Hi Leute!
Ein interessanter Artikel!
Ich habe heute in einer E-Mail folgendes geschrieben:
"Ich habe auch in Sri Lanka mal in einer Familie gewohnt, in der der Mann im Büro Hosen trug und wenn er heim kam, sich umzog und Sarong trug. Er sagte mir, Hosen hätten einen höheren Status, da sie teurer seien und eben die Kleidung der ehemaligen Kolonialmächte und heute der Europäer und Amerikaner, die ja global das Sagen hätten. Das ist aber auch gerade ein Grund, warum ich es umgekehrt mache: Alle wollen die Hosen anhaben, die Männer, die Frauen, die Europäer, die Asiaten, die Afrikaner. Die Hose gilt immer noch als Symbol für Macht: Die Macht der Männer über die Frauen, die Macht Europas über die Welt. So ziehen die Unterdrückten auch Hosen an, um in der Rangordnung aufzusteigen. Und ich führe das ad absurdum, indem ich es umgekehrt mache und dadurch zeigen will: Es gibt keinen Rangunterschied zwischen Männern und Frauen, zwischen Europäern und anderen Menschen. Nicht nur Frauen können sich was von den Männern abgucken, nicht nur Asiaten von den Europäern, sondern auch umgekehrt. Wir Männer können und das Röcketragen von den Frauen abgucken, wir Europäer von den Asiaten und Afrikanern.
Vor knapp 2000 Jahren war es übrigens noch umgekehrt. Da haben die hosentragenden Gallier und Germanen sich von den mächtigen Römern das Tragen von Kleidern (tunicae, togae) abgeguckt. Und später nach der Völkerwanderung, als die Germanen Europa beherrschten, kam die Hose auch am Mittelmeer in Mode. So richtig begann Sie ihren Siegeszug aber ab dem 16. Jh. und den Höhepunkt hatte sie als Symbol männlicher und europäischer Macht wohl im 19. Jh. Seit dem ist das wieder rückläufig, vor allem, weil die Frauen auch anfingen Hosen zu tragen. Aber die Symbolik ist immer noch so stark, dass kaum ein Mann sich in den Rock traut."
Die Hose muss also diese Symbolik verlieren, wenn sich Männer mal massenhaft in die Röcke trauen sollen. Momentan ist es eher Heldentum, ganz im Hesse'schen Sinn. Hermann Hesse schrieb ja mal, dass die als Helden geehrten gefallenen Soldaten seiner Ansicht nach gar keine Helden seien, denn sie hätten ja nur gemacht, was von ihnen erwartet wurde. Echte Helden stellten sich seiner Meinung nach gegen die Masse und folgten ihrem Eigensinn.
LG, Michael