Nun, ich bin auch kein Anhänger des Glück verheißenden Wachstums. Ich denke, 'Wachstum, Wachstum, Wachstum' ist ein toxisches Mantra.
Aber dennoch bin auch ich kein Moralapostel wie er im Buche stehen könnte. Ich werfe bewusst bestimmte Dinge z.B. in den Restmüll statt in den gelben Sack. Ich spare nicht an Klopapier und Küchenrollen. Und ich lasse lieber 12 Sekunden Wasser laufen als eine zu wenig - vor allem, wenn es gerade so am bequemsten ist.
Trotzdem finde ich, dass ich mich in vielen Dingen nachhaltiger verhalte als andere (okay, Selbstüberschätzung gehört zum Menschsein).
Mein Auto - Danke, Zwurg, für Dein Beispiel - feiert in diesen Tagen 20jähriges Fließband-Jubiläum. Und mein Opel Astra-Benziner hält mir hoffentlich noch ein bisschen länger die Treue:
Bitte einloggen oder registrieren um das Bild zu sehen.Ich erwarte bald die 396396 - vermutlich werde ich wieder den entscheidenden Moment verpassen, um es zu fotografieren.
Ich bin also eigentlich schon mit ihm bis zum Mond gefahren. Aber ich lass auch niemand ran ans Steuer, weil ich weiss, dass andere nicht so nachhaltig mit meinem Auto umgehen würden wie ich es tue. Mir ist es egal, wenn ich 2 km brauche, bis ich auf der Autobahn die 100 erreiche. Ich habe auch keine Hemmungen, bei 150 auszukoppeln, wenn ich in einem Kilometer abfahren will oder die Autobahn bergab geht. Bei einer typischen Strecke, kurz vor zuhause, lasse ich normalerweise mein Auto gut 5 Kilometer ausrollen, was seit 5 Jahren aber nicht mehr geht, weil wegen einer Dauerbaustelle an einer entscheidenden Stelle nur noch 60 statt 100 erlaubt ist.
'Höher, schneller, weiter' ist eine Lebensmaxime, die noch nie meine gewesen ist. Ich bin mal anderthalb Jahre bewusst nur mit Höchstgeschwindigkeit 70 gefahren - Anfang der 90er -, bei einer Jahres-Km-Leistung von über 30.000 km - damals auch bewusst die Autobahn gemieden, weil die anderen ja dort alle schneller sein wollen. Ich hatte dann mal ausgerechnet, welchen Verbrauch ich hatte, da kam ich bei 3.000 km Stadt/Land gemischt auf 5,45 Liter/100 km. Damals habe ich mir meinen gefühlt umweltschonenden Fahrstil angeeignet, den ich bis heute kultiviere. Vorausschauendes Fahren gehört dazu; auch anderen Verkehrsteilnehmern mal ihren Willen frühzeitig gewähren, um es nicht zur Konfliktsituation kommen zu lassen, wo dann beide unnötig abbremsen müssen. Vorausschauendes Fahren hat auch viel mit dem Blick in den Rückspiegel zu tun, um auch da nicht erst im letzten Moment erschrecken und abbremsen zu müssen, sondern bewusst den Verkehrsfluss für andere und für mich möglichst harmonisch am Laufen zu halten. Ja, eine gewisse Umsicht und Gelassenheit kann auch Ressourcen schonen und Emissionen reduzieren. 'Gelassenheit' - eine Lebensmaxime, die gut zu mir passt, die anderen auch gut zu Gesicht stehen würde.
Ich lasse auch nicht abends stundenlang die Aussenbeleuchtung rund ums Haus brennen, nur weil es 'schick' aussieht.
Ich vermeide, Möbel wegzuschmeissen oder zu ersetzen, nur weil sie dem heutigen Zeitempfinden nicht mehr zeitgemäß sind. Ausserdem hasse ich, wenn neue Möbel monatelang irgendwelches Zeug ausgasen. Und mein Auto kommt mit viel Glück auch nur zweimal im Jahr in die Waschstraße und braucht keine Mittelchen oder Polituren.
Ich brauche keine 27 elektrisch/elektronischen Helferlein in der Küche. Meinen Pfeffer kann ich noch immer mit meiner eigenen Muskelkraft mahlen. Mein Fernseher - obwohl ich im Bereich Film und Fernsehen tätig bin - ist noch immer im Format 4:3 und besitzt noch eine Braun´sche Röhre. Ein Handy wird ersetzt, wenn es seinen Geist aufgibt, nicht weil es nicht mehr modern genug aussieht.
Und in der Heizperiode schaue ich, dass das Mauerwerk nicht zu sehr auskühlt, meine Heizkörper stehen i.d.R. auf etwas über 1 von 5, z.T. 7 Strichen. Ist mal irgendwo über 20 Grad erreicht, wird die Heizung von mir zurückgeregelt. Wenn meine Freundin da ist, gelingt mir das nicht immer, schon gar nicht im Bad. Ich kann wunderbar mich in 2 Schichten hüllen zuhause oder in flauschige Klamotten oder in Ruhestellung in Decken einkuscheln. Das gelingt dann auch mit meiner Freundin.
Apropos Freundin. Wenn ich alleine einkaufe, kann ich mich wunderbar beschränken. Kaufe ich mit ihr ein, lasse ich mich für viele Käufe hinreissen - und da passiert dann häufiger, dass auch manche Lebensmittel zuviel eingekauft werden, die so schnell nicht verarbeitet oder gegessen werden können, wie es sinnvoll wäre.
Ja, dann passiert es, dass ich auch leider manches wieder entsorgen muss. Das meiste versuche ich dann, dem Naturkreislauf in meinem Garten zu übergeben. Fuchs, Dachs, Marder und Eichhörnchen kommen auch ohne meine Gaben. Beteiligen sie sich am Naturkreislauf, dann sind die es, die das Methan ausstoßen...
Euch einen nachhaltigen Gruß,
Wolfgang