Hm, nehmen wir also mit dem Rock auch seine Konnotation und damit sogenannte weibliche Eigenschaften auf?
Und tun das nur solche Männer, die anders ticken?
Ob das nur solche Männer tun, die anders ticken, mit dieser Frage möchte ich mich jetzt nicht auseinandersetzen.
Die Bereitschaft, es zu tun, dürfte größer sein bei Männern, die anders ticken.
"Nehmen wir also mit dem Rock auch seine Konnotation und damit sogenannte weibliche Eigenschaften auf?"Im Grunde: ja.
Alleine der Akt des Setzens wird sich bei den meisten Männern ändern. Achtsame Männer werden die besitzte Fläche des Rockes versuchen, beim Setzen irgendwie ein Stück weit glatt zu streichen - etwas, was man aus dem Hosenleben nicht kennt. Jedenfalls solche Männer werden sich das allmählich angewöhnen, die nicht nur schmal geschnittene Jeansröcke tragen. Dieser Bewegungsablauf beim Setzen kennt man natürlich von den meisten Frauen - kann also auch als weibliches Verhalten aufgefasst werden. Allerdings habe ich diesen Bewegungsablauf auch schon bei Schotten gesehen.
Alleine in der Sitzhaltung wird sich bei einem rocktragenden Mann etwas ändern. Es sei denn, er trägt einen weiten, oder längeren aber dennoch auch weiteren Rock. Oder es sei denn, er kümmert sich nicht darum, dass er potentiell Einblicke gewähren kann. Auch diese speziellen Sitzhaltungen in all ihren Facetten ist ein eher als weiblich bekanntes Verhalten.
Alleine diese zwei relativ unbedeutenden Annäherungen an weibliches Verhalten löst im Laufe der Zeit - oder schon zu Beginn - die Sperre im Kopf, sich zu de-maskulinisieren. Und öffnet zumindest im Unterbewusstsein einen kleinen Spalt weit die Tür hin zu weiblichen Eigenschaften.
Die meine gestern eingebrachte Unterscheidung zwischen Kiltträgern und (zumindest auch) anderen Rockträgern beinhaltet verschiedene Aspekte.
Ich greife - zumindest zunächst (mal sehen, wo mich mein Beitrag noch hinführen wird) - ich greife mal den Aspekt der Beschaffung heraus, der bei Nicht-Kiltträgern bzw. anderen Rockträgern
zumeist den Weg in die Damenabteilung führt.
Alleine dass man sich
herablässt darauf einlässt, als Mann in die Damenabteilung zu gehen, darin zu stöbern und am Ende gar vielleicht noch was selbst anzuprobieren, ist eine mentale Öffnung zu weiblichem Verhalten und man übernimmt damit zumindest ein Fizzelchen weibliche Eigenschaften.
Kein gestandenes Mannsbild käme auf die Idee, das zu tun. Weiberkram. Nee, ist nicht Weiberkram, würden wir sagen, ist nur Notwendigkeit, weil es in der Männerabteilung keine Röcke gibt. Das kann man sich noch so schönreden, aber es ist eine Öffnung hin zu weiblichem Denken und ein Stück weit weiblichem Verhalten. Sozusagen. Denn, Du hast ja schon richtig in Deine Frage mit eingebaut, Holger: "
sogenannte weibliche Eigenschaften".
Ein gestandenes Mannsbild, aber auch ein eingefleischter Kiltträger, würde das niemals machen. Viele Männer, die eigentlich das Shoppen und das Anprobieren wollten, machen das auch nicht. Denn die Sperre im Kopf findet aushaltbarere Wege, sich was anderes als Kilts zu besorgen: nämlich im Onlinehandel.
Aber auch da muss man - sofern man das frei am Computer in seinem Haushalt überhaupt machen kann - eintauchen in die Damenabteilungen. Die begehrten Röcke werden an Damen präsentiert. Man muss sich nicht nur mit seinem Wunschrock versuchen zu identifizieren, man wird auch ein Stück darin befördert, sich mit der präsentierenden Dame zu identifizieren - zwar auch gleichzeitig sich von der Dame zu emanzipieren - aber auch da ist ein Sich-drauf-Einlassen dabei auf weibliches Verhalten, weibliches Fühlen - und gleichzeitig alleine wegen der Beschäftigung damit, ein kleiner Spalt Öffnung hin zu weiblichem Denken, weiblichen Eigenschaften - freilich alles
sogenannt 'weiblich'.
Also rein die Beschaffung eines Rocks, der kein Kilt ist, ist ein Auslöser eines inneren 'Klick'-Geräuschs, wo eine Annäherung an die Weiblichkeit (um es jetzt mal so verkürzt auszudrücken) stattfindet.
Jetzt gibt es immer noch die allerletzte Fluchtmöglichkeit für einen tatsächlichen oder potentiellen Nicht-Kilt-aber-Rock-Träger, nämlich die Flucht hinein in bestimmte Szenen (Mittelalter, Gothic, Techno z.B.), um für sich und vor anderen zu rechtfertigen, dass es definitiv kein 'Weiberkram' ist, für den man sich interessiert. Trotz dieser Rechtfertigungsmöglichkeit wird am Ende es sich nicht automatisch von selbst erklären, dass man in dieser Nische sich seine 'weiblichkeits'-ferne Rechtfertigung erschlossen hat, sondern man wird noch immer von vielen als 'Eindringling' in die 'Weiblichkeit' angesehen werden. Und auch als Szenen-Sympathisant muss man aushalten können, in die feminine Ecke verortet zu werden. Und alleine dieses Aushaltenkönnen ist bereits eine Öffnung hin zu 'weiblichem' Verhalten, 'weiblichem' Denken und wiederum eine zumindest ganz kleine Öffnung hin zu 'weiblichen' Eigenschaften.
Jetzt habe ich die ganze Zeit nur über die Beschaffung philosophiert. Und am Anfang über das Setzen und über das Sitzen. Vielleicht kommt da bei einigen - bei mir vermutlich zum Beispiel - noch sehr viel mehr hinzu.
Ohne jetzt näher drauf eingehen zu wollen, aber durch das Rocktragen, vor allem
beim Rock- (und Kleid-)-Tragen verspüre ich eine sehr viel größere Verbundenheit zu den Frauen, seien es Passantinnen oder solche, mit denen ich mehr zu tun habe. Will ich nicht weiter ausführen, wie gesagt. Nur das: dieses Fühlen der Verbundenheit löst im Gegenzug aber nicht die in mir verspürte Attraktion der Frauen auf, die diese auf mich ausüben können, das heisst, die sexuelle Attraktion von Frauen auf mich blieb dadurch unverändert, ja, wurde vielleicht sogar noch ein Stück bereichert.
Worauf ich noch schnell eingehen möchte - drum habe ich mich ins Spiel gebracht, mit meinen von Euch oftmals recht feminin empfundenen Styles - ist: Ich glaube, am Grad der scheinbaren 'Feminisierung' des Styles eines Rockträgers kann man auch ungefähr ablesen, in welchem Maß eine Öffnung hin zu sogenannten weiblichen Eigenschaften stattgefunden hat.
Ein Mann im Satinrock und auf High Heels wird vermutlich eine sehr viel größere Hemmschwelle haben, einem anderen Mann aus welchem 'triftigen' Grund auch immer, aus sich heraus gewalttätig anzugehen. So etwas machen die meisten eingefleischten Jeanshosenträger auch nicht einfach so, doch deren Hemmschwelle hingegen dürfte deutlich niedriger liegen.
Und ich denke, das bezieht sich nicht nur im Hinblick auf Gewaltbereitschaft, ich glaube, das durchzieht eine ganze Palette von weiteren Eigenschaften.
Wobei einem männlichen Damenrockträger es natürlich unbenommen bleibt, auch weiterhin glühender Fußballfan zu sein, auch weiterhin für seine Bedürfnisse innerhalb der Partnerschaft und Familie einzustehen, auch weiterhin Regale an die Wand zu schrauben.
Einzig... ich denke... dass Damenrockträger samstags vielleicht nicht unbedingt immer mit voller Inbrunst Regale an die Wand schrauben, sondern samstags auch gerne mal auf Neubeschaffung (also Shoppen) gehen wollen, und schließlich wollen die schönen Klamotten und das Feeling darin ja auch mal ausgetragen werden...