Hallo Rock_ER,
Deiner Einschätzung, "nur 4-5% aller Männer tragen - so wie ich - in der Öffentlichkeit lieber Rock statt Hose", würde ich gerne Glauben schenken. Kraft Deiner Worte, was sie definitiv ausdrücken, müssten mir jeden Tag in der Stadt mindestens ein paar rocktragende Männer begegnen.
Natürlich kann man den Worten Deiner Aussage andere Bedeutungen beimessen, z.B. dass dieser Anteil jene Männer meint,
die in der Öffentlichkeit lieber Rock statt Hose tragen, aber die wenigsten davon es tun. Dieser Einschätzung würde ich schon eher zustimmen können. Vielleicht ist dieser Anteil
jener soeben charakterisierten Männer sogar noch deutlich höher - wir wissen es nicht. Viele Männer - so schätze ich es ein - würden noch nicht mal auf Nachfrage dies zugeben wollen. Eine noch so gut gemachte Umfrage würde vermutlich nicht den wahren Anteil jener Männer aufzeigen können, die im Herzen tatsächlich lieber Röcke statt Hosen in der Öffentlichkeit tragen würden, wenn, ja wenn... ... ... wenn sovieles nicht wäre, angefangen vom Herdentrieb. Bis hin zu Leuten, die dann anfingen zu glauben, ein rocktragender Mann steuere auf die Geschlechtsumwandlung zu - und ja, jetzt bin ich beim eigentlichen Thema dieses Diskussionsfadens hier!
Danke, Rocker_ER, dass Du mir mit Deinem Beitrag von heute einen Blick in die tiefe Geschichte dieses Forums eröffnet hast.
Dieser Thread war wohl einst aktuell, als ich eine große Pause von diesem Forum mir erlaubt hatte. Jedenfalls ist dieser Thread völlig neu für mich, und ich habe ihn nun mal schnell mit Begeisterung komplett mir durchgelesen.
Ich finde es schon recht interessant, mit welcher zum Teil Verbissenheit, ja persönlich zu nehmender Beleidigung, diese Nachfrage jener Dame interpretiert wurde. In den Antworten hier herrschte diese geradezu abwehrende Blickrichtung eher vor. Die Stimmen, mit mehr Gelassenheit auf solch eine Nachfrage zu reagieren, waren ja doch eher dünn gesäht unter den Antworten hier im Diskussionsfaden.
Und ich bin mir sicher, auch aus heutiger Sicht würden die Antworten der hier aktiven Mitglieder nicht immer ganz so gelassen auf die Situation der fragenden Dame lauten; die heutigen Antworten ergäben ein recht ähnliches Stimmungsbild.
Es gab ein paar Passagen, die ich hier (oder auch in anderen heutigen Diskussionen) durchaus als zitierwürdig ansehe.
Das hier seit über 10 Jahren nicht mehr aktive Mitglied, Forumskollege "derfrank", dem beim Einkauf im Getränkemarkt ja diese offensive Frage nach einer anstehenden Geschlechtsumwandlung gestellt wurde, schreibt in seinem Eröffnungs-Post ja selbst:
Klar, im Rock bin ich ein Exot, aber dennoch sexuell klar definiert. Liegt das nicht daran, dass rocktragende Männer so selten sind?
Ja, Kollege "derfrank" hat das richtig analysiert. Und wenn, so wurde damals - und heute bestimmt auch noch häufig - damit etwas assoziert, was nicht notwendigerweise damit verbunden ist.
Und nochmals aus seinem Start-Post zitiert:
... gab ich dann zur Antwort, dass ... ... ... und ich ein stinknormaler, glücklich verheirateter Mann sei, der eben gerne mal Röcke trägt. Die Frau war wohl enttäuscht, dass ich weder Schwuchtel, Transe, dick bekloppt bin oder auf dem Weg zur Frau der Orch- und Penektomie entgegenfiebere. Als Mann im Rock in der Öffentlichkeit? Nur so? Dafür fehlt dem Normalbürger wohl jedes Verständnis.
Als Mann im Rock in der Öffentlichkeit? Einfach nur so??
Genau, dazu fehlt dem Normalbürger nach wie vor noch immer ein vernünftiges Maß an Verständnis. Auch heute noch.
Insofern: Egal, aus welchem Antrieb die Dame an unseren Forumskollegen derart mit ihrer Frage herangetreten ist,
Grundhaltung eines Mannes, der "einfach nur so" Rock trägt, sollte eher nicht sein, "Was willst Du, Du blöde Kuh?",
sondern - je nach augenblicklicher SItuation - sich daran erfreuen, dass es Menschen gibt, die sich aus welchem Grund auch immer damit gerade gedanklich beschäftigen, und ihnen ganz gelassen die Information zuteil werden zu lassen,
dass es tatsächlich auch Männer gibt, die "einfach nur so" Röcke in ihrem Alltag tragen.
Ohne diese gelassene Grundhaltung à la "ich helfe Dir gerne, es besser zu verstehen" wird sich die Existenz rocktragender Männer aus "einfach nur so"-Motivation nicht in der Bevölkerung herumsprechen. Ohne unsere Bereitschaft, uns zu erklären, werden falsche Assoziationen uns weiterhin anheften.
Und unser heute noch immer aktive Forumskollege franco schrieb vor 15 Jahren richtig - noch immer hochaktuell:
Ironischerweise sind die Menschen, mit denen wir hier in einen Topf geworfen werden (TVs und TS) zahlen- und lobbymäßig viel besser aufgestellt als wir, denn die Medien überschlagen sich mit Berichten über diese Menschen!
Uns Männerrockträgern schenkt niemand Beachtung - unsere Existenz ist den meisten Menschen schlicht nicht bekannt.
Und das müssen wir ändern!
Ändern können wir das am besten, indem wir zahlenmässig im Alltag sichtbar werden,
und wenn jemand mit Fragen an uns herantritt, nicht genervt, sondern freundlich Auskunft zu erteilen.