Autor Thema: Schnürmieder unterm Wams für die Männer der Renaissance  (Gelesen 891 mal)

Offline Holger Haehle

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Liebe Leute,

um das Interesse am Buch "Männerrock - Geschlechterrollen in Mode und Gesellschaft"  ein wenig zu wecken, hier ein Auszug aus dem Kapitel zur Modegeschichte.

  In der italienischen Hochrenaissance (1500-1530) wurden jackenähnliche Wämser (Abb. 11) als Oberbekleidung populär. Ursprünglich waren sie gepolsterte Unterjacken des Militärs. Es wurde immer zugeknöpft getragen. Das Wams war entweder taillenkurz oder bedeckte die Hüften. Teilweise war es auch bis zum Knie verlängert. Dann hatte der Rockteil  immer tiefe Falten, so wie die Giubbone und Giornea. Die besonders verbreiteten kurzen Wämser waren entweder gerade geschnitten oder taillenbetont und dann spitz zulaufend.
  Für den engen Sitz in der Taille, wurden breite baskische Gürtel als Schnürmieder eingesetzt. Viele Gemälde in der National Portrait Gallery in London, so wie das von Robert Dudley, dem Earl of Leicester, von 1575, zeigen Männer mit geschnürten, schmalen Taillen. Der perfekte Sitz des Wamses des Earl of Dorset (Abb. 11) wurde höchstwahrscheinlich auch mit einem Korsett erreicht. Im Biedermeier wurden sie vornehmlich von Dandys getragen. Die Verbreitung von Miedern in der Männermode hielt bis ins 20. Jahrhundert an. Ein Zeitungsinserat im Delineator bietet in der Novemberausgabe von 1903 mit dem Werbespruch „An absolute Necessity“ Schnürmieder für Herren unter dem eingetragenen Warenzeichen „American Gentleman Corsets™“ an.20
  Zeitweise waren in der Renaissance Decolletés modern, bevor sich Stehkragen durchsetzten. Die Ausschnitte waren entweder weit bis kurz vor den Schultern oder tief bis etwa einen Zentimeter oberhalb der Brustwarzen. Die Gemälde Albrecht Dürers zeigen eine Vielzahl zeitgenösischer Decolletés in der Männermode, oft im venezianischen Stil. Auf dem Portrait von Oswolt Krel von 1499 ist der tiefe Ausschnitt mit einem Halsband geschmückt.21


 

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