Schaulaufen oder Selbstdarstellung kann viele Formen haben .
Oh ja, das hast Du richtig erkannt! (Siehe
da!)
Du machst Dein Schaulaufen in Deiner ummauerten Blase.
Okay, Du hast neulich vor kurzem auch mal Versuche gestartet, im Kino oder im Restaurant so aufzulaufen. Also ganz so uninteressiert, Dein Rocktragen auch ausserhalb dieser gut beleuchteten Blase zu etablieren, scheinst Du ja doch nicht (zumindest gewesen) zu sein.
Mir kamen andere inzwischen schon etwas zuvor, die Deine Einstellung versucht haben, ein wenig zu analysieren. Ich will mich aber auch damit nicht zurückhalten.
Und du gehst zu Aldi zum Schaulauf und hoffst im Stillen das dir die Kassiererin ein paar warme Worte schenkt die dein Ego und Selbstbewusstsein pushen. Und hinterher wird dann mit stolz geschwellter Brust berichtet wie sie begeistert war. So weit der Wunschgedanke. Aber wie oft passiert das. Einmal im Monat oder einmal Jahr?
Darüber hier zu berichten, ist doch genau der richtige Ort, wo wir uns gegenseitig unterstützen können, tiefeingebrannte Hemmungen loszuwerden. Was stört Dich denn daran, über diese kleinen erfreulichen Dinge zu berichten, dass man unter Menschen eben NICHT AUSGEGRENZT wird, sondern irgendwie WIE EIN relativ NORMALER MENSCH behandelt wird?
Ich lese da immer eine gehörige Portion Neid heraus, wenn Du, Timper, Deine Kritik daran immer wieder wiederholst und solche kleine, nette Erlebnisse schon fast verhöhnst.
Ich weiss nicht, Timper, da der Rock nicht zu Deiner Alltagskleidung zählst, wie Du sonst eben Dich für den Alltag anziehst. Kann es sein, dass Du irgendwann von irgendwem mal zu hören bekamst, dass dies oder jenes Dir besonders gut steht? Von Deiner Ex? Von Deiner Mutter? Einer Angebeteten? Von Kolleginnen? Kann das sein, dass Du aufgrund dieser "Empfehlungen" Deinen Alltagsstil darauf ausgerichtet hast? Kann es sein, dass Du von Alltag zu Alltag immer sehr, sehr ähnlich in einem ziemlich eng zu fassenden Stil gekleidet bist?
Kann es aber auch sein, dass Du irgendwie ein, zwei Lieblings-T-Shirts hast - mit besonderer Farbe. Oder mit irgendeiner besonderen Aufschrift?
Und so wird es sicherlich Tage geben, wo Du besonders viel Lust darauf hast, diese besonderen Lieblingsstücke anzuziehen. Aus Lust und Laune, weil Du einfach Bock darauf hast, dieses eine T-Shirt heute mal anzuziehen!
Timper, so geht es uns auch. Wir haben auch immer mal Lust und Laune, etwas, was wir besonders mögen, anzuziehen.
Und ich kann von mir nun sagen, dass ich ausser im Bett und unter der Dusche sonst immer irgendwie Kleidung um mich herum an meinem Körper habe. So, wie Andere besonders gerne Menschen um sich herum haben, mit denen sie besonders gut klarkommen, möchte ich mit der Kleidung, die mich die ganze Zeit umgibt, jene Kleidungsstücke tragen, mit denen ich besonders gut klarkomme.
Ich habe keine Lust, mir das auf die Zeit für ein paar Stunden am Wochenende aufzuheben. Ich habe Lust, das immer frei wählen zu können.
Und wenn ich bei Helga vom Aldi an der Kasse stehe, dann weil ich eben Einkaufen bin, nicht um von Helga gelobt zu werden.
Wenn Helga mir was Nettes sagt, habe ich trotzdem nichts dagegen. Kleine Nettigkeiten helfen zu erkennen, dass man trotz wegen seines abweichenden Verhaltens dennoch als Mitmensch anerkannt wird.
Und das sind die Momente, die den Alltag versüßen können. Aber nicht dieser Moment ist mir wichtig. Wichtig ist der ganze Tag und die Kleidung, in der ich stecke. Und die will ich frei wählen können, so wie das die andere Hälfte in unserer Gesellschaft ja auch tut.