihr Interesse an die Zeitung oder die Familie zurück. Als ich am Frühstücksbuffet stand, kam eine Angestellte und fragte mich nach meiner Zimmernummer und überprüfte sie mit einer Liste mit den Namen der Gäste. Sie wiederholte zwei Mal meinen ihr unbekannten Vornamen, lächelte mich freundlich an und nahm mir mit einer Entschuldigung ein Haar von meinem Polo-Shirt.
Nochmals zu Fuß durch die Stadt und in das EKZ Sophienhof. Ich dachte mir dabei um die 20 Jahre zurück. Mehrmals war ich dann im Auto um genau dieses EKZ herumgefahren und mir den nötigen Mut gesammelt, um endlich in eines der Parkhäuser zu fahren. Ich weiß noch, wieviel Angst ich damals hatte, das Auto verlassen zu müssen, um entweder gleich zum Zahlungsautomaten zu rennen oder mich doch ins Center hineinzuwagen. Ich wählte das letzte und konnte feststellen, dass es kein Problem war, im Kilt gekleidet zu sein.
Nun, 20 Jahre später, machte es mir nicht das Geringste aus, im Rock zu sein.
Bitte einloggen oder registrieren um das Bild zu sehen.Am Anfang hatte ich Riesenangst davor, mein Auto zu verlassen, wenn ich im Rock oder Kilt war. Ich mochte niemand in der Nähe zu sein, und ich verschwendete viel Zeit damit, endlich den richtigen Zeitpunkt an der richtigen Stelle zu wählen. Und so haben es viele, glaube ich.
So längst nicht mehr bei mir. Ich parke, wo es einen freien Platz gibt, und ich steige aus, wie viele Leute auch anwesend sind. Denn was sollte auch passieren können? Auf dem Weg nach Hause machte ich einen Aufenthalt in Schleswig und war danach in einem Bauhaus außerhalb von Flensburg, wo mich zwei Angestellte extrem freundlich bedienten, als ich eine bestimmte Ware nicht finden konnte.
Und dann endlich kurz vor der Grenze besuchte ich einen großen Grenzladen, wo Dänen Bier, Wein und Spiritus in Mengen kaufen. Damit waren sie viel mehr beschäftigt als mit einem älteren Herr im Rock mit Streifen an den Seiten.
Konklusion In Deutschland trägt sich Röcke total problemlos, allerdings solange einfach die Hose durch einen Rock ersetzt wird.
Mach’s einfach, wer es noch nicht gewagt hat!
Gruß
Gregor