Ich finde sehr interessant, was Holger da bekanntgegeben hat.
Was ich gelesen habe, sollte mich hoffnungsfroh stimmen, tut es aber nicht, weil ich ein Feigling bin!
Meine Ausrede lautet, daß ich bei einer sehr konservativen Behörde arbeite, um es dezent auszudrücken, sowie in einer ausgesprochen traditionell orientierten Kleinstadt lebe.
Um es salopp auszudrücken: ich wäre, erschiene ich in einem Rock, in beiden Umfeldern „unten durch“, für alle Zeiten!
Eingewandt werden könnte, daß, sofern der Ruf erst ruiniert ist, es sich gänzlich ungeniert lebt, jedoch hier erneut mein Hinweis: ich bin ein Feigling! Für mich ist die fortdauernde Akzeptanz meiner Mitmenschen zu wichtig.
So sehr ich es auch bedauere, bleibt mir im Rock und in High-Heels nur das winzige Biotop meiner häuslichen Umgebung, und auch dort vorzugsweise in den oberen Gemächern, da ich im Parterre durch die Fenster zu leicht gesehen werden könnte.
Zum Thema Akzeptanz vielleicht noch folgende Anmerkung: ich will die Empirie nicht infrage stellen, mir scheint aber fraglich, ob die dokumentierten Antworten der Teilnehmer nicht auch dadurch mitgeprägt sind, daß die Thematik für sie insofern recht abstrakt war, da sie in ihrem eigenen Leben nicht davon berührt waren. Wären sie als Subjekt des Rockträgers oder als Familienangehöriger bzw. Partner(in) davon betroffen, wage ich zu bezweifeln, daß die Antworten dann noch so tolerant blieben.
Meine Frau z. B. meint, ich stellte in Rock und High-Heels für sie eine völlig fremde, andere Person dar, nicht den Mann, den sie kennt und liebt. Wenn ich mir die Freiheit nehme, mich so anzuziehen, ignoriert sie das weitestgehend.
Ich habe versucht, ihr klarzumachen, daß ich auch dann kein anderer bin, aber die Visualität meines Äußeren ist wohl zu dominant für sie (dabei trage ich weder Perücke noch Make-up, wäre wohl auch sinnlos bei meinem nicht überschminkbaren Männergesicht).
Mit relativ frustrierten Grüßen,
Morle