Nun, zum Thema Kosmetik kann und will ich nichts beitragen. Ich habe meine Hygiene, wasche meine Haare mit derselben Seife wie den Rest des Körpers, und habe noch meine Hautcremes i.d.R. für Hände und Lippen. Basta.
Aber auf die Erwähnung der Dandies wollte ich noch eingehen, wobei Micha mir schon kurz und knapp zuvorkam.
Männer haben fast die gesamte Geschichte lang den Rock getragen. Erst seit dem 19. Jahrhundert hat sich dies durch den Einfluss des britischen Dandys geändert. Ich denke, das sollte sich ändern. ... ...
Danke, aang1210, für Deinen Beitrag!
Und gleichzeitig herzlich willkommen in diesem schönen Forum!!!
Dandies haben eher die eingschränkte Hosenmode für Männer aufgemischt. Aber Hosen wurden vor dem Dandytum oder Dandyismus schon längst getragen.
Gerne wird von - ich erlaube es mir etwas despektierlich auszudrücken - Hobbyhistorikern die Französische Revolution herangezogen, um das Ende von Kleidern und Röcken an Männern zu erklären.
In der Tat - schaut man etwas näher auf die Französische Revolution - ist da auch von den "Sansculottes" die Rede, die da durchaus auch bekämpft worden sind - im wahrsten Sinne des Wortes. Und "sans culottes" lässt sich tatsächlich auch in schneller Übersetzung als "ohne Hose" übersetzen. Aber die "Hosenlosen" trugen tatsächlich auch Hosen, nur waren das Hosen, die nicht als vollwertige Hosen interpretiert wurden. Im Gegenteil - die Sansculottes trugen sogar eher das, was heute als vollwertige Hosen angesehen wird.
Und Hosentragen war bereits vor der Französischen Revolution bei Jungs und Männern sogar schon mehrere Jahrhunderte Standard. Wie Micha richtig schrieb, geschah dies so im 15. / 16. Jahrhundert. Und ich vermute, dass da beonders der Dreißigjährige Krieg und manch andere kriegerische Konflikte eine entscheidende Rolle dabei gespielt haben dürfte. Jederzeit konnte mit dem Überfall irgendeiner marodierenden Horde gerechnet werden, da erschien die Verteidigungsfähigkeit in Hosen wohl deutlich geeigneter als in Röcken oder wallenden Gewändern. Das Thema Reiten dürfte da auch eine gewaltige Rolle gespielt haben.
Auch der Glaube dürfte da eine entscheidende Rolle gespielt haben, denn die Protestanten lehnten ja schon religös-fürstlichen Prunk und überreich verzierte Kirchengebäude ab. Das erstarkende Bürgertum profilierte sich mit dekorativer Enthaltsamkeit und die Vorläufer des Herrenanzugs etablierten sich. Irgendwo auf dem Land, der kleine Bauer z.B. wird da vielleicht noch länger Röcke und Kleider getragen haben, oder Menschen in ärmlichen Verhältnissen, letztlich aber wird jedermann (als Mann) versucht haben, den Idealen des bürgerlichen, puristisch geprägten Bürgertums sich anzunähern.
Und letztlich gipfelte in der Französischen Revolution und anderen kleinen und großen Revolutionen quer durch Europa der hochschäumende Hass auf die Herrschaft des Adels im Ablehnen jeglicher adeliger Verspieltheit. Spätestens da dürfte in letzten gesellschaftlichen Winkeln der gelegentliche Gebrauch hosenloser Alternativen verschwunden sein.
Das Tragen von Röcken bzw. vor allem von Kleidern bei kleinen Jungs hat sich jedoch noch länger erhalten und wurde zumindest in Deutschland erst im Umfeld der beiden Weltkriege endgültig ausgemerzt. Das dürfte sich aber aus einer anderen Haltung heraus so lange erhalten haben. Abgelöst wurde diese Kleinkindmode vor allem durch den politisch gewollten, populär werdenden Matrosenanzug, der eine Frühmilitarisierung der Jungs zum Ziel hatte und gleichzeitig eine Verweichlichung kleidchentragender Jungs propagierte.
BIs zu dieser Zeit war aber mindestens schon 2 Jahrhunderte die Hosenkleidung für Männer das Maß aller Dinge. Und während des Erstarkens von Nationalstaaten (und allmählicher Auflösung kleinstaatlicher Fürstentümer) wurde die Männerkleidung immer strenger und formaler.
Edit: Noch ein Gedanke kam mir: Auch das oft mit Revolutionsversuchen verbundene Erstarken des Demokratiegedankens dürfte zur Formalisierung und allgemeinen Angleichung der Männerkleidung beigetragen haben, vielleicht - wie ich interpretiere - als demokratisches, bürgerliches Gegengewicht zu staatlichen und militärischen Uniformen.Da kam es dann, dass die erwähnten Dandys vor allem so zu Beginn des 20. Jahrhunderts aus dieser tristen Formalität ausbrachen und mit mehr Farbe und auffälligeren Mustern mehr Abwechslung ins Spiel brachten. Nicht zuletzt Schottenkaros an Hosen waren eines der offensichtlichsten Kennzeichen vieler britischer Dandies.
Dandy wurde oft jemand bezeichnet, der eben aus dem schlichten Männernanzug ausbrach. Und oft verstießen sie auch mit der Mischung verschiedener Muster gegen jede klassische Moderegel.
Als einer der berühmtesten Dandys in heutiger Zeit dürfte meiner Meinung nach in Deutschland der Literaturkritiker Dennis Scheck bezeichnet werden.
Soweit der kurze, längst nicht erschöpfende Abriss der Männermode nach dem Aus von Röcken und Kleidern an Männern, gespickt mit meinen eigenen persönlichen Analysen, ohne jede Behauptung anhand von Quellenangaben belegen zu können oder zu wollen.
Ich übergebe das thematische Zepter wieder an diejenigen, die sich über dekorative Kosmetik an Männern austauschen wollen.