Nabend.
Manchmal ärgert es mich schon, dass wir Diskussionen in unserem überschaubaren Kreis in andere Worte gekleidet in verschiedenen Threads aufwärmen. Weiter kommen wir damit nicht wirklich, weil Personen und Positionen bekannt sind.
Deshalb habe ich lange überlegt, ob ich hier erneut meinen Senf dazugebe.
Das Tutu, oder auch ein Dirndl, ist nicht das Problem... das Problem ist die Einstellung des Jungen. Ein Mädchen im Tutu erfüllt einen Zweck, ist anerkannt und gilt als schön. Sie spielt einfach eine Rolle. Der Junge müsste sich etwas ausdenken in welchem Zusammenhang das Tutu in glaubwürdig erscheinen lässt.
Ein Dreijähriger muss sich keine Rolle ausdenken, weil er den Wunsch, Kleid/Rock/Tutu/Dirndl, etc. zu tragen, in der Regel noch nicht reflektiert. Stößt er mit seinem Wunsch auf Ablehnung, setzt Unverständnis ein. Die Reflexion, also die Wahrnehmung, dass sich Mädchen anders anziehen, bzw. dass Mädchen anders angezogen werden, setzt erst später ein.)
An anderer Stelle in diesem Forum habe ich es schon mal geschrieben: Sogenannte Verkleidungskisten, auf die Kinder uneingeschränkt Zugriff haben, sind in Tagesstätten sinnvoll und wichtiger als vieles Spielzeug. U.a daraus entwickeln KInder Rollenspiele, die für die Entwicklung wichtiger ist als der hohe Legoturm oder das x-te Puppenverkleiden.
Die Ablehnung durch Eltern möchte ich, im Gegensatz zu Asterix, nicht pathologisieren, sondern eher unter dem Aspekt betrachten, dass viele Eltern Angst haben, dass ihr Sohn stigmatisiert wird. (So gibt es auch Eltern, die erschrecken, wenn man ihnen erzählt, dass ihre Tochter andere Kinder haut.) Auch das habe ich schon mal erwähnt: viele Eltern kritisieren, dass es immer noch zu viel Kleidung/Spielzeug gibt, die sich an ein Geschlecht richten. Womöglich sind es in meiner Blase mehr Eltern als im Durchschnitt. Dass es immer noch zu viele Eltern gibt, die in den althergebrachten Schemata denken, ist unbestritten. Ich möchte es dennoch nicht als pathologisch bezeichnen, sondern eher als unreflektiert.
Denkbar wäre eine Art Held oder dergleichen... In solch einer Rolle entsteht auch kein Druck dem er dich beugen müsste, und außerdem kann er so jederzeit als "Held" das ganze wieder sein lassen.
Es gibt schon Kinder- und Jugendliteratur, die sich nicht der immer noch gängigen Geschlechterklischees verweigert. In der Regel geht es dabei eher um Verhaltensweisen als um Kleidung.
Aber wenn 50er-Jahre-Gender-Scheiß wie „Conni“ im 2. Jahrzehnt im 21. Jahrhundert noch verfilmt wird, ist es natürlich schwierig, das zu registrieren.
VG Ben.